ls ein Höhepunkt des ereignisreichen Jubiläumsjahres zum 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) derzeit die große Sonderausstellung „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ im Albertinum und Kupferstich-Kabinett. In Dresden, „wo alles begann“, fand der Maler und Zeichner für mehr als 40 Jahre seinen Lebensmittelpunkt und wurde zum wohl bedeutendsten Künstler der deutschen Romantik. Hier setzte er sich mit den Landschaftsgemälden der Alten Meister auseinander, beteiligte sich an den zeitgenössischen Kunstdebatten und wanderte in der näheren und weiteren Umgebung der Stadt, um sich von der Natur inspirieren zu lassen.

Zur Präsentation erscheint der Katalog „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ im Sandstein Verlag, herausgegeben von Holger Birkholz, Petra Kuhlmann-Hodick, Stephanie Buck und Hilke Wagner mit Beiträgen von Werner Busch, Anke Fröhlich-Schauseil, Johannes Grave, Florian Illies und vielen mehr, 432 Seiten, 48 € (Museumspreis 36 €), ISBN: 978-3-95498-829-7.

Der im Sandstein-Verlag herausgegebene opulente Katalog zur Ausstellung ist nicht nur für Friedrich-Kenner ein Muss.

Ein Blick ins Buch: Dresden und Caspar David Friedrich (1774-1840), ein Paar, das bis heute viele Gäste anzieht. Die reichen Sammlungen in Dresden bieten (so) die Möglichkeit, Caspar David Friedrich an dem Ort, wo er 40 Jahre gelebt und gearbeitet hat und wo unzählige Zeichnungen und alle seine Gemälde entstanden sind, so authentisch wie an keinem anderen Ort zu erleben. (Stephanie Buck, Direktorin Kupferstich-Kabinett, Hilke Wagner, Direktorin Albertinum, Vorwort, S.13)

Zentrale Themen

In Dresden fand der Romantiker seinen Lebensmittelpunkt, von hier aus brach er zugleich zu seinen zahlreichen Reisen auf in das Dresdner Umland, die Sächsische Schweiz oder das weiter entfernte Böhmen. „Nirgendwo sonst lässt sich besser nachvollziehen, auf welch faszinierende Weise sich Friedrich mit der Natur auseinandersetzte oder wie er die altmeisterlichen Gemälde der Dresdner Sammlungen in seinen eigenen Arbeiten reflektierte, als in den beiden Sonderausstellungen Caspar David Frierich. Wo alles begann im Albertinum und im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

CDF.Dresden.Sachsen Denkmal Caspar DAvid Friedrich Sächsische Schweiz

Denkmal für den Meister am Ende der Brühlschen Terrasse Foto: Weirauch

Sein Leben als Künstler in Dresden und sein Wirken vor Ort, der Einfluss in seiner Zeit sowie die Betrachtung seines Werkprozesses sind die zentralen Themen, denen sich die Ausstellungen widmen. Die sonst lichtgeschützt in den Depots verwahrten grafischen Arbeiten – insbesondere Zeichnungen und Skizzen – bieten kostbare Möglichkeiten, dem schöpferischen Prozess in Jahre seines 250. Geburtstagsjubiläums ganz nahe zu kommen und eine Ahnung davon zu erhalten, wie das Neue in die Welt gelangt. 

Erweitert wird die Doppelausstellung um die Schau Caspar David Friedrich und das Geld seiner Zeit des Münzkabinetts, die die Lebensumstände dieser Zeit näher beleuchtet. 

Der zur Ausstellung erschienene 431-seitige Katalog umfasst die Abschnitte Der Zeichner, Der Maler, Die Netzwerke und Die Rezeption. Im Anhang ergänzen Biografie, Verzeichnis der ausgestellten Gemälde und Zeichnungen, Literaturverzeichnis, Personenregister, Dank, Bildnachweise, Editorische Notiz und Impressum den umfangreichen Katalog.

Gestochen scharfe Abbildungen, vorrangig sepia-farbig. zum Teil großformatig laden den Friedrich-Lieberhaber zum längerweiligen Betrachten ein. Das Weihnachtsfest steht vor der Tür, Zeit für die Vorbereitung einer Dresden- und Umland-Reise, der Katalog könnte eine gute Grundlage dafür sein.

„Wander- und Reiseführer“

Zum Beispiel für die Wanderungen ins Riesengebirge und in den Harz, wie sie Dirk Gedlich recherchiert hat (S. 168 ff.): Bevor Caspar David Friedrich ein Bild entstehen ließ, musste dieses zunächst in seinem Innern Gestalt annehmen, bis es „lebendig vor seiner Seele Stand“. Für die Ausführung nutzte er dann auf teils lange zurückliegenden Streifzügen und Wanderungen gezeichnete Naturstudien. Der Maler Georg Friedrich Kersting hat Friedrich in diesen beiden Sphären seines künstlerischen Schaffens erleben können. Ihm verdanken wir zum einen aufschlussreiche Gemälde von Caspar David Friedrich in seinem Dresdner Atelier, zum anderen zwei Zeichnungen, die Friedrich auf seinen Wanderungen ins Riesengebirge und in den Harz zeigen. Sie führten den Maler 1810 und 1811 in Bergeshöhen hinauf, die aufgrund ihres alpinen Charakters ganz neue Naturerfahrungen ermöglichten.

Sächsische Schweiz zMalerweg

Dort stand CDF in der Sächsischen Schweiz und malte seinen Wanderer über dem Nebelmeer

Die Zeichnungen Kerstings zeigen Friedrich nicht gehend oder zeichnend, sie zeigen ihn innehaltend und in konzentrierter Hingabe an die ihn umgebende Natur, beim Betrachten der vor ihm liegenden Landschaft. So zumindest dürfen wir es vermuten, denn Friedrich, der mit seinem Wanderer über dem Nebelmeer die vielleicht prominenteste Rückenfigur der Romantik schuf, ist von Kersting in beiden Zeichnungen von uns abgewandt in Rückenansicht dargestellt worden. In der am 18. Juli 1810 gegen Ende der gemeinsamen Riesengebirgswanderung entstandenen Aquarellzeichnung Kerstings ist zudem die von Friedrich in den Blick genommene Landschaft inexistent. Es obliegt dem Betrachtenden, diese zu imaginieren und sich hierfür Friedrichs zahlreiche Darstellungen des Riesengebirges zu vergegenwärtigen. Die von ihm während der Wanderung gezeichneten Naturstudien des eindrucksvollen Gebirgszugs wird Friedrich vermutlich in der über den Knauf seines Wanderstocks gehängten Tasche bei sich getragen haben.

Sachsen.Friedrich.Sächsische Schweiz Friedrich Zitteauer Gebirge Oybin

die Ruine auf dem Oybin, ein beliebtes Motiv für Maler Foto: Weirauch

Der Weg ins Riesengebirge führte die beiden Freunde zuerst nach Oybin im Zittauer Gebirge, wo Friedrich am 4. Juli 1810 die Sakristei der ehemaligen Klosterkirche und am Folgetrag einen Blick zum Hochwald in aquarellierten Zeichnungen festhielt. Die weitere Route lässt sich anhand mehrerer Landschaftsstudien von Friedrichs Hand recht gut rekonstruieren, wie Gedlich schreibt.

Blick auf die Schneekoppe

Blick auf die Schneekoppe Foto: Weirauch

An Zittau vorbei gelangten Friedrich und Kersting ins Isergebirge, von dessen Höhen aus sich erste Ausblicke auf das Riesengebirge darboten.Weiter ging es über den Ort Schreiberhau (Szklarska Poręba) zur Elbquelle und dann über den Gebirgskamm bis auf die gut 1600 Meter hohe Schneekoppe, der höchsten Erhebung des Riesengebirges. … 

uf einer Wand, die der historischen Präsentation bei den jährlichen Ausstellungen der Dresdner Akademie nachempfunden ist, zeigt das Museum 121 Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts; Werke, mit denen sich Friedrich beschäftigte und von denen er sich mit seiner Malerei abgrenzte.

Auf einer Wand, die der historischen Präsentation bei den jährlichen Ausstellungen der Dresdner Akademie nachempfunden ist, zeigt das Museum 121 Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts; Werke, mit denen sich Friedrich beschäftigte und von denen er sich mit seiner Malerei abgrenzte.

Ausstellungsorte

Caspar David Friedrich. Wo alles begann

Kupferstich-Kabinett
bis 17. November 2024

Kupferstichkabinett Dresden Sachsen Caspar David Friedrich

Blick in den Lesesaal des Kupferstichkabinetts der SKD Dresden Foto: Weirauch

Zeichnungen im Kupferstich-Kabinett

Mit mehr als 160 Werken stellt das Kupferstich-Kabinett (24.08.–17.11.2024) im Dresdner Residenzschloss den Zeichner Caspar David Friedrich in den Vordergrund und vergegenwärtigt seinen künstlerischen Denk- und Schaffensprozess, der eng mit seinen Wanderungen verknüpft war. Der Kunst auf Papier widmete sich der Künstler bereits vor der Malerei und blieb ihr bis zu seinem Tod treu. Mit großer analytischer Klarheit und Präzision, aber auch emotionaler Hingabe hielt Friedrich die Landschaften in Dresden, der Sächsischen Schweiz, Greifswald, Rügen oder auch im Riesengebirge in seinen Zeichnungen fest. Die Wege, auf denen er wanderte, werden in der Ausstellung sichtbar und laden dazu ein, den Spuren des Künstlers zu folgen.

Im Residenzschloss Dresden sind neben exquisiten Leihgaben aus Basel, Paris und Winterthur selten gezeigte Werke wie „Das Felsentor im Uttewalder Grund“ aus dem Museum Folkwang Essen, das „Hünengrab am Meer“ der Klassik Stiftung Weimar, und Friedrichs Werkreihe zum „Plauenschen Grund“ aus der Städtischen Galerie Dresden zu sehen. Herausragender Höhepunkt der Präsentation ist das jüngst von der Klassik Stiftung Weimar, den SKD und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie weiterer Förderer erworbene „Karlsruher Skizzenbuch“, das einen tiefgreifenden Einblick in die frühe, leidenschaftlich präzise Arbeit des Künstlers in und vor der Natur bietet.Friedrichs vielschichte Gedankenwelt offenbart sich allerdings nicht nur in seinen Zeichnungen, sondern auch in einem einzigartigen Manuskript aus dem Bestand des Kupferstich-Kabinetts, in der er als reifer Künstler die Kunst seiner Zeit reflektierte und kunsttheoretische Überlegungen anstellte.

Albertinum
bis 5. Januar 2025

Sachsen Dresden Caspar David Friedrich

Blick auf das Albertinum Foto: Weirauch

Digitale Plattform voices für die Wanderungen

Außerdem ermöglicht die Digitalplattform der Staatlichen Kunstsammlungen voices sich auf zwei Karten die Wanderrouten Caspar David Friedrichs virtuell zu erschließen und interaktiv die Motive seiner Werke zu entdecken, die oft in zusammengesetzter Form wiedergeben, was der Künstler zuvor auf seinen Reisen erblickte und flüchtig, aber präzise in seinen Skizzen festhielt. Zugleich ist es möglich, auf den Karten den sozialen Netzwerken Friedrichs nachzuspüren. Das wird auch nach Ablauf der Ausstellungszeiten weiter möglich sein. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Zum Geleit, S. 9) Die Ausstellung wird neben digitalen Angeboten im Albertinum und im Residenzschloss durch ein umfangreiches Online-Angebot erweitert, das sukzessiv entsteht und über die Laufzeit hinaus dauerhaft zugänglich sein wird. So erhalten Besucherinnen und Besucher unter anderem die Möglichkeit, die Ausstellung bei einem 3D-Rundgang von zu Hause zu erleben und über die Plattform voices (https://voices.skd.museum/) die Netzwerke Friedrichs, die Entstehungsorte seiner Werke sowie Gemälde und Zeichnungen wie das Karlsruher Skizzenbuch interaktiv zu erkunden.

Caspar David Friedrich. Wo alles begann.Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Holger Birkholz, Petra Kuhlmann-Hodick, Stephanie Buck, Hilke Wagner. 2024 Sandstein Verlag. ISBN 978-3-95498-829-7.

Katalog zur Ausstellung Cover Sandstein Verlag

Katalog zur Ausstellung Cover Sandstein Verlag

Katalog zur Ausstellung Cover Sandstein Verlag

Katalog zur Ausstellung Cover Sandstein Verlag

Hier geht es zur Seite des Verlages www.sandstein-verlag.de

Öffnungszeiten der Ausstellungen

Albertinum: täglich 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen; zusätzlich Donnerstag bis Samstag, 18 bis 21 Uhr

Kupferstich-Kabinett: täglich 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen; zusätzlich Donnerstag, 18 bis 21 Uhr

Münzkabinett: täglich 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen

Buchtipp zum Wandern

Frank Richter: Wandern mit Friedrich. Sandstein Kommunikation, 192 Seiten, 18 Euro.