Parkgestalter Fürst Hermann von Pückler-Muskau war auch Playboy und Visionär. Fürst Pückler (1785–1871) hinterließ nicht nur die Parkanlagen von Bad Muskau, Branitz und Babelsberg. Um ihn ranken sich auch amüsante Geschichten.
Pücklers „Herzensschnucke“ Lucie
Nur einer Frau blieb er zeitlebens ungebrochen zugetan. Seiner Frau , Lucie zu Pückler-Muskau, Tochter des Staatskanzlers Hardenberg. Sie war Pücklers „Herzensschnucke“, die ihren „Lou“,so sein Spitzname, nahm, wie er nun einmal war, ob nun Lupus oder Filou. Die glückliche Ehe des Fürstenpaares hielt trotz der Frauengeschichten und überdauerte selbst die einvernehmliche Scheidung aus finanziellen Motiven. Die Beiden blieben auch nach der Trennung vereint, bis der Tod sie schließlich schied. So schrieb Pückler einst poetisch: „[…] bleibt seiner Schnucke treu der Lou bis Gott ihm schließt die Augen zu.“
Nur vor einer Sache konnte Lucie ihre Augen nicht verschlossen halten. Als der 52-jährige Fürst ihr freudig ein ganz besonderes Reisesouvenir präsentierte. Auf seiner mehrjährigen Orientreise hatte er sich in Kairo eine junge abessinische Sklavin gekauft und brachte diese schlussendlich gegen Lucies Willen mit nach Muskau. Diese reagierte empört und appellierte vorab per Brief an seinen gesunden Menschenverstand. Selbst konnte sie „die türkische Sitte“ nicht mit sich vereinbart finden. Doch alles Aufbegehren half nichts. Wenn Frauen Kammerdiener haben dürften, so Pücklers Argument, bestünde er auf das Recht einer Kammerfrau. Ihr brächte er ebenfalls einen „Mohren“ zur eigenen Verfügung. Aber die lebenserfahrene Fürstin ließ sich von derartigen Beschwichtigungen nicht beeindrucken. Sie ahnte, dass das junge Mädchen mehr sein musste, als eine simple Bedienstete. Bald schon klagte sie „Warum bin ich nicht jung und aus Abessinien?“.
Frank Patalong betrachtet die Machbuba-Geschichte aus kritischer sich, lesenswert hier:
Spiegel Geschichte ordnet die Beziehung zwischen Pückler und Machbuba hier ganz gut ein „Gekauft und geschändet“
Unlängst traf ich Babett Donnelly, die derzeit wohl beste Kennerin der Machbuba-Geschichte, am Grab der Machbuba auf dem kleinen Friedhof an der Jakobskirche im sächsischen Bad Muskau. Frau Donnelly erzählte recht anschaulich über die teils tragische Geschichte der Machbuba. Als der Parkgestalter und Weltreisende im Jahr 1837 die junge Bilillee auf dem Bazar entdeckte, war diese gerade einmal etwa 11 Jahre. Dennoch war er augenblicklich verzaubert von dieser Venus in schwarzer Manier. Makelloser Wuchs, Zähne wie aufgereihte Perlen, kupferfarbene Haut lediglich mit einem zarten Tuch bedeckt, muteten an, wie ein Traum aus 1001 Nacht. Ohne zu feilschen erkaufte der Fürst die Freiheit des Mädchens, die er ihr großzügig schenken wollte. Und mochte man seinen Worten Glauben schenken, diente sie ihm aus Dankbarkeit darüber ganz freiwillig. Von da an war sie seine Reisegefährtin. Auf Mehemed Alis Dahabia befahren sie gemeinsam den Nil.
Diskussion ist notwendig
2022 soll eine Diskussionsverstaltung mehr Licht in die Mystik um das Verhältnis von Fürst Pückler und Machbuba bringen. Das wird auch Zeit, denn zu viele Anekdoten ranken sich darum. Pückler hatte das junge Mädchen auf einem Sklavenmarkt erworben und mit nach Muskau gebracht. Darüber wird gerade in der letzten Zeit wieder mehr diskutiert. Dargestellt werden soll künftig das Verhältnis der beiden in einer Orientausstellung in der Villa Pückler in Bad Muskau. Diese wird derzeit restauriert.
Aus Bilillee wurde Machbuba
Bilillee wurde zu Pücklers „Machbuba“, was auf Arabisch „mein Liebling“ bedeutet. Pückler wollte die junge Wilde formen und bilden, will ihr Lehrer und Vater sein. Er unterrichtete sie in Lesen, Schreiben und Italienisch. Machbuba führte ihm die Haushaltung und Reisekasse und pflegte den erkrankten Fürsten fürsorglich. Doch auf der Reise nach Europa wurde Machbuba selbst schwer krank. Einige Zeit verbrachten die Beiden in Budapest und Wien. Um Machbuba in die Wiener Gesellschaft einzuführen, dichtete ihr Pückler das Märchen einer geraubten Stammesfürstentochter an, welche er erretten konnte. Der Wiener Hof war bald ebenso entzückt von dem liebenswerten Mädchen, wie alle anderen, die sie noch kennenlernen durften.
Wie ein exotischer Vogel im goldenen Käfig
Nur Fürstin Lucie zeigte sich kalt. In Muskau verweist sie die immer kränker werdende Machbuba aus dem Schloss in die entfernter gelegene Rosenvilla im Badepark. Dort blieb sie, wie ein exotischer Vogel im goldenen Käfig. Die Fürstin hingegen entfloh nach Berlin und beorderte ihren Gatten häufig zu sich, so dass er wenig Gelegenheit hatte, Zeit mit seinem lieben Mädchen zu verbringen. Auch als sich Machbubas Zustand rapide verschlechterte, war Lou bei seiner Schnucke. In Berlin bereiteten sie seinen Geburtstag vor, während das ausgezehrte Kind in Muskau am 27.10.1840 seinen letzten Atemzug aushauchte.
Besuch am Grab von Machbuba
Die Bestattung mit Fackelzug und Kinderchor gestalteten, so die chronisten, die Muskauer Bürger. Fürst Pückler kam, wie so oft, zu spät. Einige Nächte lang soll er Machbubas Grab auf dem kleinen Friedhof der Jakobskirche besucht haben.
Das Grab ist bis heute erhalten und zugänglich. Auf dem zementierten Erdhügel durch, den sich eine Wüstenschlange schlängelt, liegt symbolisch ein gebrochenes Herz und erinnert an Machbubas unerfüllten letzten Wunsch, ihren geliebten Abu noch einmal zu sehen.“
Jimmy Donnelly mit Dudelsack, Foto: Donnelly
Das Ehepaar Babett und Jimmy Donnelly bieten in ihrem „Red Rose Cottage“ neben dem alten Friedhof von Bad Muskau Erlebnisführungen, Whisky-Nights, Live-Musik und vieles mehr an. Auch Freunde des „Dark Tourism“ kommen hier auf ihre Kosten, denn im Cottage starten auch sogenannte „Ghost Walks“ ganz nach britischem Vorbild, und beleuchten die verschiedenen Seiten der Kleinstadt „Bad“ Muskau in Sachsen.
Babett Donnell y unternimmt in Bad Muskau sowie im mehr als 700 Hektar großen Park von Bad Muskau Erlebnisführungen. Sie begleitete Gäste und Gruppen als Fürstin Lucie, Nachtwächterin, Machbuba und andere Persönlichkeiten.
Im Kulturhotel Fürst-Pückler-Park kann ein Pückler-Dinner-Abend gebucht werden, der von Reisegruppen gut angenommen wird. Auch das Thema Hochzeit ist ein Großes in Park und Schloss. Dazu bietet das engagierte Ehepaar besondere Führungen an, für die Gäste der Gesellschaft oder auch mit dem Brautpaar oder den JunggesellInnenabschied. Jimmy Donnelly, ein Glasgower Musiker, begleitet die Zeremonie passend zum britischen Park als sogenannter Hochzeitspiper, mit dem schottischen Dudelsack.
Nicht alles ist ausschließlich nur auf Bad Muskau zugeschnitten. In und auch außerhalb der Region veranstalten die Donnellys kulturelle Whisky-Abende. Die „Brave Whisky Nights“ verbinden die Elemente einer klassischen Verkostung mit Wissenwertem, schottischem Humor und traditioneller Musik. In Muskau kann man hierzu das Cottage der Familie auch in kleiner Runde besuchen.
Hier geht es zu meinem Beitrag über Schloss und Park in Bad Muskau
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