Der Ort Franzensbad (Františkovy Lázně), im westlichsten Zipfel der Tschechischen Republik gelegen, taucht inmitten eines weiträumigen Beckens mitten in der Landschaft plötzlich auf. Wie eine Fata morgana. Franzensbad liegt eine knappe halbe Stunde Autofahrt von der deutschen Grenze entfernt.

Blick in das Casio von Franzensbad, Foto: Weirauch

Blick in das Casino von Franzensbad, Foto: Weirauch

Es ist das kleinste der drei Bäder im Böhmischen Bäderdreieck. Franzensbad gehörte einst zu den ersten  europäischen Moorbädern und entwickelte sich zu einem Frauenheilbad, über das die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach 1858 ihr erstes schriftstellerisches Werk „Aus Franzensbad“ schrieb.

Kleines Kurzentrum lädt ein

Das eigentliche Kurzentrum des 1793 gegründeten Ortes ist klein, nur fünf Straßenzüge zählte ich bei meinem Besuch. Im Gegensatz mit den mondänen Bädern Marienbad oder Karlsbad geht es auch ruhiger zu. Manchmal zu betulich, mein Eindruck. Es fehlen innovative neue Konzepte, neben Kur- auch Wellnesstourismus anzubieten.

Der "Boulevard" in Franzensbad, Foto: D.Weirauch

Der „Boulevard“ in Franzensbad, Foto: D.Weirauch

 Schon im Mittelalter war Franzensbad für seine Quellen berühmt, von denen noch heute etwa 20 sprudeln.  Die kohlensäurehaltigen, stark alkalischen Mineralquellen, das schwefel- und eisenhaltige Moor sowie die in Franzensbad vorhandene natürliche Gasquelle werden zur balneotherapeutischen Behandlung von Gefäß- und Herzkrankheiten, von orthopädischen und anderen Krankheiten angewendet.

Franzensbad ist umgeben von viel Grün

Das vor allem ältere Publikum schätzt den Ruf des Ortes als „Grüne Oase mit Ruhe und Tradition“. Herzstück des Kurbezirks ist die in mit einem Pavillon von 1793 mit dorischen Säulen überdachte älteste Quelle des Bades, die Franzensquelle. Hier ein Blick in das Innere:

Blick über den Boulevard von Franzensbad zur Kirche, Foto: Weirauch

In der Nähe befinden sich vier Glaubersalz-Quellen, deren Wasser aus einer Tiefe von über 60 Metern gefördert wird. Doch Vorsicht: das Glaubersalz hat eine abführende Wirkung. Wer will, kann mit einem Trinkbecher sich das Wasser selbst von einer der Quellen holen und es probieren.

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Beim Flanieren durch den Kurpark gibt es eine Menge zu entdecken, so ein Denkmal für den polnischen Augenarzt Ludwig Lejzer Zamenhof, Erfinder der Kunstsprache Esperanto. Die  Franzensbader Hotels wirken, zumindest von außen, recht prächtig.  Wie es im Inneren aussieht, das wissen wir aber nicht. Aber man spürt den Sanierungsbedarf schon deutlich. Die Hotels tragen Namen, wie „Metropol“, “Royal“, „Esplanade“, „Drei Lilien“, „Dr. Adler“ und „Savoy“.

Schmuckes Kurgebäude in Franzensbad, Foto: D.Weirauch

Schmuckes Kurgebäude in Franzensbad, Foto: D.Weirauch

Natürlich weilten auch Geistesgrößen wie  Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Nietzsche einst in Franzensbad. In der Information der Franzensbad AG erhält man Prospekte, zu jedem einzelnen Kurhaus gibt es dort Infos. Auch kann man die „Franzensbader Nachrichten“ abonnieren. Kostenlos wird eine Wanderkarte mit „Herzwandertouren“ verteilt. Sie enthält ein Verzeichnis der schönsten Terrain- und anderen Wanderwege in der Umgebung..

Franzl-Statue in Franzensbad

Symbolfigur des Bades ist die 1923 geschaffene Statuette des Franzl mit einem Fisch auf einer Kugel. Die Plastik gilt als Fruchtbarkeitssymbol, besagt doch die Tradition, dass Frauen mit Kinderwunsch, die das „beste Stück“ der Skulptur berühren, innerhalb eines Jahres schwanger werden sollen.

Die Franzl Statue in Franzensbad, Foto: Weirauch

Die Franzl Statue in Franzensbad, Foto: Weirauch

Wer keine Mooranwendungen oder andere medizinische Behandlungen bekommt, kann sich im „Aquaforum“, einer großzügigen Thermenlandschaft am Rande des Ortes, vergnügen.

Ockerfarbene Häuser und Pavillons

Dank der verspielten Architektur seiner Kurhäuser und Kurpavillons galt Franzensbad einst als eines der anmutigsten Heilbäder Tschechiens. Das gemäßigte, für die Gegend charakteristische Klima und die waldreiche Umgebung machen den Ort auch bei deutschen Gästen überaus beliebt. Für Unterhaltung ist ebenfalls gesorgt, im Casino, dem einstigen Gesellschaftshaus, finden ab und an Tanznachmittage statt.

Blick über den Boulevard von Franzensbad zur Kirche, Foto: Weirauch

Blick über den Boulevard von Franzensbad zur Kirche, Foto: Weirauch

Koi Karpfen im Tanzsaal

Der Reiseführer über Tschechien (Kerstin und Andre Micklitza: Tschechien – Unterwegs in Böhmen und Mähren, Trescher Verlag) gibt zahlreiche Tipps für den Besuch von Franzensbad. So beschreiben die Autoren beispielsweise das Bodenaquarium im großen Saal des Gesellschaftshauses. Der Clou: etwa 50 kleine und große Koi-Karpfen schwimmen unter den Füßen der Gäste. Im Konzertgarten werden im Sommerhalbjahr Kurkonzerte gegeben. Auch laden ein Kino, Theater, das kleine Stadtmuseum und verschiedene Ausstellungen ein. In einem Seitengebäude der Orangerie befindet sich zudem eine Oldtimerausstellung.

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  • Informationen zu Franzensbad
  • Anfahrt: Von Franzensbad bis Karlsbad sind es etwa 1,5 Stunden Autofahrt.
  • Information Center and CA FL TOURS, Františkovy Lázně, Americká 2
  • Tel.+420354543162
    fltours@atlas.cz
  • www.frantiskolazensko.cz

    Wo kann man gut essen? : u.a. recht preiswert im Restaurant U Fausta

Die Recherche wurde unterstützt von der Tschechischen Zentrale für Tourismus – CzechTourism (www.czechtourism.com) und der Region Karlsbad (www.zivykraj.cz/de/).

Buchtipp: Michael Bussmann, Gabriele Tröger: Tschechien, Michael Müller Verlag, 24,90 Euro

Michael Müller Verlag Tschechien

Cover: Michael Müller Verlag Tschechien

Goethe wohnte im Hotel "Drei Lilien", Foto: Weirauch

Goethe wohnte im Hotel „Drei Lilien“, Foto: Weirauch

Goethe wohnte im Hotel "Drei Lilien", Foto: Weirauch

Goethe wohnte im Hotel „Drei Lilien“, Foto: Weirauch

Hier geht es nach Marienbad
und
hier nach Karlsbad
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