Friedhöfe erzählen Geschichten, spannend wie gute Kriminalromane. Hat man einmal den Namen einer Persönlichkeit auf einem Grabstein gelesen, bleibt er in Erinnerung. Zufällig stößt man in der Literatur, in der Architektur, in der Malerei, in der Geschichte und Politik dann irgendwann wieder auf diese Namen und wir möchten mehr wissen. Tiefer „graben“ beziehungsweise recherchieren.
Heute besuchen wir den Stahnsdorfer Südwestkirchhof
Wir freuen uns, wenn wir herausfinden, dass sich nicht wenige der auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf Bestatteten kannten – so beispielsweise der Tiermaler und Naturforscher Wilhelm Kuhnert (28.1.1865-11.2.1926)
und der Bildhauer Georg Roch (30.3.1881-11.6.1943), dessen Tierplastik den Grabstein von Kuhnert ziert. Der Bildhauer Roch scheint den begnadeten Tiermaler Kuhnert verehrt zu haben, denn er ließ sich direkt neben Kuhnert bestatten. So könnte es gewesen sein. Beide Grabsteine sind schnell zu finden, wenn man auf dem Weg zu Zille ist. Findlinge – ob groß oder klein – scheinen zu allen Zeiten beliebte Grabsteine zu sein.
Auf einigen findet man Bronzereliefs auf anderen – wie auf dem Grabstein von Zille – ein in den Stein gehauenes Relief, ausgeführt von August Kraus (1868-1934). Eine weitere Arbeit von August Kraus (1868-1934) findet man in gegenüber der Grabstätte von Franz Bracht (1877 – 1933). Ja, der mit dem sogenannten Zwickelerlass. In der Zeit der Weimarer Republik erließ er als preußischer Innenminister den „Zwickel-Erlass“: die besonders „sündige Stelle“ musste mit doppelten Stoffeinsatz bedeckt werden. Das Nacktbaden war verboten. Das hat nicht allen gefallen und ihm viel Hohn und Spott eingebracht. Im Gedicht „Auf ein Brachtexemplar“ von Erich Kästner kann man dies mit Schmunzeln wahrnehmen.
Aber zurück zu Kraus. Ist der Grabstein von Bracht eher schlicht, fällt gegenüber die Grabanalege mit einem großen Bergmann auf, auch eine Arbeit von August Kraus. Kraftvoll, selbstbewusst und seine Familie schützend schaut er auf die vor ihm liegende Familiengrabstätte.
Ursprünglich lagen hier auch einige Grabplatten mit Profilbildnissen von Familienmitgliedern von Oskar Poensgen. Heute deckt die Natur die Grabstätte fast zu, aber der Bergmann – Zeichen für einen Montan-Industriellen, der Poensgen als Generaldirektor war trotzt ihr noch. Eine weitere Spur menschlicher Beziehungen, die es wert wäre, vertieft zu werden, ist die zwischen dem Auto- und Flugzeugkonstrukteur Edmund Rumpler (4.1.1872-7.9.1940) und dem Ingenieur und Besitzer der Arado-Flugzeugwerke Heinrich F.A. Lübbe (12.1.1884-14.3.1940). Worüber mögen die beiden Freunde sich ausgetauscht haben?
Die Rumpler-Taube und das Rumpler-Auto sind bis heute bekannt. Dass Lübbe als einer der ersten deutschen Ingenieure ein Flugpatent im Jahr 1911 anmeldete, ist wohl heute in Vergessenheit geraten. Beide ruhen auf dem Südwestkirchhof.
Auch der Flugzeugkonstrukteur Adolf Rohrbach fand seine letzte Ruhestätte auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof.
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