Eigentlich sind wir nach Ajaccio auf Korsika gekommen, um von dort aus die berühmte Schildkrötenfarm im Umland zu besuchen. Starke Regenfälle verhinderten dies, denn die Farm war bei unserem letzten Besuch ramponiert. Dieses Mal nun war es Januar und die Schildkröten befanden sich in Winterruhe. Also spazierten wir über den gut ausgewiesenen Napoleonpfad durch die reizvolle Stadt Ajaccio. „Kalliste“, die Schönste, nannten schon die alten Griechen Korsika. Der berühmteste Sohn der Stadt, Napoleon, wurde am 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika als Napoleone Buonaparten geboren. Der französische General, revolutionärer Diktator und Kaiser der Franzosen liebte die Insel. Angeblich habe er Korsika schon vom Meer her am intensiven Duft erkannt, den die Blüte der Maccia im Frühjahr verströmt. Wir haben uns auf Korsika umgeschaut und einige Spuren Napoleons gefunden. Gestorben ist Napoleon am 5. Mai 1821 in Longwood House auf St. Helena im Südatlantik.
Ajaccio gibt sich weltmännisch. Der Name der Stadt Ajaccio geht auf den griechischen Helden Ajax zurück. Vielleicht aber auch auf das Wort für den Ort, an dem sich die Schäfer ausruhen. Die Stadt wurde von den Genuesern gegründet.
Das Ambiente der Stadt ist heute jedoch vollständig französisch. Geschäftiges Treiben lädt die Besucher zum Verweilen auf dem Markt und den kleinen Geschäften ein. Der Kern der Stadt ist recht kompakt.
Die alte Festung aus dem 16. Jahrhundert können wir uns nur von aussen ansehen. Das mächtige Bauwerk bewacht die Einfahrt zum Hafen. Überall in der Altstadt finden sich Hinweise auf Napoleon, seien es die Namen der Bars, Cafés und Plätze oder die Statuen und käuflichen Souvenirs der unterschiedlichsten Art, Größe und Form.
Maison Bonaparte
Beim Rundgang durch die Altstadt geht es vorbei am Geburtshaus des früheren Kaisers der Franzosen, heute ein Museum.
Das Kinderzimmer des Welteroberers, zahlreiche persönlich Gegenstände und Porträts erinnern an den hier am 15. August 1769 geborenen Napoleon Bonaparte.
Place Maréchal Foch
Eine kleine Palmenallee führt auf dem Place Maréchal Foch zu einer Statue von Napoleon. Zu allen Jahreszeiten ist das Denkmal beliebtes Fotomotiv der vielen Gäste von Ajaccio. Das Denkmal ist Teil eines attraktiven Brunnens mit vier steinernen Löwen. Napoleon ist in der Funktion des Ersten Konsuls in römischen Kleidern dargestellt und überragt die Löwengruppe.
Der Kaiser scheint hinunter auf das linkerhand befindliche Rathaus mit dem Musée Napoléonien zu blicken. Erinnerungsstücke an den Kaiser und seine Verwandtschaft werden hier gezeigt, aber auch seine Geburtsurkunde und Totenmaske, die ihm später auf St. Helena abgenommen wurde.
Die Kathedrale – Wo Napoleon getauft wurde
Beim Besuch der Kathedrale sollte man einen Blick auf das Taufbecken werfen, das – etwas versteckt – gleich rechts neben Eingang steht. In der Kathedrale wurde Napoleon getauft, die Taufschale ist ein zeitgenössisches Relikt.
Die Kirche wurde in der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts im venezianischen Renaissance-Stil gebaut und erinnert mit ihrem kreuzförmigen Grundriss und der mächtigen Kuppel ein wenig an byzantinische Kirchenbauten. Der weiße Marmoraltar ist ein Geschenk von Napoleons Schwester Elisa.
Place d‘Austerlitz – auf dem Napoleonpfad
Auf der Seite der neuen Stadt führt eine Allee knapp zwei Kilometer hinauf zum Place d’Austerlitz mit der wohl imposantesten Napoleon-Statue von Ajaccio. In seiner bekanntesten Pose – mit dem Dreizack auf dem Kopf – steht er am oberen Ende einiger Stufen und schaut mit Stolz auf die zu seinen Füßen liegende Stadt Ajaccio.
Empfehlenswert ist auch eine etwa einstündige Sightseeingtour mit den Doppeldeckerbussen. In englischer und deutscher Sprache werden auf der Fahrt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Ajaccios vorgestellt. An der wunderschönen Küstenstraße geht es linkerhand vorbei an den wunderschönen Sandstränden, rechterhand säumen alte Grabdenkmäler die Küstenstraße, bis heute befinden sich diese Erbbegräbnisse in privater Hand. Sie wirken wie Vorgärten der hinter ihnen aufragenden modernen Hochhäuser. Die ewige Ruhe werden die Toten hier wohl nicht finden, anderseits ist es eine schöne Vorstellung, auch nach dem Tod „am Puls des Geschehens“ teilhaben zu können.
Schmalspurbahn, die fährt
Ajaccio lohnt einen mehrstündigen Spaziergang nicht nur zu den Napoleon betreffenden Sehenswürdigkeiten.
Wir waren auch am Bahnhof und erlebten die dort abfahrende Schmalspurbahn. Die Bahninfrastruktur macht einen guten Eindruck, nachdem in den letzten Jahren kräftig rekonstruiert wurde.
150 Kilometer führt die Bahn quer über Korsika. Wir wollen wiederkommen und dann mit der Bahn zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten fahren.
Tipp für die Zeit ab April: unbedingt den Schildkrötenpark Cupulatta besuchen. Es lohnt.
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