Man kann die Heilandskirche Sacrow von der Glienicker Brücke aus sehen, ebenso von Klein-Glienicke oder vom Babelsberger Park. Die 1844 von Ludwig Persius errichtete Heilandskirche Sacrow im Potsdamer Stadtteil Sacrow mit dem frei stehenden Campanile ist bewusst in die Landschaft hineingesetzt. Und man kann sie als Mahnmal der deutschen Teilung bezeichnen. Das Gotteshaus stand bis 1989 mitten im Todesstreifen der Berliner Mauer und wäre beinahe zur Ruine geworden. Der stolz aufragende Glockenturm war Teil der Mauer, die Mauerteile waren direkt an das Bauwerk angesetzt. Nach der Restaurierung 1993 bis 1995 steht die Heilandskirche Sacrow heute auf der Unesco-Liste der denkmalgeschützten Bauwerke und gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten am Havelufer.
Gotteshaus in Form eines Schiffs
1840 wurde Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war der Kauf des Gutes Sacrow. Für dieses romantische Fleckchen Erde an der Havel hatte er bereits als Kronprinz in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts die Heilandskirche nahezu so skizziert, wie wir sie heute kennen. Architekt Ludwig Persius hielt sich bei dem Bau an die Skizzen seines königlichen Auftraggebers. Dieser wollte die Kirche in Form eines Schiffes an der Havel gebaut haben. Seine Intention: das Kirchenschiff als Bollwerk gegen die Stürme des Lebens. Der im mittelalterlich-italienischen Stil errichtete Bau gilt als Vorstudie für die Friedenskirche von Sanssouci.
Lenné schuf den Park
Gartendirektor Peter Joseph Lenné gestaltete nach 1842 das Gelände um das Kirchengebäude, die Bucht und den 25 Hektar großen Park um das benachbarte Schloss Sacrow. Die von Lenné geschaffenen Sichtachsen hatten eine Klammer inmitten der Kulturlandschaft Potsdam: die Heilandskirche Sacrow.
Schlichtes Inneres der Kirche
In der schlicht gehaltenen Kirchenhalle dominiert das Freskogemälde in der Apsis im byzantinischem Stil. Auf goldglänzendem Untergrund wird der thronende Christus mit dem Buch des Lebens dargestellt, umgeben von den vier Evangelisten Lukas, Matthäus, Johannes und Markus mit ihren Symbolfiguren Stier, Engel, Adler und Löwe. Über ihren Köpfen schweben im Halbkreis Engelsgestalten. Nach dem Entwurf eines der bedeutendsten Maler der deutschen Romantik, Carl Joseph Begas, führte Adolph Eybel das Gemälde 1845 in Freskotechnik aus. Das Kirchenschiff hat eine Kassettendecke mit sichtbarer Balkenkonstruktion. Die einzelnen Felder sind mit blauem Tuch bespannt und mit hellgelben Sternen ausgemalt. Übrigens soll der kunstsinnige König zum Gottesdienst mit dem Schiff von Potsdam aus angereist sein.
Führungen
Nach Jahren des Verfalls ist die Heilandskirche heute wieder komplett hergestellt. Die Stadt Potsdam, der Verein ARS Sacrow und die Kirchengemeinde Sacrow bieten Führungen durch die vom Park Babelsberg und der Glienicker Brücke aus gut sichtbare Kirche. Dabei erfährt man viel Wissenswertes vom königlichen Entwurf, von der feierlichen Einweihung am 21. Juli 1844, von den Anfängen der Funkgeschichte, vom Mauerbau, vom Todesstreifen, von Vandalismus und Zerstörungen, von Vergessen, Wiederentdecken und der Wiederherstellung seit den 1990er Jahren. Die Heilandskirche kann man als eine spannende Zeugin deutscher Geschichte der beiden vergangenen Jahrhunderte bezeichnen.
Heilandskirche Sacrow – Informationen
Anfahrt: mit dem ÖPNV: Bus 697, Haltestelle Schloss Sacrow
Anschrift: Heilandskirche Sacrow, Fährstraße, 14469 Potsdam
Öffnungszeiten: Januar, Februar, November, Dezember: Sa., So. u. an Feiertagen von 10–15 Uhr, März, April, September, Oktober: Die. – So.: 10–15.30 Uhr; Mai, Juni, Juli, August: Die. – So. 10–16 Uhr.Für März–Oktober gilt: Fällt ein Feiertag auf einen Montag, so ist dieser geöffnet und der darauf folgende Dienstag geschlossen.
Führungen: vereinbaren unter Telefon 0331/50 43 75
Heilandskirche Sacrow im Internet: heilandskirche-sacrow.de
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