Der Auslöser für unsere Pilzsuche in diesem Herbst war ein jüngst im Bekanntenkreis unter Kindern kursierendes Kinderbuch. Sein Titel : “Krux und Krax im Butterpilz“.  Darin steht u.a.: „Nur wer Pilze kennt, darf sie sammeln. Nur essbare Pilze gehören in den Pilztopf.“ Verfasser des informativen Büchleins ist Wolfgang Bivour. Der 70-jährige gilt als einer der ausgewiesenen Pilzkenner, ist Vorsitzender des Brandenburgischen Landesverbandes der Pilzsachverständigen. Illustriert hat das Buch sein Sohn Denis.

Wie war die bisherige Pilzsaison ?

Auf die Frage, wie denn das Pilzjahr 2020 ausfällt, meint Bivour: „Da ist noch alles offen. Die stärkeren Regenfälle Ende September lieferten nach dem trockenen Sommer die Initialzündung. Der Oktober bescherte uns mit weiterem Regen und einigen warmen Tagen bisher eine noch ganz gute Ernte.“ Pilze suchen könne man bis zu den ersten Frösten. „Ich habe schon Steinpilze und Maronen bis weit in den November hinein gefunden.“ Bei mildem Winter sei alles möglich. „Pilzprognosen sind noch schwieriger als Wetterprognosen.“ Er muss  es wissen, hat er doch bis zur Pensionierung vor fünf Jahren selbst beim Deutschen Wetterdienst gearbeitet.

Unser kurzer Ausflug mit dem Brandenburger „Pilzpapst“ (😂) am Rande von Potsdam bringt viele Tipps über den  Unterschied verschiedener Pilze. Verwechslungen können gesundheitliche Folgen haben.

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Marone, auch Blaukappe genannt, kommt natürlich in den Korb

Verwechslungen bergen Gefahren: Der giftige Karbol-Champignon kommt häufiger vor und wird oft mit dem essbaren Anis-Champignon verwechselt. Auch der giftige Garten-Riesenschirmling werde mit dem essbaren Parasolpilz verwechselt.  Wolfgang Bivour kennt sich aus.

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Sieht gut aus, ist aber giftig: Fliegenpilz

Auch der sicher fotogene Fliegenpilz bleibt stehen. Ebenso der Grüne Knollenblätterpilz. „Alles giftig“, warnt der Pilzkenner, dessen langjähriges erarbeitetes Fachwissen auch während der jährlichen Pilzsaison von Ärzten und Kliniken in Anspruch genommen wird. Bis vor einigen Jahren waren Bivour und Mitglieder seines Vereins auch regelmäßig auf dem Wochenmarkt am Potsdamer Bassinplatz zu finden und begutachteten Pilze. „Das wurde sehr gut angenommen.“ Warum er denn nicht mehr solche Beratungen anbiete, liege einzig allein daran, dass der Nachwuchs fehle.

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Der Kahle Krempling ist giftig

Viele Pilzsammler nutzen heute Apps auf ihrem Smartphone und checken ihre Ausbeute direkt vor Ort im Wald oder auf der Wiese. ‚Das habe aber auch Tücken, wie Wolfgang Bivour an dem einen oder anderen Beispiel uns zeigt.

Experten wissen, dass es in Deutschland mehrere Tausend Pilzarten gibt. Während unserer Wanderung zeigt Wolfgang Bivour  uns unbekannte Pilze, wie z. B. den Überhäuteten oder Dehnbaren Helmling.

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So wandern dann auch Täublinge, es gibt allein mehr als 150 Arten dieser sogenannten Hutpilze, in unseren Korb. Übrigens ist es in der im Potsdamer Ortsteil Satzkorn beheimateten Familie Bivour ungeschriebenes Gesetz, dass derjenige, der die Pilze findet, diese auch säubert. Ja, ob er denn noch selbst gerne Pilze zubereite und esse, fragen wir. Er bejaht und zeigt uns auf seinem Handy Fotos von einigen Pilzgerichten, die er zubereitete. Alles wird verwertetet: So werden zum Beispiel die Stiele von Steinpilzen gewürfelt und zu einer Mahlzeit angerichtet. Es sieht lecker aus, verschämt schauen wir in unseren Korb. Die Ausbeute ist noch gering … Also suchen wir weiter, hören aber auch gern den Anekdoten des Pilzkenners zu.

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Pilze sind ein weites Feld, würde der märkische Wanderer Theodor Fontane sagen. Niemand kennt alle Pilze! Diese Erkenntnis gibt  Wolfgang Bivour in seinem kurzweilig geschriebenen Kinderbuch den beiden Mistkäfern Krux und Krax mit auf den Weg. Aber Herr Bivour kennt sehr, sehr viele Pilze. Deshalb sollte man sich als Pilzlaien, wie wir es sind, zunächst an Führungen beteiligen. Wie im Kinderbuch gibt es während der Führungen  mit einem Pilzberater viele Tipps, die, wenn man sie beachtet, eine Pilzmahlzeit bekömmlich werden lassen.

Und auch für die Zubereitung gibt Herr Bivour Hinweise: “Schnell verarbeiten, im Wald oder auf der Wiese schon säubern. Lieber jüngere als alte und überständige. Groß ist ja nicht unbedingt ein Kriterium für gute Pilze, denn letztere können unangenehme Magen-Darm-Probleme bereiten. Und getrocknete Pilze, etwa Steinpilze, sind in einem kleinen Gläschen ein nettes Mitbringsel, beliebt in der bevorstehenden Adventszeit.

Der olivbraune Safran-Schirmpilz ist essbar

Der olivbraune Safran-Schirmpilz ist essbar

 Unsere Ausbeute ein Gewinn

Die kurzweilige Pilzwanderung füllte unsere Körbe zwar bescheiden, dafür wurden einige unserer Sinne geschärft: Gut hingucken. Jeder Wald ist anders und bringt meist auch andere Pilze hervor. So wachsen Birkenpilze unter Birken und  Maronen vor allem unter Nadelbäumen. Bivour: “Sehr viele Pilze leben in Symbiose mit den Bäumen.” Steinpilze beispielsweise sind nicht so spezialisiert und wachsen unter vielen Waldbäumen, wie Eichen, Buchen, Fichten oder Kiefern. Andere Arten sind Streuzersetzer und benötigen keinen Baumpartner. Und wieder andere ernähren sich von totem oder auch lebendem Holz und bringen große Bäume allmählich zu Fall.

Und noch etwas habe ich gelernt: Pilze kann man auch riechen. Manche riechen nach altem Leder.  Der Rotfußröhrling hat einen säuerlichen Geschmack, der giftige Karbolchampignon riecht unangenehm nach Tinte oder Karbol.  Die häufig vorkommenden Täublinge zeichnen sich durch splitternde Lamellen und sprödes Fleisch aus. Manche Arten riechen nach Fisch (Herings-Täubling), Jodoform (Jodoform-Täubling) oder Käse (Camembert-Täubling). Viele von ihnen sind sehr scharf und damit ungenießbar oder sogar schwach giftig. Alle milden Täublinge sind dagegen essbar. Ähnliches gilt auch für die Milchlinge, von denen sich zum Beispiel der Edel-Reizker als hervorragender Speisepilz auszeichnet. Einige Pilze  durften wir während der Wanderung auch schmecken. Täublinge und Milchlinge zum Beispiel. Doch das darf man nicht mit allen Pilzen machen! Und Vorsicht! „Iss Pilze niemals roh!“ Nur Tiere dürfen das. Den kleinen Tieren schmeckt es offenbar. Denn einige Pilze, die wir anfänglich in unseren Korb legten, hatten schon ihre Bewohner.

Waldluft ist gesund

Unsere erkenntnisreiche Entdeckungsreise brachte uns gute Laune, Einblicke in die vielgestaltige Welt der Pilze und ihre Bedeutung für den Wald. Im Gepäck hatten wir das kleine Pilzbuch  „Krux und Krax im Butterpilz“. Obwohl es sich vor allem an Kinder richtet, sind die Erfahrungen, die die beiden Mistkäfer darin machen, auch für Erwachsene durchaus wertvoll.

Eine nächste Pilzwanderung ist schon geplant, das Wetter ist für das Pilzwachstum derzeit gut. Also lassen wir uns überraschen. Wie heißt es doch so schön: Vorfreude ist die schönste Freude. Jeder Pilz, der im Körbchen landet, ist ein Erfolg. Bewegung an frischer Luft, Sinne schärfen und Vitamin D tanken – und die Pilze sind das I-Tüpfelchen.

Reiche Ernte

Ergeben eine schmackhafte Mahlzeit: Butter- und Steinpilze

Weitere Informationen gibt es hier: Brandenburgischer Landesverband der Pilzsachverständigen

Telefonnummer (für Notfall): Wolfgang Bivour, Tulpenweg 13, 14476 Satzkorn, Tel. 0176 25251145

Worauf es beim Pilze sammeln ankommt, erklärt Herr Bivour auch im AOK-Magazin.

Buchtipp

Wolfgang und Denis Bivour: Krux und Krax im Butterpilz. Paramon Verlag 2017, 12,80 Euro, ISBN 978-3-03830-337-4.

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Foto: Paramon Verlag