„Ahoi Nordsee-Inseln und Friesland“

„Die Seele ist wie der Wind, der über die Kräuter weht,
wie der Tau, der über die Wiesen sich legt,
wie die Regenluft, die wachsen macht.
Desgleichen ströme der Mensch ein Wohlwollen aus auf alle, die da Sehnsucht tragen.“ (Hildegard von Bingen (1098-1179)

Unsere Seefahrer-Sehnsucht trägt uns in diesem Frühsommer zu den Inseln Sylt, Texel, Helgoland. Wir kennen einige von vergangenen Ferientagen her, fühlten uns stets sehr wohl ob der Weite, der Ruhe, der Natur u.v.m. Allerdings erlebten wir die Inseln damals nur in der Vor- und Nachsaison. Und sind stets mit dem Auto und der Fähre angereist. Diesmal wollten wir die Nordseeinseln Sylt und Texel sowie Helgoland von Hamburg aus mit dem 1997 in der einstigen Mathias-Thesen-Werft zu Wismar gebauten MS „Hamburg“ erreichen. Ein bisschen Nostalgie darf es schon sein. Fast 30 Jahre hat das Schiff schon auf dem Buckel, wir sind auch nicht mehr die Jüngsten und so genießen wir die Fahrt zusammen mit vielen Best Agern. Das jüngste Lifting – ich meine das des Schiffes – hat dem kleinsten Kreuzfahrtschiff Deutschlands (so bewirbt es die Reederei Plantours) gut getan. Es wirkt von außen frisch und mit dem neuen neuen Plantours-Design luftig und leicht.

MSHamburg plantours Panorama

MS Hamburg im Hafen von Harlingen in den Niederlanden

Anfahrt und Einschiffung

Die Deutsche Bahn hat uns diesmal überrascht. Innerhalb von drei Stunden waren wir mit Zug und Taxi-Uber (in Hamburg) am Pier des Hamburg Cruise Center Baakenhöft. Das Einchecken des Gepäcks ging problemlos. Wir waren um 13 Uhr unser Gepäck los und hatten noch gut 1,5 Stunden Zeit bis zum Einchecken auf dem Schiff. Wir nutzten die Zeit, schauten uns die Gegend am Hafenkai etwas um. Und bekamen gleich wieder einen Tipp für eine Übernachtung in Hamburg. Denn neben der Eincheckhalle steht ein Lighthouse. In über 20 Meter Höhe hat man einen 360-Grad-Blick, natürlich sieht man auch vom kleinen Cruise Center Baakenhöft  das Wahrzeichen Hamburgs – den Michel.

Die 90 Minuten Wartezeit waren bei einer von der Crew angebotenen Erfrischung schnell vergangen. Ruhig und gelassen gelangten wir auf der MS Hamburg in unsere Kabine, wohin uns unser Kabinensteward begleitete und das Gepäck schon auf uns wartete. 

Und wir wurden überrascht, eine helle und für ein älteres Schiff doch recht große Kabine empfing uns. Das Doppelbett bestimmt das Zimmer, aber auch ein längerer seitlicher Schreibtisch mit zwei Sesseln, Eck- und Schrankwand, die in den „Vorraum-Bereich“ übergingen, boten ausreichend Platz für unsere Sachen aus den Koffern. Ein kleiner Kühlschrank, Safe und Fernseher fehlten ebenfalls nicht. Haken für unsere Outdoor-Sachen gab es auch, ebenso war für die Schuhe im Vorraum-Bereich ausreichender Stauraum vorhanden. Auch der Bad-Bereich bot ausreichend Haken und Stauraum für unsere Badutensilien.

Im Duschbereich gab es sogar eine Leine zum Trocknen nasser Badesachen oder Regenbekleidung. Edson, unser Kabinenservice, hielt alles sauber und rein, arbeitete lautlos und schnell, übersah nichts – wir waren glücklich und zufrieden.

Der erste Abend auf MS Hamburg

Auch die Sicherheitsübung auf Deck 3 verlief problemlos und so konnte MS Hamburg am späten Nachmittag auslaufen. Die Kreuzfahrtdirektorin Olga Bozhko wünschte im Namen des Kapitäns Max Dolgov allen Gästen eine gute Reise. Einen Sektempfang durch den Kapitän und die Vorstellung der Schiffsleitung gab es am Abend. Eine internationale Crew fuhr eine internationale Gästeschar sicher in fünf Tagen von Insel zu Insel. 

MSHamburgplantours

Kapitän Max Dolgow begrüßt die Gäste. Neben ihm Kreuzfahrtdirektorin Olga Bozhko.

MSHamburgplantours

Abschied von Hamburg

MSHamburgplantours

Erste Station: Insel Sylt

Zuerst ging es zur Insel Sylt, die in der Form an ein Seepferdchen erinnert. Sie ist die größte Nordseeinsel mit einer Länge von Nord nach Süd von 38 Kilometern. Seit 1864 gehört Sylt zu Deutschland. MS Hamburg ankerte vor List, bis ans Festland wurde getendert. Das war gar nicht so leicht bei stärkerem Wellengang.

MS Hamburg plantoursHelgoland

Dank der tatkräftigen Crew gelangten alle sicher an Land, wo für die meisten Ausflügler schon ein Doppelstockbus für eine Inselrundtour wartete. Ein wenig enttäuscht waren wir, kein Panorama-Bus. Der Busfahrer war gleichzeitig der „Reiseleiter“, meiner Meinung nach nicht touristenfreundlich. Denn bei dem Ferienverkehr war eine Menge los auf den straßen der Insel.

Sylt.List.

Der Strand von List auf Sylt

Vorbei an den Wanderdünen, die schon Gerhart Hauptmann im vergangenen Jahrhundert „wie Gletscher eines Hochgebirges“ erschienen, und vielen schicken reedgedeckten Friesenhäusern ging es nach Keitum.

Sylt Keitum Haus

Besuch in Keitum und St. Severin

Der erste Stopp führte uns zur St. Severin-Kirche mit umliegendem idyllischen Kirchhof. Die Kirche steht auf einer Anhöhe, in früheren Zeiten wurden hier schon germanische Götter verehrt. Die erste sichere urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1240. Der Sockel der Kirche besteht aus schweren Granitquadern. Romanische Stil-Elemente sind an dem Ostfenster und den gemauerten Rundbögen über den Eingängen gut zu erkennen.

MSHamburgplantoursIm Spätmittelalter kam an der Südseite ein Anbau hinzu, der seit 1979 als Sakristei genutzt wird. Das Kirchendach besteht aus einer Bleideckung und hat dadurch jahrhundertelang allen Stürmen getrotzt. Die große Sturmflut von 1362 entvölkerte die Insel. Aus dem Erzbistum Köln machten sich Missionare auf den Weg, die die Sylter wieder für den christlichen Glauben gewannen. Der Kölner Bischof Severin aus dem 4. Jahrhundert wurde der Namenspatron für die Kirche. Seit 1544 ist St. Severin evangelisch-lutherisch.

Im Turmraum steht der moderne Kerzentisch, Ulrich Lindow schuf den Kerzenengel. Drei Tafeln verzeichnen dort alle Namen der Pastorinnen und Pastoren, die seit der Reformation an St. Severin gepredigt haben.

KircheSyltKampfenMSHamburgplantours

Durch die zweiflügelige Tür mit den Walgriffen gelangt man in das helle Kirchenschiff. Das älteste Stück der Kirche ist der Taufstein. Er wurde um 1230 aus Bentheimer Sandstein gefertigt. Der Messingeinsatz stammt von 1675 und lässt jeden, der hineinschaut, in goldenem Licht erstrahlen. 

MSHamburg.plantours

 

In der Kirche hängen drei Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurden in den Niederlanden gefertigt und sind Stiftungen Sylter Kapitäne.

KircheSyltKampfenMSHamburgplantours

Wer wie wir bereits mehrfach ein Mittwochabendkonzert in der Kirche miterlebt hat, weiß die Orgel sehr zu schätzen. Die Mühleisen-Orgel stammt aus dem Jahr 1999 und gehört mit ihren 3145 Pfeifen in 46 Registern zu den wohl klangschönsten Instrumenten im Norden. Das farbige Orgelprospekt stammt von Ulrich Lindow, der mit dieser Arbeit die ineinander wachensenden Bäume des Lebens und der Erkenntnis dargestellt hat.

Wo sie ruhen …

Unser Stopp war zu kurz, um noch einen ausführlichen Rundgang über den St. Severin umgebenden alten, friedlichen Friedhof zu machen.Für uns ist dieser Ort der schönste Ort auf der Insel. Die Wege zwischen den Gräbern mit immer neuen Motiven sind besinnlich, die Blicke über das Meer im immer anderen Licht bei Ebbe und Flut bieten wunderbare Naturschauspiele. Wir stimmen dem kleinen Kirchen- und Friedhofsführer der Kirchengemeinde Keitum auf Sylt (für eine Spende von 2 Euro, in der Kirche zu erwerben) zu:  „Der Wechsel der Gezeiten ist wie ein Sinnbild für das schwindenden und wiederkehrende Leben, gibt Zeugnis der steten Bewegung zwischen Himmel und Erde, Land und Meer. Hier lässt sich versöhnlich annehmen, dass unser Leben begrenzt ist, und gleichzeitig öffnet sich ein Gefühl für die Ewigkeit, in der wir aufgehoben sind.“ Der kleine Kirchen- und Friedhofsführer enthält auch einen kleinen Lageplan mit einigen Wegmarken. Die Kirche war in allen Zeiten Orientierung für die Seefahrer und Zufluchtsort für die Menschen auf Sylt. „Die wertvollen Grabsteine sind Zeugen vergangener Zeiten.  Die erzählen von Liebe und dem Leben am Meer, von einer Hoffnung stärker als der Tod und verbinden uns mit den Menschen weit vor unserer Zeit.“

Im hinteren Teil des Friedhofs sind die besonders großen und kunstvoll verzierten Grabmale zum „Weg der Historischen Steine“ aufgestellt. Nimmt man sich Zeit, liest man wie in einem Tagebuch berührende Geschichten des Lebens und Sterbens am Meer, von alten Sylter Familien, Kapitänen, frommen Witwen, von Aufbruch und Heimkehr.

 Der Förderkreis St. Severin Keitum e.V. aus Einheimischen, Gästen und Freunden unterstützt seit 1978 die Kirchengemeinde beim Erhalt von St. Severin. Darüber hinaus sind die Pflege und Restaurierung der historischen Grabsteine auf dem Friedhof sowie die nachhaltige Förderung der Musik an St. Severin zugleich Herzensangelegenheit und Förderziele. Spendenkonto: INAN: DE09 2179 1805 0000 7733 44, BIC GENODEF1SYL

Sylt Rudolf Augstein Sylt Dorfkirche Kreuzfahrt

Rudolf Augstein

SyltKeitumKirche

Der Keitumer Kapitän Hinrich Wolf Petersen schenkte seiner Kirchengemeinde 1912 die Kapelle im mittleren Teil des Friedhofs.

Zwischenstopp in Westerland

Weiter geht es nach Westerland, vorbei an Golfplätzen und edlen mit Schilf gedeckten Häusern. Hier wird eine Stunde Pause gemacht. Westerland bringt uns kein Inselfeeling. Die schlimmen Bausünden, der von den Autozügen rollende Autoverkehr, das Gewusel in der Stadt, für den Strandzugang ist eine Kurtaxe zu zahlen – hier möchte man am liebsten schnell wieder verschwinden. Da gibt es andere Orte auf Sylt, die eher zu einer „Inselrundfahrt“ gehören. Schade, wer erstmals auf der Insel ist, bekommt im Doppeldecker nicht viel Inselfeeling zu spüren.

MSHamburgplantours

Sylt.MSHamburg

Die nördlichste Fischbude Deutschlands

Die Rundfahrt endet in List. Hier lädt das Erlebniszentrum Naturgewalten zu einem Besuch ein. Wen es nicht sofort auf MS Hamburg zurückzieht, kann sich in dem Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum über die Vielfalt, Schönheit und Dynamik der Meere und Küsten sowie die Naturgewalten informieren.

Kapitäns-Gala-Abendessen

Am Abend steht das Kapitäns-Gala-Abendessen im Restaurant auf dem Programm. Aus jeweils drei Vorspeisen (schwarz gewürztes Seehechtfilet, Rinder carpaccio, herzhafter Käsekuchen) Suppen und Pasta (Consommé Dublé, Lauch- und Kartoffelcremesuppe, Lasagne alla Bolognese), Salat kann gewählt werden, ebenso aus den Hauptgerichten (Gebackenes Kabeljaufilet, gebratener Kalbsrücken, Hühnchen Involtini, Zucchini- und Scamorza-Koteletts) und den Desserts (Erdbeer- Ananaskuchen, Eisbecher Hamburg, ohne zusätzlichen Zucker – Erdbeer & Ananaskuchen). Und zum Abschluss gibt es auf Wunsch noch Käsespezialitäten und Früchte. Alles hat sehr gut geschmeckt.

Viel Beifall für das Küchenteam unter Chefkoch George Podder gab es nicht nur für das Gala-Essen. Auch die Mittags- und Abendessen waren vielfältig, Pasta-Speisen standen täglich auf der Menükarte. Dazu gab es Fisch, Fleischspieße, kleine Steaks und viel Gemüse. Als Beilagen wurden Kartoffeln, Reis  und Nudeln gereicht. Die Essen konnten im Restaurant (Deck 3) oder auf dem Palmdeck (Deck 6) eingenommen werden.

Getränkepakete

Die Gäste konnten unter drei Getränkepakete wählen: Getränkepaket Silber (alkoholfrei) für 13 Euro pro Person pro Nacht, Getränkepaket Gold (inkl. alkoholischer Getränke) für 27 Euro pro Person und Nacht sowie Getränkepaket Platin für 35 Euro pro Person und Nacht. Die Vorteile zum Getränkepaket Gold: Mineralwasser für die Ausflüge, täglich Canapés in der Kabine, 10% Rabatt für die Bord-Wäscherei, Extra-Rabatte auf Aktivitäten an Bord. Wir verzichteten auf ein Getränkepaket. Uns genügten die täglichen Flaschen Wasser (1 l/3 Euro) und das Bier am Abend (0,4 cl/4,50).

Fußballtipps von Ulli Potowski

Und abends konnte – wer wollte – die Fußball-Europameisterschaft schaft gemeinsam in der Weinstube (Deck 5) oder Lounge (Deck 4) erlebt werden. Europameisterschafts Gast-Experte Ulli Potofski begleitete lauschig die Übertragungen.

MSHamburgplantours

Sportmoderator und Bambi-Preisträger Ulli Potowski im Gespräch mit der Kreuzfahrtleiterin

 Gleich am 2. Abend hieß es danach Vorhang auf für die Gala Show mit den Künstlern Duo Brillante, Astrid Andresen, Leslie Anderson und Claudia Schill. Musikalisch wurden die Künstler von der LOCO-Motion Band begleitet. Sie sorgten für gute Laune und wer mochte, konnte ein Tänzchen auf’s Parkett legen. 

MSHamburgplantours

Musik.MSHamburg

Hatte die Lieblingsmannschaft gewonnen, war die Stimmung besonders gut. Da schmeckte auch der tägliche Abendsnack um 22.30 Uhr (Gratinierter Käsetoast, Kichererbsen-Falafel, Petit Fours, Mini-Wienerschnitzel, Wurst in Teigkruste) für den kleinen Hunger in den Bars noch mal so gut.

Jeder Tag begann mit einem reichhaltigen Frühstück, entweder im Restaurant auf Deck 3 oder an der frischen Luft beim Büffett auf Palm-Deck 6. Uns zog es immer auf Deck 6. Das gute Wetter lockte geradezu an die frische Luft. Hier schmeckte es uns besonders gut. Das Servicepersonal war sehr aufmerksam und freundlich, das Angebot ausreichend, vielfältig und an  jedem Tag gab es ein besonderes, frisch zubereitetes Frühstücksspezial: z. B. Rühreier mit Crevetten und Kräutern, Waffel-Erdbeerkompott, Omelette mit grünem Spargel, Bauernfrühstück, es schmeckte alles sehr gut, hungrig musste niemand zu den Tagesausflügen von Bord gehen.

MSHamburgplantour

Recht groß ist der Pool, der ausgiebig genutzt wurde.

Auf nach Harlingen – die friesische Überraschung

Nach Sylt war die wunderschöne kleine westfriesische Hafenstadt und Gemeinde Harlingen unser nächstes Ziel. Wir kamen am Nachmittag an, zwei Schleppboote (Anita und Jenny) bugsierten uns in Millimeterarbeit in den kleinen Hafen, eine Aktion, die wohl keinen Kreuzfahrtgast kalt ließ.

MSHamburgplantours

Harlingen in Sicht ? Stiller Ausguck vom Vorschiff.

Harlingen.Niederlande

MS Hamburg bei der Einfahrt in den Hafen von Harlingen

Hamburg bei der Einfahrt in den Hafen von Harlingen(23)

Es klappte alles sehr gut, der Landgang konnte beginnen. Im kleinen Hafengebäude erhielten wir von der Harlinger Touristeninformation einen kleinen Stadtplan als Willkommensgruß, so dass jeder die kleine Stadt selbst erkunden konnte.

Harlingen.Niederlande

 

 

Oder aber man hatte vorab auf dem Schiff bereits einen Stadtrundgang (59 Euro/Person) gebucht, dann machte man diesen in kundiger Begleitung. Die Buchung hatte den Vorteil, dass eine gute einstündige Grachtenrundfahrt inkludiert war. So gab es die Möglichkeit, Harlingen vom Wasser aus per Rundfahrtboot und per Fuß zu erkunden.

Da es auf dem Rundfahrtboot keine deutsche Reiseleitung gab, musste man sich mit einer schriftlichen Auskunft begnügen. Aber gleichzeitig lesen und gucken gelingt auf dem Wasser schlecht. Meist war die Sehenswürdigkeit schon vorbei, wenn man den Text gelesen hatte. Dennoch erhielt man im Ganzen schöne Einblicke. Gefühlt lagen mehr Boote im Wasser, als Häuser am in der Stadt standen. Es waren keine kleinen Boote, die auf dem Grachtenwasser schaukelten. Zweimaster, Dreimaster – wunderschöne Segelboote, die oft in dritter Reihe im Wasser lagen. Die Durchfahrt für unser Rundfahrtboot war teilweise auch sehr erlebnisreich, der Kapitän musste all sein Können einsetzen, um keine Boote zu touchieren. Und für alle Technikfans hat diese Rundtour eine Besonderheit: unzählige Brücken, mal als Zug-, Hub-, Dreh- oder Klappbrücke machen diese Fahrt zu einem Erlebnis der besonderen Art. Dazu noch die Schleusen, deren Tore – wie auch die Brücken – manuell von zwei jungen Männern bedient werden.

Harlingen.Niederlande

Blick auf das barocke Rathaus von 1730

Das Wattenmeer liegt einem in Harlingen zu Füßen. Die kleine Stadt bietet eine besondere Kulisse zum Stöbern und Entdecken. Um sich am Strand den Wind um die Ohren sausen zu lassen und anschließend in der stimmungsvollen Innenstadt wieder aufzuwärmen. Die Schiffe im Hafen und in der Innenstadt sorgen zu jeder Jahreszeit für Lebendigkeit und Dynamik. Reisende mit Augen für’s Detail können in Harlingen vollauf genießen.

Eingangstor Europas

Harlingen ist nicht nur Ankunftszeit- und Abfahrtshafen für den Fährdienst nach Vlieland und Terschelling. Hier legen vor allem flusskreuzer und eben die  MS Hamburg – an.

Harlingen.Niederlande Sehenswürdigkeiten HarlingenNiederlandeSehenswürdigkeiten HarlingenNiederlandeSehenswürdigkeiten HarlingenNiederlandeSehenswürdigkeiten HarlingenNiederlandeSehenswürdigkeiten Harlingen.Niederlande

Uns begeistern beim Stadtspaziergang die vielen wunderschönen Giebelhäuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Der alte Stadtkern, der seit Generationen keine wesentlichen Veränderungen mehr erlebte, erweist sich am Rande der befahrenen Zugbrücke, die den Verkehr oft genug unterbricht, als schwer durchschaubares Wirrwarr aus engen Gassen und Wegen. Die malerische Atmosphäre im Hafenviertel hat sich bis heute gehalten, zumal die Mehrzahl der historischen Gebäude unter Denkmalschutz steht.

Harlingen.Niederlande

Harlingen.Niederlande

Im Leuchtturm von Harlingen kann man wohnen.

Harlingen besitzt eine direkte Anbindung an die Nordsee. Das hat auch Schattenseiten, die Angst vor den Gewalten des Meeres sind groß. Einer Legende zufolge bohrte einst ein kleiner Junge seinen Daumen in einen Deich, stopfte auf diese Weise ein winziges Loch und bewahrte die Stadt vor einem folgenschweren Deichbruch. Der kleine Held wurde zur Symbolfigur, an die das Jonkje-Denkmal am Fährableger erinnert.

Eine moderne Wasserwehrschleuse sorgt mittlerweile für Sicherheit. Die Angst vor den Wassermassen scheint vorläufig gebannt.

Sehenswert ist in Harlingen auch die Grote Kirk. Sie ist die größte Kirche in Harlingen, entstand 1776 auf den Fundamenten eines deutlich kleineren Vorgängerbaus. Der romanische Turm, der Generationen vorher im Mittelpunkt einer frühen Wikingersiedlung stand, ist vermutlich 600 Jahre älter. Eine kostbare Kirchenorgel (1776) aus der Werkstatt des Orgelbauers Albertus Antonius Hinz (1704-1785) ist ebenso sehenswert wie die hölzerne Kanzel mit reizvollem Schnitzwerk.Sowohl vom Wasser als auch beim Spaziergang ist das neben der Kirche stehende Stadthaus (18. Jahrhundert) ein reizvoller Anziehungspunkt. Das städtische Rathaus hat einen schönen Barockgiebel und einen schlanken Turm mit Glockenspiel. Es soll früher das Ende der Mittagspause (gegen 13 Uhr) und die Schließung der Stadttore (gegen 22 Uhr) angekündigt haben.

Unser Spaziergang führt auch am Gemeindemuseum Hannemahuis vorbei. Das Herrenhaus der friesischen Kaufmannsfamilie Hannemann beherbergt als Gemeindemuseum eine Hommage an die Harlinger Seefahrt. www.hannemahuis.nl

Am Abend bummeln wir noch im Hafen. Direkt gegenüber vom MS Hamburg liegt ein wunderschönes Segelboot „Witte Swaen“. Das ursprüngliche Schiff wurde 1596 von Willem Barentsz für seine Expedition nach Asien benutzt. Das Schiff blieb in der Nähe von Nova Zembla im Eis stecken. 1597 ruderte und segelte die Besatzung in zwei kleinen Booten in dreieinhalb Monaten zurück in die Zivilisation. Das heute zu besichtigende Schiff ist die von freiwilligen Liebhabern realisierte Rekonstruktion des Expeditionsschiffes von Willem Barentsz aus dem Jahr 1596.

Harlingen.Niederlande

F

Fazit: Für uns ist Harlingen auf dieser Reise die größte Überraschung. Hierher werden wir noch einmal zurück kommen. Auch um einige besondere Übernachtungsmöglichkeiten zu erkunden.

MSHamburgplantours (

Was für ein Ausblick: im Hafenkran kann man übrigens übernachten.

Zum Beispiel in einem alten Hafenkran oder auf den drei oberen Etagen eines Leuchtturms. www.vuurtoren-harlingen.nl

Alle paar Minuten bläst der einem Pottwal nachgebildete nachgebildete Springbrunnen an der “Zuiderpier” des Hafens von Harlingen in Friesland. Der von dem in Puerto Rico lebenden Künstlerpaar Allora & Calzadilla geschaffene "The Whale" ist Teil des Harlinger Skulpturenpfades.

Alle paar Minuten bläst der einem Pottwal nachgebildete nachgebildete Springbrunnen an der “Zuiderpier” des Hafens von Harlingen in Friesland. Der von dem in Puerto Rico lebenden Künstlerpaar Allora & Calzadilla geschaffene „The Whale“ ist Teil des Harlinger Skulpturenpfades.

Im täglichen Tagesprogramm lesen wir eine alte Wikingerweisheit, die sich an diesem Tag bestätigen sollte. Der Spruch des Tages lautet: „Über den Wind können wir nicht bestimmen, aber wir können die Segel richten.“ Unser Schiff hat keine Segel. Wegen starker Winde kann es erst in der nächsten Nacht auslaufen. Der geplante Texel-Besuch fällt buchstäblich ins Wasser. Das ist zwar schade, aber nicht zu ändern. Wir nutzen die Zeit, um uns am nächsten Tag noch weiter in Harlingen umzuschauen.

MSHamburgplantours

Küchenchef George Podder

Außerdem gibt es am nächsten Vormittag auf dem Palm-Deck eine Pool-Party mit stimmungsvoller Musik durch das Künstlerensemble. Dazu noch Freibier und einen Snack aus Bratwurst, Sauerkraut und Brezeln. Und alles bei kräftigem Sonnenschein – gute Laune ist inklusive, die ausgefallene Texel-Fahrt bald vergessen. Wir freuen uns nun auf die letzte Station: Helgoland.

MSHamburgplantours Kulinarik

Helgoland – „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Sand, das sind die Farben von Helgoland“,

Am frühen Nachmittag ankert MS Hamburg vor Helgoland (seit 1932 Kreis Pinneberg/Schleswig-Holstein). Wieder wird getendert, diesmal bei mäßigem Wellengang.

Vom Tenderweg geht es geradewegs in wenigen Minuten zum Fahrstuhl (Auf- und Abfahrt 1,50 Euro), der uns ins Oberland bringt. Die Insel gibt es seit 8000 Jahren. Die deutsche Nordseeküste liegt 60 Kilometer von Helgoland entfernt. Etwa 1500 Helgoländer und Insulaner leben auf der ein Quadratkilometer großen Insel. Jährlich kommen noch viele Urlauber und Tagesgäste dazu. Auf der einzigen deutschen Hochseeinsel gibt es weder Autolärm noch Industrieabgase. Berge und Täler ebensowenig. Aber es gibt seit 1721 eine Düne (0,7 Quadratkilometer groß), die eine schweren Sturmflut hinterließ. Der Großstadtstress bleibt auf dem Festland, auf der Insel genießt man die Ruhe.

Das einzigartige Naturdenkmal bietet zu jeder Jahreszeit viele Überraschungen. Es wird nie langweilig, auch bei unserem dritten Besuch nicht. Wir nutzen die Inselzeit für einen Rundgang, der die Lange Anna, das Wahrzeichen Helgolands, einschließt. Über einen ca. knapp drei Kilometer langen fahrradfreien Rundwanderweg genießen wir im Oberland bei strahlendem Sonnenschein die Seeluft und Ruhe. Vorbei an einer Kleingartenanlage, in der es farbenfroh blüht und sehr idyllisch zugeht, gelangen wir auf einem gepflasterten Wanderweg – stets mit dem Blick auf das Meer – zur „Langen Anna“.

Noch ist keine Ferienzeit, allzuviele „Vogelbeoabachter“ treffen wir nicht an. So können wir am Helgoländer Lummenfelsen ausgiebig Trottellummen beobachten. Jedes Jahr brüten hier 5-10000 Paare Hochseevögel. Für fünf Arten ist er sogar der einzig Brutplatz in Deutschland. Man kann die Vögel von März bis Oktober vom Klippenrand aus nächster Nähe beobachten. Wir hören zwei Vogelkundlern zu, die meinen, neben den Trottellummen auch Basstölpel entdeckt zu haben. Das sei hier keine Seltenheit, meinen sie. Hier brüten auch Dreizehen- und Silbermöwen, Tordalke und Eissturmvögel. Eissturmvögel und Trottellummen bauen kein Nest, sondern legen ihre Eier auf den blanken Felsen. Tordalke bevorzugen kleine Höhlungen in der Felswand, während Dreizehnenmöwen ihr Nest auf kleinsten Felsvorsprüngen bauen. Das sieht aus, als hingen sie an der Felswand.

Helgoland Nordsee Insel vögel

Seit 1991 ist der Basstölpel auch Brutvogel auf Helgoland.

Helgoland

Die Lange Anna – der 47 Meter hohe Brandungspfeiler im Nordwesten Helgolands besteht aus 25.000 Tonnen rotem Buntsandstein und ist das Wahrzeichen der Insel.

Informationstafeln informieren entlang des Rundgangs über die wechselhafte Geschichte der Insel. So erfahren wir, dass am 2012.1950 die Heidelberger Studenten Georg von Hatzfeld und René Ludendorff gewaltfrei das von den Engländern zerstörte Eiland besetzeten und beim Flakturm Bundes-, Europa- und Helgolandflagge hissten. Mit ihrer „friedlichen Invasion“ demonstrierten sie gegen weitere Bombardierungen und für die Freigabe Helgolands durch Großbritannien. Dank ihrer mutigen Tat können wir heute die Insel genießen. Am Leuchtturm und vielen kleinen neuen Häusern vorbei geht es zurück zum Fahrstuhl, der uns wieder ins Unterland bringt. Jetzt könnte man noch in das Bunkermuseum gehen, doch uns verbleibt noch eine knappe Stunde Zeit, ehe der letzte Tender abfährt.

Und so gönnen wir uns nach dem erlebnisreichen Spaziergang noch eine Kugel Eis. Ein sehr freundliches junges bayrisches Ehepaar verkauft direkt vor dem Lift sehr leckeres Eis. Wir genießen Sanddorn-Joghurt-Eis und Bitterschokoladen-Eis. Es schmeckt köstlich. Ebenso freundlich möchte der gegenüberliegende Fischbrötchenverkäufer noch seine Ware (je 4,95 Euro) an den Mann/Frau bringen. Auch das genießt man auf der Insel mit einem anderen Feeling als auf dem Festland.

MSHamburgplantours

Die MS Hamburg vor Helgoland

„Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Sand, das sind die Farben von Helgoland“, so sagen die Helgoländer oder auch „Halunder“ über ihre Insel. Zur
Hansezeit ein Piratennest, heute Erholungs- und Seeheilbad sowie Heimat zahlreicher Vogelarten. Deutschlands einzige Hochseeinsel liegt rund 70km entfernt von der Küste und lockt mit klarer Seeluft, weißen Dünen und zollfreiem Einkauf jährlich viele Touristen. Die Haupt insel können wir gut bei einem Bummel erkunden. Sie ist in Unter-, Mittel-und Oberland geteilt.

Helgoland Nordsee Helgoland Nordsee Kreuzfahrt Felsen

Bronzebüste für Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der 1841 während eines Aufenthalts auf Helgoland „Das Lied der Deutschen“ verfasste.

Gut gelaunt laufen wir zum Hafen und gelangen sicher mit dem Tenderboot zurück zum Schiff. Auf dem Deck 6 genießen wir den letzten Abend an Bord. Ein bisschen Wehmut zieht auf. Im Swimmingpool genießt ein Kind ein letztes Bad. Reiseleiter Pascal, der morgens für ein leichtes Lauftraining auf dem Pooldeck 6 einlädt verabschiedet sich von einigen Teilnehmern. Und wir stellen die in der Bibliothek ausgeliehenen Krimis zurück.

Die Koffer kommen runter von Bord

Die Koffer kommen runter von Bord

Eine kleine Kurzreise geht zu Ende. Wir sind nicht traurig, dass es bei unserer Ankunft in Hamburg am nächsten Morgen regnet. Ein bisschen passt es zu unserer Stimmung.

Gegen 8 Uhr verlassen wir die MS Hamburg mit ihrer servicebetonten Besatzung und dem ganz eigenen Charme eines wirklich noch „schiffigen“ Kreuzfahrtschiffes. Das Taxi steht bereit, kurz vor 12 Uhr sind wir zu Haus. Und wir planen die nächste Reise …

Schiffsdaten

Baujahr: 1997
Tonnage: 14.903 BRZ
Länge: 144 Meter
Qualitätsklasse: Gehoben bürgerlich
Kabinen: 205
Passagiere: 400
Besatzung: 170
Geschwindigkeit: 18,5 Knoten

Hier gibt es demnächst weitere Impressionen unserer Tour mit dem kleinstenen Kreuzfahrtshciff Deutschlands, der MS Hamburg von Plantours.

Die Reise wurde unterstützt von plantours. Wir zahlten Getränke und Landausflüge sowie wie An- und Abreise selbst. Danke auch an John Will Kommunikation.