Visionäre haben es nicht leicht. Aber sie bewegen etwas, das nachhaltig Wirkung zeigt. Der Großindustrielle Albert Borsig, Sohn des Lokomotivkönigs August Borsig, entwickelte um 1866/67 das Landgut Borsig in Groß Behnitz bei Nauen (Havelland) zum Symbol für Erfindungs- und Fortschrittsgeist. Später setzten seine Söhne das Werk fort. Es lohnt ein Besuch dort in Groß Behnitz. Man kann mittlerweile ganz formidabel dort feiern und auch übernachten.
Blick in die Geschichte des Landgut Stober
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das Schloss abgerissen und die Gutsanlage verfiel zusehends.
Als Michael Stober Teile davon 2000 ersteigerte, hatte er die Vision, das geschichtsträchtige Bauensemble zu einem Kleinod preußischer Agrarkultur erlebbar zu machen. Anknüpfend an das Borsigsche Konzept eines lebendigen Mustergutes.
Unterstützt von der Stiftung Denkmalschutz, dem Landesdenkmalamt, der Bundesanstalt für Arbeit sowie einzelnen Ministerien der Landesregierung, vor allem aber getragen von vielen Enthusiasten, machten sich Michael Stober und seine Frau Franziska mit vielen Helfern daran, die heruntergekommenen Gebäude zu retten, zu sanieren und zu restaurieren.
Eigenkapital und Fördermittel halfen bei der Umsetzung der Ideen. Heute ist der Ort, malerisch am See gelegen, ein beliebter Treffpunkt für Oldtimerausfahrten, für Hochzeits- und Familienfeiern, Messen und Gartenevents.
Wiederhergestellt als Hotel mit 48 Betten ist das Logierhaus. Das frühere Verwaltungsgebäude ist heute Standesamt, weitere Bauten stehen den Besuchern offen. In der ehemaligen Brennerei zeigt Stober zur Freude der Technik-Freaks eine 25 Tonnen schwere Dampfmaschine. Im kommenden Jahr wird hier eine Schnapsbrennerei die Angebote des Landgutes erweitert.
Im Café und Restaurant „Seeterrassen“, im ehemaligen Geflügelhaus und dem angrenzenden früheren Kälberstall untergebracht, wird havelländische Küche angeboten. Und so manches Mal wird mit dem einen oder anderen Feuerwerk die noch immer aktuelle Verbindung zwischen „Feuerland und Landidylle“ hergestellt. Die Berliner fahren raus aufs Land – nach Groß Behnitz und genießen die Gastfreundschaft.
Ernst von Borsig jun. hatte mehrfach unter konspirativen Bedingungen Vertreter des Kreisauer Kreises empfangen, um mit ihnen agrarpolitische Pläne für die Zeit „nach Hitler“ zu besprechen. Äußerlich tarnte sich der Urenkel des Berliner Unternehmers August Borsig als regimetreu, tatsächlich aber war er ein entschiedener Gegner der NS-Diktatur, und so führte der promovierte Land und Volkswirt ein gefährliches Leben zwischen Anpassung und Widerstand.
Wer Groß Behnitz und das Havelland besucht, sollte sich Zeit nehmen. Durch eine Unterführung führt der Weg in das benachbarte Ribbeck. Und Visionär Stober hoffte 2008, dass schon bald wieder die Regionalbahn RE2 in Groß Behnitz hält.Wie zu Zeiten von Borsig, der 1869 einen Bahnhof baute, in dem Züge von und nach Berlin hielten, um frische Produkte in die Borsigschen Werkskantinen zu schaffen. Künftig sollen die Gäste mit der Bahn anreisen können.
Landgut Stober
Behnitzer Dorfstr. 29-31, 14641 Nauen OT Groß Behnitz
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