Im Jahr 2025 steht in Sachsen-anhalt u.a. das Jubiläum „825 Jahre Mansfelder Bergbau“ auf der Tagesordnung. Bis zum Jahr 1990 prägte vor allem der Kupferbergbau und die das Erz verarbeitenden Hütten und Walzwerke rund um Eisleben, Sangerhausen und Hettstedt das tägliche Leben und die Landschaft im Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt. Geblieben sind die mächtigen, geradezu majestätisch die Landschaft bestimmenden Halden im heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz. Graue Halden und grüne Berge ! Zu den sogenannten „Pyramiden im Mansfelder Land“ gehört auch die am Rand von Sangerhausen gelegene 144 Meter hohe Abraumhalde des ehemaligen Thomas-Münzer- Schachtes am Rand von Sangerhausen. Ab und an können Besucher auf die heute als „Hohe Linde“ bezeichnete Halde klettern. Nur einige Kilometer von Sangerhausen entfernt ist sogar eine Einfahrt (mit Seilkorb) unter Tage möglich, in den Röhrigschacht in Wettelrode. Die weitgehend original erhaltene Anlage gehört zu den wichtigsten Zeugnissen der Industriekultur in Sachsen-Anhalt. Das technische Denkmal gilt nach Expertenmeinung als das älteste, täglich noch in Betrieb befindliche stählerne Schachtfördergerüst Deutschlands.
Wie es bis 1989 im Mansfelder Land aussah, erfahren Interessierte in einem vom Mitteldeutschen Verlag herausgegebenen Band mit eindrucksvollen Fotografien des Berliner Fotografen Eberhard Klöppel.
Es ist Band zwei der erfolgreichen Fotodokumentation über das Mansfelder Land und gilt nicht nur für Industriearchäologen wichtiger Baustein für die Regional- und Wirtschaftsgeschichte des Mansfelder Landes. Nach seinem ersten erfolgreichen Bildband mit schwarz-weißer Dokumentarfotografie über das Mansfelder Land in den Jahren von 1974 bis 1989 hat Fotograf Eberhard Klöppel ein weiteres Mal sein umfangreiches Archiv gesichtet und eine neue Auswahl für den nun vorgelegten zweiten Band zusammengestellt. Die Fotografien umfassen auch die Jahre 1974 bis 1989, doch dieses Mal sind auch Farbaufnahmen darunter. Schächte und Halden, Bergleute und Küchenfrauen, das regionale Dreckschweinfest, die Pfingstburschen und der Fronleichnamszug 1979 in Helbra. Wie im Vorgängerband zeigt Eberhard Klöppel in seinen Fotos, wie es bis 1989 war in den Dörfern und Städten m Mansfelder Land. Beeindruckend die Fotos von Werksanlagen und den dort Tätigen. Einzigartige fotografische Momentaufnahmen mit hoher Aussagekraft sind ihm gelungen. Die heute zu touristischen Zwecken fahrende Mansfelder Bergwerksbahn ist um 1985 in Aktion ebenso zu sehen wie die schweißtreibende Arbeit im Streb auf dem Thomas Münzer Schacht.
Der Fotoband sollte als bleibende Erinnerung Eingang in viele Haushalte und Bibliotheken finden. Legt er doch teilweise längst vergangene Zeitschichten einer bis heute leider noch unterschätzten Region in Mitteldeutschland frei und öffnet den Nachgeborenen die Augen für das oft unter Entbehrungen Geschaffene. Allein die über 500 verbliebenen Groß- und Kleinhalden sind Ausdruck des Fleißes von Bergleuten und Bewohnern von Mansfeld-Südharz.
Was den 145 Seiten starken Band so besonders macht: „Das Mansfelder Land und die Menschen dort werden von Klöppel nicht inszeniert, sondern authentisch dargestellt. Die Fotografien haben einen hohen Identifikationswert. Die Leute erkennen sich, Bekannte, Verwandte und Orte wieder. Zudem sind auf den Fotografien Momente festgehalten, die gefühlt in Vergessenheit geraten sind, aber beim Betrachten wieder aufleben. Es sind Bilder voller Energie, die nicht nur die Einheimischen fesseln.“ so schreibt Rezensent Steffen Koehnau in der Mitteldeutschen Zeitung. Dem kann ich mich nur anschließen.
Zu den ausdrucksstarken Bildern gehören beispielsweise das Verkippen der Kupferschlacke an der August-Bebel-Hütte in Helbra. Aus der Schlacke wurden jahrzehntelang Pflastersteine und Baumaterial für den Häuserbau hergestellt. Erinnert seien dabei an die filmischen Sentenzen aus Fritz Pleitgens Film Ende der 80er Jahre.
Auch die Fotos von der Einfahrt zweier Bergleute in den heute noch existierenden Schlüsselstollen unter der Mansfelder Mulde beeindrucken. Eberhard Klöppels damalige Reportage in der NBI (Neue Berliner Illustrierte) gehört noch heute zu den einzigartigen Fotostrecken über dieses untertägige Meisterwerk. Der Schlüsselstollen gilt mit einer Länge von über 30 Kilometern als eine der längsten noch in Betrieb befindlicher Entwässerungsstollen in Europa. Ein Meisterwerk der Technik.
Klöppels Band war für uns Grund, um wieder einmal in Luthers Heimatland, das Mansfelder Land, zu fahren. Dabei besuchten wir auch das Mundloch des Schlüsselstollens in der Nähe von Friedeburg und die Mansfelder Bergwerksbahn. Das Mansfeld Museum im Hettstedter Ortsteil Burgörner ist leider bis April 2025 geschlossen. Aber es gibt viele Spuren der Bergbaugeschichte während einer Rundfahrt der Gegend zwischen Hettstedt und Sangerhausen zu bestaunen.
Ein Highlight ist das Hettstedter Maschinendenkmal, aber darüber erfahrt ihr hier mehr.
Der Band wird mit persönlichen Erinnerungen von Hans-Peter Sommer, der von 1990 bis 2007 Landrat des Kreieses Hettstedt und dann des Landkreises Mansfelder Land war, eingeleitet. Er berichtet darin von seiner Lehre im damaligen Walzwerk Hettstedt, einem Zentrum der NE-Metallurgie der DDR, und shcildert seinen späteren Lebensweg. Allein Landrats Sommers Leben wäre ein eigenes Buch wert.
Mehr zum Buch
Eberhard Klöppel Derb und Frei Mansfelder Land 1974-1989
Bildband, Mit einem Textbeitrag von Hans-Peter Sommer, ISBN 978-3-96311-886-9
Hier geht es zum Mitteldeutschen Verlag
Mehr zum Autor Eberhard Klöppel auf dessen Homepage
1940 in Berlin geboren. Der Ausbildung zum Fernmeldemonteur 1956 bis 1958, folgte der Armeedienst. 1962 Beginn der beruflichen Ausbildung zum Bildreporter im Militärverlag der DDR. 1965 bis 1967 Fernstudium an der Fachschule für Journalistik in Leipzig. 1973 Erlangung des Diploms für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 1976 Bildreporter der Neuen Berliner Illustrierten (NBI). Nach der Wende Umwandlung der NBI zum »extra Magazin«. Dort von 1989 bis 1991 Chefbildreporter und Ressortleiter Bild. NachEinstellung der Zeitschrift bis 1992 Bildredakteur im Burda-Verlag. Seit 1993 freischaffend als Fotograf. Mitarbeit an Büchern und Bildbänden. Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, sowie Gruppen- und Personalausstellungen.
Ausstellungstipp: Bis 15. Dezember ist im Salinemuseum Halle die Ausstellung „Nach den Maschinen“ Industriefotografie aus Sachsen-Anhalt
zu sehen. Seit mehr als 150 Jahren prägt die Industrie das Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt. Als Teil des Wirtschaftsraums Mitteldeutschland entwickelten sich neben wichtigen Standorten wie den Kupfer- und Kohlebergwerken des Mansfelder Landes oder dem Chemiedreieck Leuna-BunaBitterfeld auch eigene Identitäten und Lebenswelten. Die Ausstellung „Nach den Maschinen“ zeigt zum ersten Mal einen spannenden und vielschichtigen Überblick über die Industriefotografie Sachsen-Anhalts, die einen Zeitraum von fünf politischen Systemen umfasst.
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