Bergkgeschrey und letzte Hunte

Als Siedler im Jahre 1168 in der Nähe von Christiansdorf, dem heutigen Freiberg, Silber fanden, war das der Auftakt zu mehr als 800 Jahren Bergbaugeschichte, der Grundstock für den Reichtum Sachsens und der Ursprung von technischen Innovationen und wirtschaftlichen Denkweisen, die es dem Land später ermöglichten, zur führenden Industrieregion in Deutschland aufzusteigen. Noch heute zeugen davon Erlebnisbergwerke, Technische Denkmale und nicht zuletzt die Sprache und die lebendigen Traditionen der Einheimischen. Übrigens ist Sachsen immer noch Bergbauland. In vier Tagebauen wird Braunkohle gefördert, außerdem in fast 300 kleineren und mittleren Betrieben Erden, Steine und Erdwärme.

Lehr- und Besucherbergwerk „Himmelfahrt Fundgrube“ Freiberg – alt und reich

In Freiberg, wo der sächsische Bergbau begann, gibt das Lehr- und Besucherbergwerk „Himmelfahr Fundgrube“ Einblicke in 500 Jahre Erzbergbau.

Es ist umstritten, dass, wie oft behauptet wird, alles, wirklich alles vom Bergbau her kommt. Unumstritten ist, dass der Bergbau in Sachsen seinen Ursprung im heutigen Freiberg hatte. Die sächsische „Bergbauhauptstadt“ entwickelte sich einst rasant schnell aus dem bäuerlichen Christiansdorf, wo 1168 das erste Silbererz der Region gefunden wurde. Mit extensivem Bergbau konnte aus reichhaltigen Erzen nicht nur Silber, sondern auch Blei, Zink und Kupfer gewonnen werden. Neben zahlreichen Berg- und Hüttenwerken entstanden eine kurfürstliche Münzstätte und die Bergakademie, die noch heute als Technische Universität einen guten Ruf genießt.

Blick auf das Lehr- und Besucherbergwerk Reiche Zeche am Rande von Freiberg, Foto: Weirauch

Lehr- und Besucherbergwerk Reiche Zeche am Rande von Freiberg, Foto: Weirauch

Die noch teilweise von einer Stadtmauer umgebene malerische Altstadt mit dem von außen unscheinbaren, aber im Inneren mit außerordentlichen Kunstschätzen reich gesegneten Dom St. Marien zeugt vom einstigen Reichtum Freibergs. Mit der „Terra Mineralia“ im Schloss Freudenstein verfügt die Stadt auch über die weltweit schönste Mineraliensammlung.

Unter den unmittelbareren Zeugnissen des Montanwesens ist das zur Bergakademie gehörende Lehr- und Besucherbergwerk Himmelfahrt-Fundgrube hervorzuheben. Die „Reiche Zeche“ bietet Gelegenheit, in thematischen Befahrungen den Freiberger Erzbergbau des 14. bis 19. Jahrhunderts zu erforschen. Die „Alte Elisabeth“ präsentiert teils noch funktionstüchtige Bergbautechnik und – eine Orgel!. Ja, auch diese gehört zum Bergbau und nicht ganz zufällig unterhielt der Orgelbauer Gottfried Silbermann seine berühmte Werkstatt in Freiberg.

Mehr Informationen: www.besucherbergwerk-freiberg.de

Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge – Helden der Arbeit

Ein herzliches „Glück Auf!“ im Bergbaumuseum Oelsnitz – Museum des Sächsischen Steinkohlenbergbaus. Wer ins Museum kommt, taucht in die faszinierende und zugleich beengte Welt des Bergmanns ein: In Oelsnitz können Gäste den Förderturm mit Panoramablick befahren, in originalgetreu nachgebaute Strecken und Querschläge einfahren und eine Zwillingsdampfmaschine in Aktion erleben.

Die wechselhafte deutsche Geschichte ging auch am heutigen Bergbaumuseum im erzgebirgischen Oelsnitz nicht spurlos vorbei, das sich in den imponierenden Übertageanlagen eines Schachtes befindet, der zuletzt den Namen des 1871 in Leipzig geborenen und 1919 ermordeten Marxisten Karl Liebknecht trug, aber einst nach Kaiserin Augusta benannt war, der Frau des ersten deutschen Kaisers. Im Bergbaumuseum Oelsnitz, dem einst modernsten Kohleschacht Deutschlands, wird die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichende Geschichte des sächsischen Steinkohlenbergbaus erlebbar, der für die Industrialisierung Sachsen von großer Bedeutung war. In den 400 Meter langen begehbaren Grubenbauen rattert schweres Abbau- und Fördergerät. Über Tage faszinieren original erhaltene Schauplätze der Bergbaugeschichte, die von der Lampenstube über das Mannschaftsbad bis hin zur Lohnschalterhalle reichen. In der historischen Industriearchitektur sind auch Ausstellungen, ein „Karbonwald“ und verschiedene Bergbaumaschinen zu entdecken. Schnell wird einem klar, dass der Steinkohlenbergbau „Helden der Arbeit“ benötigte. Der bekannteste Vertreter dieser Gattung war der Bergmann Adolf Hennecke, der am 13. Oktober 1948 in einer gut vorbereiteten Sonderschicht 387 Prozent der üblichen Hauer-Norm förderte. Hennecke zog sich damit den Zorn der anderen Kumpel zu, erhielt aber auch den Nationalpreis der DDR und brachte es schließlich zum Mitglied des Zentralkomitees der SED.

Mehr Informationen: www.bergbaumuseum-oelsnitz.de

Hier geht es zur Sächsischen Landesausstellung 2020