Dieses Jahr fand wieder ein Vulkanausbruch auf der Insel Stein im Wörlitzer Park statt. An diesem Wochenende. Diese wohl weltweit einmalige „pyrotechnische Inszenierung“ sollte eigentlich schon im letzten Jahr anlässlich 100 Jahre Kulturstiftung stattfinden. Wegen der damaligen Trockenheit fiel der 2019er Ausbruch aus. Ich war gespannt auf das lange auch überregional angekündigte Ereignis. Schon frühzeitig füllten sich die Wege mit Schaulustigen, auch die abgeernteten Felder rund um die Insel Stein waren gut mit Besuchern gefüllt.
Was so gefährlich klingt, sollte allen Besuchern das Herz höher schlagen lassen, denn die Eruption ist von langer Hand geplant und ein seltenes Highlight im UNESCO-Weltkulturerbe des Wörlitzer Gartenreiches. Der „Vulkanausbruch“ ist eingebunden in ein künstlerisches Rahmenprogramm – und ist selbst höchst eindrucksvolle Kunst. Die Ausbrüche des künstlichen Vulkans auf der Insel Stein sind höchst seltene Ereignisse. Über 200 Jahre war der Vulkan erloschen, bevor er im Jahr 2005 wieder ausbrach. Zu besonderen Ereignissen folgten Eruptionen in den Jahren 2006, 2010, 2012 und 2016.
Was wir erlebten, haben Wörlitzbesucher schon vor Jahrhunderten beschrieben: Das Haupt des Berges „hüllt sich in schwarze Gewölke“. Aus Augen, Nase und Mund eines Medusenkopfes am Krater quillt Wasser, das von Laternen, Feuern und Raketenblitz erleuchtet „ganz natürlich wie geschmolzener Feuerstrom“ aussieht. Der Mündung des Schlundes entsteigt eine „hohe, Millionen Funken sprühende Feuersäule gen Himmel“. Dann kommt es zur Kettenreaktion: „Ist nun der Krater mit Pulverrädern und Schwärmern geladen, entzünden sich in schnellem Huy die aufgesteckten Lampenreihn und beginnt die schreckbare Explosion“, wie ein Augenzeuge 1797 notiert.
Historie des Vulkans auf der Insel Stein
Die erste künstliche Eruption fand am 10. August 1794 – dem Geburtstag des Fürsten Franz – aus Anlass der Fertigstellung der Insel Stein statt. Die historische Nutzung der Insel Stein zur künstlichen Nachahmung von Vulkanausbrüchen ist von mehreren zeitgenössischen und späteren Autoren beschrieben worden. Die eindrucksvolle pyrotechnische Inszenierung des Vulkanausbruchs mit akustischen und visuellen Elementen ist an die historischen „Ausbrüche“ angelehnt. Die Insel Stein selbst ist quasi als Erinnerung nach einer Reise des Fürsten nach Neapel entstanden. Auf der Insel sollte die typische neapolitanische Topographie dargestellt, die zeitgenössische italienische Architektur vorgestellt und sogar die Vegetation – durch Feigen, Agaven und lombardische Pappeln – illustriert werden. Der künstliche Vesuv ist also Teil eines italienischen Gesamtkunstwerks. Italien in Wörlitz sozusagen. Mitte des 18. Jh. machte die Nachricht über die spektakulären Funde und Befunde in Pompeji in Europa die Runde. Wer etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte, fuhr nach Pompeji, um sich die frühen Ausgrabungen anzusehen: Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1787, Johann Gottfried Seume 1801/1802 und bereits um die Mitte des 18. Jh. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Zusammen mit seinem Freund, dem Architekten Wilhelm von Erdmannsdorff, brachte der Fürst allerlei Objekte und Eindrücke mit nach Hause.
20 Jahre Gartenträume 2020 mit Vulkanausbruch
Wer dieses Jahr nicht dabei sein konnte, hier ein Tipp. Im kommenden Jahr feiert Sachsen Anhalt das Jubiläum „20 Jahre Gartenträume“.
Update 2024
Nach fünfjähriger Ruhepause wird der Wörlitzer Vesuv, der erste künstliche Vulkan der Welt, am 16. und 17. August 2024 erneut ausbrechen. Die inszenierte Eruption mit Feuerfunken, Qualm und Lavaströmen fasziniert seit der Erbauung des Vulkans im 18. Jahrhundert zahllose Menschen. Die erste künstliche Eruption fand nach jetzigem Kenntnisstand 1794 – also vor 230 Jahren statt. Danach ruhte der Vulkan 200 Jahre bis im Jahr 2005 nach der umfangreichen Sanierung der Insel Stein erstmals ein neuzeitlicher Vulkanausbruch durchgeführt wurde. Da es in der Vergangenheit immer wieder zu Rissbildungen im Vulkankegel kam, war es das Ziel, die historische Bausubstanz zukünftig besser zu schützen. Daher wurden die Ursachen für die Rissbildung wissenschaftlich analysiert. Mit Hilfe des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sowie Materialexperten konnte eine Lösung gefunden werden, die eine substanzschonende, aber nicht minder spektakuläre Durchführung des beliebten Events ermöglicht. Die inszenierte Eruption des künstlichen Vulkans aus dem 18. Jahrhundert mit Feuerfunken, Qualm und Lavaströmen fasziniert Menschen bis heute. Der erste künstliche Vulkan Europas befindet sich am Rand der Wörlitzer Anlagen auf der Felseninsel Stein, die zwischen 1788 bis 1794 im Auftrag des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau
(1740–1817) in Erinnerung an seine Grand Tour im Jahre 1766 entstand. Der Fürst hatte damals nicht nur die Ausgrabungsstätten in Pompeji und Herculaneum besucht, sondern auch selbst den Vesuv bestiegen. Auf der einmaligen Anlage befinden sich Grotten, Gänge, ein antikisierendes Theater – und natürlich ein Vesuv im Miniaturformat. Als Symbol der Freundschaft zwischen dem Fürsten Franz und Sir William Hamilton, einem britischen Diplomaten, Antikensammler und Geologen, wurde auf der Insel außerdem die Villa Hamilton nachgebaut. Neben der Topographie der Gegend versuchte man auf dem „Wunderfelsen von Wörlitz“ sogar die italienische Vegetation nachzuahmen. Durch den Nachbau der antiken Stätten, die Fürst Franz erlebt hatte, kommen seine Bildungsabsichten auf der Insel Stein besonders zum Ausdruck.
Die erste künstliche Eruption fand nach jetzigem Kenntnisstand 1794 statt. Die historische
Nutzung der Insel Stein zur künstlichen Nachahmung von Vulkanausbrüchen ist von
mehreren zeitgenössischen Autoren – August Rode (1798), Carl August Boettiger (1797) und
Charles Joseph de Ligne (1799) – beschrieben worden.
Im Internet: www.gartenreich.de
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Hier geht es zur Wörlitz-Information.
Hier findet ihr die Seite des Vereins Gartenträume
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