Als ein Höhepunkt des ereignisreichen Jubiläumsjahres zum 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) derzeit die große Sonderausstellung „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ im Albertinum und Kupferstich-Kabinett. In Dresden, „wo alles begann“, fand der Maler und Zeichner für mehr als 40 Jahre seinen Lebensmittelpunkt und wurde zum wohl bedeutendsten Künstler der deutschen Romantik. Hier setzte er sich mit den Landschaftsgemälden der Alten Meister auseinander, beteiligte sich an den zeitgenössischen Kunstdebatten und wanderte in der näheren und weiteren Umgebung der Stadt, um sich von der Natur inspirieren zu lassen.
Einige Werke nur in Dresden zu sehen
Im Albertinum (24.8.2024–5.1.2025) bietet die großzügige Ausstellungsarchitektur 47 Gemälden Friedrichs ausreichend Raum, um in die Tiefe seiner Landschaften eintauchen zu können. Friedrichs wichtigste Themen – Natur, Politik und Religion – werden in der Vielschichtigkeit, mit der er sie in seinen Kunstwerken reflektierte, sichtbar. Sie werden in fünf Kabinetten präsentiert, die einzelnen Aspekten und Motiven seines Schaffens gewidmet sind: Rückenfigur, Erinnerungsbilder, Farbe, Bäume und Religion. Die Klarheit seiner Landschaftskompositionen und die tiefen Empfindungen, die darin zum Ausdruck kommen, sorgten schon zu Lebzeiten des Künstlers für Aufsehen und wirken in ihrer Intensität noch heute.
Einige von Friedrichs bedeutendsten Landschaftsgemälden wie der „Tetschener Altar“, „Schiffe im Hafen am Abend“, der „Friedhof“ oder das „Große Gehege bei Dresden“ sind nur in Dresden zu sehen.
Zu Friedrichs eigenen Werken kommen im Albertinum 19 Landschaftsbilder aus der Gemäldegalerie Alte Meister hinzu, die Friedrich intensiv studiert und daraus Anregungen für sein eigenes Schaffen übernommen hat. Dazu gehören Hauptwerke der Galerie von Jacob van Ruisdael, Salvator Rosa und Claude Lorrain.
Mit über 60 weiteren Leihgaben aus Madrid, Prag, Wien und Winterthur sowie aus deutschen Sammlungen wie Chemnitz, Erfurt, Essen, Lübeck, Mannheim, Schwerin und Weimar bietet die Ausstellung eine intensive Begegnung mit der Epoche der Romantik und Friedrichs melancholisch-hoffnungsvollen Bildwelten. Unter den herausragenden Leihgaben befinden sich „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ aus der Hamburger Kunsthalle sowie der „Mondaufgang am Meer“ und „Der Watzmann“ aus der Alten Nationalgalerie Berlin.
Caspar David Friedrich: Der Watzmann, Leihgabe Nationalbibliothek Berlin Foto: Weirauch
Zeichnungen im Kupferstich-Kabinett
Mit mehr als 160 Werken stellt das Kupferstich-Kabinett (24.08.–17.11.2024) im Dresdner Residenzschloss den Zeichner Caspar David Friedrich in den Vordergrund und vergegenwärtigt seinen künstlerischen Denk- und Schaffensprozess, der eng mit seinen Wanderungen verknüpft war. Der Kunst auf Papier widmete sich der Künstler bereits vor der Malerei und blieb ihr bis zu seinem Tod treu. Mit großer analytischer Klarheit und Präzision, aber auch emotionaler Hingabe hielt Friedrich die Landschaften in Dresden, der Sächsischen Schweiz, Greifswald, Rügen oder auch im Riesengebirge in seinen Zeichnungen fest. Die Wege, auf denen er wanderte, werden in der Ausstellung sichtbar und laden dazu ein, den Spuren des Künstlers zu folgen.
Im Kupferstich-Kabinett kann das Publikum den fragilen Studien, Entwürfen und Zeichnungen des Romantikers, die normalerweise lichtgeschützt im Depot aufbewahrt werden, nahekommen. Friedrich zeichnete mit Bleistift und Feder die Linien weiter Küstenlandschaften, knorrige Bäume und schroffe Felsen in seine Skizzenbücher und schuf Meisterwerke in Sepia- und Aquarellfarben oder Gouache.
Im Residenzschloss Dresden sind neben exquisiten Leihgaben aus Basel, Paris und Winterthur selten gezeigte Werke wie „Das Felsentor im Uttewalder Grund“ aus dem Museum Folkwang Essen, das „Hünengrab am Meer“ der Klassik Stiftung Weimar, und Friedrichs Werkreihe zum „Plauenschen Grund“ aus der Städtischen Galerie Dresden zu sehen. Herausragender Höhepunkt der Präsentation ist das jüngst von der Klassik Stiftung Weimar, den SKD und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie weiterer Förderer erworbene „Karlsruher Skizzenbuch“, das einen tiefgreifenden Einblick in die frühe, leidenschaftlich präzise Arbeit des Künstlers in und vor der Natur bietet.Friedrichs vielschichte Gedankenwelt offenbart sich allerdings nicht nur in seinen Zeichnungen, sondern auch in einem einzigartigen Manuskript aus dem Bestand des Kupferstich-Kabinetts, in der er als reifer Künstler die Kunst seiner Zeit reflektierte und kunsttheoretische Überlegungen anstellte.
Zur Präsentation erscheint der Katalog „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“ im Sandstein Verlag, herausgegeben von Holger Birkholz, Petra Kuhlmann-Hodick, Stephanie Buck und Hilke Wagner mit Beiträgen von Werner Busch, Anke Fröhlich-Schauseil, Johannes Grave, Florian Illies und vielen mehr, 432 Seiten, 48 € (Museumspreis 36 €), ISBN: 978-3-95498-829-7.
3D-Rundgang durch die Ausstellung
Die Ausstellung wird neben digitalen Angeboten im Albertinum und im Residenzschloss durch ein umfangreiches Online-Angebot erweitert, das sukzessiv entsteht und über die Laufzeit hinaus dauerhaft zugänglich sein wird. So erhalten Besucherinnen und Besucher unter anderem die Möglichkeit, die Ausstellung bei einem 3D-Rundgang von zu Hause zu erleben und über die Plattform voices (https://voices.skd.museum/) die Netzwerke Friedrichs, die Entstehungsorte seiner Werke sowie Gemälde und Zeichnungen wie das Karlsruher Skizzenbuch interaktiv zu erkunden.
„Caspar David Friedrich und das Geld seiner Zeit“ im Münzkabinett
Begleitet wird die Jubiläumsschau in Albertinum und Kupferstich-Kabinett zudem von der Sonderausstellung „Caspar David Friedrich und das Geld seiner Zeit“ (24.08.2024–05.01.2025) im Münzkabinett des Residenzschlosses. Die kleine Präsentation bietet einen Einblick in die finanziellen Lebensverhältnisse Friedrichs und seiner Mitmenschen im frühen 19. Jahrhundert. Die Zeit des Künstlers in Dresden war eine Periode weitreichender politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Umbrüche in Sachsen und Europa, die sich unter anderem in den zeitgenössischen Münzen, Geldscheinen, Briefen und Umrechnungstabellen widerspiegeln. Anhand von Münzen, Papiergeld, Schatzfunden sowie archivalischen Dokumenten, Preis- und Einkommenstabellen und Objekten der Geldaufbewahrung betrachtet das Münzkabinett den Dresdner Maler in seiner Zeit. Darüber hinaus werden Medaillen gezeigt, die zu Ehren des großen Romantikers entstanden sind oder die von ihm inspiriert wurden.
Öffnungszeiten der Ausstellungen
Albertinum: täglich 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen; zusätzlich Donnerstag bis Samstag, 18 bis 21 Uhr
Kupferstich-Kabinett: täglich 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen; zusätzlich Donnerstag, 18 bis 21 Uhr
Münzkabinett: täglich 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen
Buchtipp zum Wandern
Frank Richter: Wandern mit Friedrich. Sandstein Kommunikation, 192 Seiten, 18 Euro.
Hier erlebt ihr den Malerweg und weitere Infos zu Caspar David Friedrich in Dresden und in der Sächsischen Schweiz.
Hinterlasse einen Kommentar