Wo einst Bergleute im Harz mit Schlegel und Eisen kostbare Bodenschätze freilegten, offenbaren sich heute dem Besucher faszinierende Welten unter Tage. 20 Erlebnisbergwerke, Bergbaumuseen und Hüttenbetriebe gibt es allein im Harz. einfachraus.eu stellt einige davon vor.
Röhrigschacht: 300 Meter tief
Erste Station: Besucherbergwerk „Röhrigschacht“ in Wettelrode (bei Sangerhausen im Mansfelder Land). Die Ausrüstung der Besucher mit Kittel, Grubenlampe und Schutzhelm lässt schon an Tücken der tiefen Finsternis denken. Dann drängt sich die Seilschaft, so werden die Teilnehmer der Reise in die Tiefen des Gebirges hier genannt, in den Förderkorb. Rasselnd schließt sich das Gitter am Förderkorb, der anruckt und dann mit 3,25 m/ Sekunde in die Tiefe gleitet. Die Fahrt mit der Grubenbahn in 283 Meter Tiefe durch dürftig beleuchtete Stollen gehört für Jung und Alt zu den wohl einprägsamsten Attraktionen in einem Schaubergwerk. Vor Ort sind dann auf einer Führungsstrecke die Abbaumethoden der Jahrhunderte anschaulich dargestellt. Staub, Hitze, ewige Nacht werden vorstellbar. Vor allem die schwere Arbeit der Bergleute. Über uns befindet sich Sangerhausen mit dem Europa Rosarium. Bergwerksdirektor Thomas Wäsche: „Wir feiern 2021 150 Jahre Teufbeginn Röhrigschacht und 30 Jahre untertägiges Schaubergwerk!“
Die gab es wirklich: Pferde und Ratten
Die Führer im Schaubergwerk wissen viel zu berichten über vergangene Zeiten. Über Pferde im Schacht ist etwas zu erfahren und über Ratten, die wohlgelitten waren, weil sie den Bergmann vor den Gefahren schlechter Luft warnten. Gerne ließen die Bergleute auch mal „die Ratte quieken“, wenn sie nach oben wollten, um ihren Durst zu löschen. Die lebenden Warnmelder sollten gefährliche Wetter im Schacht ankündigen, quiekten natürlich auch, wenn man sie in den Schwanz kniff. Wenn’s der Obersteiger sah, waren fünf Groschen Strafe fällig. So jedenfalls die Legende.
Mit dem Kanu untertage
Eine deutschlandweit einmalige Attraktion gibt es im Röhrigschacht seit 2020. Dort können Besucher und Besucherinnen mit Kanus einige Stollen erkunden. Dies ist Teil der anstrengenden Altbergbautour. Höhepunk der mehrstündigen Wanderung (mit Kanufahrt und viel Wasser von oben) ist der Besuch einer der berühmten Mansfelder Schlotten.
Wer gut über die Aktivitäten von Bergrat Plümicke und sein engagiertes team informiert sein will, der sollte desöfteren auf die Facebookseite des Erlebniszentrum Bergbau Wettelrode schauen. Es lohnt !!!
Grube Glasebach in Straßberg
Zweite Station: Grube „Glasebach“ in Straßberg. Dem Drängeln einer Frau ist es zu verdanken, dass die kleine Gemeinde Straßberg in der Nähe von Ballenstedt heute über eines der bekanntesten Besucherbergwerke im Harz verfügt. Erika Lohrenz, Vorsitzende des Montanvereins, kämpfte bereits zu DDR-Zeiten um den Erhalt des Bergwerkes.
Begeisternde Untertagewelt
Als Anlage von „nationaler Bedeutung“ wurde die Grube schon bald nach 1990 vom Deutschen Bergbaumuseum in Bochum eingestuft. 300 Jahre Bergbaugeschichte des Unterharzes werden mit der kleinen Flussspatgrube lückenlos bis in die Neuzeit dokumentiert. Relikte einer hölzernen Wasserkunst können ebenso bestaunt werden wie der eichene Ausbau der Stollen. Über Tage kann man eine komplette Grubenrettungsstelle anschauen.
Mansfeld-Museum in Hettstedt
Wenige Kilometer weiter im Wippertal, hinter Großörner im Hettstedter Ortsteil Burgörner-Altdorf, betritt man historischen Boden. Hier entwickelten Bergbauingenieure die erste deutsche Dampfmaschine Wattscher Bauart, entstand in Hettstedt die erste deutsche Maschinenfabrik der Dampfindustrie und verläuft mit fast 32 Kilometern der längste Stollen seiner Art im mitteleuropäischen Bergbau: der Schlüsselstollen. Im Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss trifft Mitteldeutsche Industriegeschichte auf eine berühmte Familiengeschichte: Im barocken Herrenhaus lernte der Naturforscher Wilhelm von Humboldt 1788 seine spätere Frau Caroline von Dacheröden kennen.
Erste deutsche Dampfmaschine
Das Mansfeld-Museum zeigt auf zwei Etagen im Humboldt-Schloss und einem ausgedehnten Freigelände Gegenstände und Dokumente zur über 800-jährigen Bergbau- und Hüttengeschichte des Mansfelder Landes, sowie der Mineralogie und Geologie des Kupferschiefers im Mansfelder Land. Auch die bis heute in Hettstedt existierende Halbzeugindustrie wird in ihrer geschichtlichen Abfolge anhand von Maschinen dargestellt.
Eine Attraktion ist der originalgetreue und voll funktionsfähige Nachbau der ersten deutschen Dampfmaschine Wattscher Bauart. Diese diente ab 1785 auf dem benachbarten König-Friedrich-Schacht zum Antrieb von Wasserpumpen.
Caroline schrieb aus Burgörner am 28. Julius früh 1788 „Ich bleibe noch den ganzen August hier, und von dem 15. an bin ich gewiß einheimlich. Carl hat alles eingeleitet. Mein Vater hat den Deinigen gekannt und wird sich freuen, Dich zu sehen. Die Feuermaschine kann zum Vorwand dienen. Carl mag sich etwas ausdenken, worüber er Dir zwei Zeilen für mich in Göttingen lässt, ein zeigbares Empfehlungsschreiben oder sonst so etwas. Du schickst es, wenn Du kommst, und den anderen Morgen, wenn es schon Abend ist, findest du mich in der Laube, sonst gehe ich gleich hin, denn ich muß Dich zuserst allein sehen. Ich ertrüge nicht im Beisein anderer die Erschütterung des ersten Moments, ohne mich zu verraten. Leben wohl mein Freund, mein Bruder, mein teurer Wilhelm, lebe wohl und gibt meiner Bitte Gehör.“
Etwa drei Kilometer vom Museum entfernt, erinnerte 1890 der Verein Deutscher Ingenieure mit einem Maschinendenkmal an den Einsatz der damals noch Feuermaschine genannten Dampfmaschine. Übrigens erfolgte der Bau auf der Grundlage einer von Friedrich dem Großen im Schloss Sanssouci ausgestellten Kabinettsorder.
Besucherbergwerke Harz – Informationen
- ErlebnisZentrum Bergbau Röhrigschacht Wettelrode
- Adresse: Lehde, 06526 Sangerhausen (Ortsteil Wettelrode)
- Infos und Anmeldung: Tel. +49 (0)3464 587816
- Röhrigschacht im Internet: www.roehrigschacht.de
- Mansfeld Museum im Humboldt-Schloss: Schlossstraße 7, 06333 Hettstedt, Tel.: 03476/200753, Internet: mansfeld-museum.hettstedt.de
- Schaubergwerk „Büchenberg“
- Adresse: Büchenberg 2, 38855 Elbingerode, T: +49 39454 42200
- Büchenberg im Internet: www.schaubergwerk-elbingerode.de
- Grube Glasebach: Glasebacher Weg, 06493 Harzgerode OT Straßberg, Tel. 039489 226, im Internet: www.strassberg-harz.de
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