Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt

Was nach der erfolgreichen Bundesgartenschau Magdeburg 1999 mit einer genialen Idee begann und heute als Modellprojekt für die Einheit von Denkmalpflege und touristischer Vermarktung in der Bundesrepublik gilt, ist eine der Erfolgsgeschichten im deutschen Tourismus. Einmalig unter allen 16 Bundesländern erschließt die „Gartenträume“-Route mit ihren 50 Parkanlagen ganz Sachsen-Anhalt. Das Kernland deutscher Geschichte zeigt sich hier vielleicht von seiner schönsten Seite. Dass Sachsen-Anhalt in diesem Sinne ein lohnendes Ziel ist, hat sich herumgesprochen. Die „Gartenträume“ sind schon lange mehr als ein Geheimtipp. Sie stehen für ein Qualitätsversprechen und Angebot: wo „Gartenträume“ drauf steht, sind auch „Gartenträume“ drin.

Das Schöne muss nützlich sein

Jährlich rund zwei Millionen Besucher können sich nicht irren. So oft genießen die Gäste aus der Nähe, aus der Region aber auch aus der Ferne die Schönheit der 50 historischen Parks und Gärten. Die entdecken Spuren barocker Pracht in den Parks von Hundisburg bei Magdeburg und Blankenburg am Harz. Sie belohnen sich mit Landschaften von Welt im „Gartenreich Dessau-Wörlitz“, das mit seinen sieben Anlagen seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe gehört. Hier schuf Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau zum ersten Mal einen Englischen Garten auf dem Kontinent, der vor allem eins zeigt: Das Schöne muss nützlich sein.

Schloss Mosigkau, Kulturstiftung DessauWörlitz, Foto: Heinz Fräßdorf

Schloss Mosigkau, Kulturstiftung DessauWörlitz, Foto: Heinz Fräßdorf

Mindestens genau so beliebt sind die „Gartenträume“-Parks mit botanischer Fülle. Wer als die Königin der Blumen in einmaliger Pracht und Vielfalt sucht, der gönnt sich die schönsten Stunden im „Europa-Rosarium Sangerhausen“ – mit rund 8.500 verschiedenen Arten und Sorten befindet sich hier schlicht und einfach die größte Rosensammlung der Welt. Malerisch gelegen in der Goldenen Aue, eingebettet zwischen Kyffhäuser und Harz.

„Gartenträume“-Jubiläum

Möglichst viel sollen das „Gartenträume“-Jubiläum 2020 miterleben und den 20. Geburtstag mitfeiern! Gute Gründe dafür wird es reichlich geben. In einer kreativen Mischung aus Inspiration, Interaktion und Transpiration wird ein Festprogramm entstehen, das Lust auf Genuss macht. Es beginnt bereits am 5. Dezember 2019 auf Schloss Wernigerode mit der Jubliäumsausstellung „Leidenschaft für Schönheit“. Mit dem Fest „Frühlingserwachen“ am 21. Und 22. März 2020 in Wörlitz starten die „Gartenträume“ in die Jubiläumssaison. Unter dem Dach des „Gartenträume“-Festivals werden die Konzerte, Theater- und Musikveranstaltungen in ausgesuchten „Gartenträume“-Anlagen auf besondere Weise kommuniziert und beworben.

www.gartentraeume-sachsen-anhalt.de
www.sachsen-anhalt-tourismus.de

Ein bedeutender Garten ist der Park von

Schloss Hundisburg

Der Barockgarten wurde ab 1699 unter Johann Friedrich II. von Alvensleben zusammen mit dem Schloss angelegt und besitzt einen hohen kunsthistorischen Rang als einer der ältesten klassisch-französischen Gärten in Deutschland. Die Anlage gliedert sich in vier Hauptterrassen und nimmt den gesamten östlichen Schlossberg ein. Für die Erbauungszeit überaus bemerkenswert und heute wieder erlebbar ist die kunstvoll kalkulierte Gliederung der Parterrezone unter Berücksichtigung optischer Überschneidungen und verzögerter Perspektivwirkung. Die Ausstattung konnte neben den aufwändig formierten Beeten, Hecken und Alleen mit zahlreichen Gartenskulpturen, Brunnen, Grotten sowie dem heute noch erhaltenen Pariser Tor am Ende der Hauptachse prunken. Mehr noch als am Schloss lassen sich im Garten unterschiedliche Einflüsse aus Hannover, Salzdahlum und Berlin nachweisen. Schloss Hundisburg bildet mit seinem Barockgarten und dem sich anschließenden Landschaftspark ein Gesamtensemble mit überregionaler Bedeutung. Aufwand und Pracht des barocken Gartens, Größe und landschaftliche Schönheit des Parks sowie über 150 einheimische und fremdländische Gehölzarten verlocken in jeder Jahreszeit zum Besuch. Das Schloss beherbergt zahlreiche kulturelle Angebote und bietet hochwertige Musikereignisse.

Schloss Hundisburg Sachsen-Anhalt

Dr. Harald Blanke, Chef der Schloss- und Gartenverwaltung

1810 erwarb der Kaufmann Johann Gottlob Nathusius das Kloster Althaldensleben und 1811 Hundisburg. Unter Nathusius und seinen Söhnen entstand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der rund 100 Hektar große Landschaftsgarten, der seither beide Besitzungen miteinander verbindet. Die Pflanzungen wurden im Sinne der Landschaftsverschönerung auch weit in die Gutsfluren ausgedehnt und durch eine eigene Baumschule ergänzt, deren umfangreiches Sortiment sich aus Kontakten u.a. nach Harbke, Hannover, Halle und Kassel aufbaute.

Gartenträumeschloss und Barockgarten Hundisburg, Foto: Gartenträume e.v.

Gartenträumeschloss und Barockgarten Hundisburg, Foto: Gartenträume e.v.

Bereits kurz nach dem Schlossbrand 1945 gab es Bestrebungen zur Unterschutzstellung der Anlagen, die jedoch eine jahrzehntelange Vernachlässigung und Zweckentfremdung nicht verhindern konnten. Seit 1991 werden in Schloss, Garten und Park umfassende Maßnahmen zur Rettung und Wiedergewinnung des Gesamtensembles durchgeführt. Heute befinden sich in den Schlossräumen eine ständige Ausstellung des Bildhauers Heinrich Apel, eine Gemäldesammlung von Friedrich Loock und die historische Alvenslebensche Bibliothek. Im wiederaufgebauten Nordturm ist  das Informationszentrum „Haus des Waldes“ beheimatet.  Eine Spinnstube, der Schlossladen, die Schlossbrauerei, ein Restaurant und zahlreiche mietbare Veranstaltungsräume sowie Übernachtungsmöglichkeiten gehören ebenfalls zum Angebot des Schlosses. Wie am Schloss sind auch am Garten die Zeitläufe nicht spurlos vorüber gegangen. Gärtnerischen Umgestaltungen im 19. und 20. Jahrhundert folgten völlig zweckfremde Nutzungen z. B. als Fußballplatz, bis die Anlage seit 1991 in großen Zügen rekonstruiert werden konnte. Einen Schwerpunkt bildet seither auch die im Garten angesiedelte Obstsortensammlung zu historischen Sorten der Altmark und nördlichen Börde.

Tipps für Gartenträume-Touristen 

Neben dem Schloss und Barockgarten Hundisburg und dem Landschaftspark Althaldensleben lohnt ein Besuch der historischen Altstadt von Haldensleben mit dem mittelalterlichen Stadtkern und fast vollständig erhaltener Stadtmauer, dem Bälstringer und Stendaler Torturm sowie der St. Marien-Kirche. Sehenswert ist darüber hinaus das klassizistische Rathaus und das Köhnsche Haus, das Templerhaus als ältestes Bauwerk der Stadt, das Kreismuseum mit dem Nachlass der Gebrüder Grimm und das Rolandstandbild. Nordwestlich von Hundisburg befinden sich die Alte Ziegelei Hundisburg, ein einmaliges technisches Denkmal Sachsen-Anhalts und die Ruine Nordhusen, die zur Straße der Romanik gehört.

  • Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V.
    Schloss Hundisburg
    Schloss 1, 39343 Haldensleben
  • Tel. 03904 44265
    info@schloss-hundisburg.de
    www.schloss-hundisburg.de
  • Anfahrt
    Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: DB-Bahnhof Haldensleben (Strecke Magdeburg-Wolfsburg)
    www.deutsche-bahn.de
  • Buslinie 600, an Werktagen stündlich, www.boerde-bus.de

Irrgarten Altjeßnitz

1694 erwarb Hans Adam Freiherr von Ende (1633 – 1706) das Rittergut aus dem Besitz der Herren von Reppichow. Mit dem Bau eines neuen Schlosses und der Parkanlage im Stil des späten Barock wurde 1699 begonnen. Der Urentwurf des Irrgartens stammt von Landpfarrer Johan Peschel (um 1535-1599), erst 150 Jahre später wurde der Plan verwirklicht. Mit der Verlegung des Eingangs von Süd- auf die Westseite des Irrgartens zwischen 1845 und 1894 erhielt der Irrgarten seine heutige Struktur. Die ursprünglich axial angelegte barocke Gartenanlage enthielt neben dem Irrgarten weitere formal gestaltete Gartenbereiche wie ein Parterre, einen Küchengarten und die sogenannten Kindergärtchen. Sonnenblumen, exotische Kübelpflanzen und Skulpturen gehörten zur Ausstattung. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Gartenanlage partiell umgestaltet. Dabei kam es zur Anpflanzung einer Vielzahl interessanter fremdländischer Gehölze. Vom Gutshof sind heute noch die Tordurchfahrt mit dem imposanten Torturm und die Gutsnebengebäude erhalten. Die kleine Feldsteinkriche, der Parkwald und der Teich mit Halbinsel gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Der Gutshof von Altjeßnitz ist in der malerischen Muldeaue gelegen. Hier befindet sich der größte und älteste barocke Irrgarten mit einer Fläche von 2600 Quadratmetern. Zwei Meter hohe Hainbuchenhecken und enge Wege versprechen einen eindrucksvollen Irrlauf. Von der Plattform im Zentrum ist der gesamte Garten zu überblicken. Der den Irrgarten umgebene Park lädt mit einem malerischen Baumbestand, geschwungenen Spazierwegen und einem ehemaligen Teich zum Spaziergang ein. Zwei gewaltige Blutbuchen und ein 40 Meter hocher Tulpenbaum mit einem zweieinhalb Meter Stammumfang bilden die Blickpunkte des Parks, aber auch eine imposante morgenländische Platane, stattlich Exemplare von Esskastanie, Eiche, Buche, Ahorn und Linde sind sehenswert.

Irrgarten im Gutspark Altjessnitz_Thomas Ruttke

Irrgarten im Gutspark Altjessnitz Gartenträume, Foto: Thomas Ruttke

Sehenswert auch: Eine kleine im romanischen Stil erbaute Kirche aus dem 12. Jahrhundert ist mit ihren mittelalterlichen Wandmalereien und einem spätgotischen Schnitzaltar eine weitere Kostbarkeit im Schlosspark von Altjeßnitz.

Hier geht es zu weiteren Gartenträume-Parks