Auf so ein Buch habe nicht nur ich schon lange gewartet. „Königsschloss, Damenstift, Fabrikantenvilla – von Häusern und Menschen in Potsdam“ ist der Titel eines Buches, das Geschichten über Villen und Häuser in Potsdam erzählt. Sehr lebendig hat Journalistenkollegin Karin Markert dort Episoden zusammengetragen, die man bislang so noch nicht kannte. Die Historie von 24 Gebäuden und ihrer Bewohner hat sie aufgeschrieben. Vorgestellt werden beispielsweise die Häuser von Genossenschaftsgründer Hermann Schulze-Delitzsch, der in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 67 wohnte, oder  die Villa von Oberhofmeister Ernst von Mirbach am Neuen Garten. Das Buch liest sich spannend. So weiß man jetzt, warum die gegenüber dem Stadthaus befindliche Villa der Berliner Unternehmerin Ira Schwarz so lange leer steht und warum die „Gartenträume“ nicht mehr öffnen. Hoffnung macht sie auf ein Gartencafe.

Potsdam

Cafe Heider am Nauener Tor, Foto: Weirauch

Interessante Details weiß die Autorin über die Villa Quandt in der Virchowstraße 1 am Griebnitzsee zu berichten. Darin lebte ab 1920 der Großindustrielle Günther Quandt mit seiner zweiten Frau Magda. Die Frau heiratete nach der Scheidung 1929 den späteren Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Auch die Geschichte des Hauses am Johann-Strauß-Platz 11 erzählt die Journalistin. Dort schrieb der aus Dresden stammende Schriftsteller Erich Kästner 1942 das Drehbuch für den UFA-Film „Münchhausen“. Sein Pseudonym war Berthold Bürger, denn Kästner hatte in Nazideutschland Schreibverbot Unterschlupf gab ihm in dieser Zeit die Schauspielererin Brigitte Horney. Auch die Babelsberger Domizile von Richard Tauber und Marikka Rökk werden vorgestellt.Holländer Viertel Potsdam

Detailreich schildert die Autorin das Engagement ihres verstorbenen Mannes Dr. Kurt Markert, der sich seit Mitte der 80er Jahre für die Rettung von Schloss Lindstedt am Rande Potsdams einsetzte. Vorfahren von Loriot, Vicco von Bülow, gehörte einst das Haus. Sie hat völlig Recht, wenn sie bedauernd über den jetzigen zustand des Hauses schreibt: „Das Haus hat seine Seele verloren.“ Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten vermietet es ab und an, aber ein klares Konzept fehlt nach wie vor für dieses kulturhistorische Kleinod.

Karin Markert: Königsschloss, Damenstift, Fabrikantenvilla – von Häusern und Menschen in Potsdam.137 Seiten, 14,90 Euro, gibt es in „Internationales Buch“, Potsdam, Brandenburger Str. 41/42, Tel. (0331) 291496, Das Buch kostet 14,90 Euro.