Dorfkirche.Buckow.Havelland

Dorfkirche Buckow von Süden, 2021

Eine Fata Morgana?

Seit ein paar Jahren führt uns unser Weg im Frühling in das Großtrappengebiet ins Havelländer Luch im brandenburgischen Landkreis Havelland.

Dorfkirche.Buckow.Havelland

Trafohäuschen mit Großtrappenbemalung in Buckow

Wir mögen die Luchlandschaft mit ihren typischen Elementen Wiese und Kiefernwald unter einem hohen, weiten Horizont – in diesem Jahr stehen die weiten Wiesen zum Teil unter Wasser dank der letzten Regengüsse. Das scheint auch den Großtrappen zu gefallen. Wir konnten in diesem Frühjahr schon so viele wie noch nie beobachten. Es ist eine Freude, sie aus der Weite beim Balzen zu beobachten. Weiße Wollknäule scheinen sich in der Ferne über die Wiesen „zu rollen“. Keine Fata Morgana.

Fisch als Wetterfahne

Dorfkirche.Buckow.Havelland

Reich geschmückter Kanzelaltar mit Posaunenengeln und Strahlensonne von 1730, unterhalb des Baldachins das als Pilgermuschel zu deutende Symbol

Bukcow Kirche Havelland

Bei unserer Tour kamen wir häufig an der Kirche in Buckow vorbei. Da sie recht nah an der Abzweigung zu unserem Beobachtungsgebiet liegt, nahmen wir sie bisher nur im „Vorüberfahren“ wahr. Doch in diesem Jahr wurden wir auf unserer Rückfahrt nach Potsdam stutzig. Aus der Ferne „leuchtete“ uns ein Fisch vom Kirchturmdach an. Eine Fata Morgana? – Die tauchen doch meist nur in Wüstengebieten auf, bei der entfernte Teile einer Landschaft näher rücken, meist werden einem Wasserflächen „vorgegaukelt“. Kurzerhand bogen wir rechts von der Straße ab und hielten vor der Kirche an. Nein, unsere Fata Morgana – der Fisch – war keine Vortäuschung. Er befand sich tatsächlich auf dem Kirchturmdach – als eine besondere Form der Wetterfahne. Die Legende dazu hat sich bis heute erhalten, so wie auch das 

Kleinod der märkischen Backsteingotik

Der Name Buckow kommt aus dem Slawischen und bedeutet Buchenort. Die slawische Siedlung war in einer Insellage inmitten der Luch- und Sumpflandschaft entstanden. Der Legende nach befand sich nach dem Rückzug eines Hochwassers ein Fisch auf dem Dachstuhl der 1473 letztmalig geweihten „neuen“ Kirche. Aus diesem Jahr stammt auch der überlieferte Ablassbrief des Brandenburger Bischofs Arnold. Mit der Ablassurkunde gewährte der Bischof allen, „die zum Unterhalt der neugebauten Kirche und des zu errichtenden Bartholomäusaltars beitragen, einen Strafnachlass“. Dr. Hartmut Kühne, Theologe und wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, vermutet, dass sich Ende des 14. Jahrhunderts in der Buckower Kirche ein Hostienwunder ereignet habe. „Vielleicht begann eine geraubte oder sonst missbrauchte Hostie „zu bluten“, vielleicht erschien das Antlitz Christi auf einem Tuch, das verschütteten Abendmahlswein auffing“.

Dorfkirche.Buckow.Havelland

Ostgiebel mit Spuren der „Kleinen“ Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert

Im 15. Jahrhundert war die Kirche Ziel vieler Wallfahrten, Wallfahrer opferten in Buckow für ihre Sünden, mit dem Erlös entstand ein  repräsentativer Saalbau. Die Sankt-Petri-Kapelle in Brandenburg war Vorbild. Heute ist die Wallfahrtskirche ein lebendiges Kulturzentrum. Wenn auch durch Coronazeiten 2019/2020 fast lahmgelegt, kann man dennoch nach Anmeldung das bedeutende regionale Beispiel norddeutscher Backsteingotik besichtigen.Dorfkirche Buckow Havelland

Der nahezu quadratische 24 Meter hohe Backsteinturm an der Westseite der Kirche prägt ihre Gesamterscheinung. Er wurde in den Grundriss des Kirchenschiffs eingefügt. Das repräsentative kleine Portal dient allein als Eingang zum Turm. Im gotischen Dachstuhl ist der Rest eines Dachreiters zu finden, der zur Aufnahme einer Leuchte gedient haben könnte. Denn die Legende erzählt, dass im Kirchturm als Leuchtfeuer eine große Wachskerze angezündet wurde. Sie soll den Pilgernden im Mittelalter den Weg durch die sumpfige Luchlandschaft erleichtert haben.

Dass die Wallfahrtskirche heute weit in das Luch strahlt, ermöglicht der 2009 gegründete Förderverein. Engagierte Buckower und Garitzer Leute und darüber hinaus kümmern sich um ihren Erhalt und ihre religiöse und kulturelle Nutzung.  Bukcow Kirche HavellandSo ist es Fördervereinsmitgliedern zu verdanken, dass die bei einem Sturm im Mai 2017 zerstörte Wetterfahne mit dem hölzernen Fisch in Form eines Hechts wieder auf dem Dach die Windrichtung anzeigt. Der eichene Fisch ist zwar beim Sturm zerbrochen, die Jahreszahl 1941 war aber noch erkennbar. „Bereits damals hat der Buckower Kirchenälteste Paul Bahrs den Hecht auf die Wetterfahne des Kirchturms setzen lassen. Und damit dem Dorf und der Kirche eine Jahrhunderte währende Symbolik bewahrt“, berichtete Henry Kilian, Mitglied des Fördervereins Wallfahrskirche zu Buckow e.V. der MAZ (veröffentlicht 16.6.2017 www.maz-online.de).  Und hier im Pressespiegel des Fördervereins

Auch interessant ist das Pro und contra, warum der Kirchturm mit sattem Efeu umgarnt ist.

Förderverein Wallfahrtskirche zu Buckow e.V., Buckower Dorfstraße 3, 14715 Nennhausen OT Buckow, www.wallfahrtskirche-buckow.de

Kirchenhüter: Familie Steck 033878 60164

Weitere Informationen in:
Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. (Hg.), Offene Kirchen 2008, S. 7 bis 9, www.altekirchen.de

Hier informiert der Förderkreis Alte Kirchen kompakt über die Wallfahrtskirche Buckow.

Gerade erschienen ist das neueste Heft der „Offenen Kirchen“ mit wieder vielen interessanten Geschichten.Cover Alte Kirchen

Kara Huber, Kirchen in Brandenburg und ihre Hüter, Prestel-Verlag, 2010, www.prestel.de

Auf der Rückfahrt via Päwesin, Wachow und Gohlitz kommen wir an einer weiteren märkischen  Wallfahrtskirche vorbei:

Die Dorfkirche Tremmen

Dorfkirche Tremmen Havelland

Weithin sichtbar ist das Zwiebelturmpärchen der Wallfahrtskirche in Tremmen. Nicht nur der doppelte Zwiebelturm ist wohl einmalig im Brandenburgischen. Die repräsentative Kirche weist auch eine Außenkanzel auf. Sie mag ein Hinweis auf ihre ehemalige Funktion sein: Eine Wallfahrtskirche, denn das Dort Tremmen gehörte wie auch Buckow Jahrhunderte lang dem Brandenburger Domkapitel. Es lag an einer bedeutenden Handelsstraße (Alte Heerstraße). Viele Handelsreisende mögen die Gelegenheit genutzt haben, sich auf ihrer Reise von ihren „Sünden freizukaufen“. Damit man Zeit sparte, ist ihnen wohl der Segen nach erfolgtem Ablass gleich von der Außenkanzel aus durch den Pfarrer gegeben worden. Hier gibt es weitere Informationen zur Wallfahrtskirche von Tremmen bei Ketzin.

Ab 1800 wurde die Alte Heerstraße zur dem Preußischen Poststraßensystem zugeordnet. Sie erhielt einen Postmeilenstein, der 2008 restauriert wurde.Postmeilensäule in der Nähe von Tremmen

Weitere Informationen
Dorfmuseum Tremmen, Heerstraße 6, 14669 Ketzin OT Tremmen, www.museumtremmen.de
033233 73699 (Museum), 033233 82267 (Büro)

Dorfmuseum in Tremmen

Dorfmuseum in Tremmen