Die jetzt in Winterthur eröffnete opulente Schau „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“ kann als „Vorbote“ einer ganzen Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen zu Ehren des Malers angesehen werden. Im kommenden Jahr wird landauf landab sein 250. Geburtstag gefeiert. einfachraus.de stellt einige Etappen im Schaffen und Leben des Malers sowie Orte mit Ausstellungen vor.

1. Station Winterthur in der Schweiz

Für die Schweiz ist „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“ ein Novum, die erste große Museumsausstellung zu Caspar David Friedrich in der Schweiz. Zuvor waren Teil Exposition im Museum Schäfer Schweinfurt zu sehen.  Ein gemeinsamer Katalog mit zahlreichen Farbabbildungen und wissenschaftlichen Beiträgen begleitet die Ausstellung. Der Reihe nach. Friedrich wurde bisher stets als der große Innovator gefeiert, nur am Rande aber wurde die Frage nach seinen Vorbildern und Vorläufern gestellt. Die Ausstellung in Winterthur versteht sich daher als ein Angebot, Caspar David Friedrich in der Tradition der Landschaftsmalerei zu verorten. In der Gegenüberstellung mit Meistern des niederländischen Barock, wie Jacob van Ruisdael und Jan van Goyen, aber auch mit Claude Lorrain sowie Schweizer und französischen Künstlern des 18. Jahrhunderts wird so in Winterthur  ein neuer Blick auf das Schaffen des Romantikers ermöglicht. Gezeigt werden auch Bilder des Franzosen Claude Lorrain oder des deutschen Malers Johann Alexander Thiele. Die bis November im Kunstmuseum Winterthur gezeigte Ausstellung präsentiert sich so im doppelten Sinne als „Vorbotin“ ein Jahr vor dem 250-jährigen Geburtstag des Künstlers 2024. Die Winterthurer Stiftung Oskar Reinhart verfügt über mehrere bedeutende  Werke zur deutschen Romantik außerhalb der Bundesrepublik. Das Herzstück ist das Ölgemälde «Kreidefelsen auf Rügen». Es wird 2024 erstmalig in Greifswald zu sehen sein, in der Geburtsstadt des berühmten Malers. Dort erinnert bereits heute ein Denkmal an ihn. Wir werden Greifswald später besuchen.

Kurator dr. Schmidbauer vor dem "Kreidefelsen", der sich im Besitz des Museums befindet. Foto: Weirauch

Kurator Dr. Schmidhauser vor dem „Kreidefelsen“, der sich im Besitz des Museums befindet. Foto: Weirauch

Caspar David Friedrich, Kreidefelsen auf Rügen, 1818, Kunst Museum Winterthur, Stiftung Oskar Reinhart

Caspar David Friedrich, Kreidefelsen auf Rügen, 1818, Kunst Museum Winterthur, Stiftung Oskar Reinhart

Zur Ausstellung in Winterthur

Die Ausstellung gliedert sich in verschiedene Abschnitte. Am Anfang sind Papierarbeiten ausgestellt, die wegen ihrer Lichtempfindlichkeit etwas abgedunkelt präsentiert werden. Werke auf Papier – Zeichnungen, Aquarelle, Sepien – stehen als Studien im künstlerischen Schaffen oft am Beginn eines Kunstwerks. Auch in Friedrichs Karriere bilden sie den Anfang. Er widmete sich erst um 1807 intensiv der Ölmalerei. Davor schuf er unter dem Eindruck von Adrian Zingg viele Sepien und kolorierte als Geldarbeit Graphiken. Im zweiten Teil der Ausstellung stehen die „Vorboten“ im Zentrum. Vom holländischen Meister Jan  Both über Claude Lorrain bis hin zu unmittelbaren Wegbereitern wie Johann Alexander Thiele wird die Bildwelt vorgestellt, die Caspar David Friedrichs Kunst den Boden bereitete. In der Gegenüberstellung treten die Gemeinsamkeiten ebenso wie die Unterschiede zu Tage. Bisher wenig Beachtung fand die Frage, woher Friedrich Anregung für sein Schaffen fand, welche Künstler er bewunderte und wie diese sein Werk beeinflussten. Die Vorboten und Vertreter einer frühen Stimmungslandschaft werden in Winterthur in Bezug zu Friedrichs Werken gesetzt. Im dritten Abschnitt der Ausstellung steht Friedrichs originäres Werk im Zentrum, vom berühmten Wanderer über seine Leitmotive wie Schiffe, Küste, Mond und Nacht wird die Bild- und Gedankenwelt des Romantikers ausgebreitet. Auch hier bietet die Nachbarschaft mit Gemälden anderer Künstler die einmalige Gelegenheit eines visuellen Dialogs zwischen Malern und Epochen.

Caspar David Friedrich, Wanderer über dem Nebelmeer, um 1817. Hamburger Kunsthalle, Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 1970

Caspar David Friedrich revolutionierte die Landschaftsmalerei und seine Kunst wurde zum Inbegriff einer ganzen Epoche – der Romantik. Sein Malerfreund Johann Christian Dahl schrieb über ihn: „Friedrich wusste und fühlte sehr wohl, dass man nicht die Natur selber malt oder malen kann, sondern die eigenen Empfindungen – aber die müssen natürlich sein. Friedrich tat das auf seine eigene tragische Weise, die (…) oft über die Grenzen dessen hinausging, was in der Malerei dargestellt werden kann.“

Friedrichs Religionsverständnis

Caspar David Friedrich war ein sehr religiöser Mensch, der zeitlebens einer lutherischen Grundüberzeugung anhing. Gleichzeitig war er von einer romantischen Naturmystik und den Ideen Friedrich Schleiermachers geprägt, der Religion auch als subjektives Gefühl begriff. Friedrich sah es als seine Aufgabe, Kunst und Religion zu verbinden und verstand sein künstlerisches Schaffen als eine Andachtsübung. Er las die Natur als Offenbarung des Göttlichen, die er als Künstler wiederzugeben habe. So führte er seine detaillierten Naturstudien zu neuen Kompositionen zusammen, oft mit geometrischen Mitteln wie Symmetrie und Goldenem Schnitt. Seinen Bildern liegt daher eine ganz eigene ästhetische Ordnung zugrunde, so dass sie weit über das bloße Abbilden der Natur hinausgehen. Einige Bilder, so Schmidhauser, gleichen „Gottesdiensten“.

Winterthur.Caspar.David.Friedrich Schweiz

Blick in die Ausstellung

Friedrich und die Malerei der vorangegangenen Epochen

Dass es Caspar David Friedrich nach dem Studium in Kopenhagen nicht nach Berlin, sondern nach Dresden zog, ist nicht zuletzt durch die reichhaltigen Kunstschätze der Stadt an der Elbe zu erklären. Im 18. Jahrhundert hatte der kunstsinnige Kurfürst August der Starke Dresden zu einer bedeutenden Kulturstadt erhoben, das ihr den Beinamen Elb-Florenz einbrachte. Friedrich konnte hier die alten Meister, darunter die berühmte Sixtinische Madonna von Rafael, bewundern und gleichzeitig in ein durch Akademien gefestigtes Künstlerumfeld eintreten.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, wo sie in veränderter Form Anfang dieses Jahres zu sehen war.

Dr. David Schmidhauser, Kurator der Ausstellung: „Im Herbst vor seinem 250. Geburtstag feiert das Kunst Museum Winterthur den größten Maler der deutschen Romantik, Caspar David Friedrich, mit der einzigen Jubiläumsschau der Schweiz. Sein ikonisches Schaffen mit berühmten Gemälden wie dem „Wanderer über dem Nebelmeer“ und „Kreidefelsen auf Rügen“ tritt dabei in einen Dialog mit Vorläufern der Romantik. Schmidhauser erläutert: „In Friedrichs Gemälden kommt ein neues, romantisches Verhältnis von Mensch und Natur zum Ausdruck. Mit seinen atemberaubenden Stimmungslandschaften und seinen neuen Bildfindungen führte er die Gattung der Landschaftsmalerei an der Schwelle zur Moderne zu neuen Sphären. Doch während seine herausragende Stellung, seine Innovationskraft und sein wegweisender Beitrag an die Kunstgeschichte unbestritten sind, wird sein Werk bis heute kontrovers diskutiert. Die einen sehen darin religiöse, die anderen politische Botschaften. Einige verstehen seine Bilder auf einer emotionalen Ebene, andere interpretieren sie naturwissenschaftlich. Trotzdem oder gerade deswegen ist die Faszination für sein Werk bis heute ungebrochen und begeistert nicht nur Experten.“

Die Ausstellung ist nach Aussage von Dr. Schmidhauser eine der größten Ausstellungen des Kunst Museum Winterthur der vergangenen Jahre.“

Übrigens hat Caspar David Friedrich die Schweiz niegesehen, obwohl er mehrmals in Schreiben gegenüber Freunden den Wunsch geäußert hatte, sie zu besuchen.

Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik. Kunst-Museum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten in Kooperation mit dem Museum Georg Schäfer, Schweinfurt.

zu sehen bis zum 19.11.2023. Der Katalog dazu erschien im Verlag Hirmer und kostet 49 Schweizer Franken.

Ausstellungsort:
Kunst Museum Winterthur, Reinhart am Stadtgarten, Stadthausstraße 6, CH-8400 Winterthur, Hier mehr zum Kunsthaus im Internet: www.kmw.ch

Übernachten in Winterthur

Wir empfehlen das Parkhotel Winterthur, fußläufig vom Museum aus zu erreichen.

Gut speisen in Winterthur

u.a. Restaurant bloom im Parkhotel

oder in der Villa Sträuli, (5 Gehminuten vom Kunst Museum Winterthur entfernt) oder Restaurant Fredi (Casino Theater)

hier gibt es Informationen zur Stadt Winterthur Tourist Information
Im Hauptbahnhof

CH8400 Winterthur

T
+41 52 208 01 01
touristinfo@houseofwinterthur.ch

demnächst folgenden Weitere Beiträge zu Winterthur und das Zürcher Weinland.

Schweiz Weinwanderweg Zürcher Weinland

Auch empfehlenswert ist ein Besuch des Rheinfalls in Schaffhausen (gut zu erreichen mit der Regionalbahn ab Winterthur).

Schaffhausen Wasserfall Schweiz

Weitere Informationen zum Reiseland Schweiz findet ihr hier: www.myswitzerland.com

 

Hier erhaltet ihr den Katalog beim Hirmer Verlag.