Teil 3 unserer Fluss-Meer-Reise mit der „Katharina Bora“ von nicko cruises im Sommer 2023 von Potsdam nach Stralsund. Heute: Zu Gerhart Hauptmann nach Hiddensee. 

Unsere Flusskreuzfahrt geht mit einem Highlight zu Ende. Nachdem die Katharina von Bora in Stralsund mit uns „übernachtet“ hat und wir am Morgen mit Major Ferdinand von Schill einen eineinhalbstündigen Stadtrundgang unternommen hatten, ging es am Nachmittag mit dem Schiff nach Hiddensee, der autofreien Insel in der Ostsee. So wurde unsere Flusskreuzfahrt, die uns bisher über Kanäle und Oder sowie das Stettiner Haff und verschiedene Bodden führte, zu einer richtigen Seefahrt. Denn die Ostsee stürmte etwas, aber niemand wurde seekrank. Groß war die Vorfreude auf Hiddensee, das oftmals besungene und beschriebene Eiland, liebvoll auch “ Dat söte Länneken“ genannt. Hiddensee ist eine Insel für das stille Urlaubsglück. Der wegen Bauarbeiten eingerüstete Leuchtturm auf dem Dornbusch, das Wahrzeichen Hiddensees, ist bei der Anfahrt kaum zu erkennen.

Ankommen im Hafen von Vitte auf Hiddensee

Ankommen im Hafen von Vitte auf HiddenseeIm Hafen in Vitte legt „Katharina von Bora“ an. Auffällig, keine Taxen und Autos, die die Gäste abholen wollen. Dafür viele Fahrräder und ein paar Fahrradanhänger mit Adresse der Vermieter für das Gepäck. Weder Gestank noch Lärm von Autos empfängt uns. Der Geruch von Pferden liegt in der Luft. Vor dem Schiff warten zwei Planwagen, gezogen von Pferden. Davor zwei Kutscher-Guides, die schon auf uns warten. In einer zweistündigen Fahrt wollen wir stippvisitenartig ein bisschen Inselflair genießen.

Friedhof Hiddensee

Wir steigen auf den Planwagen, den Stephan Wolter steuert. Er hat nicht nur seine Pferde Tom und Jerry im Griff, auch die Mitfahrenden erliegen schnell dem stahlharten Charme des Norddeutschen, der seine Insel und ihre Bewohner – nicht alle – liebt und niemals hier weg möchte. Wie die meisten Insulaner lebt er vom Tourismus. Mit seinem Pferdewagen kutschiert er Gäste über die ganze Insel. Das schafft man natürlich nicht in zwei Stunden, wir fahren weder nach Neuendorf, noch nach Grieben, dafür reicht die Zeit leider nicht.

nicko Ostsee Hiddensee

Das Asta-Nielsen-Haus beherbergt neben dem Trauzimmer der Insel eine Ausstellung zur dänischen Stummfilmdiva Asta Nielsen und dem Architekten Max Taut.

Hiddensee.nicko.Ostsee

Blick auf Kloster

Deshalb geht es für uns leider nur von Vitte nach Kloster und zurück. Vitte als moderner Hauptort, Kloster als kulturelles und kirchliches Zentrum …

Das sind die Ziel unserer Rundfahrt, der gebürtige Hiddenseer Stephan Wolter führt uns mit seinen flotten Sprüchen an verträumten Ecken und Winkeln vorbei nach Kloster. Leidenschaftlich erzählt er mit seinem norddeutschen Charme von alten und neuen Inselbewohnern, von Urlaubern, die auf seiner geliebten Insel keine Feierlocation a la Ballermann finden werden.

Planwagen Kutschfahrt Hiddensee Ostsee nicko

Vor dem zeitweise sehr stürmischen Wind schützen landeinwärts natürliche Wälle aus Sanddorn- , Hagebuttenhecken und Sträuchern. Bei einer Pause, die wir mit einer gesunden Atempause frischer Ostseeluft genießen, gibt es von Stephan auch etwas sehr Gesundes für das leibliche Wohl. Es ist kühl an diesem Spätnachmittag und so kommt ein Sanddornschnäpschen gerade recht. – Selbstverständlich rein mit allen Vitaminen – Mit dem Spruch: „Nicht lange snacken, Kopf in Nacken“, fließt das süffige Getränk die Kehle runter.

HiddenseeNun aber schnell weiter, auf der gepflasterten Hauptstraße, die das Getrappel der Pferde besonders laut hallen lässt, geht es weiter nach Kloster. Das „söte Länneken“ (plattdeutsch: süßes Ländchen) – wie die westlich von der Insel Rügen gelegene Insel Hiddensee auch genannt wird, zog zu allen Zeiten besonders Künstler an. Das ruhige Eiland mit seinen Dünen, Fischerkaten, Boten, 16 Kilometer weißer Sandstrand, weite Salzwiesen, Heidedünen bietet stille Reize und Motive für viele künstlerische Motive, ob Malerei, Fotografie, Musik oder Literatur.

Albert Einstein, Thomas Mann, Billy Wilder, Heinrich George, Joachim Ringelnatz, George Grosz waren z. T. mehrmals auf der Insel, meist im Sommer. Gerhard Hauptmann (den mag der Stefhan gar nicht), Asta Nielsen, Käthe Kruse oder Gret Palucca bauten oder kauften sogar eigene Häuser. Einige von ihnen treffen wir auf dem Friedhof in Kloster wieder, wo es eine halbstündige Pause gibt. Der Kirchweg in Kloster ist noch urtümlich, nicht gepflastert, dafür mit Wasserkuhlen an den Regentagen. Hier lohnt es dann, Gummistiefeln anzuhaben, um im Modder spazieren gehen zu können.

Friedhof Hiddensee nicko Ostsee Friedhof

Am Strand von Hiddensee

Friedhof Hiddensee nicko Ostsee Friedhof

Uns zieht es auf den Friedhof mit der kleinen Inselkirche Kirche. Wegen einer beginnenden Friedensandacht können wir nur einen kurzen Blick auf den fliegenden Taufengel unter dem Tonnengewölbe der Kirche werfen.

Friedhof Hiddensee nicko Ostsee Friedhof

Mit ihrer Helligkeit, ihrem hölzernen Gestühl und Einfachheit, ist sie eine kleine Oase für besinnliche Minuten – eine ganz besondere stressfreie Zone bietet auch ein Gang über den kleinen Inselfriedhof.

Friedhof Hiddensee nicko Ostsee Friedhof

Die Gräber Gerhard Hauptmanns und der Familie Kruse zieren große Findlinge.  In seiner Sommerheimat Kloster wurde Gerhart Hauptmann am 28. Juli 1946 bei Sonnenaufgang beigesetzt. Das Grab, das ein riesiger Findling schmückt, befindet sich hinter der Inselkirche

Am 6. Juni 1946 starb der Dramatiker, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann in Agnetendorf in Schlesien. Begraben aber ist er in seiner Wahlheimat im Ort Kloster auf der Ostseeinsel Hiddensee vor Rügen.

Am 6. Juni 1946 starb der Dramatiker, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann in Agnetendorf in Schlesien. Begraben ist er in seiner Wahlheimat in Kloster. Rügen. Foto: Weirauch

Ebenso die Eisenkunstguss-Kreation von Opernregisseur Walter Felsenstein. Anders der kleine bescheidene Findling der Tänzerin Gret Palucca, die bis heute bekannt ist, die vielen kleinen Steinchen auf ihrem Grab zeigen, dass die Halbjüdin bis heute verehrt wird. Leider wurde ihr Haus vor einigen Jahren abgerissen.

Auch die Holzkreuze der Familie Arnold, Gustav Arnold hat als Inselpfarrer lange Jahre gewirkt, sind bescheiden. Wie die vielen kleinen Grabsteine auf diesem Friedhof. Den meisten ist gemein, dass sie mit einem Hauszeichen versehen sind. Ein Zeichen dafür, dass es sich um alteingesessene Hauseigentümer der Insel handelt. Viele der Grabsteine tragen die Namen Schluck und Gau … alte Hiddenseer Familien. Wir sind froh, diese kleine Erholungsinsel in unserer Pause aufgesucht zu haben.

Grabstein Friedhof Kruse Hiddensee nicko.Hiddensee Hauszeichen auf dem Inselfriedhof von Hiddensee

Vom kundigen Kutscher und Guide Stephan erhalten wir auf der Rücktour noch einen Hinweis: Er macht uns auf den DEFA-Kinderfilm nach dem Kinderbuch von Benno Pludra  aufmerksam: „Lütt Matten und die weiße Muschel“. Er ist zum größten Teil Anfang der 60er Jahre auf der Insel in Neuendorf gedreht worden. In diesem Film kann man noch das ursprüngliche harte und karge Leben der Fischer auf der Insel erleben. Wieder ein Tipp, um die Erlebnisse auf der Insel nach der Reise nachzuerleben.

 https://youtube.com/shorts/8D8qAYyE2aM?feature=share

Stephan und seine Pferde bringen uns gesund zum Schiff nach Vitte zurück – ein schöner Abschluss einer sehr schönen Flusskreuzfahrt.

Mit der Katharina von Bora geht es beim Abendessen zurück nach Stralsund. Schnell Kofferpacken, um noch einen kurzen Trip in die Stadt zu machen, wo die „Wallensteintage“ an diesem Wochenende stattfinden.

Am nächsten Morgen verlassen wir das Schiff. Dank der guten Organisation durch die Kreuzfahrtleitung steht das Taxi, das uns zum Bahnhof bringt, schon vor dem Schiff. Der Zug fährt pünktlich ab und kommt auch pünktlich am Ziel an. Diesmal stimmt alles. Wir träumen uns auf der Rückfahrt schon in eine nächste gebuchte Flussreise mit Nicko Cruises.

Die Recherche erfolgte mit Unterstützung von nicko cruises, Dank auch an den Guide Martin und der crew der „Katharina von Bora“.

Hier Teil 1 der achttägigen Fluss- und Insel „Sehreise“ von Potsdam nach Stralsund.