Heute geht es nach Lemmer, zum UNESCO Weltkulturerbe Woudagemaal am IJsselmeer. Es feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag ist. Wenn man in Friesland ist, muss man sich das Woudagemaal anschauen, denn es ist ein einzigartiges Kulturdenkmal der Wasserwirtschaft. Schon von weitem zieht der 60 Meter hohe Schornstein die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich. Ein Meisterwerk der Wasserbaukunst erwartet uns. Ingenieur Dirk Frederik Wouda war maßgeblich an dem größten niederländischen Wasserbauprojekt des 20. Jahrhunderts beteiligt.  Im Oktober 2020 ist das älteste mit Dampfmaschinen angetriebene Dampfpumpwerk der Welt an drei Tagen wieder in Betrieb. ein Meisterwerk der Ingenieurkunst.  Viel Millionen Liter Wasser, in etwa 28.000 volle  Badewannen, pumpt das Woudagemaal in der Minute. Vier  riesige Dampfmaschinen treiben die acht gewaltigen schöpfwerks-Pumpen an.

Warum das Dampfpumpwerk entstand ?

Ergebnisse dieses Projektes sind das Ijsselmeer, das als Restmeer übrig blieb, und die neu entstandenen Polder, die zur neu entstandenen Provinz Flevoland erklärt wurden. Das nach dem Ingenieur Wouda benannte Pumpwerk ist das größte und einzige heute noch arbeitende Dampfpumpwerk der Welt. Die Friesländer freuen sich über das Weltkulturerbe, denn seitdem es das Dampfpumpwerk gibt, bleiben ihre Füße bei Hochwasser trocken. In Zeiten des Klimawandels ist diese 100-jährige Technik ein Segen für die friesische Wasserwirtschaft. Denn es pumpt heute noch bei extrem hohen Wasserständen über vier große Dampfmaschinen das überflüssige Wasser aus Friesland in die Zuiderzee, später Ijsselmeer. Dann werden die riesigen Kessel angeheizt (seit 1969 statt mit Steinkohle mit Heizöl) und der Dampf treibt die Oldtimer-Dampfmaschinen an. Diese setzen die riesigen Pumpen in Bewegung.

Nach 100 Jahren voll funktionsfähig

Bis 1968 war es ständig in Betrieb, mit der Entstehung des neuen elektrischen Hoogland-Schöpfwerks in Stavoren muss es nur noch bei Hochwasserständen „aushelfen“. Um das zu gewährleisten, werden ein- bis zweimal im Jahr Übungen durchgeführt. Am 13., 14. und 15. Oktober 2020 können auch Technikliebhaber die dampfenden „Rösser“ erleben, denn dann ist Tag der offenen Türen. Man sollte sich schon frühzeitig online-Tickets reservieren, denn der Besucherandrang wird wie immer groß sein.

UNESCO-Welterbe der Menschheit

Seit 1998 gehört das Wouda-Pumpwerk zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das einzigartige Zusammenspiel von Dampf und Wasser in einem enorm großen Schöpfwerk hinter einer schönen Industriearchitektur ist zurecht in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden. Bis heute spielt es eine wichtige Rolle im friesischen Kampf gegen das Wasser.

Dampfpumpwerk Niederlande Holland UNESCO

Besucherzentrum für die größte Dampfpumpstation der Welt!

Besucherzentrum für die größte Dampfpumpstation der Welt!

Voll funktionsfähig

Bis zum Bau des elektrischen Pumpstations in Stavoren (1966) wurde die Dampfpumpstation benutzt, um den Pegel des friesischen Oberflächenwassers zu beherrschen. Die Dampfpumpstation kommt jetzt nur noch bei extrem hohen Wasserständen zum Einsatz. Die Dampfmaschinen und Schwungräder treiben acht runde Zentrifugalpumpen (auch Jaffapumpen genannt) an, die pro Tag ungefähr 6 Millionen m³ Wasser transportieren.

Dampfpumpwerk Niederlande Holland UNESCO

Die Woudapumpstation wird durchschnittlich zwei Mal pro Jahr von der Firma Wetterskip Fryslân unter Dampf gesetzt.

Auf der Homepage lesen wir u.a. „Nicht nur während der besonderen Betriebstage wird die Woudapumpstation unter Dampf gesetzt. Die größte, noch funktionierende Dampfpumpstation der Welt spielt bis heute noch immer eine wichtige Rolle im friesischen Wassermanagement. Wenn viel Regen fällt oder während eines anhaltenden Sturms kann die Woudapumpstation eingesetzt werden, um dabei behilflich zu sein, das friesische Sole-Wasser in Schach zu halten. So wurde die Dampfpumpstation letzten September noch in Betrieb genommen, um den Wasserpegel der friesischen Seen und Kanäle zu senken. Die Dampfpumpstation wurde von Wetterskip Fryslân auf Grund des heftigen Regenfalls präventiv in Betrieb gesetzt. Mit Hilfe der Woudapumpstation kann der Wasserstand vorübergehend gesenkt werden, sodass letztendlich mehr Regen aufgefangen werden kann. Bevor die Dampfpumpstation tatsächlich Wasser abpumpen kann, muss erst ein bestimmter Druck aufgebaut werden. Um die Kessel mit Wasser zu füllen, das schwere Heizöl vorzuwärmen und die acht Pumpen nacheinander zu starten, ist ein Team von mindestens elf Personen notwendig. Nach sechs Stunden Hochfahren und Aufwärmen laufen die fast 100 Jahre alte Maschinen auf Hochtouren. Und das ist ein fantastischer Anblick.“

Vorläufer der Amsterdamer Schule

Das von Ingenieur Dirk Frederik Wouda entworfenr Backsteingebäude ist geradlinig und nüchtern im Charakter. Es zeichnet sich durch die eingezogene Giebelverzierung und die horizontale Giebeleinteilung der Woudapumpstation aus. Auch das Interieur des Maschinenraums trägt die überdeutlichen Eigenschaften des Rationalismus, wie das Stahl-Fachwerk, die Nutzung von Naturstein, Eichenholz, raffinierten Farben und vielen Zierrändern. Diese Eigenschaften sorgen gemeinsam dafür, dass der Maschinenraum des Dampfpumpwerkes das Gefühl einer Kathedrale vermittelt. Der Rationalismus war der Vorläufer der Amsterdamer Schule in Nachfolge der Ideen von Architekt H.P. Berlage. Gemeinschaftlich war die Nutzung von Backsteinen. Die Amsterdamer Schule hatte stilistisch Beginn der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Die Amsterdamer Schule verstand sich als Kunst.

Kathedrale des Dampfes

Architektonisch und technisch ist die Woudapumpstation ein gut gepflegtes Monument aus dem Ende des Dampfzeitalters. So lesen wir auf der Homepage. Im Besucherzentrum gibt es eine kleine Präsentation über die Geschichte des Dampfschöpfwerks, der friesischen Wasserwirtschaft und die Folgen des Klimawandels. Ein spannend gemachter Film berichtet über den Einsatz des Schöpfwerks. Virtuell kann der Gast dabei das Anheizen der Dampfkessel miterleben. Beeindruckend das Stampfen der Kolben in einer funktionierenden Dampfmaschine. Noch besser ist es aber, am Tag der offenen Tür dabei zu sein. Und nach dem Rundgang haben wir uns mit einem Tee auf der Aussichtsterrasse des Besucherzentrums gesetzt und den wunderschönen Ausblick auf das Ijsselmeer genossen. Die Dampfpumpstation gehört zur Europäischen Route der Industriekultur.  Eine vergleichbar hochkarätige Anlage der Technikgeschichte, allerdings aus dem Bergbaubereich, erlebte ich in Polen, in Schlesien erlebte ich im polnischen Tarnowitz. Es steht wie auch das Bergwerk Rammelsberg in Goslar unter dem Schutz der UNESCO.

Dampfpumpwerk Lemmer

Im Shop (Winkel) gibt es Dampfmaschinenmodelle und viel Literatur

Das Dampfpumpwerk von D.F. Wouda (niederländisch: Woudagemaal) in Lemmer in der Provinz Friesland ist das größte Dampfpumpwerk, das je gebaut wurde. Es ist auch heute noch in Betrieb. Das 1920 erbaute Werk sollte das überschüssige Wasser, das in Friesland vorhanden war, abpumpen. Bis dahin waren große Teile Frieslands im Winter regelmäßig überschwemmt worden. Das dampfbetriebene Pumpwerk, das mehr als 4.000 Kubikmeter Wasser pro Minute oder etwa 6 Millionen Kubikmeter Wasser pro Tag pumpen kann, änderte die Situation grundlegend. Auch heute noch wird die Pumpstation bei Hochwasser eingesetzt. Zweimal im Jahr wird sie zu Schulungszwecken in Betrieb genommen, was viele Besucherinnen und Besucher anlockt.

Informationen

Wouda-Pumpwerk
Gemaalweg 1, 8531 PS Lemmer
Öffnungszeiten
mittwochs-samstags 10 – 17 Uhr, Ticket online im Voraus buchen

Mehr im Internet unter: www.woudagemaal.nl

Zu den UNESCO-Welterbestätten in den Niederlanden gehören u.a.: Polderlandschaft Schokland, Beemster Polder, Mühlen von Kinderdijk-Elshout, die Festungsanlagen und der Grachtengürtel von Amsterdam, Rietveld-Schröder-Haus (Utrecht), die Van Nelle-Fabrik in Utrecht, das Wattenmeer sowie Hafen und Innenstadt von Willemstad.

Weitere tolle Informationen zu den Niederlanden gibt es auf der Seite von holland.com

Hier Beiträge auf einfachraus.eu über weitere UNESCO-Welterbestätten.

Hier gibt es weitere Überraschungen in Flevoland.