Weinland Brandenburg: Trauben vom Polarkreis. So titelte der rbb jetzt. In der Tat: durch die Klimaerwärmung verschieben sich die Anbaugrenzen von Wein. Die märkische Sonne lässt sehr gute Traubenqualitäten reifen. Immerhin bietet die kontinentale Lage mehr Sonnenstunden als Rheinhessen oder Rheinland-Pfalz. Die hier gekelterten Weine überzeugen bei den Weinproben, erlangen Preise bei Weinprämierungen und haben ihre Stammkundschaft gefunden.

Trauben vom Polarkreis: Brandenburg ist Weinland

Das Brandenburger Agrarministerium stellt in seiner neuen Broschüre „WeinLand Brandenburg“ die Anbaugebiete zwischen Löcknitz und Elster, Elbe und Oder vor. In jüngster Zeit sind noch einige Kleinststandorte dazu gekommen. Obwohl die Rebfläche in Brandenburg nur sehr klein ist, gibt es doch eine sehr vielfältige und interessante Weinbaulandschaft. Der Text ist Deutsch und Englisch. Die 26 Standorte werden jeweils auf einer Doppelseite präsentiert. Das Heft kann kostenfrei über das Ministerium bezogen werden: oeffentlichkeitsarbeit@mil.brandenburg.de.

95 Prozent der Rebflächen konzentrieren sich in den südlichen Landesteilen sowie in Werder/Havel. Die Anfang der Neunzigerjahre bestehenden Anbauflächen wurden zu den Qualitätsweinanbaugebieten Sachsen (Schlieben im Landkreis Elbe-Elster) sowie Saale-Unstrut (Werder/Havel im Landkreis Potsdam-Mittelmark) zugeordnet.

Bald ist Weinlese, Foto: Weirauch

Werderaner Wachtelberg

Von dem ehemals ausgedehnten Anbau der Rebe waren mit der Neugründung des Landes Brandenburg 1990 nur noch letzte Spuren vorhanden. Immerhin konnte der sich gerade wieder zaghaft entwickelnde Weinbau der Region über die Wirren der Wende bewahrt und erfolgreich weiter entwickelt werden. Noch vor dem Ende der DDR, im Jahr 1985, hatten traditionsbewusste Werderaner auf fünf Hektar des alten Kulturstandorts Wachtelberg Wein gepflanzt – die Keimzelle des heute größten brandenburgischen Weinguts.

Weingut Kojder Polen Stettin

Mit der Wiedervereinigung musste in Brandenburg das gesamte europäische und nationale Weinrecht eingeführt werden – und das setzt vor allem Grenzen beim Rebrecht. Ohne Rebrechte geht gar nichts, denn im europäischen Binnenmarkt sollen der Anbau und damit die Preise möglichst stabil gehalten werden. 2007 wurden dem Land aus der regionalen Reserve durch die Bundesrepublik Deutschland 15 Hektar Rebrechte, die in Rheinland-Pfalz nicht benötigt wurden, zur Verfügung gestellt.

Brandenburg ist Weinland

Die Rebfläche für Brandenburg ist aktuell auf insgesamt 30 Hektar begrenzt – diese Rebrechte sind mittlerweile vollständig vergeben.

Immerhin einigte sich die Agrarministerkonferenz der Länder Ende August 2013 darauf, dass die traditionellen westdeutschen Weinländer ihre Anbaufläche jährlich um ein halbes Prozent, die ostdeutschen Länder um ein Prozent ausweiten dürfen. Das bedeutet, dass in Brandenburg jährlich 3.000 Quadratmeter neu aufgerebt werden können – zu wenig für die Entwicklung dieses für Brandenburg jungen Wirtschaftszweigs.

Da traditionellen Sorten aufgrund ihrer Anfälligkeit gegen pilzliche Erreger einen hohen Aufwand zum Pflanzenschutz erfordern, wurden in Brandenburg viele widerstandsfähige Rebsorten gepflanzt. An Weißweinsorten findet man Müller-Thurgau, Weißburgunder, Riesling, Ruländer, Sauvignon blanc. Daneben gibt es neue pilzwiderstandsfähige (PiWi-) Sorten wie Johanniter (als Riesling-Ersatz), Solaris und Helios (als Müller-Thurgau-Ersatz) sowie Schönburger, Muscaris und Saphira als neue Bukettsorten.

Die rote PiWi-Sorte Regent ist die mit 5,7 Hektar am meisten angebaute Rebsorte in Brandenburg. Weitere Rotweinsorten sind Dornfelder und Cabernet Dorsa. So auf der Insel Töplitz bei Potsdam.

Niedrige Hektarerträge

In den letzten Jahren wurden jährlich zwischen 300 und 600 Hektoliter Wein erzeugt. Die Hektarerträge waren niedrig und lagen über alle Betriebe und Sorten im Mittel zwischen 30 und 40 Hektoliter je Hektar.

Und in jedem Jahr ist es mehr als erstaunlich, dass in einem Land mit einer so kleinen Erntemenge die jährliche Weinlese, das Keltern und schließlich die Verkostung des heimischen Weins ein so großes öffentliches Interesse auslöst. Weinfeste sind gut besucht. Regionale Weine sind ein begehrtes Souvenir und Geschenk für öffentliche und private Anlässe. So ist Brandenburg mit Blick auf die Rebfläche zwar kein großes Weinbau treibendes Land, aber eine Weinbauregion mit großer Außenwirkung.

 Bezogen werden kann die Broschüre über

oeffentlichkeitsarbeit@mil.brandenburg.de

WeinLand Brandenburg/ WineCountry Brandenburg, MIL, Potsdam 2014, 62 Seiten

Mittlerweile wird Wein vielerorts in Brandenburg wieder angebaut, so auf dem  Werderaner Wachtelberg, in Schlieben, auf dem Klausberg in Potsdam und im Lausitzer Seenland (Großräschen und Wolkenberg) sowie in Guben und auch im Garten des Kanzlerschlosses  Meseberg. Aam Ufer des Großräschener Sees hat Andreas Wobar einen Weinberg angelegt und mittlerweile auch die ersten Trauben geerntet.

Auf dem Winzerberg inmitten von Potsdam hat der Verein Winzerberg im vergangenen Jahr 99 Reben gesetzt. Mehr infos zum Weinland Brandenburg gibt es hier. Eine Weinkarte zu allen derzeit 26 Weinstandorten im Land Brandenburg brachte unlängst der Berliner Verlag terra press heraus.