Von Berlin bis Bad Wilsnack ist Susanne Laser gepilgert. Ihr Ziel war Bad Wilsnack hoch oben in der Prignitz. Das heute weitgehend unbekannte Bad Wilsnack gehörte einst neben Rom, Jerusalem, Santiago de Compostela und Aachen zu den am höchsten frequentierten Wallfahrtszielen des Mittelalters.
Und die Kommunikationsdesignerin und passionierte Pilgerin aus Potsdam hat eine Menge bei ihrer Tour erlebt. Herausgekommen ist ein zutiefst warmherziges originell geschriebenes und gestaltetes Buch. Mit vielen Zeichnungen und ungeschönten Fotos.
Abseits touristischer Trampelpfade.
Ihr Buch „kein Hawaii“ führt 200 Kilometer durch das Havelland in die Prignitz auf einem vergessenen Pilgerweg des 14. Jahrhunderts. Es ist kein klassischer Pilgerführer. In einer Kombination aus Reisebericht, Ratgeber, Sachbuch und Fiktion begründet Susanne Laser ein neues Genre der Reiseliteratur. In Abgrenzung zu den Konventionen moderner Reiseführer, die sich auf Superlative stürzen und fast immer keinen Platz lassen für Geheimnisse, Nostalgie und Langsamkeit.
„kein Hawaii“ vermittelt das Reisen als Kunstfertigkeit. Das vermeintlich unspektakuläre Havelland ist der ideale Lehrmeister, die Wahrnehmung zu schärfen und sich gegen die Wunden unserer Zeit zu stemmen, die da laut Laser sind: Effizienz, Maßlosigkeit und Hochgeschwindigkeit.
Jede der durchwanderten Regionen wird aufmerksam beobachtet und auch scheinbar Unwesentliches beschrieben. Auch die oft spröde Gastfreundschaft der Märker wird geschildert. Nicht vorwurfsvoll oder herablassend. Es ist eben so, warum sollte man das anderes sehen, ist ihre Meinung. Zu oft erlebt der Wanderer Ähnliches: mit alten Möbeln vollgestellte Gästezimmer, die dann in Hochglanzprospekten als das Nonplusultra der Gastlichkeit gepriesen werden. Geschlossene Gaststätten, weil die Märker ihr Bier lieber zu Hause trinken und immer wieder diese vielen Verbotsschilder, die die Besucher auf Distanz halten sollen.
Auch in der Prignitz, wo unlängst der Landschleicher des rbb eine Stunde brauchte, um einen Dorfbewohner anzutreffen, herrscht mancherorts ländliche Tristesse. Susanne Laser findet dennoch eine berührende Sprache, um die Gegend auf halbem Wege zwischen Berlin und Hamburg gelegen, dem Leser näher zu bringen.
„Wenn man in der Wunderblutkirche von Bad Wilsnack ankommt, hält niemand eine Messe ab, niemand fällt sich auf dem Kirchplatz in die Arme, niemand berührt Devotionalien. Das überdimensionale Kirchenschiff schießt wie ein seltsam deplatzierter Pilz aus dem profanen Land und steht einsam in einer Miniaturlandschaft, als hätte es der Bauherr in einem falschem Maßstab an die falsche Stelle gesetzt. Auch die drei Wunderhostien, die den Pilgerboom im 14. Jahrhundert auslösten, gibt es nicht mehr.“ Und weiter geht es auf dem Pilgerweg: „Es bleibt ein Pfad zu verlorenen Idealen von Langsamkeit, Verzicht und Abgeschiedenheit.“
Mit Prosa, Lyrik, Ritualforschung, Mythologie, Theologie, Zeichnungen, Fotografie, illustrierten Karten und Herbergsregister entstehen neue Sichtweisen auf die Reisekultur, Landeskunde, Landschaftsästhetik, Pilgerschaft und die eigenen Dämonen.
Das Buch, die erste Auflage wurde über Crowdfunding finanziert und ist erhältlich unter www.keinhawaii.jimdo.com, sollte in keinem Bücherschrank eines Brandenburgkenners fehlen.
Buchvorstellung:
Das Buch kostet 30 Euro und kann über den Onlineshop erworben werden.
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