Am 25. Februar wäre Karl May 180 Jahre alt geworden. Der aus Hohenstein-Ernsthal stammende Sachse galt vielen Zeitgenossen als Aufschneider, Hochstapler und Plagiator. Sein Drang zur Selbstdarstellung wurde noch von seiner überbordenden Fantasie übertroffen. So schuf er seine literarische Wunderwelt.
Ein Wiedersehen nach mehr als 50 Jahren. An den Besuch des Karl May Museums in Radebeul bei Dresden erinnerte ich mich sofort, als ich unlängst erneut die Villa Bärenfett in Radebeul im Dresdner Elbland, unweit der berühmten Weinberge von Schloss Wackerbarth und Hoflößnitz, besuchte. Als Kind war ich schon einmal dort. Viel hat sich seitdem nicht verändert in der Villa Bärenfett. Nun aber erwartete uns auch mit der Villa Shatterhand das eigentliche Wohnhaus von Karl May.
Besuch im Karl May Museum
Ich hatte den Eindruck, die Ausstellung in der Villa Bärenfett ist die gleiche wie damals: Kleidung, Waffen, Fotos und Gemälde sowie Nachbildungen nordamerikanischer Indianer. Auch an das Diorama der Schlacht am Little Big Horn konnte ich mich lebhaft erinnern. Damals hat es alles nur mystischer auf mich gewirkt. Ausgestellt waren auch die drei legendären Gewehre ausgestellt, mit denen Karl May seine Helden ausstattete: Winnetous „Silberbüchse“ sowie Old Shatterhands bzw. Kara Ben Nemsis „Bärentöter“ und „Henrystutzen“. Nun war ich also wieder dort. Ein besonders wild-romantisches Flair strahlt noch heute der rustikale Wild-West-Raum in der Villa Bärenfett aus, der die Besucher mit einem Kamin, Jagdtrophäen der Fauna Nordamerikas und seiner dunklen Holzverkleidung empfängt. Der erste Museumsverwalter Patty Frank nutzte diese Kulisse, um seinen Gästen in der Kluft des Westmannes ganz in der Tradition Karl Mays spannende Geschichten von seinen abenteuerlichen Reisen rund um seine Indianersammlung zu erzählen. Das Karl-May-Museum gehörte damals zum Museum für Völkerkunde Dresden und so richtig war Karl May in der DDR ja nicht anerkannt. Seine Bücher wurden meist weitervererbt oder von West-Verwandten in den Osten Deutschlands geschickt. Erst in den späten 80er Jahren gab es so eine Art Karl-May-Renaissance und ausgewählte Bände im Staatsverlag „Neus Leben“ erschienen. Zu kaufen bekam man sie kaum, es war sogenannte Bückware.
Als ob Karl May gerade aus dem Haus ist
Was für mich aber gänzlich neu war: ein Besuch in der Villa Shatterhand. Damals war dort, wenn ich mich Recht erinnere, ein Kindergarten oder ein Schulhort. Zumindest noch kein Museum. Jetzt kann man in der Villa Shatterhand wieder die original eingerichteten Wohnräume und sein Arbeitszimmer besuchen. Es scheint so, als sei Karl May gerade mal kurz rausgegangen. Das Haus atmet die Geschichte und gibt etwas über die Aura wieder. Die großformatigen Bilder im Arbeitszimmer mit der durchaus einzigartigen Bibliothek stammen von Karl Mays Freund Sascha Schneider, der für die ersten Buchausgaben auch die Illustrationen lieferte. Als er am 30. März 1912 im Alter von 70 Jahren starb, war er eine Berühmtheit. Die weltweite Auflage seiner Werke, die in 42 Sprachen übersetzt wurden, wird auf 200 Millionen geschätzt, davon allein 100 Millionen in Deutschland.
Das ungebrochene Interesse an Karl May wird in dem Karl May Museum deutlich. Es ist ein einzigartiger Bildungs-, Erlebnis- und Sehnsuchtsort für das kulturelle Vermächtnis des Schriftstellers Karl May (1842–1912). Es wird von der Karl May Stiftung Radebeul als Erbin Karl Mays getragen und verantwortet. Von 1960 bis 1994 wurden Karl Mays Arbeitszimmer und Bibliothek sowie vom Karl-May-Verlag und einem privaten Sammler zusammengetragene Gegenstände aus dem Leben der nordamerikanischen Indianer in einem Karl-May-Museum in BambergFranken gezeigt. Nach der Rückführung des Nachlasses nach Radebeul wurde das Museum in Bamberg aufgelöst. Heute pilgern die Fans nach Radebeul. Zu sehen gibt es eine Menge.Karl May Radebeul Sachsen Museum
Reichhaltige Sammlung
Was gibt es hier alles zu sehen ? Die ethnografische Sammlung umfasst insgesamt mehr als 3.600 Objekte aus allen Erdteilen. Hauptschwerpunkt bilden mit etwa 1.800 Objekten Kunst- und Alltagsgegenstände der indigenen Kulturen Nordamerikas. Neben dem ethnografischen Sammlungsbestand befindet sich zudem eine große Auswahl an historischen Fotografien, Dokumenten, Gemälden, Drucken und Zeichnungen, hauptsächlich zur Kulturgeschichte Nordamerikas, sowie historische Waffen im Bestand des Museums. Zum Nachlass Karl Mays zählen der ursprüngliche Mobilarbestand der Villa Shatterhand, die Bibliothek mit 2.655 historischen Werken, die Sammlung von künstlerischen Arbeiten sowie Autografen der Familie May und persönliche Gegenstände aus Mays Besitz und seiner Frau Klara.
Dauerausstellung
Das über 90 Jahre alte Wildwest-Blockhaus Villa Bärenfett beherbergt eine in Europa einzigartige Sammlung zur kulturhistorischen Lebenswelt der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Karl May Witwe Klara ließ sie als Illustration zu Mays Werk gestalten. Die Dauerausstellung umfasst ethnologische Objekte aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, welche die große Vielfalt der indianischen Kulturen widerspiegeln. Dazu zählen prachtvoll mit Stachelschweinborsten und Perlen bestickte Kleidung, aufwendige Schnitzkunst, kostbare Töpferkunstwerke, imposante Feder- und Flechtarbeiten und vor allem 16 lebensgroßen Indianerfiguren.
Diese wurden zwischen 1928 und 1944 von unterschiedlichen Künstlern angefertigt und begeistern seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1928 kleine und große Besucher aus aller Welt. Eine Kinder-Aktiv-Station macht die Lebenswelt der Indianer Nordamerikas mit nahezu allen Sinnen erlebbar.
Im weiträumigen Museumspark zwischen den Ausstellungsgebäuden laden in den Sommermonaten ein begehbares Tipi, der Erlebnisspielplatz und eine Goldwäsche zum Verweilen ein. Seit dem Frühjahr 2017 thront ein sieben Meter hoher Karl May Totempfahl im Museumspark, der im Rahmen eines Schnitz-Workshops des indigenen Künstlers Edward Earl Bryant vom Stamm der Tsimshian entstanden ist. Die geschnitzten Motive symbolisieren verbindende Elemente zwischen der deutschen Kultur und der Kultur der Tsimshian. Ein Hochbeet zeigt die drei zentralen Nutzpflanzen vieler indianischer Kulturen: Mais, Bohne und Kürbis.
Karl-May-Hain
Gegenüber der Villa Shutterhand befindet sich der öffentlich zugängliche Karl-May-Hain. 1932 legte der Karl-May-Verein den Gedächtnishain mit Wasserläufen und einem Wasserbecken an, auch wurde ein Granitfindling mit der Inschrift Karl May sowie einer Bronzeplakette aufgerichtet. Die Einweihung des Hains fand am 2. Juli 1937 statt. 2017/18 wurde der Hain als Stadtpark generalüberholt und die verbindenden Wasserläufe wieder hergestellt. Ein von der Stadt neu erworbenes Grundstück wurde mit dem historischen Parkteil verbunden. Holzinstallationen mit „Wissensklappen“ beziehen sich auf das Werk Karl Mays.
Ein Tempel für Karl May
Das Grabmal für Karl und Klara May steht an der nördlichen Quermauer des Friedhofs Radebeul-Ost, eines der beiden Radebeuler Hauptfriedhöfe. Das heute als Teil der Sachgesamtheit Friedhof Radebeul-Ost denkmalgeschützte Grabmal stand bereits zu DDR-Zeiten als Grufthaus Karl May unter Denkmalschutz, auch bevor 1979 der gesamte Friedhof auf die damalige Radebeuler Denkmalliste genommen wurde.
Es handelt sich um ein 5 Meter hohes Grufthaus in Form eines griechischen Niketempels mit vier ionischen Säulen, das unter Denkmalschutz steht, so beschreibt wikipedia den Tempel.
Informationen zum Karl-May-Museum Radebeul
- Karl May Museum gGmbH
- Karl-May-Straße 5, 01445 Radebeul
- Tel. 0351 8373010karl-may-museum.de
- E-Mail: info@karl-may-museum.de
- Internet: www.karl-may-museum.de
Anfahrt
mit dem Auto
A4: Abfahrt Dresden-Neustadt, Beschilderung folgen bis Radebeul
Parkplätze direkt vor dem Museum (nur wenige)
Mit der S-Bahn
Linie S1 Dresden-Meißen bis zum Bahnhof Radebeul-Ost (10 Minuten zu Fuß vom Museum entfernt)
Mit der Straßenbahn
Linie 4 von Dresden in Richtung Weinböhla bis Haltestelle Schildenstraße/Karl May Museum (5 Minuten zu Fuß vom Museum entfernt)
Mit dem Fahrrad
auf dem Elberadweg Radebeul-Ost der Beschilderung „Karl May Museum“ folgen in Richtung Lutherkirche (roter Kirchturm)
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