Friedrich Wilhelm (1620-1688) regierte 48 Jahre lang als Kurfürst die Mark Brandenburg und die Provinzen am Niederrhein und in Preußen. Am 16. Februar 1620 erblickte der späterer Große Kurfürst in Cölln (heute Berlin) das Licht der Welt. Für Potsdam ist Friedrich Wilhelm eine wichtige Figur, er gilt als einer der wichtigsten Gestalter von Stadt und Umland.. Als er am 8. Mai 1688 im Potsdamer Stadtschloss starb, war aus dem unbedeutenden Ort an der Havel eine Residenzstadt europäischen Formats geworden. Zeitweise bedeutender als Berlin. Sein Nachfolger setzte ihm auf der Langen Brücke (heute Rathausbrücke) in Berlin das großartige von Andreas Schlüter 1697 modellierte und von Johann Jacobi 1700 gegossene Reiterdenkmal. Wir können es heute vor dem Schloss Charlottenburg in Berlin bestaunen. Mager ist das Geburtstagsprogramm in diesem Jahr. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg veranstaltet ab Mai im Schloss Caputh eine Ausstellung. Auftakt aber ist die
Geburtstagsaudienz beim Großen Kurfürsten am
Familienveranstaltung zum 400. Geburtstag des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg
SCHLOSSMUSEUM ORANIENBURG
Lehrjahre in den Niederlanden
1620 als Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm und seiner Gemahlin Elisabeth Charlotte von der Pfalz im Berliner Schloss geboren, musste Friedrich Wilhelm bereits 1640, kaum zwanzigjährig, nach dem Tod seines Vaters die Regierung übernehmen. Prägend für die Persönlichkeit des heranreifenden Kurfürsten und damit für die weitere politische und kulturelle Entwicklung Brandenburgs war sein Bildungsaufenthalt von 1634 bis 1638 in der Republik der Vereinigten Niederlande. So studierte er u.a. an der damals schon berühmten Universität in Leiden. Die während dieses insgesamt vier Jahre währenden Aufenthaltes gewonnenen Erfahrungen übten einen sehr großen Einfluss auf den jungen Prinzen und auf die Handlungen des späteren Kurfürsten von Brandenburg aus, da er in den Niederlanden ein hochentwickeltes Staatswesen und eine Handelsmacht vorfand, was für das verarmte Brandenburg in vielem als Vorbild dienen sollte. In Amsterdam lernte er auch das Schiffsbauhandwerk kennen. Im Sommer 1638 wurde er, auf Geheiß seines Vaters, gegen seinen Willen in das vergleichsweise provinzielle Berlin zurückberufen. Es gab viel zu tun. Der Dreißigjährige Krieg hatte das Land schwer verwüstet.
Die Grachten in Leiden sind eine Augenweide. Foto: Weirauch
Die Heirat mit der oranischen Prinzessin Luise Henriette 1646 (gest.1667) hat dann diese Verbindung zu Holland noch enger werden lassen. Erst am Ende seiner Regierungszeit setzte durch den Großen Kurfürsten eine Orientierung auf Frankreich ein. Diese europäische Tendenz wurde durch die Einwanderung der Hugenotten noch verstärkt. Neben der Mitgift der Braut von 120.000 Reichstalern und Schmuck folgten der neuen Kurfürstin holländische Künstler, Handwerker, Baumeister, Landwirte und Kaufleute, die moderne Techniken und Produktionsmethoden mit brachten.
Nach dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück 1648 mussten vor allem erst einmal die gewaltigen Kriegsschäden behoben werden. Das bedingte auch eine bessere Verwaltungsstruktur, was nicht ohne Streit mit den Vertretern der Stände, besonders in Bezug auf die notwendigen Steuerbewilligungen, zu erlangen war. Außenpolitisch musste der Kurfürst zwischen dem Kaiser, Frankreich und Schweden lavieren, um die drei nicht miteinander verbundenen Teile seines Landes – Kurbrandenburg, Herzogtum Preuß sowie die rheinischen Gebiete Kleve, Mark und Ravensburg – nicht erneut zum Spielball der europäischen Mächte werden zu lassen. Neben wechselnden Bündnissen gab es dazu auch Kriege.
Schlacht von Fehrbellin
Seine pragmatisch-entschlossene und reformfreudige Regierungspolitik ebnete den Weg für den späteren Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht und der Hohenzollern zu einem der führenden deutschen Herrscherhäuser. Nach der Schlacht von Fehrbellin am 18. Juni/28. Juni 1675 erhielt er den Beiname Großer Kurfürst.
Nach einer 48-jährigen Regierungszeit – die längste eines Hohenzollern überhaupt – übergab der Große Kurfürst seinem Nachfolger Friedrich III. ein starkes Brandenburg, das auch wirtschaftlich und kulturell die Folgen des Großen Krieges überwunden hatte und sich anschickte, ein politischer Machtfaktor in Europa zu werden.
Potsdam war sein Hobby
Neben Berlin, in dessen Schloss der Kurfürst und seine Gemahlin erst 1652 nach erfolgter Instandsetzung einziehen konnten, galt das besondere Interesse Friedrich Wilhelms vor allem Potsdam und seiner Umgebung. Der Historiker Hans-Joachim Giersberg, langjähriger Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, fragt: „Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wann sich der Kurfürst in solch starkem Maße dieser Stadt zuwandte, in der er sich nach 1670 immer häufiger und länger aufhielt und in der er schließlich auch starb. “ Giersberg, der 1988 eine international stark beachtete Ausstellung zum Großen Kurfürsten im Potsdamer Neuen Palais initierte, vermutet in einem aufsatz im Band „1000 Jahre Potsdam“ (herausgegeben von Dr. Sigrid Grabner und Prof.Dr. Knut Kiesant), dass es die guten Jagdmöglichkeiten und der Wasserreichtum der sich zu Seen erweiternden Havel als wesentliche natürliche Voraussetzungen dazu gewesen sein.
Seit 1657 war der Kurfürst bemüht, die an adlige Familien verpfändeten Dörfer und auch die Stadt Potsdam zurück zu erwerben und zur Herrschaft Potsdam zu vereinen. An der Stelle des Renaissancebaus von 1598/99 der Kurfürstin Katharina auf dem Gelände der alten Burg an der Havel erstand von 1662 bis 1669 ein neues Schloss nach holländischem Vorbild, vermutlich nach Entwürfen von Johann Gregor Memhardt, denen durch die Mitwirkung des Kurfürsten und seines Stadthalters in Kleve, Johann Moritz von Nassau-Siegen, Baugedanken des Jacob van Campus zugrunde lagen. Der häufigere Aufenthalt des Kurfürsten in Potsdam machte schon 1679 bis 1682 eine Vergrößerung des Schlosses nach Norden notwendig.
Am Ende der Regierungszeit des Großen Kurfürsten gab es einen stattlichen Schlossbau, dem auf der anderen Seite der Havel ein großer Tiergarten gegenüberlag. Von ihm gingen breite, gerade Alleen aus, an deren Endpunkten die Lustschlösser Caputh, Bornim und Glienicke lagen. Bornim ist nicht mehr vorhanden. Zum ersten Mal wurde der Gedanke, eine ganze Landschaft unter Ausnutzung ihrer natürlichen Schönheit künstlerisch zu durchdringen, in die Tat umgesetzt. Hier liegen die Wurzeln der Potsdamer Kulturlandschaft, die ihre volle Ausprägung 200 Jahre später durch Peter Joseph Lenné erfahren sollten.
Schon 1666 hatte der junge Kurprinz Friedrich (III.) in sein Übungsbuch geschrieben: „Mein Vater hat Potsdam sehr lieb. Es ist ein lustiger Ort, ich bin gern da und mein Bruder auch“. Giersberg resümiert: „Durch den Großen Kurfürsten ist Potsdam in die brandenburg-preußische Kunstgeschichte eingetreten, aber auch zu einem historischen Ort geworden.“ Sine letzte Ruhestätte hat der „Große Kurfürst“ in der Hohernzollerngruft des Berliner Domes.
Für Schloss Caputh ist eine Sonderschau angekündigt: 01.05.2020 – 31.10.2020
Eine Spurensuche: Der Große Kurfürst in den Schlössern Oranienburg und Caputh
Aus der Vorankündigung der Schlösserstiftung: Friedrich Wilhelm (1620-1688) regierte 48 Jahre lang als Kurfürst die Mark Brandenburg und die Provinzen am Niederrhein und in Preußen. Wir wollen Sie auf eine Zeitreise einladen, die Spuren dieses Hohenzollers in den Schlössern seiner beiden Gemahlinnen Louise Henriette (Oranienburg) und Dorothea (Caputh) zu entdecken und versuchen, uns mit Hilfe besonderer Kunstwerke den großen und kleinen Fragen seiner Zeit im 17. Jahrhundert zu nähern: Macht und Kriege, Religion und Toleranz, Überseehandel und Flotte, Kunst und Repräsentation, Familienleben und Kindererziehung …
Bitte informieren Sie sich über unser Begleitprogramm ab April 2020 unter www.spsg.de/aktuelles/veranstaltungen
Veranstaltungsort:
- Schloss Caputh
- Straße der Einheit 2
- 14548 Schwielowsee
- 01.05.2020 – 31.10.2020
Edikt von Potsdam 1685
Friedrich Wilhelm begann die Wirtschaft zu fördern, indem er den Ackerbau und die Einwanderung unterstützte. Bekannt ist, dass er im Jahr 1671 fünfzig wohlhabende jüdische Familien aus Wien nach Brandenburg einlud. Er begründete damit, zusammen mit der späteren Einladung an die Hugenotten (Edikt von Potsdam, 1685) die Tradition der preußischen Toleranz.
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