3. Etappe unserer Flusskreuzfahrt mit Thurgau Travel „Adventszauber auf der Elbe“ von Berlin-Spandau nach Dresden. Vorherige Etappen findet ihr hier:
Dem Geist der Reformation kann man sich in Wittenberg nicht entziehen. Die Wirkungsstätten von Martin Luther (1483-1546) und Philipp Melanchthon (1497-1560) gehören seit 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe. Der Transfer vom Liegeplatz in das etwa 2,5 Kilometer entfernte Wittenberg erfolgt am Nachmittag mit dem Bus. Unser Rundgang beginnt an der Schlosskirche, dort wo Luther am 31. Oktober 1517 mit dem Anschlag seiner 95 Thesen das auf den Grundsteinen des ursprünglichen Schlosses neu errichtete Bauwerk weltweit bekannt machte.
Wir werden von zwei freundlichen jungen Damen in historischen Kostümen begrüßt. Katja Köhler als Katharina von Bora und Astrid Räuchle als Barbara Cranach stellen uns in einem eineinhalbstündigen wunderbaren Zwiegespräch Wissenswertes über ihre Stadt und ihre Männer, Martin Luther und Lucas Cranach d. Ä., vor.
So erfahren wir, dass der Spruch am Kirchturm der Schlosskirche „Eine feste Burg ist unser Gott …“ 1529 von Martin Luther geschrieben wurde, heute auch bekannt durch das Kirchenlied von Paul Gerhardt ist. Die als Porzellan-Mosaik gestalteten Buchstaben des Spruchs sind zwei Meter hoch und deshalb weithin sichtbar. Ein anderes Lied von Luther wird gerade in der Advent- und Weihnachtszeit in vielen Familien gesungen: „Vom Himmel hoch, da komm ich her …“
1489 ließ der ernestinische Wettiner, Kurfürst Friedrich der Weise, an Stelle der alten Burg und Kapelle der Askanier, hier das Schloss mit der Schlosskirche im Nordflügel errichten. Doch nicht nur für den Schlossbau zeichnet Friedrich der Weise, er setzte sich beim damaligen Papst auch dafür ein, dass die Weihnachtsstolle künftig ein bisschen Butter enthalten dürfte. Gegen ein paar Taler gab der Papst sein Einverständnis und so können wir heute das gehaltvolle Weihnachtsgebäck mit Butter genießen.
Martin Luther stirbt am 18. Februar 1546 in Eisleben und wird vier Tage später in der Schlosskirche begraben. 1858 stiftete der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die heutige „Thesentür“ aus Bronze. Von 1885 bis 1892 wird die Schlosskirche zu einem Denkmal der lutherischen Reformation umgestaltet. Ab 1919 werden hier ein Museum, das Wittenberger Stadtarchiv und später eine Jugendherberge untergebracht. 2013 bis 2017 werden Schloss und Schlosskirche umfassend saniert und restauriert. Heute beherbergt es u.a. kirchliche Einrichtungen.
Wohnhaus Martin Luthers
Nächstes Ziel ist die einstige Wohn- und Wirkungsstätte von Martin Luther und seiner Frau Katharina, heute ist hier das einzige Reformationsmuseums der Welt zu erleben. Besichtigen sollte man die von Lucas Cranach d.Ä. geschaffene „Zehn-Gebote-Tafel“ von 1516 im Lutherhaus.
Das Bauwerk in Wittenberg wurde ab 1504 als Kloster erbaut. Seit 1508 lebte hier Martin Luther, zunächst als Mönch, ab 1525 dann zusammen mit seiner Familie. 1883 folgte die Umgestaltung des Hauses zum Museum. Seit 1996 gehört das Lutherhaus zum Weltkulturerbe der UNESCO. Bis 2025 wird das Lutherhaus energetisch saniert, im benachbarten Augusteum lädt eine Ersatzausstellung mit dem Titel „Buchstäblich Luther“ ein. Die Sonderausstellung „Buchstäblich Luther. Facetten eines Reformators“ im Augusteum Wittenberg dient als Ersatzausstellung für das geschlossene Lutherhaus. Sie ist bis zum 6. Januar 2025 zu sehen. Ob Mönch oder Papstgegner, liebevoller Familienmensch, vor Kraft strotzender Held oder geplagt von großem Leid – Martin Luther hatte zahlreiche Facetten. Die Sonderausstellung „Buchstäblich Luther, Facetten eines Reformators“ widmet sich voll und ganz der Person Martin Luthers. Als Reformator bewegte er die Welt, aber was hat ihn bewegt? Was trieb ihn dazu, der kirchlichen und weltlichen Macht die Stirn zu bieten und sein Leben für den Glauben zu riskieren? Wie schaffte er es, seine persönlichen Überzeugungen zu einer Botschaft zu machen, die die Menschen innerhalb von kürzester Zeit in ganz Europa erreichte? Und wie passen seine aus heutiger Sicht verstörenden Schriften gegen Juden, Türken und den Papst in dieses Bild? Ein genauer Blick auf die Zeugnisse und Spuren, die der Wittenberger Reformator hinterlassen hat, offenbart sehr unterschiedliche, zum Teil auch widersprüchliche Seiten des Menschen Martin Luther. Die Ausstellung gibt Antworten auf all diese Fragen und entfaltet entlang des Alphabets anhand von 26 Begriffen, die jeweils für ein Kapitel stehen, seine Lebensstationen, sein reformatorisches Wirken, aber auch seine Sorgen und Nöte, Beziehungen und Denkweisen. Mal blitzt sein Mut hervor, die Mächtigen seiner Zeit herauszufordern, ein anderes Mal sorgen seine Ansichten heute für Entsetzen.
„Wir freuen uns“, so Dr. Thomas T. Müller, „während der Zeit, in der das Lutherhaus für die energetische Sanierung und die Einrichtung einer neuen Dauerausstellung geschlossen bleiben wird, die Glanzstücke unserer Sammlung hier in einer völlig neuen Zusammenstellung zu präsentieren.“ Zu sehen sein werden unter anderem der weltbekannte Brief Luthers an Kaiser Karl V. (UNESCO-Weltdokumentenerbe), die berühmten Cranach-Porträts der Wittenberger Reformatoren, persönliche Gegenstände aus dem Besitz Martin Luthers wie die „Luther-Kutte“ sowie Fundstücke der archäologischen Ausgrabungen am Lutherhaus. „Ausgestellt werden aber auch Neuerwerbungen, die bislang noch nicht zu sehen waren“, ergänzt Anne-Katrin Ziesak, „zum Beispiel eine großformatige Seidenmalerei, die Martin Luther als konfuzianischen Gelehrten zeigt.“ Dieses Objekt ist ein Geschenk des zeitgenössischen, koreanischen Künstlers Cho Yong-jin aus dem Jahr 2017. Auch auf die Lutherstube müssen die Besucherinnen und Besucher trotz geschlossenen Lutherhauses nicht verzichten. Als besonderes Highlight macht „Buchstäblich Luther“ sie in einer Installation aus Licht und Bild erlebbar. Projektionen entwerfen auf grafische und video-künstlerische Art und Weise ein lebendiges Bild der Lutherstube, sodass die Betrachtenden in die Geschichte und Geschichten dieses besonderen Lutherortes und seines berühmten Namensgebers eintauchen. So erleben sie die Lutherstube als Wohnstube der Familie Luther, als Ort vertrauten familiären Zusammenseins mit Musik und Spiel, aber auch als Studier- und Gastraum, wo der Hausherr mit seinen Mitstreitern diskutiert und in intensiven Arbeitsstunden eine unglaubliche Vielzahl von Schriften zu Papier bringt.
Zudem können junge Ausstellungsgäste in der Sonderausstellung einiges entdecken: Eine Rätselkarte lädt sie ein, den berühmten Wittenberger kennenzulernen. Dabei folgen sie den Pfotenspuren seines Hundes Tölpel. Zudem öffnen die LutherMuseen wieder dauerhaft ihre Mitmachausstellung „Der Mönch war’s!“ im Augusteum, in der Kinder mit Tölpel auf Entdeckungstour gehen und erfahren, was wirklich am 31. Oktober 1517 in Wittenberg geschah. Dabei tauchen sie mittels Klang, Geruch, Bild, Sprache, Musik und Erzählung wie Zeitreisende in Luthers Welt ein. An unterschiedlichen Mitmachstationen können die Kinder ihre eigenen Thesen stempeln, sich als Kurfürst verkleiden, mit Münzen Handel auf dem Markt treiben oder auf Postbotenpferden reiten. Die Ausstellung ist parallel zur Sonderausstellung geöffnet und im dortigen Eintrittspreis inbegriffen. Familien erhalten zudem beim Erwerb eines Familientickets die Publikation „Der Mönch war’s!“ kostenfrei dazu. Abgerundet wird das Ausstellungsangebot im Augusteum durch die Mitmachausstellung „Tatort 1522 – Das Escapespiel zur Lutherbibel“ im Erdgeschoss des Hauses.
Hier noch einige Infos: Buchstäblich Luther. Facetten eines Reformators, Augusteum Collegienstraße 54 06886 Lutherstadt Wittenberg
Hier weitere Infos zum Lutherhaus.
Stadtkirche Wittenberg
Weiter geht es zur Stadtkirche. Hier predigte Martin Luther. Ein besonderer Blickpunkt ist der restaurierter Altar, geschaffen von Lucas Cranach d. Ä. und dessen Sohn Lucas Cranach d. J. Für evangelische Christen ist die Stadtkirche die Mutterkirche der Reformation.
Marktplatz von Wittenberg
Nach wenigen Schritten gelangen wir zum Marktplatz Wittenberg. Hier begrüßen uns die Denkmäler Martin Luthers und Philipp Melanchthons vor dem Rathaus. Die Figur Luthers entwarf Johann Gottfried Schadow (1821), der Sockel geht auf Karl Friedrich Schinkel zurück. Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. entwarf den Baldachin. Die Figur Melanchthons, 50 Jahre später eingeweiht, stammt von Friedrich Drake. Das Rathaus zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der sächsischen Renaissance.
Zur Zeit blicken die wohl bekanntesten Personen Wittenbergs auf das Treiben des noch bis zum 29. Dezember 2023 stattfindenden Weihnachtsmarktes. Er hat eine lange Tradition, bereits seit 1468 ist urkundlich belegt, dass die Stadt Wittenberg mit ihren Zünften einen achttägigen Markt abhalten dürfen, der am Sonntage Maria Empfängnis (8. Dezember) beginnen sollte. Die bekannten Lieder Martin Luther hören wir nicht, aber es wabert viel Glühwein- Bratwurstduft durch den kalten späten Nachmittag. Leider war der „Markt der schönen Dinge“ in den Cranach-Höfen gegenüber des historischen Marktplatzes bereits vorbei. Er soll einer der schönsten Kunsthandwerkermärkte der Region sein. Dann hätten wir Arbeiten aus Keramik, Malerei, Skulpturen, Grafik, Mode, Illustration, Goldschmiedekunst, Schmuck, Filz, Papierdesign, Holz und Fotografien und viele mehr, von regionalen und überregionalen Künstlern hergestellt, bestaunen und kaufen können. Leider findet dieser traditionelle Markt nur am ersten Adventswochenende statt.
Cranach war Apotheker und Maler
Im szenischen Spiel zwischen den zwei Stadtführerinnen erfahren wir in den Cranachhöfen, das Lucas Cranach d. Ä. durch und durch Geschäftsmann war. Er war zeitweise Hofmaler des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen, Apotheker, die Cranach-Apotheke finden wir nur wenige Schritte weiter, später Bürgermeister von Wittenberg und ein Freund Martin Luthers. In Wittenberg schuf er berühmte Gemälde, die sich heute in großen Museen der Welt befinden.
Entlang des Wasserlaufs, aus dem zu Zeiten Martin Luthers auch das Wasser für das Bierbrauen genommen wurde, am Abend vorher wurden die Bürger aufgerufen, ihre „Eimer“ nicht in den Wasserlauf zu entleeren, gelangen wir wieder zum Ausgangspunkt unseres Rundgangs.
Wittenberger Schlosskirche virtuell erkunden
Übrigens kann man die Schlosskirche in einem virtuellen Rundgang erkunden. Besucherinnen und Besucher können dabei die Kathedrale „betreten“. Der deutsch- und englischsprachige „eGuide“ soll die Schlosskirche sowohl zur Zeit des Thesenanschlags als auch in ihrer heutigen Form darstellen, um die bewegte Geschichte der Kirche erlebbar zu machen. Der virtuelle Kirchenführer ist über die Webseite der Schlosskirche (www.schlosskirche-wittenberg.de) sowie in einer mobilen Variante für Smartphones erreichbar.
Nun geht es mit dem Bus zurück zum Schiffsliegeplatz. Dabei kommen wir noch an einer „Sehenswürdigkeit“ vorbei, über die in Wittenberg sehr diskutiert wird und die es jüngst in die Sendung Extra 3 schaffte: Im Volksmund hat der neue stählerne Fluchtweg des Gymnasiums bereits einen Namen: „Skywalk von Wittenberg“. Des Rätsels Lösung: es ist der Fluchtweg für das Gymnasium.
Die Hundertwasserschule von Wittenberg sehen wir bei unserem Rundgang nicht. Sie wäre aber auf jeden Fall auch einen Besuch wert. Neben der gestern in Magdeburg gesehenen Grünen Zitadelle von Friedrich Hundertwasser, würden die Flusskreuzfahrer dann auch die einzige von ihm gestaltete Schule kennenlernen.
Hundertwasserschule Wittenberg
Aber auch Freunde der Moderne kommen auf ihre Kosten, wenn sie das LutherMelanchthon-Gymnasium besuchen. Am Rande der Stadt gelegen kann man die einzige von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Schule in Augenschein nehmen.
Das renovierungsbedürftige Luther-Melanchthon-Gymnasium Wittenberg wurde nach den Plänen des berühmten Architekten Friedensreich Hundertwasser umgebaut und 1999 fertiggestellt Das Innere der Schule gestalteten Künstler und Schüler-/innen des Luther-Melanchthons-Gymnasiums gemeinsam im Stil Hundertwassers. Mehr zur Schule hier.
Ich empfehle unbedingt einen Besuch des vom Künstler Yadegar Asisi geschaffenenen Panoramas LUTHER 1517 in Wittenberg. Es widmet sich recht anschaulich den Ereignissen in Wittenberg vor 500 Jahren, als der Mönch und Gelehrte Martin Luther seine 95 Thesen zur Reform der (katholischen) Kirche veröffentlichte und damit eine dramatische Bewegung in Gang setzte, die die Geschichte und die Religionen der Welt bis heute nachhaltig prägt. Eine eigens errichtete Rotunde beherbergt das rund 15×75 Meter große Werk.
Wer am Abend noch Muße hatte, der nahm an einer Führung mit dem Hauptmann der Stadtwache durch die verwinkelten Gassen Wittenbergs teil. Im Hof der Beyer-Hausbrauerei gab es dann einen Glühwein.
Zu später Stunde fährt unser Schiff weiter nach Torgau. Darüber lest ihr demnächst hier mehr.
Die Fahrt auf Havel, Elbe-Havelkanal und Elbe wurde unterstützt von Thurgau Travel. Danke auch an die Agentur Primo PR.
Thurgau Travel gilt als Pionier für weltweite Flussreisen. Seit über 20 Jahren ist das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Weinfelden, Schweiz, auf dem Markt erfolgreich etabliert. Pioniergeist, Kompetenz, gute Beziehungen zu Reedereien und langjährige Erfahrung machen lauteigener Aussage den Erfolg des Reiseanbieters aus. Zurzeit umfasst das umfangreiche Angebot über 70 Destinationen in 25 Ländern auf 50 Flüssen und Gewässern mit 40 Schiffen. 2022 startete das Unternehmen eine Dependance in Berlin mit Geschäftsführer Tim Starke. Neben den Klassikern Rhein und Donau liegt laut Starke der Schwerpunkt auf Regionalität mit Flüssen wie Oder, Havel, Ems, Elbe, Weser, Neckar oder auch der Saar. Aber auch die Nachbarländer mit den Niederlanden oder Tschechien sowie eine kleine Kollektion an exotischen Touren in Südostasien und Indien sind im Portfolio von Thurgau Travel. Darunter befindet sich die längste, durchgehende Flusskreuzfahrt der Welt auf dem Brahmaputra und Ganges, die zu den bedeutendsten touristischen Magneten Indiens gehört.
Weitere Infos zu Thurgau Travel erhaltet ihr unter www.thurgautravel.de
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