In St. Marien, der Stadtkirche Wittenberg, predigte der Reformator Martin Luther (1483-1546) viele Jahre. Unter den evangelischen Christen gilt die gotische Kirche direkt hinter dem Marktplatz von Wittenberg als „Mutterkirche der Reformation“.

Eingangsportal der Stadtkirche Wittenberg, Foto: D.Weirauch

Eingangsportal der Stadtkirche Wittenberg

Stadtkirche Wittenberg – Mutterkirche der Reformation

Jedes Jahr findet darin zum Reformationstag am 31. Oktober ein großer Gottesdienst statt. 2014 war es eine besondere Feier, denn nach jahrelanger Restaurierung ist der dreiflügelige, von Lucas Cranach d.Ä. und seinem Sohn geschaffene Reformationsaltar, auf dem die Hauptakteure der Reformation verewigt sind, wieder zu sehen. Auch Luthers Weggefährte Johannes Bugenhagen erläuterte in der Stadtkirche seine reformatorischen Erkenntnisse. Bugenhagen (1485-1558), an den vor der Stadtkirche ein Denkmal erinnert, war der erste lutherische Pfarrer in Deutschland. Hier begann die Tradition der evangelischen Gottesdienste in deutscher Sprache, mit Gemeindegesang und mit Abendmahl in beiderlei Gestalt (Brot und Wein).

Blick vom Markt auf die Stadtkirche mit den beiden Türmen, Foto: D.Weirauch

Blick vom Markt auf die Stadtkirche mit den beiden Türmen,

In der Kirche befindet sich der von Lucas Cranach d. Ä. und seinem Sohn Lucas Cranach d. J. gemalte Altar. Wir kennen das Kunstwerk auch als „Reformations-Altar“. Cranach d. Ä. konzipierte den Altar und malte den Großteil der Schauseite. Sein Sohn malte die Tafeln der Rückseite und vervollständigte die Vorderseite. Der Altar wurde 1547 vollendet und im selben Jahr in der Kirche aufgestellt. Der Überlieferung nach weihte Johannes Bugenhagen den Altar. An Buggenhagen erinnert am Platz vor der Kirche ein Denkmal. Die Mitteltafel der Schauseite des Altars stellt das letzte Abendmahl dar, mit Martin Luther (als „Junker Jörg“) als einem der Jünger.

Der von Lucas Cranach d. Ä. und seinem Sohn Lucas Cranach d. J. gemalte Altar, allgemein als „Reformations-Altar“ bezeichnet. Foto: D.Weirauch

Der von Lucas Cranach d. Ä. und seinem Sohn Lucas Cranach d. J. gemalte Altar, allgemein als „Reformations-Altar“ bezeichnet. Foto: D.Weirauch

Lebendiger Ort des Christentums

Bis heute ist die Stadtkirche Wittenberg, sie liegt direkt hinter dem Marktplatz von Wittenberg und in Sichtnähe des Lutherhauses, ein lebendiger Ort des gepredigten, des gelesenen und des gesungenen Wortes. Sie ist aber auch eine Schatzkammer der Geschichte und der Kunst. Unzählige Besucher und Gäste aus aller Welt kommen an diesem traditionsreichen Ort zu Veranstaltungen und Konzerten zusammen und feiern mit der Stadtkirchengemeinde festliche Gottesdienste.

Blick auf Wittenbergs Schlosskirche, Foto: Weirauch

Blick auf Wittenbergs Schlosskirche, Foto: Weirauch

Teil des Lutherweg in Sachsen-Anhalt

Die Stadtkirche ist auch eine Station des Luther-Weges von Sachsen-Anhalt. Seit 1996 gehört die Wittenberger Stadtkirche zum UNESCO-Welterbe. Mit der Stadtkirche St. Marien, der Schlosskirche Allerheiligen, dem Lutherhaus und dem Melanchthonhaus sowie dem benachbarten Dessau-Wörlitzer Gartenreich bildet Wittenberg mit seiner Umgebung die Region mit der dichtesten Ansiedlung von Unesco-Welterbestätten.

stadtkirche-wittenbergp1590792-958x454Frisch restauriert präsentiert sich der kleine Engel in der Stadtkirche. Foto: D.Weirauch

Die 410 Kilometer lange Pilgerroute auf den Spuren Martin Luthers umfasst 34 Stationen zwischen Eisleben im Mansfelder Land und Wittenberg, dem Zentrum der Reformation. Hier hatte Luther 1517 an der Schlosskirche seine 95 Thesen veröffentlicht, die als Beginn der Reformation gelten.

Cranachs Kirche

Die Stadtkirche beherbergt zahlreiche Originalgemälde von Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn. Sie ist ein authentischer Ort, der das Leben von Lucas Cranach d. J. von Anfang bis zum Ende bezeugt. Hier befindet sich das Grabmal Lucas Cranach des Jüngeren, hier hörte er Predigten der Reformatoren, hier wurde er vermutlich getauft und getraut. Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich Cranachs Geburtshaus am Markt.

Martin Luther steht auf der Kanzel und predigt, Foto: D.Weirauch

Martin Luther steht auf der Kanzel und predigt

Blick in das Innere der Kirche mit der von der Orgelbaufirma Sauer (Frankfurt/Oder) erbauten Orgel, Foto: D. Weirauch

Blick in das Innere der Kirche mit der von der Orgelbaufirma Sauer (Frankfurt/Oder) erbauten Orgel, Foto: D. Weirauch

Darstellung der zeitgenössischen Judensau

Zudem ist die Stadt- und Pfarrkirche St. Marien das älteste Gebäude von Wittenberg. Noch eine Besonderheit weist die Stadtkirche auf. An der Außenwand sichtbar ist die aus dem Hochmittelalter datierte plastisch-bildhafte Darstellung der zeitgenössischen Judensau. Dieses Motiv wurde im Mittelalter populär. Es „zierte“ öffentliche Gebäude und Kirchen und diente damals dazu, Juden zu verunglimpfen und zu verspotten. Zum „Ausgleich“ haben Wittenberger Christen bereits 1988 unterhalb der Darstellung eine Art Mahnmal in den Boden eingelassen.

Plastisch-bildhafte Darstellung der zeitgenössischen Judensau an der Außenwand. Foto: D.Weirauch

Plastisch-bildhafte Darstellung der zeitgenössischen Judensau hoch oben an der Außenwand. Foto: D.Weirauch

Stadtführer Johannes Glaubig zeigt uns die im Jahr 1988 im Auftrag der Stadtkirchengemeinde unterhalb der Darstellung eingelassene Gedenkplatte des Bildhauers Wieland Schmiedel. Damit soll auf die historischen Folgen des Judenhasses aufmerksam gemacht werden. Hier mehr Infos dazu. 

Mit der Gedenkplatte des Bildhauers Wieland Schmiedel wird auf die historischen Folgen des Judenhasses aufmerksam gemacht. Foto: D.Weirauch

Mit der Gedenkplatte des Bildhauers Wieland Schmiedel (Text Jürgen Rennert) wird auf die historischen Folgen des Judenhasses aufmerksam gemacht.

Turmbesteigung

Eine Besteigung des Turmes der Stadtkirche Wittenberg ist nur zu ausgewählten Terminen, wie dem Tag des offenen Denkmals oder dem Welterbetag, möglich. Mitglieder des Heimatvereins  laden dann dazu ein. Türmer der Stadtkirche ist Klaus Nunweiler. 192 Stufen sind zu erklimmen. Keine Angst: jeder kann das schaffen.  Der Türmer erläutert mit seiner freundlichen und kenntnisreichen Art viele Details zur Baugeschichte.

Der Aufstieg lohnt. Nach dem Blick auf die Glocken und in die Türmerwohnung kommt der Höhepunkt: der weite Blick über die Lutherstadt Wittenberg und die Elbniederung. In weniger als 500 Meter Luftlinie grüßt die Schlosskirche von Wittenberg herüber.  Für mich ein einzigartiges Erlebnis.

Blick von der Stadtkirche hinüber zur Schlosskirche von Wittenberg, Foto: D.Weirauch

Blick von der Stadtkirche hinüber zur Schlosskirche von Wittenberg, Foto: D.Weirauch

fahrrad

Auch das Oldenburger Unternehmen Landpartie Radeln und Reisen hat wittenberger Luthertouren im Programm.

 Adresse: Stadtkirche St. Marien, Kirchplatz, 06886 Lutherstadt Wittenberg, Öffnungszeiten: Mo. Bis Sa: 10 bis 18 Uhr, So: 12 bis 18 Uhr,

Stadtkirche Wittenberg im Internet: stadtkirchengemeinde-wittenberg.de

Nach der erfolgreichen Besteigung des Turmes der Stadtkirche Wittenberg freuen sich Dr.Hans-Peter Schwanke (Krefeld), Türmer Klaus Nunweiler und Veit-Mario Thiede aus Kassel, Foto: D.Weirauch

Nach der erfolgreichen Besteigung des Turmes der Stadtkirche Wittenberg freuen sich Dr. Hans-Peter Schwanke (Krefeld), Türmer Klaus Nunweiler und Veit-Mario Thiede aus Kassel, Foto: D.Weirauch

Blick von der Stadtkirche auf die Elbewiesen, Foto: D.Weirauch

Blick von der Stadtkirche auf die Elbewiesen, Foto: D.Weirauch

Hier der Besuch in der Schlosskirche von Wittenberg.

Nlick auf die Schlosskirche Wittenberg