Zum traditionellen Osterreiten in der Ober- und Niederlausitz zog es uns in diesem Jahr nicht. Obwohl die christliche Gemeinschaft der sorbischen Bevölkerung dort zum Osterfest wohl am größten und intensivsten  in Sachsen und Brandenburg ist. Das Osterreiten zieht zahlreiche Touristen an, die mehr und mehr die Wege der Osterreiter auf ihren schmucken Pferden säumen. Zunehmend fühlen sich auch Osterreiterinnen diesem Osterbrauch verpflichtet. Lest hier mehr.

Osterbräuche

Wir bleiben in diesem Jahr zuhause und erleben in familiärer Gemeinschaft unsere „eigenen“ Osterbräuche. Wie in vielen Familien werden auch bei uns Ostereier gefärbt – diesmal mit natürlichen Färbemitteln, wie Zwiebelschalen, Kurkuma, Spinat und Schale der Roten Bete.

Osterzopg.Havelland.Potsdam

Osterzopg.Havelland.PotsdamDie bunt gefärbten Eier benötigen wir für den zweiten Osterbrauch, denn zum Auferstehungsfest kommt bei uns ein selbst gebackener Osterzopf auf den Frühstückstisch. Für den geflochtenen Klassiker benötigen wir Milch, Mehl, Hefe, Butter, etwas Zucker und ein Ei. Diesmal kam geriebene Zitronenschale dazu. Und in die Schnittstellen der geflochtenen Stränge kamen die zuvor gefärbten Eier. 

Bunte Ostereier

Als unser Sohn noch klein war, wurden die Eier ausgepustet und später angemalt oder mit Abziehbildern und Schleifen „verschönt“. Einige der Eier haben es trotz jährlichen Gebrauchs am Osterstrauch bis heute überlebt. So ist er dann doch jedes Jahr bei uns, auch wenn er körperlich nicht anwesend ist. 

Unser Osterspaziergang

Ein weiterer familiärer Brauch ist unser Osterspaziergang. Oftmals dachten wir dabei an Goethes „Faust“: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück …“ Früher versteckten wir für unseren Sohn Ostereier und Schokoladiges. Sobald wir an eine kleine Erhöhung kamen, wurden die Eier „getrudelt“. So bekam man die Schale besser ab. Auch der Osterspaziergang hat einen religiösen Hintergrund: Er erinnert an den Gang der Jünger nach Emmaus. Bei schönem Wetter, in der erblühenden Natur und um uns herum freundliche Menschen waren wir Goethes Worten sehr nahe: „Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier dar ich´s sein!“

„Geh aus, mein Herz“

Auch in diesem Jahr zog es uns hinaus. Diesmal haben wir den „Sommerhit der evangelischen Christen“ im Sinn. Bereits vor 400 Jahren, im Sommer 1653, schrieb ihn Paul Gerhardt (1607-1676). Immer wieder neu vertont, immer wieder neu rezipiert, in vielen Sprachen übersetzt und gedruckt scheint sein Lied „Geh aus, mein Herz“ die Herzen vieler Menschen bis heute anzusprechen. Vielleicht sind die Zeilen nach einem Spaziergang entstanden. Doch der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war knapp vorbei, hinterließ eine zerstörte Gesellschaft, eine unermessliche Zahl von Toten, Hunger, keine Zukunft? … Wo Christen den Glauben an Gott verloren, sah Paul Gerhardt in allem Gott als Schöpfer, der seine Welt zum Jubeln bringt. Die Welt war für ihn kein Friedhof, sondern ein Paradiesgarten. Bei allem Leid, bei aller Dunkelheit hatte er sich seinen Glauben, seine Poesie bewahrt, die aus einem Gräberfeld ein Paradiesgarten macht. Paul Gerhardt „besonders begnadet, Gott selbst in allem zu entdecken. Er hatte Augen für das Wunder. Und konnte das Wunder sehen, auch wenn es dunkel war.“ (Johanna Haberer, Mitherausgeberin der Wochenzeitung „die Kirche“)

Wunder der Natur im Havelland

Also „Geh aus, mein Herz“, lass uns Wunder der Natur bei herrlichem Sonnenschein entdecken. Uns zieht es in das Havelland. Osterglocken säumen an einigen Häusern die Gartenzäune, bunte Ostereier hängen an gelben, sehr blühfreudigen Forsythien, es ist noch früher Vormittag, sehr ruhig auf den Straßen und Wegen. Noch sind auch die Fahrradfahrer nicht unterwegs. Wir lassen unsere Gedanken kreisen, sind still, in froher Erwartung, was wir heute entdecken werden auf unserem Osterspaziergang.

Auf dem Weg nach Buckow zu den Beobachtungstürmen der Großtrappen begrüßt uns in Päwesin ein Storchenpaar direkt gegenüber des Cafés der Buddisten. Wir stärken uns mit einem Cafe to go und wie passend zu Ostern – einem Stück Möhrentorte. Sitzen möchten wir in einem durchsichtigen Zelt unter Heizstrahlern, an der Hauptverkehrsstraße und nahe einer längeren Schlange von wartenden Menschen, die Osterbrötchen kaufen wollen, nicht. – Wenig einladend für uns am Ostermontag.

Havelland.Ostern. StorchAber in der Gegend gibt es kaum eine andere Möglichkeit der Einkehr – wir sind in Brandenburg … Noch muss man wie Reinhard Grebe ein Stullenpaket mit auf die Reise nach Brandenburg mitnehmen. Bewunderungswürdig, wie gelassen die Verkäuferinnen und Verkäufer den Andrang hinnehmen. Wir wünschten uns, dass eine der umliegenden, leerstehenden Scheunen endlich ihre Tore für ein kleines Bistro öffnen würde. Auch fehlen hier im Westhavelland zwischen Ketzin bis Nennhausen Lademöglichkeiten für das e-bike. Zu Ostern darf man ja auch mal träumen … 

Störche begleiten unseren Weg

Auf jeden Fall freuen wir uns: das erste Storchenpaar haben wir gesehen und fröhlich klappern gehört. Das macht doch schon mal gute Laune. Weiter geht es über Barnewitz. Hier beobachten wir einen Storch beim Ausputzen seines Nestes und staunen, welch große Zweige er hinaufbefördert. Oben mit seiner Last angekommen, fällt ihm der gefiederte Zweig hinunter. Er gibt nicht auf. Noch scheint seine Gefährtin nicht angekommen zu sein. Doch nach seiner Ausdauer beim Nestbau zu urteilen, scheint er schon voller Freude auf das Treffen zu sein. 

Storch Barnewitz oder

In Barnewitz wird gerade das Nest gebaut

Und auch Großtrappen begrüßen uns

Nach wenigen Kilometern gelangen wir nach Buckow. Wir stellen unser Auto ab und blicken leise hinter dem Schutz von Hecken über die Wiesen. Linkerhand begrüßt uns zunächst ein Storch, der auf dem Feld hinter einem Traktor Würmer „abstaubt“. Wieder eine der besonderen Begegnungen am heutigen Tag. Und der schönste Augenblick kommt noch: Wir blicken wieder über die Wiese und in einiger Entfernung begrüßen uns zwei männliche Großtrappen.

Großtrappe Havelland Grosstrappen Havelland Vögel Brandenburg

Unsere Herzen werden weit. So schnell haben wir sie bei all unseren Touren noch nie entdeckt. Wir schauen staunend durch unsere Ferngläser, können es kaum glauben, dass wir heute so großes Glück haben. Ein Foto gelingt auch … aber der herannahende Traktor macht Krach und die bis zu 18 Kilogramm schweren Großtrappen setzen zum Flug an. Selbst aus dieser großen Ferne spürt wir die Kraft, die die Großvögel aufbringen müssen, um ihre schweren Körper in die Luft zu schwingen. Das Schlagen der Flügel tönt weit hinaus – bis zu uns heran. Es macht Spaß, das zu beobachten.

In weiter Ferne ist auch noch ein Schwanenpaar zu im Schilfgras zu beobachten. Auch Enten, Gänse und Reiher fühlen sich wohl hier. Und hoch oben scheint ein Milan seine Runden zu drehen. Idylle, die kein Windrad zerstört … und hoffentlich nie zerstören wird. Damit sich die Population der Großtrappen weiter erholen kann. Auf dem Rückweg läuft uns dann noch ein großes Kaninchen über den Weg, das wir sofort zum Osterhasen ernennen. 

Panorama Grosstrappen Havelland

Grosstrappen-Havelland (26)

 

Osterhase Havelland

Auf dem Weg zur Staatlichen Vogelschutzwarte begegnet uns das nächste Storchenpaar. Es genießt die Sonne in seinem Nest. 

Havelland.Ostern.

Storchennest auf dem Gelände der Staatlichen Vogelschutzwarte und des Fördervereins Großtrappenschutz e.V. in Buckow bei Nennhausen.Weiter geht es zur Wallfahrtskirche in Buckow … Vorbei an friedlich grasenden Reihern und einer Rinderherde, die in der Nähe eines Kirchturms weidet. 

Buckow

Pilgerweg rund um Buckow

Vor der Kirche in Buckow finden wir ein Schild mit einem aufgezeichneten Pilgerweg mit 7 Stationen. Ein Flyer beschreibt die einzelnen Stationen. Bibeltexte beziehen sich auf die Landschaftsbeschreibungen. Eine Frage beendet den kurzen Text: Was ödet Dich an? Was erschöpft Dich?, Worauf baust Du? Was motiviert Dich? Was liegt vor Dir? Worauf hoffst Du? Woran orientierst Du Dich? 

Kirche Buckow

Auf dem Pilgerweg rund um Buckow lernt man die havelländische Kulturlandschaft sehr gut kennen. Der Förderverein Wallfahrtskirche zu Buckow e.V. gibt mit auf den Weg: „Das Gehen und Sehen, das Nachdenken und Beten stehen im Vordergrund auf dem Buckower Pilgerweg. … Verwenden Sie gerne auch Zettel und Stift, um Ihre Gedanken in Worte zu fassen und festzuhalten.“ Man möge sich nach dem Pilgerweg etwas Konkretes vornehmen. Dieses sollten nicht zu viele Schritte auf einmal sein, nur ein oder zwei Dinge. Wer mag kann den Pilgerweg mit einer Bitte um Gottes Segen abschließen.

Hier unser Besuch der Wallfahrtskirche in Buckow im Havelland

Ein Blick in die Wallfahrtskirche zeigt uns jedoch, dass sie am Osterwochenende verlassen scheint. Keine Aufbruchsstimmung, kein frischen farbige Blumen zu Ostern. Dafür gibt es unzählige Flyer und einige Kirchenzeitungen aus dem vergangenen Jahr. Schmutz und Staub zieren den Boden. Empfängt eine Wallfahrtskirche so die Pilger auf ihrem Weg? Oder sollten sich die Pilger einmal Zeit nehmen, um Gutes zu tun für den heiligen Ort mit der besonderen Gottesnähe ? 

 

Dorfkirche.Buckow.Havelland

Was nehmen wir uns vor? Im nächsten Jahr nehmen wir uns vor? Im nächsten Jahr den Buckower Pilgerweg zu gehen und vorher einen Osterstrauß in die Kirche zu stellen. 

„Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“

Auf unserem Rückweg kehren wir dann noch in Ketzür ein. Die kleine Gaststätte „Sonnenblick“ direkt am Beetzsee lädt mit einem kleinen Imbiss zum Verweilen ein. Zeit haben wir mitgebracht, so dass wir hier die Sonne genießen können. Der sonnige Ostermontag verlockt sogar einige Gäste, mit den Füßen in’s Wasser zu gehen. 

Pferdekutsche Ostern

 

Grosstrappe Buckow Havelland.Ostern.

Und hier in Ketzür geht unser Osterspaziergang zu Ende. Hat uns auf frühen Vormittag ein Storchenpaar in Päwesin begrüßt, so verabschiedet sich am Nachmittag in Ketzür ein Storch von uns. Direkt über der Feuerwehr auf dem Feuerwehrturm baut er sein Nest.

Ketzür

Stolz wie Bolle auf dem Schlauchtrockenturm in Ketzür

Und mit dem Spruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ über dem Feuerwehrhaus freuen wir uns auf das nächste Osterfest. Dann begeben wir uns vielleicht mit unseren Fahrrädern auf den benachbarten Storchenradweg, der uns dann rund um den Beetzsee führen wird.

Demnächst fahren wir wieder mit Fischer Jürgen Hafa über den Beetzsee, aber darüber lest ihr hier mehr.