Wer in der Brauerei Schlenkerla in der Sandstraße von Bamberg kein Bier getrunken hat, der hat Bamberg nicht wirklich gesehen. In jedem Stadtführer ist das imposante Fachwerkgebäude als Highlight markiert, kein Tourist-Guide, der nicht vor ihm haltmacht, während sich drinnen Alteingesessene und Wahlfranken die immer knappen Plätze teilen. Aber nicht nur die Touristen fallen auf ein paar der berühmtesten Mythen rund um das berühmte Rauchbier, das „Aecht Schlenkerla Märzen“, herein.

Das Schlenkerla liegt gar nicht in der Sandstraße. Wo seine Pforte hineinlockt, ist die Bamberger Ausgehmeile noch nach einem ehemaligen Kloster benannt, das heute ein Teil der Wirtsstube ist. In der ehemaligen Kapelle der Dominikaner mit ihrem gotischen Gewölbe und einer imposanten Deckenmalerei versammelt man sich zum Essen und Trinken. Auch sitzt man dort „unten in der Stadt“ gar nicht in der Brauerei. Das Schlenkerla wird am Stephansberg gesotten und in jahrhundertalten Sandsteinstollen gereift. Übertrieben dürfte sein, dass der historische Wirt Andreas Graser, dem das Schlenkerla seinen kuriosen Namen verdankt, durch einen Unfall mit einem Fass gehbehindert war. Eine alte Reimchronik weiß lediglich davon, dass er immer mit dem „Arm geschlenkert hat“.

Was aber keine Übertreibung ist: In der Gastwirtschaft wird das „Acht Schlenkerla Märzen“ wie eh und je aus schweren Holzfässern portioniert. Manch Stammgast wartet mit seiner Bestellung ab, bis der Zapfer ein neues Fass auf den Bock wuchtet und mit einem glänzenden Messinghahn ansticht. Und dass es kein Bier auf der weiten Welt gibt, das an das schwere, dunkle, satt rauchfleichige Aroma des „Aecht Schlenkerla Märzen“ herankommt, ist sicher auch keine Übertreibung. Aber halt auch, dass manch Ungeübter drei Leidla braucht, bis ihm der flüssige Schinken mundet. Probieren ist ein Muss. Alles Weitere ist reine Geschmackssache.

Wikipedia fasst es zusammen: „Das Schlenkerla wurde 1405 urkundlich erstmals erwähnt. Es liegt mitten im ältesten Siedlungsgebiet der Stadt unterhalb des Bamberger Doms. Das historische Gebäude ist sehenswert wegen der Dominikanerklause mit gotischem Gewölbe aus dem 14. Jahrhundert sowie der fränkischen Fachwerkfassade. Ab etwa 1678 ist eine Brauerei in der Gaststätte nachgewiesen.

Die Bezeichnung Schlenkerla geht angeblich auf einen ehemaligen Wirt zurück, der der Legende zufolge beim Laufen aufgrund eines Unfalles (ihn überfuhr ein Pferdefuhrwerk und brach ihm die Hüfte) mit den Armen „schlenkerte“. Sein daraus resultierender ostfränkischer Spottname „Schlenkerla“ übertrug sich im Laufe der Zeit auf die Gaststätte. Das Schlenkerla ist vor allem für sein Aecht Schlenkerla Rauchbier, ein Rauchbier, dessen Raucharoma an geräucherten Schinken erinnert, international bekannt. Das Aecht Schlenkerla Rauchbier ist ein sehr dunkles, untergäriges Märzenbier mit 13,5 °P Stammwürze und einem Alkoholgehalt von etwa 5,1 %. Eine weitere Spezialität, der Urbock, wird nur in der Starkbierzeit von Oktober bis zum 6. Januar ausgeschenkt; dieses Bockbier ist mit 17,5°P Stammwürze und 6,5 % Alkohol noch „gehaltvoller“. Neben einigen weiteren Rauchbiersorten wird auch ein nicht rauchiges Lagerbier mit 11,5°P Stammwürze und 4,3 % Alkoholgehalt gebraut. Das Schlenkerla pflegt weiterhin die selten gewordene Tradition, Eichenholzfässer für den Ausschank zu verwenden. Der Ausstoß der Brauerei beträgt jährlich 20.000 Hektoliter.“

Dass es beim Räuchern von Schinken nicht nur auf das Fleisch und die Gewürze ankommt, wissen Metzger schon lange. Auch das Holz ist wichtig. Grillfreaks schwören darauf, dass man seinem Steak mit Aromahölzern eine faszinierende Geschmacksnuance „hinzusmoken“ kann. Nur beim Rauchbier scheint es nach wie vor ein Gesetzt zu geben, das diktiert: Das Rauchmalz, dass das Biert so schinkig macht, darf allein mittels gut abgelagertem Buchenholz parfümiert werden.

Dass man an dieser Grundfeste der Rauchbierseligkeit zu rütteln beginnt, ist Brauern wie Matthias Trum zu verdanken, dem Inhaber der Bamberger „Heller Bräu“Trum, die der Volksmund unter einem anderen Namen kennt: Schlenkerla. Jedes Jahr zu Weihnachten beglückt er Bierfreunde aus nah und fern mit dem Starkbier „Aecht Schlenkerla Eiche“. Der schwere dunkle Doppelbock verdankt seine besonders fein ziselierte Raucharomatik der Tatsache, dass bei ihm das Malz über glimmendem Eichenholz gedarrt wurde. Abgesehen von ein paar Experimental-Bieren wie dem „Oaktoberweizen“, das der Bamberger Malzhersteller Weyermann für einen verschworenen Fankreis braut, ist die „Aecht Schlenkerla Eiche“ dadurch einzigartig. Im Vergleich zum Märzen, dem Alltagsbier der weltberühmten Rauchbierbrauerei, zeigt die Eiche ein deutlich vielschichtigeres und dichteres Aromenspektrum: Trockenfüchte, die holzig-trockenen Töne des Eichen-Rauchmalzes, eine hochsenseible Hopfenbittere. Der für ein Rauchbier typische Schinkengeschmack ist freilich auch bei ihr ausgeprägt.

Kenner lagern ihre Eichen übrigens bis zu fünf Jahre ein. Sie schwören darauf, dass die Zeit das Bier mit seinen satten acht Prozent Alkohol weicher und runder macht. Wer nicht so lange warten will, kann sich auf der Homepage der Brauerei eine Flasche des Jahrhgans 2010 bestellen. Matthias Trum bewahrt sie in den tiefen Kellern der Brauerei unter dem Stephansberg.

Informationen

Schlenkerla/“Heller Bräu“ Trum
Dominikanerstraße 6
96049 Bamberg

Tel. 0951 56060
www.schlenkerla.de

Informationen Schlenkerla/“Heller-Bräu“

Schlenkerla/“Heller-Bräu“ Trum
Dominikanerstraße 6, 96049 Bamberg
Tel. 0951 56060
www.schlenkerla.de