Die Landschaftsmalerei hat in den Niederlanden ihren Ursprung. Deutsche Künstler, wie Corinth oder Liebermann reisten immer wieder nach Holland, an die Nordsee. Schon mehrmals besuchten wir das Panorama Mesdag in Den Haag, verliebten uns in den Strand von Scheveningen oder schauten im Mauritshuis Den Haag die luftigen Bilder an. Holland, besser die Niederlande, sind auch heute ein alljährliches Ziel. Nun gibt es im Potsdamer Kunstmuseums Barberini, Potsdam gilt schlechthin als die wohl holländischte Stadt außerhalb der Niederlande (denken wir nur an das Holländische Viertel) die wie immer hervorragend kuratierte „Ausstellung Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ zu sehen. Bis zum 22. Oktober 2023 zeigt die Schau, wie sich Künstlerinnen und Künstler durch die französischen Einflüsse zu einer ganz eigenen, holländischen Form des Impressionismus inspirieren ließen. Die sogenannte „Haager Schule“ fing die sich wandelnden Lichtstimmungen der Natur in hohen Wolkenhimmeln mit vielen Grauschattierungen ein. Ab den 1880er Jahren wurden im Wechselspiel mit impressionistischen Einflüssen aus Frankreich die Stadtlandschaft und das moderne Leben ein Thema. Danach kam der die pointillistische Technik. Dabei verwendeten die Künstler Punkte aus reinen und unvermischten Farben, um ihre Bilder zu malen und die Entfesselung der Farbe bestimmte fortan die Malerei.
Ende der 1840er Jahre, fingen Maler in den Niederlanden an, en plein air zu arbeiten, und auch sie suchten für ihre Experimente mit Licht und Schatten zuerst einen urwüchsigen Wald auf. Bald lernten sie auch die französischen Werke aus dem Wald von Fontainebleau kennen, sei es durch Reisen nach Frankreich oder durch Ausstellungen in den Niederlanden. Das Naturerlebnis im heimischen Wald und die Anregungen aus Frankreich verbanden sie mit der niederländischen Tradition der Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts.
Die niederländischen Künstler, die in den 1840er Jahren in den Wald von Oosterbeek bei Arnhem zogen, ließen idealisierende oder romantische Landschaftskompositionen hinter sich und zielten auf eine realistische Naturdarstellung. Sie fertigten unter freiem Himmel Studien von Licht und Schatten, Spiegelungen auf Wasserflächen oder der Wirkung des Gegenlichts. Die Gemälde zeigen unspektakuläre Motive aus der Natur und selten oder nur als Beiwerk menschliche Figuren. Um 1870 entwickelte sich Den Haag zum künstlerischen Zentrum in Holland. Die Maler der Haager Schule brachten die nahe Nordseeküste und die als typisch holländische Landschaft geltenden flachen Polder mit ihren Wiesen und Kühen, Kanälen und Windmühlen ins Bild. Ihre panoramaartigen Gemälde mit niedrigem Horizont und weitem grauen Himmel kommen ohne Handlung aus und ignorieren die Veränderungen der modernen Zeit wie Eisenbahnen oder Telegraphenleitungen. Ihre ruhige, heitere Stimmung in gedämpftem Kolorit war auf Einfühlung und Wiedererkennung gerichtet. Die realistischen Landschaftsdarstellungen bildeten einen Ausschnitt der Wirklichkeit ab und bekräftigten zugleich die Vorstellung von dem, was die eigene Landschaft ausmachte.
Die Dynamik des Stadtlebens mit all seinen Facetten stand im Mittelpunkt. Modegeschäfte, elektrisches Licht oder Pferdetrams waren die Signaturen der Gegenwart. Für die Küste interessierten sich diese Maler nur mit Blick auf den Strand als Ort der Freizeit und des Vergnügens. Der unbeschwerte Aufenthalt steht im Zentrum der Strandbilder, Himmel und Meer bleiben als schmale Streifen im Hintergrund. Die Wirkung von Licht und Schatten war weiterhin ein Thema; Mühlen oder Bäume blieben erkennbare Formen, waren aber durch leuchtende, ungemischte Farben verfremdet. Es ging nicht mehr um die Darstellung der Naturwahrnehmung, sondern um den Ausdruck der individuellen Empfindung. Der bis dahin ungekannte Bruch mit der Tradition des Realismus verstörte viele zeitgenössische Betrachter. Die Ausstellung Wolken und Licht. Impressionismus in Holland versammelt rund 100 Werke von etwa 40 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Johan Barthold Jongkind, Vincent van Gogh, Jacoba van Heemskerck und Piet Mondrian. Zu den Leihgebern gehören das Rijksmuseum und das Stedelijk Museum in Amsterdam, das Kunstmuseum Den Haag, das Dordrechts Museum, das Kröller Müller-Museum in Otterlo und das Singer Museum in Laren.
Eine Ausstellung des Museums Barberini, Potsdam, in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Den Haag.
Themenjahr „Holland in Potsdam“
Ausstellung, Veranstaltungsprogramm, Blog und Audio Walk: Rund 50 Potsdamer Kulturinstitutionen feiern 2023 niederländische Kunst und Einflüsse in Potsdam im Themenjahr „Holland in Potsdam“.
Hört Euch mal an, wie es den Kunstmäzen nach Potsdam verschlug. Ein Glücksfall ist dieser Industrielle für diese Stadt. Aufnahme von 2017.
Das Holländische Viertel in Potsdam ist weltberühmt – die niederländischen Einflüsse in Potsdam gehen jedoch weit darüber hinaus. Das Projekt „Holland in Potsdam“ stellt von April bis September 2023 die unterschiedlichen Bezüge Potsdams zu den Niederlanden in den Fokus: von Tulpenfest bis Migration, von Bildender Kunst bis Gartenbau.
Bereits jetzt wird auf der kostenfreien Barberini App ein Stadtrundgang als Audiotour zu 20 verschiedenen Orten der Stadt mit spannenden Holland-Bezügen angeboten.
Hier geht es zum Potsdamer Museum Barberini.
Der Stadtrundgang steht wie seine Vorgänger-Projekte „Italien in Potsdam“ und „Frankreich in Potsdam“ als Audioguide-Tour auf der App dauerhaft zur Verfügung und wird im Laufe des Jahres zudem als Kleiner Kunstführer in der Reihe der Publikationen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veröffentlicht.
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