Giganten im Nationalpark Sila

Ein Tagesausflug, etwa eine dreiviertelstündige Autofahrt von Cosenza entfernt, führte uns in das Sila-Gebirgsmassiv. Die etwa 1.500 Quadratkilometer umfassende Bergregion besteht aus drei Teilen, der Sila Grande, der Sila Piccola und der Sila Greca. Dem Sila-Gebirge entspringt auch der drittgrößte Italiens, der Crati, der durch Cosenza fließt. Im Schneeregen fuhren wir hinauf auf etwa 1400 Meter Höhe, etwas höher als der Brocken im Harz.

Was wir im Sila – Gebirge erlebt haben

Nach der Fahrt gab es eine kleine Pause, die wir mit einer kleinen Schneeballschlacht verbrachten. Doch der Schnee war so verlockend für uns, dass wir wie kleine Kinder eine leichte Schneeballschlacht machen mussten. Unser Ziel, den Nationalpark Sila (Parco nazionale della Sila) verloren wir jedoch nicht aus den Augen.

Am Eingang zum Sila-Nationalpark erwartete uns schon Simona Lo Bianco. Sie erzählte uns, dass dieser Park einer von insgesamt 24 Nationalparks in Italien ist. Er wurde 1997 eingerichtet; zuvor gab es bereits seit 1968 den Parco nazionale della Calabria.

Ginster im Winterschlaf

Ginster im Winterschlaf

In den Wintermonaten gibt es hier beträchtliche Schneemassen. Diese verhinderten auch, dass wir tiefer in den Nationalpark eindringen konnten. Normalerweise bleibt er auch in den Wintermonaten geschlossen. „Er soll sich erholen“, lässt uns Simona wissen. Für uns wird heute eine kleine Ausnahme gemacht. Und so kommen wir in den Genuss, ein kleines Stück an einzigartiger Naturschönheit, die sich entlang der Provinzen Cosenza, Crotone und Catanzaro in Kalabrien erstreckt, näher kennenzulernen. Wir sind Winzlinge im hohen Dom des Waldes. Lauricius – Kiefern, bilden zusammen mit Buchen und Tannen den beeindruckenden Wald der Riesen (Foresta die Giganti) formen. Simona berichtet uns, dass im Nationalpark einige der Bäume 350 Jahre alt und 45 Meter hoch sind. Der Umfang einiger Giganten beträgt mehr als 2 Meter. Wahrhaftige Giganten – die uns bei diesem Schneeregenwetter durchaus Respekt einflößen. „Die grüne Lunge Kalabriens“ muss geschützt werden. Hier darf der Mensch so wenig wie möglich eingreifen. Auf die Bedeutung dieser grünen Reserve für die Gegenwart und Zukunft unseres Lebens macht Simona während der Führung eindringlich aufmerksam.

Der Wolf fühlt sich wohl

Der Wolf fühlt sich wohl

Der Nationalpark ist auch Naturlebensraum vieler Tierarten, wie zum Beispiel des Wolfs und des Rehs. „Wo der Wolf lebt, ist die Welt in Ordnung“, hören wir mehrfach während der Führung.

FAI – I Gigani della Sila – Località Croce di Magara
Simona Lo Bianco–
Responsabile della Gesione Operativa I Giganti della Sila
87058 Spezzano della Sila (CS)
Tel. +39 366615986
s.lobianco@fondoambiente.it
www.fondoambiente.it

zur Seite des Nationalparkes Sila finden sie hier den Weg.

Antonella, unsere Dolmetscherin, wohnt im Sila-Gebirge, San Giovanni in Fiore, unweit des Nationalparks. Sie schwärmt für ihre Heimat. Sie ist in der Schweiz aufgewachsen, hat in Berlin studiert, aber es zog sie immer zurück nach Kalabrien. Sie ist eine Expertin für die Kultur ihrer Heimat.

Schnee beruhigt

Schnee beruhigt auch die Hunde der Bauernfamilie Grillo

„Die Natur ist die höchste Reserve, die die Menschen zum Leben haben“, wir müssen alles tun, um sie zu erhalten. Sie schwärmt für winterliche Wanderungen im Sila-Gebirge, herbstliche Pilze-, Kastanien- und Waldfrüchtesammeln, Fahrradtouren und Pferdeausritte. Drei Seen (Ampollino, Cecita, Arvo) im Sila-Gebirge bieten Sport- und Freizeitmöglichkeiten an. Kanu- und Tretbootfahren, Angeln und vieles mehr sind im Sila-Gebirge möglich.  Beim Birdwatching können auch Greifvögel, wie Rotmilan, Schlangenadler und Uhu, beobachtet werden. Mit großer Freude und Stolz berichtet sie über die zahlreichen Kirchen im Stadtzentrum von San Giovanni in Fiore, wie die Abtei Florense und die Kirche Santa Maria delle Grazie. Auch Höhlen wie die Grotte Samouri oder Grave Grubbo sind Besuchermagnete. Hier können Sie begeisternden den Bericht Antonellas über ihre Heimat lesen.

Schade, dass das 1911 in Auftrag gegebene Projekt einer Schmalspurbahn von Cosenza-Crotone nur zum Teil und sehr zögerlich umgesetzt werden konnte. Ein erstes kurzes Stück wurde 1922 in Betrieb genommen. 1931 erreichte die Eisenbahn den Ort Camigliatello Silano (1272 Meter ü. M.). Erst 1956 war nach 67 Kilometern die Station San Giovanni in Fiore fertiggestellt, die zugleich Endstation war.

Foto: A.Prosperati

Heute fährt die Dampfeisenbahn nur an den Wochenenden und wenn Touristen da sind.  Um das zu erleben, werden wir bestimmt wieder in das schöne und zugleich spannende Sila Gebirge wiederkommen. Hier geht es zur Homepage der Dampfeisenbahn im Sila Gebirge.

Führungen im Sila Gebiet und den Orten bietet u.a. an:

Dr. Antonella Prosperati
Dolmetscherin, Kulturexpertin Kalabriens
87055 San Giovanni in Fiore
Tel. +39 3477817398
aprosperati@yahoo.it

Bio-Bauernhof – ein Familienunternehmen mit Zukunft

Auf dem Bauernhof

Willkommen auf dem Bio-Bauernhof

Hoteldirektor William Lo Celso, der wie unsere Dolmetscherin Antonella, von seiner Heimat schwärmt, will uns noch weitere Sehenswürdigkeiten vorstellen. Es geht zurück zu seinem Hotel „Tasso“, nach einer kurzen Aufwärmphase fahren wir weiter zu einem Bauernhof.

Bei den Bauern der Familie Grillo

Die vier Grillo-Brüder (Saverio, Mario, Luigi, Francesco) führen diesen anerkannten Bio-Hof, lassen die Tiere hier in der Bergregion und im Winter auf ihrem Bauernhof am Meer aufwachsen. Sie verwerten das Fleisch auf ihrem Hof ganz nach alter Tradition, ohne chemische Zusätze.

Besucher können die Schweine und Schafe in der Landschaft beobachten, Kinder sind willkommen. Vom Spielplatz aus sind die „schwarzen kalabrischen Schweine“ gut zu beobachten. Luigi Grille erzählt stolz, dass auch Papst Franziskus die hier hergestellte Wurst such in den Vatikan hat schicken lassen.

Die Grillo – Brüder schwören auf ihre Produkte. Ab und an kann man bei der Produktion auch zuschauen. Das urig gestaltete Restaurant bietet vielen Gästen Platz, gern wird hier gefeiert. Gute Laune bekommt man nicht nur durch die vielen guten lokalen Speisen. Luigi Grillo gibt nebenbei auch noch einige Anekdoten seiner Stadtaufenthalte weiter. „In Mailand geht alles zu schnell, keiner nimmt sich Zeit für das Essen, alle hasten und schauen auf´s Handy. Beim Essen wird nur noch geschluckt, schmecken und genießen geht nicht mehr.“ Deshalb sein Tipp: „Steht früher auf, dann müsst Ihr nicht so rennen.“ Überall wird Fastfood gegessen. Er wirbt für die Produkte der Grillo-Familie, auf jeder seiner Reisen, ob nach Rom, Mailand oder zur Grünen Woche nach Berlin, ist immer ein Koffer mit Produkten seines Hofes dabei. Er bezahlt auch schon mal ein Straßenbahnticket mit einer Wurst aus dem Koffer.  Da wäre ich gerne mal Straßenbahnschaffnerin.

Seit fünf Generationen beschäftigt sich die Grillo-Familie mit der Herstellung von Fleisch und Käse. Damals gab es noch keinen Kühlschrank, so wurde Fleisch zur Salami verarbeitet. Spannend die Historie: 1950 entwickelte sein Großvater die erste Street Food: Panini mit der pikanten Salsiccia aus der Provinz Cosenza. Salsiccia wird vor allem aus frischem kalabrischen Schweinefleisch produziert.

Handgemachte Wurst für den Papst

Die Grillo Brüder verwenden das Fleisch der schwarzen Schweine. Das Fleisch wird nur mit natürlichen Gewürzen verfeinert und dann im Naturdarm abgefüllt. Sie verwenden Schweinedarm, der zuvor gewaschen und mindestens 48 Stunden in Wein- und Zitronenwasser ruhen musste. Alles wird selbstverständlich mit den Händen verarbeitet. Wir konnten es uns anschauen.

Außer der mit einer Handkurbel zu bedienenden Wurstpresse haben wir während der Vorführung kein weiteres maschinelles Zubehör gesehen. Echte Handarbeit ! Etwa 30 Tage reift die Wurst an der Luft unter dem Dach. Der absolute Klassiker der italienischen Küche: Spaghetti Bolognese schmeckte einfach köstlich, die selbstgemachten Spaghetti hatten den richtigen Biss und die Bolognese aus dem Fleisch des schwarzen kalabrischen Schweins schmeckte köstlich. Dazu servierte der überaus aufmerksam Kellner einen guten kalabrischen Rotwein. Das Essen am lodernden Kaminfeuer war ein Erlebnis der besonderen Klasse – sehr gute Produkte und kluge, stolze Gastgeber mit viel Charme, die trotz der harten Arbeit auf dem Bauernhof im Sila Gebirge ihren Humor nicht verloren haben.

Schön, dass die Produkte des Bauernhofs auch im Hofladen gekauft werden können. Nudeln, Wurst, Käse, Wein – alles, was man für ein gutes natürliches und traditionelles Essen benötigt. Ein bisschen Kalabrien im Koffer mit nach Hause nehmen …

Adresse: Fattoria bio
Agriturismo

Saverio, Mario (Tel. +39 3687629105); Luigi und Francesco Grillo
C.da S. Maria Lagaro, 87052 Camigliatello (CS)

Hier die Seite des Biobauernhofes.
info@fattoriabio.it
www.fattorieaperteinsila.it

Unternehmer: Luigi Grillo, William Lo Celso, Mario Grillo

Drei erfolgreiche Unternehmer: Luigi Grillo, William Lo Celso, Mario Grillo

 

Übernachtungstipp: Hotel Tasso

Schneegestöber am Tasso Hotel

Eingangsbereich im Hotel Tasso

Eingangsbereich im Hotel Tasso

 

 

Adresse: Tasso-Hotel
Hoteldirektor William Lo Celso
Via Tasso, 87052 Camigliatello Silano (CS)
Tel. +39 0984578113
info@hoteltasso.it
www.hotelsasso.it

 

 

Teppichkunst bei Celestino in Camigliatello Silano

Eine weitere Überraschung erlebten wir in Spezzano della Sila, einem Ort zwischen Cosenza und San Giovanni in Fiore gelegen.

Meister Mario Celestino zeigt uns seine Handwerkskunst

Meister Mario Celestino zeigt uns seine Handwerkskunst

Carmen Mancarella liebt ihr Land und promotete es international, Foto: Kärstin Weirauch

Meister Mario Celestino im Gespräch mit Carmen Mancarella

Gina Celestina berät bei der Auswahl der Webkunst

Gina Celestina berät bei der Auswahl der Webkunst

An der  Hauptstraße des Bergtourismusdorfes kann man Produkte des lokalen Handwerks Celestino kaufen, wie zum Beispiel Textilien und Accessoires für die Wohnung, Teppiche und Gobelins. Sie werden in Longobucco hergestellt, wo noch heute die althergebrachte Webkunst in Heimarbeit praktiziert wird. Ebenfalls gibt es in dem Ort verschiedene Erzeugnisse lokaler Anbieter aus der Hochebene der Sila.

  • Adresse: Cav. Mario Celestino
  • Via Romana, 66, 87052 Camigliatello Silano (CS)
  • Tel.: 0983/71048 – www.mariocelestino@alice.it
  • Schmuckkünstler im Sila
  • Michele Affidato
  • Crotone, Piazza Pitagora, 30
  • e-mail: info@micheleaffidato.it
  • Internet: www.micheleaffidato.com

Skifahren im Sila Gebirge

Die Sila ist außerdem eines der besten Gebieten Süditaliens für den Wintersport. Die Ortschaften Lorica, Camigliatello und Circilla sind die am besten ausgestatteten und verfügen über viele Aufstiegsanlagen, die zu schönen Ski- und Langlaufpisten führen.

Skilift im Sila Gebirge in Kalabrien, Foto: A.Prosperati

Skilift im Sila Gebirge in Kalabrien, Foto: A.Prosperati

Die Reise wurde unterstützt von der Stadt Cosenza und den Gastronomen und den Hoteliers der Region Sila. Danke an Carmen Mancarella.

Hier geht es zur Homepage des Bergtourismusortes.

Nähere Informationen zu FAI gibt es hier,

Anreise nach Cosenza

Mit dem Flugzeug

Direktflüge von deutschen Flughäfen bis Lamezia Terme, rund 70 Kilometer von Cosenza entfernt. Auch die Stadt Reggio Calabria verfügt über einen Flughafen, Umsteigen in Mailand oder Rom notwendig. Wir sind von Berlin bis Bari geflogen und dann über 4 Stunden mit dem Auto gefahren. Auf halber Strecke liegt Matera, die europäische Kulturhauptstadt 2019.

Bus: Cosenza wird von zahlreichen Fernbuslinien aus Rom und Neapel und auch Städten in Kalabrien angefahren. Ebenso Busse Ferrovia della Calabria. Buslinien von Ferrovie della Calabria: tägliche Verbindung von der Ionischen und der Thyrrenischen Küste zur Sila

Auto: Nach der mautpflichtigen Autobahn A1 bei Salerno über die A3 durch Kampanien bis AS Cosenza Sud. Von Lamezia Terme und von Reggio di Calabria.

Öffentlicher Verkehr: Zwischen Cosenza F.S. / Cosenza Vaglio Lise verkehren Züge der Ferrovia della Calabria und Haltestellen 4 Cosenza Monaco, 5 Cosenza Campanella, 6 Cosenza Centro (Nähe  Zentrum).  AMACO und Touristenbus und Rolltreppen, um die höhergelegenen Quartiere zu erreichen.

Die Recherche in Cosenza  wurde unterstützt von der Stadt Cosenza und Akteuren vor Ort (Hotel und Gastronomie), u.a.Hotel Royal, Hotel Tasso,  B & B Le Sculture, B & B Erifrà. Vielen Dank an Carmen Mancarella, der Organisatorin der Bildungsreise für Journalisten aus Italien und Deutschland..

Hier lest ihr einen Beitrag zur Stadt Cosenza, die mit vielen Sehenswürdigkeiten und einer tollen Gastronomie verzaubern kann.

Verliebt in ihr Cosenza: Künstlerin Luigia Granata

Verliebt in ihr Cosenza: Designerin Luigia Granata