Bilz’ Buch „Das neue Naturheilverfahren“ machte die Naturheilkunde bekannt. Er schenkte Radebeul ein Wellenbad und erfand die Bilz-Brause – heute bekannt als Sinalco.
Über Friedrich Eduard Bilz und was er uns 100 Jahre nach seinem Tod noch zu sagen hat.
Krampfhaft zieht sich der Magen zusammen. Der Kopf dröhnt. Wo heute der Netdoktor befragt wird, hätten viel Haushalte im 19. Jahrhundert wohl zum Bilz-Buch gegriffen, um Schmerzen wie diese zu lindern. Der Radebeuler Friedrich Eduard Bilz lieferte darin auf knapp 1900 Seiten den erfolgreichsten naturheilkundlichen Ratgeber seiner Zeit.
Bilz war vor 100 Jahren einer der bekanntesten Naturheilkundler. Seine Bücher fanden ein Millionenpublikum. Sein Sanatorium mit großzügiger Parkanlage zog scharenweise Patienten an, und in seinem Wellenbad lassen sich noch heute Besucher treiben.
Gesundheitsratgeber wird Bestseller
Schon früh beschäftigte sich Bilz mit naturheilkundlichen Verfahren auch weil er unter Magenkrämpfen und einem Lungenleiden litt – eine Nachwirikung seiner harten Fabrikarbeit als Webergeselle. Autodidaktisch bildete er sich weiter, wurde Mitglied in einem der damals vielen neu gegründeten Naturheilvereine und testete Wickel, Fußbäder und Aufgüsse an sich selbst – alles Verfahren, die ein gewisser Pfarrer Sebastian Kneipp bekannt gemacht hatte. Im Jahr 1888 gelang Bilz der Durchbruch mit dem Gesundheitsratgeber „Das neue Naturheilverfahren“. Die reich bebilderte Publikation wurde mit einer Auflage von 3,5 Millionen und Übersetzungen in 12 Sprachen Bestseller.
Bilz traf den Zeitgeist
Zwar waren die im Buch beschriebenen Verfahren nicht unumstritten: Ärzte warfen Bildz, der auch der neu entwickelten Pockenschutzimpfung nichts abgewinnen konnte, Kurpfuscherei vor. Doch das änderte nichts an ihrer Verbreitung. Bilz traf den Geist der zeit. Die Lebensreformbewegung, zu deren Anhängern Bilz zählte, und ihre Vision von einem Leben im Einklang mit der Natur hatte Ende des 19. Jahrhunderts enormen Zulauf. Sie war der Gegenpol zur Industrialisierung und zu einer zunehmend schneller werdenden Welt. „Bilz hat nicht nur verboten und verordnet, sondern vieles zugelassen. Zudem waren seine Lehren einfach und verständlich“, resümierte Dr. Heidelore Geistlinger, Ehrenvorsitzende des Bilz-Bundes, der sich 1935 in Radebeul gegründet hat.
„Willst du bleiben jung und schön, musst du oft ins Bilzbad geh’n.“
Der Kassenschlager machte Bilz reich und ermöglichte ihm die Verwirklichung weiterer Projekte. Neben dem Sanatorium war es ein Freibad, das Licht- und Luftkuren für alle zugänglich machen sollte. Das Bilz-Bad Radebeul wurde im Jahr 1905 eröffnet, später zu einem der ersten Wellenbäder Deutschlands ausgebaut und ist – anders als das Sanatoium – heute noch in Betrieb.
Ein Mann der Prävention
Zudem versuchte sich der findige Gesundheitsunternehmer auch als Limonadenhersteller und brachte zusammen mit dem Kaufmann Franz Hartmann die sogenannte „Bilz-Brause“ aus Südfrüchten und regionalen Obstsorten auf den Markt. Das Getränk verkaufte sich später weltweit – unter dem Namen Sinalco.
Pilz ist bis heute ein Mann der Prävention. Sein Motto: „Das Einfache kann das Geniale sein, aber – tagtäglich und lebenslang.“
Bilz-Spuren
Bilzbad Radebeul
Meiereiweg 108, 01445 Radebaul
www.bilzbad-radebeul.de
Bilz-Kurhotel
Lößnitzgrundstraße 101, 01468 Moritzburg
www.bilz-kurhotel.de
Bilzweg
Rundweg: 10,7 Kilometer, Dauer: 2.30 Stunden
www.bilzweg.de
Quelle: Dresden Magazin, Edition 2022, herausgegeben von der Dresden Marketing GmbH, www.marketing.dresden.de
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