Am diesem Wochenende feiern die Marquardter den 700. Jahrestag der Ersterwähnung ihres kleinen Ortes, der damals noch Scoryn hieß und seit zehn Jahren zur Landeshauptstadt Potsdam gehört. Seit Monaten bereitet ein von Ramona Kleber vom Lavendelhof geleitetes Team aus den verschiedenen Vereinen Marquardts dieses Fest vor.
Silen mit Nymphen im Schlosspark von Marquardt, Foto: D.Weirauch
Wenngleich nicht alle Ideen umgesetzt wurden, so fand ich im Programm beispielsweise kein Festgottesdienst aus Anlass des Jubiläums, das Programm kann sich sehen lassen.
Landgasthof „Alter Krug“
Ortschronist Dr. Wolfgang Grittner schreibt über Marquardt auf Potsdam.de u.a. Folgendes: „Marquardt ist ein altes märkisches Dorf in idyllischer Lage zwischen Wublitz, Schlänitzsee und Sacrow-Paretzer Kanal. Der Ursprung eines altwendischen Fischerkiezes am Ufer des Schlänitzsee lässt sich anhand archäologischer Funde bis in das 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Seit der Ersterwähnung von Skoryn, später Schorin, im Jahre 1313 ist die Besitzfolge eines ehemaligen Guts- und Herrensitzes lückenlos belegt.
Den Ortsnamen Marquardt gibt es erst seit 1704, als der einflussreiche Schlosshauptmann und Direktor des Lehnswesens Marquard Ludwig von Printzen den Gutsbesitz Schorin zum Lehen erhielt. König Friedrich I. gestattete dem späteren Minister und Oberhofmarschall, das Dorf nach seinem Vornamen umzubenennen. Historische Bedeutung erlangte der Ort 1795, als der General und enge Vertraute des Königs Friedrich Wilhelm II., Hans Rudolph von Bischoffwerder, Marquardt als Ruhesitz erhalten hat. Der König kam nicht nur als Pate des noch im gleichen Jahre geborenen Stammhalters nach Marquardt, sondern auch als Mitglied des Rosenkreuzer-Geheimbundes, um hier an den spiritistischen Sitzungen in der so genannten „Blauen Grotte “ teilzunehmen.
Theodor Fontane widmete Marquardt und den „Geheimen Gesellschaften“ in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ausführliche Kapitel. Der Schlosspark von Marquardt, der heute unter Denkmalschutz steht, wurde nach einer eigenhändigen Planskizze von Peter Joseph Lenné im Jahre 1823 gestaltet. 1892 erwarb der Geheime Kommerzienrat Dr. Louis Ravené, ein bekannter Stahl-Handelsunternehmer aus Berlin, den Gutsbesitz. Durch Anbau und Aufstockung erhielt das Schloss im Wesentlichen sein heutiges Aussehen. Von 1932 an pachtete das renommierte Hotelunternehmen Kempinski das Schloss-Park-Ensemble Marquardt, welches in der Folgezeit zu einem beliebten Ausflugsziel vor allem für die Berliner wurde.
Der ursprüngliche Siedlungscharakter des Gutsdorfes Schorin bzw. Marquardt änderte sich erst nach 1970, mit zunehmender Bedeutung als Wohnort inmitten des Havelländischen Obstanbaugebietes. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich und hatte im Jahre 2002 die 1000 überschritten. Marquardt ist heute ein Ortsteil von Potsdam mit einer modernen Infrastruktur. Die unmittelbare Verkehrsanbindung an die Bundesstraße 273 und an den Berliner Ring der Bundesautobahn A 10 sowie ein regelmäßiger Bahn- und Busverkehr gewährleisten eine schnelle Erreichbarkeit der Stadtzentren von Potsdam und Berlin. Andererseits war und ist Marquardt ein beliebtes Ausflugsziel für die Berliner und Potsdamer sowie für alle Besucher, die hier noch ein havelländisches Landschaftsidyll vorfinden können.
Hier erfahrt ihr mehr über die Suche nach der „Blauen Grotte“
Vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bieten der Kultur- und Heimatverein, der Anglerverein, die Freiwillige Feuerwehr, ein Chor, eine Band und verschiedene Sportgruppen. Seit 2008 hat Marquardt ein weiteres kulturelles „Idyll“, die Kulturscheune. Am 25. April 2008 wurde sie von der Stadt Potsdam feierlich an den Kultur- und Heimatverein Wublitztal e.V. übergeben.
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