Die Metropole Apuliens, wo die meisten Flieger landen (im Sommer auch in Brindisi) ist die modernste und wohlhabendste Stadt Süditaliens. Der breite Corso Vittorio Emanuele durchschneidet die Stadt wie eine Grenze, jenseits derer zwei Epochen zu liegen scheinen. Auf der Meerseite die weiße, arabisch anmutende Altstadt mit engen Gässchen, schmalen Häusern und Torbögen, auf der anderen Seite das neue Bari mit neoklassizistischen Häuserfassaden, Banken, Luxushotels und Nobelgeschäften. Zentrales Bauwerk ist die ab 1089 errichtete Wallfahrtskirche San Nicola, die Grabstätte des Heiligen Nikolaus.

Am 8. Mai wird alljährlich die Statue des Heiligen auf’s Meer hinausgefahren, am Abend wieder zurückgebracht und in einer Prozession durch die Stadt getragen. Zwei weitere wichtige Hafenstädte und Industriezentren Apuliens sind Taranto (Tarent) und Brindisi. In Taranto bewahrt das Museo Nazionale Vasen, Schmuck, Werkzeuge und Münzen aus seiner großen Vergangenheit als spartanische Kolonialstadt. Brindisi, Endpunkt der Via Appia, ist heute noch durch den Fährverkehr Italiens Tor nach Griechenland.

Besuch in Lecce

Die Provinzhauptstadt des Salento, mehr als eine Autostunde von Bari entfernt, brachte eine eigenwillige Blüte des Barocks hervor: den überschwänglichen Stil des Barocco Leccese, der viele Kirchen und Klöster ziert. Ende April 2018 besuchten wir von unserem gastlichen Übernachtungsort Capricica die Lecce aus die Provinzhauptstadt Lecce und waren begeistert. Mitten im Salento bezaubert die quirlige Universitätsstadt Lecce (95.000 Einwohner) mit kunstvoll verzierten Barockpalästen und -kirchen. Der weiche gelbliche Tuffstein, Pietra Leccese, aus der Gegend ermöglichte besonders verschnörkelte Formen. Das Straßenbild prägen vornehmlich junge Menschen. Immerhin beuchen rund 29000 Studenten die Universitádel Salento in Lecce. Eine lebendige Gastro-, Kultur- und Musikszene sorgt für Abwechslung, sowohl in der Altstadt als auch östlich davon im modernen Geschäftsviertel rund um die zentrale Piazza Manzini. Schon zu Zeiten der Römer leistete sich die damals Lupiae genannte Stadt im 1. Jahrhundert n. Chr. zwei Theater für Tausende Zuschauer.

Als Handelszentrum des Salento wurde Lecce unter den Byzantinern im 9. Jahrhundert von der Hafenstadt Otranto abgelöst. Erst nach dem Überfall der Türken auf Otranto im Jahr 1480 erlebte Lecce wieder einen Aufschwung. Im Schutz der von Karl V. von Anjou verstärkten Befestigungsanlagen konnte sich im 16. Jahrhundert der Stil des Barocco Leccese an Kirchen- und Palastneubauten in aller Pracht entfalten.

Sehenswürdigkeiten in Lecce:

  • Piazza del Duomo

Den barocken Festsaal der Stadt bildet die Piazza Duomo, gerahmt von Dom, Bischofspalast und Pristerseminar. Überragt wird der Platz vom 72 Meter hohen Glockenturm des Duomo di Santa Maria dell’Assunta aus dem 17. Jahrhundert von Giuseppe Zimbalo.

Geschäftiges Treiben in der Altstadt von Lecce Foto: K. Weirauch

Geschäftiges Treiben in der Altstadt von Lecce

  • Teatro Romano

Auch heute ist das römische Theater, das für 5000 Zuschauer errichtet wurde, ein beliebter Spielort für Konzerte und Theqateraufführungen. Die römische Unterhaltungskultur erläutert das benachbarte Museo des Teatro Romano u. a. mit bei Ausgrabungen entdeckten antiken Masken.

Den barocken Festssaal der Stadt bildet die Piazza Duomo Foto: Kärstin Weirauch

Den barocken Festssaal der Stadt bildet die Piazza Duomo Foto: Kärstin Weirauch

  • Piazza Sant’Oronzo

Die Colonna di Sant’Oronzo kennzeichnet den Dreh- und Angelpunkt des städtischen Lebens. Auf der antiken Säule hat eine Statue des Stadtpatrons, der heilige Oronzo, einen überragenden Platz gefunden. Daneben zieht die luftig elegante Loggia des Palazzo del Sedile (1582)alle Blicke auf sich. Die einstige Stadtratsresidenz wird als Touristeninfo und Ausstellungshalle von Gästen aus aller Welt frequentiert. Heute nicht mehr gefragt sind Gladiatoren- und Tierkämpfe, mit denen das am Rande des Platzes zur Hälte freigelwgte Anfiteatro Romano einst bis zu 25000 Zuschauer in den Bann zog.

  • Basilica di Santa Croce und Convento del Celestini

Das opulente Gotteshaus, im 16./17. Jahrhundert erbaut von Gabriele Riccardi, Antonio Zimbalo, Cesare Penna und Giuseppe Zimbalo, gilt als Inbegriff des Barocco Leccese. Fantasievoll überzogen die Baumeister die zweigeschossige Fassade mit Putten, Grotesken, Blättern, Früchten und Tieren, gebändigt nur von Pilastern, Simsen, Balustraden und Rundfenstern. Drei Portale führen ins Innere mit einem San Francesco di Paola geweihten Altar, für den Anntonio Zimbalo zwölf Reliefs zur Heiligenvita schuf.

  • Castello Carlo V.

Das gewaltige Kastell (16. Jahrhundert), eine quadratische Anlage mit runden Eckbastionen, beherbergt das Museo della Cartapesta. Es zeigt die für die publikumswirksam inszenierten Prozessionen der Gegenreformation benötigten Heiligenfiguren. Mangels Holz in der baumlosen Umgebung wurden sie in akribischer Feinarbeit aus Papiermaschee modelliert.

Ostuni – die weiße Stadt

Wie ein Traum aus Tausendundeiner Nacht wirkt die von grünen Olivenhainen umgebene Stadt Ostuni, die sich auf drei Hügeln aus der Ebene eerhebt. Weiße Terrassenhäuser mit Innenhöfen, steile Treppen und enge Gassen, die sich den Berg hinaufwinden, prägen die Altstadt. Mittendrin begeister die spätgotische Kathedrale (15. Jahrhundert) Santa Maria Assunta mit ihrer geschwungenen Fassade, die eine 24-strahlige Fensterrose ziert. Exquisite Eleganz zeichnet auch die Loggia des nahen Beschofspalastes Palazzo Vescovile (18. Jahrhundert) aus.

Otranto

Die östlichste Gemeinde Italiens schmiegt sich auf eine ins Meer ragenden Felszunge. Mächtige Mauern und das beeindruckende Castello di Otranto schützen die Hafenstadt. Mit Naturstein gepflasterte Gassen führen zur Cattedrale di Santa Maria Annunziata aus dem 11. Jahrhundert, deren Boden ein vollständig erhaltenes Mosaik mit einem riesigen Lebensbaum bedeckt. Das von einem Priester namens Pantaleone 1163-65 geschaffene Bildwerk wächst aus der „Hölle“ im Eingangsbereich, personifiziert u.a. durch den Griechen Alexander den Großen, bis in den „Himmel“ im Chorbereich, den Tierkreiszeichen und Kirchenväter versinnbildlichen.

Die Mosaikfelder zu beiden Seiten des Stammes zeigen Episoden des Alten Testaments, mythologische Darstellungen und bäuerliche Alltagsszenen. Die Cappella del Martiri birgt Reliquiare mit den sterblichen Überresten jener 800 Christen, die nach der Eroberung Otrantos durch die muslimischen Türken 1480 geköpft wurden, weil sie ihrem Glauben nicht abschwören wollten.

In der Krypta, deren Gewölbe auf 48 Säulen ruht, wurden spätantike, byzantinische und hochmittelalterliche, teils fantasievoll mit Tieren und Menschen verzierte Kapitell wiederverwendet.

Otranto

Galatina

Die Kleinstadt mitten im sonnenverwöhnten Salento war schon in der Antike für ihren Weinbau bekannt. Den passenden Rahmen für ein Gläschen samtigen Galatina Rosso bietet die von Barockpalästen und -kirchen geprägte Altstadt, etwa an der Piazza San Pietro mit der herrlichen Fassade der Kirche SS. Pietro e Paolo. Nahebei fasziniert in der Kirche Santa Maria Caterina d’Alessandria (14. Jahrhundert) ein Freskenzyklus (15. Jahrhundert) mit Szenen aus Altem und Neuem Testament. Beeindruckend sind Schöpfungsgeschichte und Apokalypse sowie Geschichten aus dem Leben Marias und der heiligen Katharina.

Wunderschönes Gallipolli

Die schöne Stadt (griech. Kalè polis) wurde als griechische Kolonie gegründet. Wie eine Festung liegt die nur durch eine Straße mit dem Festland verbundene Altstadt im Meer. Vom imposanten Castello aus ist es nicht weit zur Kathedrale Sant’Agata (17. Jahrhundert), die mit einer Fassade im üppigen Lecceser Barock und Gemälden der Salento-Schule des 17./18. Jahrhunderts auftrumpft. Gassen winden sich vorbei an weißen Häusern mit blumengeschmückten Innenhöfen zu den massiven Ufermauern. Hier verwöhnen Restaurants ihre Gäste mit der speziellen Fischsuppe Zuppa die pesce alla gallipolina und fantastischen Aussichten.

Sonnenuntergang im Hafen von Gallipoli

Sonnenuntergang im Hafen von Gallipoli

Wann ist die beste Reisezeit ?

Das Klima in Apulien ist mediterran mit trockenen, sehr heißen Sommern und milden Wintern. Für Kulturreisen bieten sich das  Frühjahr oder die Herbstmonate an.Im Januiart udn Februar war uich ebenfalls schon dort, viele Geschäfte inj den kleinen Orten sind geschlossen, das Angebot an Museen und Piezzerias lassen  die Zeit nicht lang werden. die warm und weitgehend sonnig sind. Im Frühling ist die Vegetation noch frische, es grünt und blüht. Angenehme Badetemperaturen herrschen im Adriatischen und Ionischen Meer von Mai bis Oktober.

Öffnungszeiten Sehenswürdigkeiten

Kirchen und Geschäfte sind meist über Mittag 12 – 15 oder 13 – 16 geschlossen. In den Badeorten sind die Läden im Sommer bis spät abends geöffnet. Museen sind meist montags geschlossen.

Essen in Apulien

Apuliens einfache Bauernküche profitiert vom Reichtum des Adiratischen und Ionischen Meeres sowie hochwertigem Olivenöl. Im sonnen- und meerverwöhnten Süden Italiens setzt die Küche Apuliens einige überraschende Akzente. Weizen, Wein und Oliven bilden die Basis der Landwirtschaft und damit der weitgehend bäuerlich geprägten Küche. Zu den allgegenwärtigen Tomaten, die hier besonders süß schmecken, kommen unbekanntere Gemüsesorten. Traditionell gibt es auch wild wachsenden wie Fenchel, Zichorien oder Karden. Und so wird aus einem einfachen Pastagericht wie Orecciette con cime di rapa, den typischen ohrenförmigen Nudeln mit Stängelkohl, eine kleine kulinarische Entdeckung. Gerne werden auch Hülsenfürchte, die getrocknet lange haltbar sind, gegessen, etwa Ciceri e tria, gebratene Nudeln mit Kichererbsen.

Genauso können Fave e cicoria, zu Püree verkochte Sauerbohnen mit Zichorie, eine Offenbarung sein. Für das gewisse Etwas sorgen neben gutem Weißbrot, für das Altamura bekannt ist, einige Tropfen des goldründen und leicht bitteren Olivenöls.

Lebenselixier Olivenöl

Die knorrigen teils Tausende Jahre alten Olivenbäume wachsen vor allem im Salento auf großen Flächen. Zahlreiche Masserie, die großen befestigten Landgüter, sind stolz auf ihre eigene Ölmühle. Ihre mächtigen Mauern konnten im 16./17. Jahrhundert zwar vor feindlichen Eroberern wie den Türken schützen, helfen aber nicht gegen das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa).

Nicht nur in Italien begehrt ist das Olivenöl von der Azienda Agricola Foto: Weirauch

Nicht nur in Italien begehrt ist das Olivenöl von der Azienda Agricola Foto: Weirauch

Terra e Mare

Mit Olivenöl konservierte Auberginen oder Artischocken sind als Antipasti der ideale Auftakt für eine apulische Mahlzeit, gefolgt von einem Nudelgericht als primo piatto. Für den zweiten Gang (secondo piatto) wählt man Fisch oder Fleichs, als Spezialität gelten Lammragout (cutturidde) und -innereien (gnumareddi). Man sollte an der Küste unbedingt Crudo di Mare probieren, z. B. in Castro: Frische rohe Meeresfrüchte wie Mies- (cozze), Herz- (noci) und Venusmuscheln (vongole), Seeigel (ricci), Tintenfisch (polpo) mit ein paar Spritzern Zitrone sind ein Hochgenuss.

Primitivo und andere Weine

Zum guten Essen gehören auch in Apulien vorzügliche DOC-Weine. Bekannt sind die kräftigen, vollen Rotweine aus Rebsorten wie Primitivo um Bari und Taranto oder Nero di Troia um Foggia  und Brindisi sowie Negroamaro im Salento. Doch heiße Sommer und Fischspezialitäten verlangen nach Weißwein.

Geschätzt werden Verdeca und Bianco Locorotondo aus dem Valle d’Itria. Beliebt sind auch Roséweine, wie der um Brindisi, Lecce und Taranto produzierte Terra d’Otranto Rosato. Ansonsten werden Trauben gern mit anderen Früchten (frutta) zum Dessert gereicht. Denn unter der Sonne Süditaliens gedeihen auch köstliche Feigen und Orangen.

Während einer Präsentation im Weingut von Sonia De Simoni, Foto: Weirauch

Während einer Präsentation im Weingut von Sonia De Simoni, Foto: Weirauch

Empfehlenswerter Reiseführer Apulien

Andreas Haller: Michael Müller Verlag, 420 Seiten + her­aus­nehm­bare Karte (1:450.000), farbig, 194 Fotos
ISBN 978-3-95654-410-1

21,90 EUR (D)
Buch: 9. Auflage 2018
E-Book: 9. Auflage 2018

Empfehlenswerter Reiseführer von Andreas Haller zu Apulien

Empfehlenswerter Reiseführer von Andreas Haller zu Apulien, Verlag Michael Müller