Mit MS Douro Queen den Douro erkunden

Nachdem wir uns mit Porto, der Stadt an der Mündung des Rio Douro, bekannt gemacht haben, wollen wir nun den Douro, Portugals längsten Fluss, kennenlernen. Wie? Mit einer Flusskreuzschifffahrt auf der schmucken „Douro Queen“ von Nicko Cruises. Der Douro entspringt in 2.250 Metern Höhe in der spanischen Provinz Soria. Von der Gesamtlänge von 897 Kilometern verlaufen lediglich 210 Kilometer durch Portugal. Während auf spanischer Seite Staudämme angelegt wurden und der Douro dadurch nicht mehr schiffbar ist, ist der Fluss in Portugal von der Mündung bei Porto bis zur Grenze bei Barca d´Álva schiffbar. Wir erleben also auf der fünftätigen Schifffahrt mit Douro Queen den Douro auf portugiesischer Seite.  Zwischen 1961 und 1986 wurden die einzelnen Schleusen angelegt und damit der  früher schnell dahinfließende Fluss „gebändigt“.  Auf unserer geruhsamen Fahrt passieren wir fünf Schleusen, die 14 bis 35 Meter Höhenunterschied überwinden. Jeder Schleusenvorgang ist ein Erlebnis. Es sind die größten Schleusen in Europa, so erzählt Kreuzfahrtleiter Wolfgang Koch.  Da die Schiffe nur am Tage fahren dürfen, erlebt man die Schleusungen  hautnah im wahrsten Sinne des Wortes. Teilweise sind die Schleusenbecken so eng, dass man es kaum für möglich hält, dass die „Douro Queen“ ohne „anzuecken“ in das jeweilige Schleusenbecken einfahren kann. Dank der Erfahrung des Kapitäns Armando Freitas gelingt das sehr gut mit der Unterstützung seiner Crew.  

Spektakuläre Landschaftskulisse

Vor der Bändigung des Douros gab es beim Transport der Weinfässer auf den schlanken rasant den Douro hinunterfahrenden Barcos Rabelos zahlreiche Unfälle, zum Teil mit tödlichem Ausgang. Darüber erhielten wir viele Informationen im Douromuseum in Peso da Régua, mitten in der Douro-Region am vorletzten Tag unserer Reise.

Heute erfreuen sich vor allem Flusskreuzfahrtgäste auf die einzigartige Natur mit ihren Weinbergen, wechselnden Granitfelsen und Schiefergestein. Die Portweinregion mit kleinen Orten und Städtchen und immer steiler werdenden Terrassen zieht uns in ihren Bann. Bei sehr schönem Sonnenwetter genießen wir vom Sonnendeck aus die wunderschöne Natur, hin und wieder begegnen wir einen Reiher, Schwäne oder die unverwüstlichen Kormorane.

Das leise Geräusch der Wellenmelodie, verursacht durch die Douro Queen begleitet uns. Wir genießen die Ruhe bei einem Drink. Sie wird nur von dem Schleusenvorgang unterbrochen. Es kann passieren, dass aufgrund des Wasserstandes das Sonnendeck geschlossen werden muss.

Wohl dem, der dann auf dem Balkon seiner Kabine die Schleusung verfolgen kann. Ein bisschen kommen dabei allerdings Grabkammergefühle auf, mindestens, wenn 35 Meter zu überwinden sind und der Himmel nur noch als schmaler Streifen über uns erkennbar ist – wie bei der Schleuse Carrapatelo. Von 1965 bis 1972 erbaut, 95 Meter lang und 12 Meter breit mit 35 Meter Höhenunterschied.

Schleusungen sind auf dem Douro immer spektakulär, nicht in allen Schleusen konnten wir auf dem Sonnendeck bleiben. Gegen Ende der befahrbaren Strecke verhindern Engstellen, dass zwei Schiffe aneinander vorbei fahren können. Dann muss das bergwärts fahrende Schiff warten. Doch es gibt genug zu sehen. Die Weinberghänge mit ihrem teilweise schon buntem Laub sind Blickpunkte, ebenso die Korkeichen, Olivenbäume, Kiefern und die natürliche Vegetation.

Wie die Altstadt von Porto wurde auch die Douro-Weinregion von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Vielfältiges Ausflugsprogramm

Nicko Cruises bietet während seiner Flusskreuzfahrt ein umfangreiches Ausflugsprogramm an, das nicht im Reisepreis inbegriffen ist. Es ist als Ausflugspaket oder Einzelausflug/-flüge, vorab oder auch noch an Bord buchbar. Ausflugsstationen auf dieser Tour sind: Porto, Caldas de Aregos, Pinhão-Barca d’Alva (Ausflug Salamanca), Pocinho, Regua, Porto.  

Pinhão – Stadt und Bahnhof

Wir buchten den Ausflug Pinhão (Spaziergang zum Bahnhof von Pinhão mit anschließender Fahrt zur Quinta Avessada zum Mittagessen). Es war eine richtige Entscheidung. Der kleine Ort Pinhão mit 700 Einwohnern liegt malerisch im Herzen der Portweinregion, umgeben von steil aufsteigenden Weinterrassen.

Als 1880 die von Porto her gebaute Eisenbahnlinie Pinhão erreichte schmückte man den Bahnhof mit 24 großformatigen Azulejos. Heute sind sie die vielgerühmte Sehenswürdigkeit des Ortes. Sie gelten als die schönsten im weitem Umkreis.

Wie die Azulejos im Hauptbahnhof von Porto zeigen sie Szenen aus der biblischen Geschichte, Landschafts- und Landwirtschaftsmotive, aus dem Weinbau und  der Weinlese, Trachten und die neu gebaute Eisenbahnbrücke.

In der Umgebung produzieren einige große Quintas (Weingüter) bekannter Marken Portwein sowie Rotweine. Dabei werden die Trauben auf den steilen Hängen von Hand gelesen und in großen Wannen mit nackten Füßen zerstampft, angefeuert von rhythmischen Gesängen der Arbeiterinnen und Arbeiter.

Das wird beispielsweise anschaulich auf der Quinta Avessada, auf der wir zur Verkostung und zum Mittagessen verweilen, museal vermittelt. Allerdings werden wir den Eindruck nicht los, ob der vielen Reisebusse auf den Parkplätzen vor der Quinta an einer Massenveranstaltung teilzunehmen. Die Passagiere der Busse werden durch eine kleine dunkle Ausstellung geschleust, um dann in einem großen Saal zum traditionellen Mittagessen Platz zu nehmen.

 

Umrahmt von den Einführungen des Eigentümer, den unser Reiseführer auch „Mister Bean“ nennt, der die einzelnen Menügänge vorstellt, es gibt Rot- und Weißwein. Bei Akkordeon-Musik will keine rechte Stimmung aufkommen. Insgesamt bleibt ein fader Geschmack zurück – auch die persönliche Verabschiedung des „Mister Bean“ in jedem Bus, ändert unsere Meinung nicht. Wir sind froh, nach einer Busfahrt mit wundervollen Ausblicken in die Weintäler, wieder auf dem Schiff zu sein. 

 

 

Wir genießen am Abend in der Lounge der Douro Queen die Portweinprobe, die einher geht mit einer traditionellen Öffnung einer Portweinflasche. Der Barkeeper „köpft“ mit einer heißen Zange die Portwein-Flasche, aus der dann eine Probe gekostet werden kann (pro Glas 6,50 Euro). Der Bordmusiker begleitet die Veranstaltung, und wie an anderen Abenden auch, kann getanzt werden. Das mögen die Kreuzfahrtgäste besonders gern. Viele sind des Lobes voll ob des guten Bordmusikers.

 

Von Peso da Regua nach Lamego

Ein zweiter Ausflug, an dem wir teilnahmen, führt uns in das Zentrum der Portweinindustrie nach Peso da Regua. Per Bus geht es von hier aus nach Lamego, der tausendjährigen Hauptstadt des südlichen Dourotals. Hier ließ sich Alfonso Henriques 1143 zum ersten König Portugals krönen. Von der damals erbauten romanischen Kathedrale im Burgviertel blieb nur der dicke rechteckige Glockenturm erhalten. Die anderen Teile, darunter der stimmungsvolle Kreuzgang, entstanden im 16. und 17. Jahrhundert. 

 

Hauptsehenswürdigkeit von Lamego ist jedoch die Gesamtanlage um die Wallfahrtskirche Nossa Senhora dos Remédios hoch über der Stadt. Im 18. Jahrhundert erbaut, ist die Rokokofassade mit Balustrade und geschwungenem Giebel zwischen zwei verspielten Barocktürmen besonders eindrucksvoll. Die jährliche Wallfahrt findet am 8. September statt.

Besonders spektakulär schwingt sich die gekreuzte Freitreppe in schnurgerader Achse zur Stadt hinunter – bzw. von dort zur Kirche hinauf. Offiziell hat sie 686 Stufen, aber fast jeder kommt beim Zählen auf eine andere Zahl. Wir haben beim Hinabgehen irgendwann das Zählen aufgegeben. Denn die 14 Treppenabsätze sind mit großflächigen blau bemalten Azulejos (Keramikfliesen) dekoriert und mit Skulpturen, Kapellen und Brunnen geschmückt. Auf dem 14. Terrassenabschnitt erhebt sich aus einer Wasserschale ein 22 Meter hoher Obelisk mit dem Stern am Obeliskabschluss.

Nach dem Abstieg zieht es uns in die Kathedrale von Lamego, einem gotischen Tempel mit quadratischem Glockenturm aus der romanischen Zeit seiner Gründung 1191. Die von João Lopes gemeißelte Fassade von 1508-1516 mit Pflanzen- und Tiermotiven in typisch manuelinischer Kunst. 

 

 

Museum des Douro in Peso da Regua – unbedingt anschauen

Wer noch Lust hatte, der besuchte gleich am Anleger das sehenswerte Museum. Das Museu do Douro stellt die Geschichte, die Kultur und die Identität dieser Weinanbauregion, die zum Weltkulturerbe erklärt wurde, vor.

Das Museum befindet sich im ehemaligen Haupthaus einer Weinanbaufirma, der Casa da Companhia Velha, die in der Geschichte des ältesten anerkannten Anbaugebiets der Welt eine wichtige Rolle gespielt hat. Hier werden Tradition und Moderne auf gekonnte Art und Weise verbunden. Es handelt sich um ein dynamisches und integriertes kulturelles Zentrum, wo den Besuchern neben den Ausstellungshallen auch das Restaurant „A Companhia“, ein Bibliotheksarchiv, ein Leseraum sowie eine Wine Bar mit Blick auf den Fluss Douro zur Verfügung stehen.

Galaessen am vorletzten Abend

Am Abend erwartet uns nach dem Abschiedsempfang ein wunderbares Galaessen. Das Küchen- und Serviceteam unter Küchenchef Diogo Oliveira und Restaurant Manager Joaquim Pinto verwöhnte seine Gäste mit einem vielgängigen leckeren Menü. 

 

Barca d’Alva – individuell

Direkt an der Grenze zu Spanien liegt an der Mündung des Flusses Rio Áqueda in den Douro das Dorf Barca d’Alva. Bis zum „gegenüberliegenden“ Ort „Vega Terrón“, der bereits in Spanien liegt, ist der Douro schiffbar. Erst 1887, wurde der damals abgelegene Ort aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Die Eisenbahnlinie von der 200 Kilometer entfernten Stadt Porto erreichte das kleine Barca d’Alva. Seit 1985 endet die Bahnstrecke hier wieder, weil eine Teilstrecke nach Spanien stillgelegt wurde. Heute ist es ein verlorener Ort, wie wir bei unserem Spaziergang feststellen konnten. 

Nicko Cruises bietet von hier aus Touren nach Castelo Rodrigo und Salamanca (Spanien) an. Die Busfahrt nach Salamanca beträgt rund zwei Stunden.

Zum Motorschiff Douro Queen von nicko cruises

Das 2005 in Portugal gebaute Kreuzfahrtschiff „Douro Queen“ wurde 2021/2022 überholt.

Die Schiffskabinen sind mit allem Notwendigen ausgestattet, allerdings sehr klein und mit wenig Staumöglichkeiten. Diese kann man etwas erweitern, indem man die Schwimmwesten unterhalb der Betten unterbringt. Dann ist im Schrank ein Fach für Wäsche, die nicht auf den Bügel muss frei. Selbst die Nachttische mögen zwar ein Architektenmeisterwerk sein, sind aber wenig funktional, weil selbst die Schublade keinen Stauraum bietet, weil sie zu flach ist.

Aber das Bordpersonal war immer hilfsbereit und ansprechbar. Und das Hotel an Bord war immer sauber. Ein Betthupferl am Abend fehlte auch nicht. 

Beim Frühstücksbuffet fehlte nichts. Selbst Eierspeisen wurden auf Wunsch angefertigt. Auch an Vegetarier wurde zu allen Mahlzeiten gedacht. Das Servicepersonal war sehr aufmerksam, las uns manchen Wunsch von den Augen ab, auch wenn wir nicht eine Sprache sprachen. 

Alles in Allem stand auf dieser Fahrt nicht das Schiff im Vordergrund, sondern die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft des Douro. Unseren Freunden, die uns zu dieser Reise rieten, und dem immer freundlichen internationalen Team der Reederei Nicko Cruises sei Dank.

Hier lest ihr, was wir in Porto so alles erlebten, bevor wir die Reise mit der „Douro Queen“ begannen.