Im Jahr 1673 – vor 350 Jahren – wurde der Ort Nischwitz in Oranienbaum umbenannt. Diesen Namen verdankt die Kleinstadt der niederländischen Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau, die hier ein barockes Ensemble aus Schloss, Park und Stadt entstehen ließ.
Neben einer Festwoche im ganzen Ort vom 31. Mai bis 4. Juni 2023 eröffnet am 13. Mai 2023 im Schloss Oranienbaum die neue Ausstellung „Zeit(ge)schichten – ein Schloss erzählt, was in ihm steckt“. Sie gibt Einblicke in die unterschiedlichen Nutzungen des Schlosses, stellt seine Bewohner vor und nimmt Spuren, welche die Zeit hinterlassen hat, in den Blick.
Veranstaltungstipp:
Varieté im Schlosspark – Kleinkunsttraum Oranienbaum
Am 16. und 17. Juni 2023 verwandelt sich der barocke Schlosspark Oranienbaum in einen lebendigen Kleinkunsttraum. Außergewöhnliche Künstlerinnen und Künstler bieten den Gästen Akrobatik, Zauberei, Comedy, Clownerie, Puppenspiel, Pantomime und vieles mehr.
Mehr im Internet unter: www.gartenreich.de
Heute sind wir wieder auf der Oranierroute unterwegs. Weitere Stationen der Oranierroute erfahrt ihr am Ende des Textes.
Oranienbaum ist ein auf geometrischem Grundriss errichtetes Ensemble aus Stadt, Schloss und Park und zudem ein in Deutschland seltenes Beispiel für eine weitgehend niederländisch geprägte Barockanlage.
Fliesenkeller und Teesaal
Henriette Catharina (1637-1708), Gemahlin des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693), ließ sich die großzügige Schlossanlage ab 1683 als Sommersitz errichten. Die aus dem Haus Oranien-Nassau stammende Prinzessin gab dem Ort nicht nur einen auf ihre Familie bezogenen Namen, sondern verlieh dem Schloss auch das holländische Gepräge. Hierzu trug maßgeblich der aus der Heimat der Prinzessin stammende Baumeister Cornelis Ryckwaert bei. Mit der Errichtung des Schlosses war auch die planmäßige Anlage einer Stadt und eines Schlossgartens (28 Hektar) nach niederländischem Vorbild verbunden. Anfangs entstand nur ein Palais mit begleitenden Kavalierpavillons. Ab 1693 wurde das Ensemble als Witwensitz ausgebaut und vergrößert. Eine reiche Innenausstattung mit kostbaren Ledertapeten, Fayencen und Gemälden gab dem Haus seinen Glanz, von dem heute u.a. noch der Fliesenkeller (Sommerspeisesaal) und der Teesaal zeugen. Letzterer wurde umfassend restauriert und ist seit 2007 wieder in seiner ganzen Pracht erlebbar.
Eine der längsten Orangerien Europas
Nach dem Tod Henriette Catharinas wurde das Haus von ihrem Sohn Leopold I. Fürst von Anhalt-Dessau und dessen Sohn Dietrich nur für gelegentliche Jagdaufenthalte genutzt. Erst Fürst Franz widmete sich in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts wieder Schloss und Garten. Er gestaltete nicht nur zahlreiche Räume des Hauses in chinesischem Stil um, er bezog auch die barocke Gartenalage in die Landesverschönerung des Gartenreichs ein. Am südlichen Rande des Parks entstand ab 1812 eine der längsten Orangerien Europas, die seither ohne Unterbrechung zur Unterbringung eines reichen Bestandes an Zitrusfrüchten genutzt wird.
Der ehemalige barocke Inselgarten wurde zu dem einzigen, heute noch weitgehend erhaltenen Englisch-Chinesischen Garten des 18. Jahrhunderts, umgestaltet. Er bildet ein wichtiges Element in der Stilvielfalt des Gartenreichs. Eine Pagode, ein Teehaus und mehrere Bogenbrücken setzen die architektonischen Akzente dieses Gartenteils.
Hier kann man die Gartentheorien des Engländers Sir William Chambers, dessen Gärten in England als Vorbilder dienten, exemplarisch studieren. Der kleinräumig gestaltete Bereich vermittelt zwischen der axialen Gliederung des Barockgartens und der ihn umgebenden Landschaft und zeigt gleichzeitig die gegensätzlichen Gestaltungsauffassungen in der Gartenkunst auf.
Henriette Catharina (1637–1708), Gemahlin des Fürsten Johann Georg II. von AnhaltDessau (1627–1693), ließ sich die großzügige Schlossanlage ab 1683 zunächst als Sommerresidenz errichten und ab 1693 als Witwensitz ausbauen und vergrößern. Die aus
dem Haus Oranien-Nassau stammende Prinzessin gab dem Ort nicht nur einen auf ihre
Familie bezogenen Namen, sondern verlieh dem Schloss auch das holländische Gepräge.
Hierzu trug maßgeblich der aus der Heimat der Prinzessin stammende Baumeister Cornelis Ryckwaert bei.
Mit dem Schlossbau war auch die planmäßige Anlage einer Stadt und eines
Schlossgartens (28 ha) nach niederländischem Vorbild verbunden. Eine reiche Innenausstattung mit kostbaren Ledertapeten, Fayencen und Gemälden verlieh dem Haus seinen Glanz, von dem heute u. a. noch der Fliesenkeller (Sommerspeisesaal), der Ledertapetensaal und der Spiegelkristallsaal mit seinen ungewöhnlichen modernen Objekten des
niederländischen Glaskünstlers Bernhard Heesen zeugen.
Fürst Franz, Urenkel Henriette Catharinas, entdeckte in den 1780er Jahren die
Schlossanlage wieder für sich: er gestaltete zahlreiche Räume des Hauses in chinesischem Stil um und bezog auch den barocken Garten in die Landesverschönerung des
Gartenreichs ein. Im ehemaligen barocken Inselgarten schuf er einen Englisch-chinesischen Garten, der heute als der einzig erhaltene dieser Art in Deutschland gilt. In der
idyllischen Insellandschaft mit ihren Bogenbrücken und Findlingen setzen das Chinesische Haus und eine fünfgeschossige Pagode die architektonischen Akzente.
Ab 1812 entstand zudem eine der längsten Orangerien Europas, die seither ohne
Unterbrechung in den Wintermonaten einen reichen Bestand an Zitruspflanzen beherbergt. Als Symbol für die Herkunft der Fürstin Henriette Catharina zieren noch heute
zahlreiche Zitrusgewächse in den Sommermonaten den Schlosspark.
Mittlerweile ist das Schloss, zumindest von aussen, restauriert. Im Corps de Logis können einige Räume besichtigt werden.
Sehenswert ist eine Spaziergang durch kleinen Ort. Was es mit der im Oktogon erbauten Kirche auf sich hat, erfahrt ihr demnächst hier.
Tipp für Übernachtung, Speis und Trank
zum Wörlitzer Park und zu den Gartenträumen in Sachsen-Anhalt
Hier geht es zur Oranierroute.
Einige Stationen der Oranierroute findet ihr auf einfachraus.eu
Potsdam – Holländisches Viertel, Holländische Mühle
Schwerin – Residenzschloss Schwerin und Schloss Ludwigslust
Lingen – Altstadt
Nordhorn – Kloster Frenswegen
Leeuwarden – Palais Princessehof und Gartenanlage Prinsentuin
Amsterdam – Prinsenhof, heute Hotel The Grand
Den Haag – Residenz Binnenhof
Delft – Prinsenhof, Nieuwe Kerk
Dordrecht – Häuserkomplex Berckepoort
Breda – Oranierkirche Onze Lieve Vrouwe
Buren (Gelderland) – St. Lambertuskirche
Apeldoorn – Sommerresidenz Paleis Het Loo
Kamp-Lintfort – Kloster Kamp
Moers – Moerser Schloss
Freudenberg – Altstadt/ehem. nassauische Grenzfeste
Nassau – Schloss Nassau
Diez – Frauenresidenz Oranienstein mit Nassau-Oranien-Museum
Dillenburg – Wilhelmsturm auf dem Schlossberg, Geburtsort von Wilhelm I. (Oranien)
Siegen – Siegerlandmuseum im Oberen Schloss mit Oranier-Forum
Fulda – Schloss Fasanerie
Bad Arolsen – Schloss Arolsen
Bad Pyrmont – Sommerresidenz Schloss Pyrmont mit Museum
Wernigerode – Schloss und Museum Wernigerode
Hitzacker – Prinz-Claus-Gedächtnisbüste
Oranienbaum ist wirklich ein schöner kleiner Ort, leider im „Schatten“ der Wörlitzer Anlagen. Mir gefällt besonders der „wilde“, waldähnliche Teil des Parks, aber auch der Chinesische Garten mit seinen Wasserläufen und Brücken. Die Kultivierung von Zitrusfrüchten bereits seit über 200 Jahren in der Orangerie finde ich spannend!
Grüße! Bernd