Wer die Heimat des Reformators Martin Luther sucht, der muss nach Mansfeld in Sachsen-Anhalt fahren. Nur 15 Kilometer von der Lutherstadt Eisleben entfernt, gewährt das 2014 eröffnete Museum „Luthers Elternhaus“ in der Kleinstadt Mansfeld mit der Ausstellung „Ich bin ein Mansfeldisch Kind“ Einblick in den wichtigen Lebensabschnitt Luthers. Besuch bei Martin Luther in Mansfeld
Mansfeld und Martin Luther
Luthers Heimat war das Mansfelder Land: In Eisleben erblickte der Reformator das Licht der Welt, im benachbarten Mansfeld verbrachte er seine Kindheit und Jugend. Auf der Landkarte der Lutherstätten waren bislang Wittenberg, Erfurt, Eisenach und die Wartburg vertreten.
Mansfeld, 80 Kilometer von Magdeburg und 40 Kilometer von Halle entfernt im Mansfelder Land gelegen, galt als Geheimtipp. Das Elternhaus von Martin Luther wurde im Frühjahr 2014 um einen modernen Ergänzungsbau, geschaffen von dem Berliner Architektenteam Anbehalten, erweitert.
Erinnerungen an Luthers Schulzeit
13 Jahre lang, von 1484 bis 1497, lebte Martin Luther in Mansfeld. In die Zeit seiner Kindheit fallen wichtige Prägungen, so besuchte er die Lateinschule, heute Sitz der Stadtinformation. Gleich daneben steht die Kirche St. Georg, in der Luther als Ministrant wirkte. Der deutsche Name des Heiligen Georg lautet Jörg. Den Namen lieh sich Luther während seines erzwungenen Aufenthaltes auf der Wartburg – er nannte sich „Junker Jörg“.
Die Ausstellung im Museum „Luthers Elternhaus“ erzählt auf 600 Quadratmetern Fläche neben der Schulzeit auch vom Alltag sowie von den engen Beziehungen der Eltern zu Stadt, Kirche und der im gegenüberliegenden Schloss Mansfeld lebenden Grafenfamilie von Mansfeld.
Besuch bei Martin Luther in Mansfeld
Gemeinsam mit den heute nicht mehr vorhandenen Wirtschaftsbauten bildete das mehrfach umgebaute und erweiterte Anwesen ursprünglich ein stattliches Gebäudeensemble. Bis heute vermittelt es den umfassen-den Eindruck von einer vom Bergbau geprägten Stadt und dem wohlhabenden Milieu rund um Luthers Kindheit. Die Lage und Größe des Elternhauses in Mansfeld sprechen für einen hohen gesellschaftlichen Status der Familie.
Funde aus der Abfallgrube
Zu den besonderen Exponaten des Museums zählen archäologische Fundstücke, die bei Grabungen auf dem Areal des Elternhauses entdeckt wurden. Für die gute ökonomische Situation von Luthers Eltern sprechen die reichen archäologischen Funde, die bei der Grabung in den Jahren 2002 bis 2004 – dem Beginn des neuen Forschungsgebietes „Lutherarchäologie“ – auf dem Gelände des abgegangenen Zwischenstück des Vorderhauses entdeckt wurden. Die Gegenstände stammen unmittelbar aus dem Alltag der Familie um 1500 bis 1520.
Auch interaktiv bietet das Museum einiges. Mitglieder der Familie Luther berichten an Hörstationen aus ihrem Leben. Eine Steilvorlage für ansässige Gastronomen ist die anschauliche bildhafte Erläuterung von Luthers Mutter Margarete, welche Speisen damals auf den Tisch kamen. Die Ausstellung räumt auch mit dem Vorurteil auf, Luthers Familie sei arm gewesen. Vater Hans war Hüttenherr und einer der Stadtältesten von Mansfeld.
Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss Hettstedt
Wenige Kilometer weiter im Wippertal, hinter Großörner im Hettstedter Ortsteil Burgörner-Altdorf, betritt man historischen Boden. Hier entwickelten Bergbauingenieure die erste deutsche Dampfmaschine Wattscher Bauart, entstand in Hettstedt die erste deutsche Maschinenfabrik der Dampfindustrie und verläuft mit fast 32 Kilometern der längste Stollen seiner Art im mitteleuropäischen Bergbau. Im Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss trifft Mitteldeutsche Industriegeschichte auf eine berühmte Familiengeschichte: Im barocken Herrenhaus lernte der Naturforscher Wilhelm von Humboldt 1788 seine spätere Frau Caroline von Dacheröden kennen.
Erste deutsche Dampfmaschine Wattscher Bauart
Das Mansfeld-Museum zeigt auf zwei Etagen im Humboldt-Schloss und einem ausgedehnten Freigelände Gegenstände und Dokumente zur über 800-jährigen Bergbau- und Hüttengeschichte, sowie der Mineralogie und Geologie des Kupferschiefers im Mansfelder Land. Auch die bis heute in Hettstedt existierende Halbzeugindustrie wird dargestellt.
Eine Attraktion ist der originalgetreue und voll funktionsfähige Nachbau der ersten deutschen Dampfmaschine Wattscher Bauart. Diese diente ab 1785 auf dem König-Friedrich-Schacht bei Hettstedt zum Antrieb von Wasserpumpen.
Etwa drei Kilometer vom Museum entfernt, erinnerte 1890 der Verein Deutscher Ingenieure mit einem Maschinendenkmal an den Einsatz der damals noch Feuermaschine genannten Dampfmaschine. Übrigens erfolgte der Bau auf der Grundlage einer von Friedrich dem Großen im Schloss Sanssouci ausgestellten Kabinettsorder. Das Museum wie auch das Maschinendenkmal im Hettstedter Ortsteil Burgörner zu finden, ist eine kleine Herausforderung. Die Akteure vor Ort wissen darum und bemühen sich um eine bessere Beschilderung.
Mansfeld – Informationen für Besucher
Luthers Elternhaus: Lutherstraße 26/29, 06343 Mansfeld, Tel.: 0 34 78 2/ 919 38 10, geöffnet: April-Oktober, Mo-So, 10-18 Uhr; Nov-März, Di-So, 10-17 Uhr. Eintritt 4, erm. 2,50 Euro. Kombiticket „Mansfelder Land“: 8,- Euro (pro Person) (gültig in Luthers Elternhaus in Mansfeld, Luthers Geburtshaus und Luthers Sterbehaus in Eisleben) Internet: www.martinluther.de
Tourist-Info Mansfeld: Junghuhnstr. 2, 6343 Mansfeld, Tel.: 034782/90344, Internet: lutherstaedte-eisleben-mansfeld.de
Mansfeld Museum im Humboldt-Schloss: Schlossstraße 7, 06333 Hettstedt, Tel.: 03476/200753, geöffnet: Mi-So: 13 – 17 Uhr, Eintritt: 3, erm. 1 Euro. Internet: mansfeld-museum.hettstedt.de
Hier geht es zu einer Episode betreff den Nachbau der 1. dt. Dampfmaschine auf dem Burgörner Revier.
Hier geht es zu den großen Pyramiden im Mansfelder Land
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