Der 22. Dezember 1920 ist ein historisches Datum. An diesem Tag ist von der Hauptfunkstelle auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen (Landkreis Dahme-Spreewald) die erste deutsche Rundfunksendung, die Übertragung eines Instrumentalkonzertes, mit  einer Reichweite von 1.500 Kilometern ausgestrahlt worden. Drei Instrumente – Geige, Klarinette und Harmonium – brachten den Menschen weihnachtliche Musik ins Haus. 1920 nutzten die Rundfunk-Pioniere einen selbstgebauten Lichtbogensender. Ein neues Zeitalter brach an. Seither gilt der Funkerberg von Königs Wusterhausen bei Berlin als die Wiege des deutschen Rundfunks. Der rbb Berlin-Brandenburg begleitet das Jubiläum 100 Jahre Radio. So ist auf der Homepage zu lesen: „Um 1920 Radio empfangen zu können, brauchte man Kopfhörer und einen sogenannten Detektor, der die Funkwellen mit Unterstützung eines Bleiglanzkristalls in hörbare Frequenzen übersetzt.“ Das Entscheidende von dieser Sendung am 22. Dezember 1920 war, dass die Techniker Sprache und Musik übertragen haben. Und damals haben sie zur Musikübertragung einfach die Telefonsprechkapsel vor den Hörer eines Grammofons gehalten und haben damit die Musik übertragen“, so berichtet Rainer Suckow, Radio-Enthusiast und Vorsitzender des Sende- und Funktechnikmuseums in Königs Wusterhausen im Februar 2020 gegenüber dem Deutschlandfunk.  

Am authentischen Ort

Ein Verein vermittelt heute im Sender- und Funktechnikmuseum auf dem Funkerberg von Königs Wusterhausen spannende Technikgeschichte.  Übrigens haben die Vereinsmitglieder des im Original nicht mehr vorhandenen Sender aus dem Jahr 1920 nachgebaut. Er kann im Museum bestaunt werden. Im Jahr 2016 erhielt das Weihnachtskonzert vom 22. Dezember 1920 seine internationale Würdigung – die IEEE erklärte das Ereignis zum „Internationalen Meilenstein der Technikgeschichte“.

Mittelwellensender 21

Weiteres Highlight ist u.a. der aus dem Jahre 1928 stammende Mittelwellensender. Dieser steht unter Denkmalschutz (OBJ-Dok. Nr. 5000-09140502 – Denkmalliste Land Brandenburg, Stand 9.10.2020). Die in offener Bauweise errichtete siebenstufige gitterspannungsmodulierte Sendeanlage verfügt über eine Leistung von 100 Kilowatt. Das einmalige technische Denkmal repräsentiert die Anfänge des röhrenbestückten und quarzkontrollierten Großsenderbaus. Der Mittelwellensender 21 befindet sich weitgehend im originalen Zustand.

Illustration: Harri Warschau/Archiv Weirauch

Illustration:  Archiv Weirauch Harri Parschau/Für Dich/

Die ersten Gebäude der ab 1913 geplanten Heeres-Großfunkstelle wurden 1916 fertig gestellt. Der in dieser Gründungsphase des Senders entstandene monumentale Baukomplex aus Sendehaus mit Maschinensaal zur Stromversorgung und Verwaltungsgebäude wurde 1924/25 von der Deutschen Reichspost für ihre Hauptfunkstelle mit den Sendehäusern 2 und 3 ergänzt. Weithin sichtbaren Wahrzeichen des Funkerbergs ist der 210 Meter hohe Antennenmast, ein letzter Zeuge des einst 22 Antennenmasten umfassenden Sendekomplexes.

Geschichte des Senders nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs legte der Befehl 819 vom 13. Mai 1945 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) den Grundstein für den sogenannten „antifaschistisch-demokratischen Rundfunk“. Noch am gleichen Tag brachte der „Berliner Rundfunk“ seine erste  zweistündige Sendung. Vom damaligen Funkhaus in der Masurenallee bestand eine Kabelverbindung zum ebenfalls in Westberlin gelegenen Sender in Tegel. Die 220 Meter hohen Antennenanlagen des Senders wurden am 16. Dezember 1948 von den Westmächten in einer Aktion des „kalten Krieges“ gesprengt. Damit war der Berliner Rundfunk ohne funktionsfähige Sendeanlage. In intensiver Arbeit wurde von Spezialisten mit Unterstützung und Mitarbeit von Ingenieuren des SMAD die heute als Sender 21 bezeichnete Anlage in Tegel demontiert und in das dafür umgerüstete Sendehaus zwei des damaligen Funkamtes Königs Wusterhausen eingebaut. Der Einbau vollzog sich innerhalb von dreieinhalb Monaten. Ursprünglich waren für die umfangreichen Arbeiten neun Monate vorgesehen. Mitte März 1949 konnte über eine der noch in Königs Wusterhausen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg vorhandenen Antennenanlagen der Sendebetrieb wieder aufgenommen werden. Über den Mittelwellensender 21 wurde am 7. Oktober 1949 die Nachricht von der Gründung der DDR in alle Welt gesendet. Königs Wusterhausen entwickelte sich zur technischen Großsendeanlage, die noch bis 1995 in Betrieb war.

Das Museum für Kommunikation in Berlin zeigt dazu eine Ausstellung, hörenswert ist die Rekonstruktion des Weihnachtskonzert. Bitte hier klicken.

Weitere Informationen zum sehenswerten Museum gibt es hier: www.museum.funkerberg.de

Hier geht es zur Seite 100 Jahre Rundfunk

Sender Königs Wusterhausen (Funkerberg). Eine der ältesten deutschen Funkanlagen und der erste deutsche Radiosender, entstanden aus einem Militärsender. Die drei Senderhäuser von 1916, 1923/24 und 1926, von B. Buch in neuklassizistischen Formen. – Im Senderhaus 1 Sender- und Funktechnikmuseum. (Wikipedia)

Lesenswertes Buch: Jörg Raach, Industriekultur in Brandenburg, L&H Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-939629-12-2

  • Förderverein „Sender Königs Wusterhausen“ e.V.
    Senderhaus 1, Funkerberg 20
    15711 Königs Wusterhausen
  • Email: verein@funkerberg.de
    Telefon Geschäftstelle: 03375 29360

Hier ein weiteres wichtiges Zeugnis der Industriekultur im Land Brandenburg