von Wolfgang Will
Ab und an tagt das Bundeskabinett auf Schloss Meseberg. Ansonsten steht Schloss Meseberg, das Gästehaus der Bundesregierung, größtenteils leer. Es liegt auf dem Lande, 70 Kilometer nördlich Berlins – das Schloss Meseberg. Die Lage am Huwenowsee ist idyllisch. Schloss Meseberg befindet sich am Rande des kleinen gleichnamigen Dorfes. Dort leben nur rund 150 Einwohner. Lange Zeit verfiel es. Wie so viele architektonische Kleinode in der untergegangenen DDR. Die in München ansässige Messerschmitt-Stiftung renovierte das Barockschloss für 25 Millionen Euro und überlässt es für wenigstens zwei Jahrzehnte der Bundesregierung. Die steckte noch einmal knapp 20 Millionen in den Bau und nutzt ihn seit 2007 als Gästehaus der Bundesregierung. Unterhaltskosten jährlich: 3,85 Millionen, plus Personalkosten von mehr als 500.000 Euro pro Jahr.
Kritik vom Steuerzahlerbund
Der Steuerzahlerbund kritisiert nunmehr weniger diese Kosten als die Tatsache, dass die Regierung „ihr“ Schloss kaum nutzt. Und das wird akribisch belegt: In den letzten vier Jahren gab es lediglich 36 Veranstaltungen in dem Schloss, an nur 32 Tagen. Bei dieser Zählung sind auch Veranstaltungen wie Regierungsklausuren berücksichtigt. Zu hier empfangenen Staatsgästen gehörten der Kronprinz von Abu Dhabi, der spanische Ministerpräsident und Indiens Premier sowie Frankreichs Staatspräsident Jacque Chirac. „Für Gästehäuser der Bundesregierung müssen die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit gelten“, heißt es im Schwarzbuch der Steuerzahler. Auch die FDP hat die so geringe Nutzung des Hauses, das mit einem traumhaften Anwesen an den Huwenowsee grenzt, kritisiert. Das Schloss ist mit modernster Sicherheits- und Kommunikationstechnologie ausgestattet und wird selbstverständlich von der Bundespolizei rund um die Uhr bewacht.
Innenarchitektonisch lässt es absolut nichts zu wünschen übrig: Im Erdgeschoss gibt es zwölf Repräsentationsräume unterschiedlicher Größe, darunter eine Bibliothek, das Kaminzimmer, den Prinz-Heinrich-Saal. An einer langen Tafel finden zwei Dutzend Personen Platz. Im Kellergeschoss gibt es, neben den Küchen- und Lagerräumen, eine gemütliche Weinstube. Im ersten Stock stehen vier große Suiten als Wohnräume für Übernachtungsgäste zur Verfügung. Es gibt zudem Nebengebäude, eines mit zwölf Appartements für die Begleiter der Staatsgäste, ein weiteres für Pressekonferenzen.
Prominente waren schon früher auf Schloss Meseberg
Aufwändig restauriert wurde auch der barocke Terrassengarten. Am See entlang erstreckt sich ein öffentlich zugänglicher Landschaftsgarten mit den Mausoleen der Familien Hövel und Lessing -, ja – hier ist preußischer wie literarischer Geist einst zu Hause gewesen. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es hier ein Rittergut. Mit dem Bau des heutigen Schlosses wurde 1736 begonnen. 1774 wurde das Anwesen von dem im nahegelegenen Rheinsberg residierenden Prinzen Heinrich von Preußen erworben. Zu den späteren Eigentümern gehörte auch Carl Robert Lessing, Herausgeber der Vossischen Zeitung. Er hatte alles für seinen Sohn Gotthold Ephraim Lessing d. J. (1861 – 1919) erworben. In diesem gastfreundlichen Haus der Lessings ging die geistige Elite Berlins ein und aus, darunter Theodor Fontane. In dessen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ wird Meseberg als Zauberschloss bezeichnet. Die Familie Lessing besaß das Anwesen bis 1934. Ihr Wappen – drei Ringe, die die „Ringparabel“ des Dichters Gotthold Ephraim Lessing symbolisieren – waren im Haus mehrfach zu sehen.
Zu DDR-Zeiten waren im Schloss ein Lebensmittelladen, ein Kindergarten, Partei- und Gemeindebüros untergebracht. Das Gebäude wurde immer baufälliger. Nach der Wiedervereinigung übernahm die Messerschmitt-Stiftung die Renovierung. Sie ist die größte private Denkmalschutzorganisation der Bundesrepublik und wurde 1969 vom Gründer des bekannten Flugzeugbauers, Willy Messerschmitt, ins Leben gerufen.
Tipp für Schloss Meseberg
Einmal im Jahr gibt es einen Tag der offenen Tür. Für Besucher gibt es mit dem Schlosswirt Bert Groche ein Hotel mit Restaurant: Dorfstraße 27, 16775 Meseberg. Tel.: 03306 20 46 70.
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