Langsam aber stetig steigt der Umgebungsdruck im Vorraum der Normobaren Kammer im Wydma Spa Resort im polnischen Mrzezyno (Treptower Deep), rund 20 Kilometer von Kolberg/Kołobrzeg entfernt. Noch fünf Minuten und ich kann den Vorraum vor der eigentlichen Überdruckkammer verlassen und in den an ein U-Boot erinnernden langgestreckten Raum, in dem ich in den nächsten zwei Stunden ein spezielles Gemisch aus Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff einatmen werde, gehen. Ich erhoffe mir von der auch normobare Sauerstofftherapie genannten zweistündigen Sitzung Heilung meines Tinnitus. Zu weiteren positiven Effekten komme ich weiter unten. Bekannt ist die auch als hyperbar bezeichnete Sauerstofftherapie auch aus der Tauchmedizin,

Die in Polen als „Normobare Therapie“ bezeichnete Behandlung in der Überdruckkammer geht wohl zurück auf die um 1970 von Prof. Dr. mult.  Manfred von Ardenne entwickelte Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie. Bei der Sauerstofftherapie erhöht sich der Sauerstoffpartialdruck im menschlichen Gewebe auf ein Mehrfaches des Normalen. Heute vor allem in Spezialpraxen eingesetzt oder in Zentren wie in Freiburg i.Br. , Ludwigsburg oder Vivantes Berlin praktiziert, besteht aber laut Hotelbesitzer Stanislaw Jasinski nirgends die Möglichkeit, die heilende Wirkung des Sauerstoff-Verfahrens in einem Hotel an mehreren Tagen hintereinander zu nutzen. Dort, im schönen Wydma & Spa Resort, ist Ende vergangenen Jahren dieses silberne Ufo, von einer Spezialfirma in Bromberg/Bydgoszcz, installiert worden.

Wydma Resort Polen Ostsee

Einbau des silberglänzenden Ungetüms mit direktem Zugang zum Hotel Foto: Wydma Spa

Das silberne "Ufo" ist gelandet, Dinbau der normobaren Kammer Ende 2022 in Mrzezyno

Das silberne „Ufo“ ist gelandet, Einbau der normobaren Kammer Ende 2022 in Mrzezyno Foto: Wydma Spa

WydmaSpa.Resort

Foto: WydmaSpa.Resort

Normobare Kammer im Hotel

300.000 Euro hat Hotelbesitzer Stanislaw Jasinski nach eigener Aussage dafür investiert. Der Pole, der viele Jahre in Deutschland und in der Schweiz tätig war, schwört auf die heilenden Effekte der Sauerstoff-Therapie. „Viele biologische Prozesse werden aktiviert, Zellen werden erneuert und die körpereigene Abwehr aktiviert.“  20 dieser normobaren Kammern unterschiedlicher Größe soll es bislang in Polen geben, diese hier sei laut Stanislaw Jasinski die einzige in einem Hotel. Das Hotel hat den Vorteil, dass man sich kompett aus dem Alltag herausziehen kann, um sich ganz auf sich selbst zu besinnen. Dazu gibt es, auf Wunsch vegetarische Speisen, dazu ist der Ostseestrand nur 50 Meter entfernt. Mit mir zusammen waren auch 17 weitere Hotelgäste in der Überdruckkammer, die sich Hilfe nach Long-COVID erhoffen. Manche erhofften sich einfach eine Erneuerung ihrer Zellen. Das Spektrum möglicher positiver Wirkungen ist groß, von Nebenwirkungen ist nichts bekannt.

Waydma Spa

Stanislaw Jasinski realisierte als Investor den Einbau des „Ufos“ in seinem Wydma & Spa Resort

Manfred von ArdenneWährend ich so in der bequemen Kammer sitze, lese ich in dem Buch von Prof. Ardenne, das bereits 1985 erschien. Einige Jahre zuvor erlebte ich den schon hochbetagten Physiker und Erfinder während eines Vortrages im URANIA-Vortragszentrum in Leipzig. Er sprach nicht nur über sein reiches Forscherleben (Manfred von Ardenne erfand unter anderem die Fernsehröhre und nannte hunderte Patente sein eigen). Auch sprach er damals über das Thema Sauerstoffversorgung der Zellen und damit einhergehende Stärkung des Immunsystems und der Krebsabwehr. Manfred von Ardenne begann 1963 mit seinen intensiven Forschungen zur Krebs-Mehrschritt- und Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie. In seinem Buch schreibt er: „Der Kampf gegen Krebs ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit im Zeichen der Humanität. Bei der Arbeit an diesem Problem bildet die Erkundung und Gestaltung von klinisch gangbaren Wegen zur selektiven Vernichtung der Krebsgeschwülste einschließlich der Tochtergeschwülste oder noch besser die Verhinderung ihrer Entstehung eine der größten, erregendsten, zugleich aber schwierigsten Forschungsaufgaben des 20. Jahrhunderts. Es war die Einschätzung, daß zur Bekämpfung der Krebskrankheit gerade nach den jahrzehntelangen vergeblichen Anstrengungen der klassischen Medizin und Biochemie ein Versuch unter starker Mitbeteiligung physikalischer und mathematischer Methoden besonders gute Erfolgsaussichten haben würde.“

Jahrelang stritt Manfred von Ardenne mit der Schulmedizin, irgendwann setzte sich die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie, oftmals in abgewandelter Form, dann doch durch. Viele Privatpraxen in Deutschland nutzen heute  das Verfahren nach Ardenne, meist tragen die Patienten dabei spezielle und eng anliegende Sauerstoffmasken. Krankenkassen lehnen meist die Kostenübernahme für die in vielen Studien erprobte Behandlung derzeit noch ab. Prof. von Ardennes Buch „Gesundheit durch Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie“ ist nur noch antiquarisch erhältlich. Kopfschütteln wenn man die Begründung des Gemeinsamen Bundesausschusses dazu liest.

Um so ist es erfreulich, dass der polnische Arzt Dr. Jan Pokrywka in Kłodzko/Glatz die Idee der Behandlung spezieller Leiden durch Normobarer Sauerstofftherapie in Polen wissenschaftlich erforscht und eingeführt hat. Der Arzt baute das erste normobare Haus der Welt und und gab Anregungen für die in Wydma Spa in Treptower Deep eingebaute „Normobare Kammer“.

Wydma Resort

Zu meinen „Mitbewohnern“ während der zweistündigen Therapie im „Ufo“ des Wydma Spa gehörte auch Georg aus Leipzig, der sich ebenfalls an die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie nach Ardenne erinnerte. „Damals zu DDR-Zeiten war die Therapie  nur Auserwählten, wie Partei- oder Staatsfunktionären, vorbehalten. Jetzt kann ich es mir selbst leisten und dabei noch einen schönen Ferienaufenthalt an der Ostsee verbringen“, schwärmt der 78-jährige. Er hofft nach einigen Aufenthalten in der Kammer  ein deutlich gehobenes Level an Vitalität und diese dann möglichst lange beizubehalten. Wenn nötig käme er wieder, um den „Verjüngungseffekt“ im Rahmen eines Ferienaufenthaltes und täglicher Besuche in der Kammer, zu erneuern. Seine Frau Helga blieb übrigens eine Nacht in der Kammer, sie konnte recht gut schlafen dort, erzählt sie am anderen Morgen beim Frühstück. In dem Raum, manche nennen es auch U-Boot Nautilus nach Jules Verne, gibt eine eigene Toilette. Während des Aufenthaltes wird kaum geredet, die meisten lesen ein Buch. In einem zweiten Raum kann man Ergometer fahren oder sich von einer Physiotherapeutin unter Überdruckbedingungen massieren lassen.

Hier weitere Informationen zum Sauerstoff tanken im Wydma Spa

Die Homepage informiert: „Normobaria“ ist die Atmosphäre, die durch entsprechend ausgewählte Geräte in einem speziell gebauten Raum, der so genannten Normobarenkammer, erzeugt wird. Es unterscheidet sich erheblich von dem, mit dem wir täglich Kontakt haben. Der Druck bis 1500 hPa ist 50 % höher. Durch den höheren Druck kann der Körper mehr Sauerstoff aufnehmen. Die nächste Komponente ist Kohlendioxid, dessen Volumen um mindestens das Fünfzigfache erhöht wird, d.h. von 1-3%. Es transportiert Sauerstoff ins Blut. Diese Menge erhöht die Sauerstoffversorgung des Gewebes. Derzeit gibt es Spuren davon in der Atmosphäre, etwa 0,03%. Darüber hinaus wird die Atmosphäre mit einer großen Menge Wasserstoff angereichert, bis zu 0,5 %, was die Lebensdauer der Zellen verlängert, freie Radikale bekämpft und Alterungsprozesse verhindert. Ein weiterer Bestandteil der Atmosphäre ist Sauerstoff, seine Norm beträgt bis zu 40%, das sind 50% mehr und für unseren Körper zu 100% wahrnehmbar. Die oben genannten Bedingungen erhöhen das Gesundheitspotential der Menschen, die sich dort aufhalten.

Auszug aus dem Therapie- Informationsblatt, das im Wydma Resort ausliegt. 

  • Die Stammzellen die für die Gewebegeneration verantwortlich sind vermehren sich
  • Die Rekonstruktion der Organe des Körpers unterstützt den Körper im Kampf gegen viele Krankheiten, Infektionen und wirkt bakterizid
  • Trägt zu einer schnelleren Traumabehandlung bei
  • Verkürzt die Erholungszeit nach Sportverletzungen, Operationen und chirurgischen Eingriffen
  • Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit des Körpers wird deutlich verbessert, weshalb es Sportlern empfohlen wird
  • Knochen werden widerstandsfähiger und weniger anfällig für Brüche

Der Aufenthalt soll die Behandlung von Krankheiten unterstützen:

  • Multiple Sklerose, • Diabetes,  • Depressionen, • Allergien
  • Asthma, • Autismus,  • Boleriose,  • Migräne, • Übergewicht
  • Bluthochdruck und Hypotonie, • Zerebralparese
  • Psoriasis, Akne und andere Hautkrankheiten
  • Entzündung und RA (Rheumatoide Arthritis)
  • Verbrennungen auf der Haut, • Plötzliche Taubheit, Blindheit
  • Tumore, • Alzheimer, Parkinson
  • Zustände nach einem Schlaganfall und nach einem Infarkt
  • Ohrgeräusche, Tinnitus, • kardiologische Erkrankungen

Vorteile:

– entfernt Smog, gefährliches Formaldehyd und andere Schadstoffe, – entfernt gefährliche Bakterien und Viren, neutralisiert sie. – angewendet bei Asthma, Allergien, Bluthochdruck und Schilddrüsenerkrankungen, – verbessert die Konzentration, wirkt antidepressiv und unterstützt die Immunität. Ist nun mein Tinnitus verschwunden ? Ja, zumindest tönt  er nicht mehr so laut. Schon jetzt bedauere ich, dass ich nur zwei Übernachtungen in dem Hotel mit dem speziellen Angebot der Normobaren gebucht habe. Ich werde also irgendwann wieder dort Sauerstoff tanken. Empfohlen werden mindestens fünf Besuche, damit ein deutlicher Effekt eintritt. Und gegen eine Zellerneuerung hätte ich auch nichts. . Zumal die frische Ostseeluft auch ihr übriges tut. Fast jeder träumt vom Jüngerwerden im Alter. Dazu die frische Ostseeluft während eines Spazierganges am rund 70 Meter entfernten Sandstrand. Ein Jungbrunnen der guten Laune…..

Das Hotel Wydma Spa kurz vorgestellt

Eines von 40 Zimmern im Wydma Resort & Spoa Mrzezyno

Eines von 50 Zimmern im Wydma Resort & Spa Mrzezyno Foto: Wydma Spa Resort

Wydma Resort Polen Ostsee

Wydma Resort im Abendlicht Foto: Wydma Spa Resort

Blick in das Restaurant /Frühstücksraum

Leckeres zum Lunch, aber auch viele Salate gibt es

Leckeres zum Lunch, aber auch Salate gibt es

Wydma Resort

Salzgrotte mit Salzkristallen aus dem Salzbergwerk Wielicka

 

Ausgiebiges Sonnenbaden auch auf den Balkonen im Hotel

Sonnenbaden auch auf den Balkonen im Hotel Foto: Wydma Spa Resort

Wydma Resort

Salzgrotte mit Salzkristallen aus dem Salzbergwerk Wielicka

Blick in die Sauna vom Wydma Spa Resort

Blick in die Sauna vom Wydma Spa Resort

Ostseestimmung Treptower Deep in Polen

Weitere Informationen zu Wydma Resort & Spa  

Hotel Wydma Resort & Spa  Mrzezyno (Treptower Deep), ca. 20 Kilometer von Kolberg entfernt.

Homepage zum Hotel mit weiteren Informationen zur normobaren Kammer  erhaltet ihr hier.

Die Recherche wurde von Wydma Spa & Resort unterstützt. Vielen Dank.

Während unseres Besuches im Hotel Wydma Spa erkunden wir auch die nächste Umgebung. Es windet zwar stark, aber die Hafenpromenade müssen wir uns dennoch anschauen. Quasi „um die Ecke“ des Hotels können wir uns vorstellen, dass im Sommer hier viele Gäste den Hafen besuchen. Fischerboote liegen im Hafen, Verkaufsstand an Verkaufsstand bieten hier in der Saison ihre Ware feil.

MRZEZYNO.TreptowerDeePolen

Jetzt, an diesem regnerischen Vormittag,  können wir einige Fischer und Fischerinnen beim Flicken der Netze beobachten. Der Fischgeruch erinnert uns daran, dass hier Fische verarbeitet werden. Die in Bündeln zusammengefassten roten Wimpelstäbe  liefern das erwartete maritime Flair. Wir schauen für ein paar Minute zu, lassen unsere Gedanken schweifen und träumen vom Wiederkommen in einer wärmeren Jahreszeit. Sauerstofftanken in von uns „U-Boot“ genannten Sauerstoffkammer im Hotel Wydma Spa und während frischer Brisen am Strand oder im Hafen … es macht Lust auf mehr Meer.

MRZEZYNO.TreptowerDeePolen

Bei unserem kleinen Ortsrundgang beobachten wir eine Gruppe Kinder- und Jugendlicher, die unter Anleitung das Pferdereiten lernen, überhaupt sehen wir einige gut gepflegte Kinderspielplätze, die zum Toben einladen. Für Familien mit Kleinkindern im Sommer sicher ein beliebtes „Ausflugsziel“, falls der weiße, feine Sandstrand mal zu viel werden sollte. Im Zimmer des Hotels finden wir z. B. auch eine Stoffbahn, mit der man am Strand in einer Sandburg etwas Abschottung vor anderen Gästen und vielleicht auch etwas Sonnenschutz finden kann.

Auf dem Rückgang zum Hotel Wydma besuchen wir die in der Nähe gelegene Kirche, die nicht nur Gottesdienste anbietet, im Sommer finden hier auch Konzerte statt.

Noch wird um das Hotel herum und entlang der Promenade viel gebaut. Der Bedarf nach Erholung an der Ostseeküste in Polen scheint hoch zu sein. Wir freuen uns auf eine nächste „Sauerstoffdusche“ im Hotel Wydma Spa.

Restauranttipp: am Hafen gibt es beispielsweise ein kleines auch im Winter geöffnetes Fischrestaurant.

Auch eine Fahrt in den nur wenige Kilometer entfernten Hauptort Treptow an der Rega/Trzebiatów  können wir empfehlen.

Kann doch nicht möglich sein, Elefanten an der Ostsee? Waren Sie in einem Zoo oder ist in der Nähe ein Zirkus? Weder noch, es stellt sich heraus, dass die Gäste, mit denen wir im Hotel sprachen,  in Trzebiatów (Treptow an der Rega) auf einem Elefanten-Wanderweg unterwegs waren. Die kleine Gemeinde ist nur ca drei Kilometer von Kolberg entfernt, bietet aber einige sehr schöne Sehenswürdigkeiten.Die alte Geschichte dieser Stadt wird durch die gut erhaltenen und restaurierten zahlreichen Denkmäler belegt, von denen die meisten stille Zeugen der Ereignisse von 1639 sind. Damals – mitten im dreißigjährigen Krieges – kam der europäische Star, die Elefantenkuh Hánsken mit ihrem Trainer nach Treptow an der Rega. Findige PR-Leute entwickelten die gute Idee, den Stadttouristenpfad „Elefanten-Wanderweg“ zu nennen.  Wir beginnen unseren Elefangen-Spaziergang am Marktplatz. Unser Auto findet hier für einen kleinen Obolus einen Parkplatz.

Altstädtischer Markt (Rynek)

Die Altstadt von Trzebiatów hat eine fast intakte mittelalterliche Stadtstruktur. Bürgerliche Mietshäuser aus der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert bestimmen das Bild des Platzes. Viele architektonische Details, gotische Relikte und Farbigkeit der Häuser lassen selbst bei trübem Wetter Freude aufkommen. Trzebiatów ist eine der wenigen Städte in Pommern, deren historische Bebauung innerhalb der Schutzmauern über 50 Prozent erhalten wurde.

Auf dem Markt begegnen wir einem Kunstobjekt. Ein silberner Stahlkörper eines auf drei Beinen stehenden Elefanten, der seinen Rüssel hoch in die Luft streckt, scheint uns mit einem lauten Schrei zu begrüßen. Wir fühlen uns willkommen, fast verneigen wir uns vor ihm … Er steht ganz in der Nähe des Rathauses.

Rathaus von Trzebiatów

Der Bau des Rathauses begann um 1400. Die ältesten bis heute erhaltenen Elemente (Keller, gotische Arkaden) stammen aus dem 15. Jahrhundert. Die barocke Form des Gebäudes wurde 1701 vom niederländischen Architekten Viktor de Port entworfen und nach einem Brand wieder aufgebaut. An der Ostseite befindet sich ein Turm mit einem Barockhelm und einer Uhr aus dem 19. Jahrhundert, aus der die Turmmelodie der Stadt erklingen soll. Wahrscheinlich nur im Sommer und zu einer bestimmten Zeit. Da müssen wir mal googeln und wiederkommen. Wir überqueren an der Westseite die Straße, um in die Posztowa zu kommen. Hier finden wir am Eckhaus linkerhand ein Sgraffito aus dem Jahr 1639. Es ist eines der interessantesten Denkmäler von Treptow an der Rega. Ein anonymer Künstler zeichnete die mit ihrem Dresseur durch Europa ziehende Elefantenkuh Hansken während ihres Aufenthaltes in der Gemeinde an die Wand des Mietshauses.

Der große Rembrandt van Rijn zeichnete sie 1638 in seinem Stich „Adam und Eva“. Rembrandts Elefantenmotiv wurde zum Hauptmotiv des Touristenlogos von Treptow. Unser Weg führt uns an der bis zu sechs Meter hohen Wehrmauer, der alten Stadtbefestigung (mit Pulverturm, Wachtürmen und Resten eines Wassergrabens) entlang zum Schloss.

Schloss von Trzebiatów

Die Geschichte des Schlosses am Mühlbach reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als Prinzessin Anastasia, die Tochter von Mieszko des Alten, hier die bestehdne Marktsiedlung erhielt und in den Gebäuden ihres Sitzes ein Kloster errichtete. 1619 wurde das Kloster zu einem Schloss umgebaut. Ende des 17. Jahrhunderts gestaltete der Architekt Viktor de Port es zu einer Barockresidenz für Friedrich Wilhelm I. um. Ab 1750 spielte in den Schlossgärten Sophie Dorothea, die spätere russische Zarin Maria Fiodorowna. Ab 1785 wohnten im Schloss Prinz Ludwig von Württemberg und seine Frau Maria Anna geb. Czartoryski.

Heute ist das Schloss Mittelpunkt eines Kulturzentrums. Mit der ständigen Ausstellung „Das Treptow der Kaufleute“ tauchten wir in die preußische Vergangenheit der Stadt ein. Wir lernten eine sehr lebendige Kultureinrichtung kennen. Sie wurde an diesem Mittwoch von Jung und Alt genutzt. Im ersten Stock saßen sehr freundliche ältere Damen im ehemaligen Fürstensaal bei einem Käffchen zusammen. Sie hätten uns wohl sehr gern zu ihrem Plausch dazu geladen, aber unsere Zeit war begrenzt. In der Lionel-Feiniger-Galerie trafen wir auf junges Publikum, das uns eher als störend empfand. Inmitten einer aktuellen Gemäldeausstellung probten junge Künstler sich malerisch an Motiven ihrer Stadt, einige Jungs bauten an einem Modell der Marienkirche. Auch die öffentliche Bibliothek ist im Schloss untergebracht. Und auch hier waren eifrige Leser bei der Sache. Es machte uns einfach Spaß durch das Schloss zu gehen. Und am Ende unseres Rundganges gab es einen sehr gut schmeckenden Kaffee im Entree des Schlosses. In der Ausstellung gab es übrigens auch einen kleinen Elefanten in einer Vitrine zu entdecken. Und als kleine Erinnerung an den erlebnisreichen Ausflug in die hübsche Stadt kauften wir uns ein Souvenir: ein Magnet mit der Abbildung des Sgraffitos von 1639 an der Häuserwand ziert jetzt unsere Kühlschranktür.

Jüngstes Kunstobjekt mit Elefanten

Eine freundliche Mitarbeiterin gab uns dann noch den Hinweis auf den „letzten und jüngsten Elefanten“ der Stadt. Nur wenige Schritte vom Schloss entfernt gelangt man rechterhand über eine Brücke zu einem Schleusengebäude, an dem das jüngste Wandgemälde mit einem Elefant die Gäste eingangs der Stadt begrüßt. Im Gegensatz zum ältesten ist es sehr farbig, sehr grün, mit einigen Visionen gestaltet. Eine mit Sitzgelegenheiten gestaltete Grünfläche gleich nebenan lädt bei gutem Wetter zum Verweilen ein. Schaut und vertieft man sich in das Gemälde, ist der spätnachmittagliche Autoverkehr kaum zu spüren.

Marienkirche von Trzebiatów

Zurück geht es über die Marienkirche mit der größten Glocke „Maria“ (1515) und der ältesten Glocke aus dem aus dem Jahr 1399. Neben der Kirche ist ein kleiner Markt. Hier werden regionale Produkte wie Honig und Eier angeboten. Wir kaufen bei einem freundlichen älteren Herrn zwei Gläser Honig (Raps und Buche). Erzählen ihm, dass wir gerade aus dem Schloss und der Kirche kommen. Er freut sich und drückt uns einige kleine „Glückssteine“ – so seine Bezeichnung – in die Hand. Wünscht uns alles Gute. Wir sind freudig überrascht und überwältigt über soviel Güte, die aus seinen Augen spricht. Es sind die menschlichen Begegnungen, die unsere Seele bereichern, die unsere Touren so intensiv und liebenswert machen.  Und nun geht es wirklich auf schnellstem Wege zum Parkplatz zurück. Dabei hilft uns der auf dem Bürgersteig rot markierte Streifen mit einem kleinen roten Elefanten. Er müsste bis zur Hauptsaison etwas aufgehellt werden – aber dennoch bleibt es eine tolle Werbeidee.

Einen farbigen Plan vom „Elefanten-Wanderweg“ gibt es im
Trzebiatówski Ośrodek Kultury/Treptower Kulturzentrum
ul. Wojska Polskiego 6, Tel. +48 913872614
geöffnet: Mo-Fr 8-16 Uhr, in den Sommermonaten Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-15 Uhr, Parkplätze auf dem Hof

Treptow an der Rega Elefant Mural Polen

Auf dem Plan sind rückseitig mehrere Wanderungen und Radwege sowie der Pommersche Jakobsweg rund um Trzebiatów abgebildet. Das freundliche Museums-/Bibliothekspersonal gibt auch gern Auskünfte.

Kostenloser Reiseleiterservice: (Treffpunkt vor dem Rathaus in Trzebiatów). Vom 1.6. bis 30.9. gibt es um 15 Uhr jeden Sonntag einen Ausflug entlang des Elefantenpfades.

weitere Informationen gibt es hier www.trzebiatow.pl

Informationen über touristische Angebote in Polen gibt es beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel