Einige Pulsschläge der Geschichte lang war das von Tyrannen regierte Syrakus der Nabel der antiken griechischen Welt, wovon heut noch Tempel, Theater und Altäre künden.

Glanz und Gloria währten bis ins Jahr 212 vor Christus, als die Römer die griechische Metropole Siracusa nach zweijähriger Belagerung einnahmen. Dabei soll ein römischer Soldat den genialen Mathematiker Archimedes erschlagen haben. Von Weltstadt war fortan keine Rede mehr, doch noch heute begeistert das UNESCO-Weltkulturerbe mit grandiosen Zeugnissen der Antike, umgeben von barocken Stadtpalais, malerischen Plätzen und dem Trubel einer modernen Hafenstadt.

Ortygia

Siedler aus Korinth ließen sich im Jahr 734 vor Christus auf der Insel Ortigia nieder. Drei Brücken führen heute vom Festland hinüber. Auf der Piazza Pancali erheben sich die Ruinen des Tempio di Apollo (6. Jahrhundert vor Christus) – gewaltige dorische Säulen und Quaderblöcke der Cella, des Kultraumes. Über den Corso Matteotti geht es zur Piazza Archimede mit einem verspielten Artemis-Brunnen (19. Jahrhundert) und durch die Via Landolina zur Piazza Duomo.

Duomo

Hinter der beschwingten Barockfassade umschließt  der Duomo Santa Maria delle Colonne (7. und 18. Jahrhundert) einen Athena-Tempel des 5. Jahrhunderts vor Christus. Dessen dorische Säulen und mächtige Cella beherrschen das Innere der Kirche und erinnern an die ursprüngliche Kultfunktion. Statt Athena wird hier seit Jahrhunderten Santa Lucia verehrt, die Schutzpatronin der Stadt. Ihr widmen sich im Mai und Dezember jeden Jahres feierliche Prozessionen durch die Altstadt.

Fonte Aretusa

Beliebter Treffpunkt inmitten gemütlicher Cafès und Restaurants ist die Fonte Aretusa, eine große Quelle am Meer, in der Papyrusstauden wachsen und weiße Enten dümpeln. Der griechische Flussgott Alpheios, so der Mythos, stellte der schönen Waldnymphe Arethusa nach, die sich hier ins Meer stürzte, um ihm zu entkommen. Artemis verwandelte Arethusa zum Trost in eine Quelle, doch das gab Alpheios die Chance, seine Wasser den ihren zu vermischen.

Parco Archeologico della Neapolis (Archäologiepark der neuen Stadt)

Der archäologische Park von Syrakus befindet sich auf dem Festland, im Stadtteil Neapolis (Neapoli). Der Name geht auf die griechischen Einwanderer zurück, die hier ihre „neue Stadt“ gründeten. Seit 1955 ist der Park für die Öffentlichkeit zugänglich.

Uns zieht es zunächst zum Glanzstück „der antiken Neustadt“. Über viele Treppenstufen geht es hoch zum gigantischen Teatro Greco (griechische Amphitheater, 5. bis 3. Jahrhundert vor Christus), dessen Ränge und Bühnenhaus aus dem Fels geschlagen wurden. Griechische Tragödien wie „Die Perser“ des Aischylos erlebten hier ihre Uraufführung und werden heute wieder gespielt.

Entlang der oberen Zuschauerreihe des Amphitheaters befindet sich eine sogenannte Gräberstraße. Hier liegt die Grotta del Ninfeo (Nymphengrotte). Eine Quelle, die aus zwei Akquädukten gespeist wurde und mit Musenstatuen verziert war. Bei heißem Wetter ist sie heute eine willkommene Erfrischung für die Touristen.

Unterhalb des Theaters erstreckt sich der antike Steinbruch Latomia del Paradiso (Steinbruch des Paradieses) mit dem Orecchio di Dionisio (Ohr des Dionysios). Der Tyrann Dionysios I. soll in der 23 Meter hohen ohrförmigen Höhle jene Athener, die 414 vor Christus versucht hatten, Syrakus zu erobern, gefangen gehalten und belauscht haben. Aber auch die Form des Eingangs der Grotte erinnert entfernt an ein Ohr und könnte zur Namensbildung beigetragen haben.

Im Steinbruch des Paradieses (Latomia del Paradiso) wandern wir auf geschwungenen Pfaden durch einen wunderschönen Garten. Ursprünglich wurde das Gelände von den Griechen zur Kalksandsteingewinnung genutzt. Die beim Abbau entstandenen Höhlen wurden vermutlich im 16. Jahrhundert von einem Erdbeben zerstört. Im Laufe der Jahrhunderte holte sich die Natur zurück, was ihr einst gehörte. So entstand ein natürlicher botanischer Garten, sehenswert. Nicht alle Pfade waren  begehbar. Zum Beispiel blieb uns der Weg zum Grab des Archimedes aufgrund von Gefährdungen versperrt.

Auf unserem Rückweg kommen wir in den römischen Teil des Archäologieparks. Auf dem 200 Meter langen aus dem Fels gehauenen Altar des Hieron gegenüber dem Steinbruchs des Paradieses wurden einmal im Jahr Zeus zu Ehren 450 Stiere geopfert. Unsere Reiseführerin erzählt uns, dass die spanischen Herrscher vom Altar nicht mehr viel übrig gelassen haben. Dennoch sind die noch gut sichtbaren Reste des Altars beeindruckend. Der komplette Altar soll etwa die Maße eines Fußballstadions gehabt haben. Wofür haben die Spanier die Steine und Felsen des Altars gebraucht? Für ihre Befestigungsanlagen.

Weiter geht es mit wenigen Schritten vom Altar des Hieron zum römischen Theater (Anfiteatro Romano), dem größten Siziliens. Es wurde nicht als geschlossener Rundbau – wie sonst üblich für römische Theater – im 3. Jahrhundert erbaut. Stattdessen wurde es nach griechischem Vorbild aus der Landschaft herausgearbeitet.

Auf unserem Weg zum Ausgang des römischen Parkteils kommen wir an römischen Steinsarkophagen (Sarcofagi Romani) vorbei.

Die 10 Euro Eintrittsgeld waren für den vormittäglichen Archäologieparkbesuch gut angelegt.

www.sizilien-guide.de/sizilien/parco-archeologico-della-neapoli-siracusa

Hier nun zu unserer Fahrt in Gänze, schaut Euch die Route an, wir sind fast 1000 Kilometer rund um die Insel Sizilien gefahren.