Ob als Kind oder Erwachsener – vom Angeln hat wohl jeder schon geträumt. Der ein oder andere wird es auch ausprobiert haben, einfach so – mit einem Stock als Angelroute, daran befestigt ein Regenwurm – Piermade haben wir sie als Kinder genannt. Das war immer etwas Animalisches. Doch da wir meist in einer Gruppe waren, hat sich immer jemand gefunden, der diese Aufgabe übernahm. Einen geangelten Fisch zu töten, das konnte ich auch nicht. Gott sei dank war dies nur ganz selten gefragt, denn dank unserer Angeltechnik kam das nicht oft vor. Es war das Erlebnis, was zählte. Wer fängt als erster einen Fisch, wer stört als erster die Ruhe am Fluss, wie lange hält unsere Neugierde an?
Bei manchen ein Lebenlang. So bei meinem Mann, eine Angeltour in der Gruppe nach Norwegen war für ihn der Höhepunkt seines „Anglerlebens“. Mit erfahrenen Anglern, die zudem noch befreundet sind, erholt man sich an frischer Luft sehr schnell sehr gut. Das Erlebnis „Angeln“ aus der Kindheit gerät sehr schnell in Vergessenheit, denn der Fangerfolg, das abendliche Grillen der Fische am Feuer, der ein oder andere Schnaps (zur innerlichen Erwärmung natürlich :-)) löste schnell die Zungen, und es blieb nicht aus, dass Seemannsgarn gesponnen wurde. Diese Erlebnisse bleiben für immer.

Stolz präsentieren Dieter und Wolfgang ihre gefangenen Lumb und Leng am norwegischen Fjord Foto: Weirauch
Es gibt aber Momente, wo sie wieder wachgeküsst werden. Etwa, wenn ein jüngst im Müller Rüschlikon erschienene Buchtitel neugierig macht: „Hook & Cook Nachhaltig angeln, kochen & genießen“ ? Neugierig macht auch die „Navigation beim Nachschlagen – diese Symbole sorgen für Übersicht im Buch:
- Nachangeln (Symbol: Fisch am Angelhaken)
- Nachkochen (Symbol: Kochmütze über einem horizontal liegenden Kochlöffel)
- Nachdenken (Symbol: ein wolkenähnliches Gesicht mit Glühbirne als Nase und Mund)
Alle Symbole sind weiß und finden sich auf grünem Grund wieder.
Nachhaltiges Handeln beim Fang und Verwertung
Nachhaltiges Angeln – wie funktioniert es? Im Vorwort geben die Autoren Martin Liebetanz-Vahldiek und Hannes Dänekes eine Antwort: „ Fisch und Freude im Boot – Zukunft im Blick, so funktioniert nachhaltiges Angeln.“
Deshalb gibt es im Buch zunächst Tipps zum Fischefangen. Zu jeder Fischart gibt es daher Fangtipps für Anfänger und Experten. Im Buch wird keine blanke Theorie vermittelt – alles ist erprobt und einfach umsetzbar.
„Gefangene Fische so frisch wie es nur geht selbst zu verwerten, ist für die allermeisten Angler der perfekte Abschluss eines Angeltages. Dafür gibt dieses Buch grundlegende Kochtipps, die für viele Fischarten allgemein gelten. Dieses Wissen gehört zur Grundausstattung eines jeden Fischzubereiters – auch wenn er Käufer statt Fänger ist. Immer wieder gibt es dabei Anregungen, möglichst viel vom Fisch zu verwerten. Nachhaltigkeit kann sehr lecker sein.“ Das kann ih – als gern fisch- essende und -zubereitende Käuferin – nur bestätigen. Alle im Buch aufgezeichneten Rezepte sind einfach und köstlich mit wenig Aufwand nach zu kochen. Sternekoch Simon Stirnal steuert 25 leckere Fisch-Rezepte bei.
„Nach dem Essen soll man ruhen oder eine Stunde tun.“ An dieses Sprichwort musste ich denken, als ich im Vorwort las, „nach dem Genuss gibt es in diesem Buch noch etwas „Kost“ zum Nachdenken. Die Nachhaltigkeitskapitel regen an, noch weiter über den Ufer-, Boots- und ‚Tellerrand zu blicken“.
Angeln macht Spaß, „wer fair fängt und möglichst restlos verwertet, handelt nachhaltig für zukünftige Generationen“.
Der mit vielen großformatigen Fotos vom Fischfang mit seinen Angelerfolgen, von den Fischarten und Fischgerichten sowie die Naturaufnahmen strahlen soviel Freude aus, die sich auf die Leser überträgt und gute Laune bringt – auch wenn Angeln kein Hobby ist. Dann macht aber vielleicht die Zubereitung des frischen Fischfangs Spaß, den man – wie wir bei ‚seinem Fischer‘ – gekauft hat. Und ganz nebenbei plauscht man über nachhaltiges Angeln. Und wir wissen, wem wir unsere Buchempfehlung mit viel Freude auf den Gabentisch legen können.

Die Kapitelüberschriften für jeden der drei großen Navigationspunkte machen neugierig
Die Kapitelüberschriften für jeden der drei großen Navigationspunkte machen neugierig, geben schon Tipps für die Nachhaltigkeit mit auf den Weg, ein kurzweiliger Lesetripp ist möglich. Für jede Fischart gibt es jeweils Tipps zum Nachangeln, Nachkochen und Nachdenken. Hier ein Beispiel für die Überschriften für die Fischart Zander:
Navigationspunkt Nachangeln:
- Faul zum Fisch
- Ohne Gummi – für Schüchterne
- Stattliche Stadt-Zander
Navigationspunkt Nachkochen:
- Für alles zu haben
- Zander auf der Haut gebraten mit marinierter Rote Bete und Kapernsoße
- Zander im Speckmantel und gefüllte Frischkäse-Kartoffeln
Navigationspunkte: Nachdenken
- Ausblick durch das Küchenfenster
Wer ist Deutschlands Nummer 1 unter den Fischen?
Hier die Antwort: Der Zander. Er hat dem Hecht unter den Angelfischen den 1 Platz „abgefischt“.

Zanderfilet, aus dem Buch Verlag Müller Rüschlikon
Empfehlenswert für Norwegen-Angler
Für Norwegen-Angler gibt es unter dem Navigationspunkt Nachangeln das Kapitel „Fisch für Norwegenanfänger“. Zu den 12 beliebtesten Angelfischen gehören Leng und Lumb. Der Leng ist der zweitgrößte Fisch (der größte ist der Heilbutt), den Angler im Nordatlantik fangen können.

Tagesausbeute, Angeln in Norwegen, Foto. D.Weirauch
Viele Tipps gibt es zum Nachtangeln unter „Mit Licht auf Leng & Lump“, „Gelbes Riff – ohne lange Wege zum Leng“. Tipps für die Zubereitung des Leng gib’s unter Nachkochen: „Lengefilet unter Kartoffelkruste mit Paresansoße“ und „In Packpapier gedämpfter Leng mit Fenchelgemüse und Rosmarinkartoffeln“.

Ein Magdeburger präsentiert seinen kapitalen Fang Foto: Weirauch
Lest hier mehr über eine Angeltour in Norwegen, erlebt von Dieter Weirauch im Jahr 2012.
Hier ein Tipp für das Silvester-Büfett, zu finden S. 134:
Geräucherte Forelle auf Schwarzbrot mit eingelegten roten Zwiebeln
Vorbereitung: ca. 2 Stunden
Gesamtzeit ca. 20 Minuten
Zutaten (4 Personen):
Für die geräucherte Forellencreme:
200 g geräcuerte Forellenfilets
50 g Crème Fraîche
80 g Frischkäse
Abrieb einer Zitrone
100 g geschlagene Sahne
Für die eingelegten Zwiebeln:
3 rote Zwiebeln
50 ml Apfelessig
20 g Zucker
100 ml Wasser (lauwarm)
Etwas Salz
Zubereitung
Die Zwiebel hobelst Du mit einer Reibe in ganz feine Ringe. Alle anderen Zutaten werden verrührt und über die Zwiebelringe gegossen. Mach dies unbedingt rechtzeitig, mindestens zwei Stunden vor dem Essen. Je länger Du die Zwiebeln ziehen lässt, desto besser schmecken sie.
Die Forellenfilets, Crème fraîche, den Frischkäse und den Zitronenabrieb mit einem Pürierstab grob pürieren. Nun schlägst Du noch die Sahne steif und hebst sie dann vorsichtig unter – fertig!
Simons Sterne-Tipp!
Die Forellencreme ist auch als Dip zu kleinen Kartoffeln ein perfekter Begleiter. Mehr zum Restaurant von Sternekoch Simon Stirnal: www.schuppen11.de
Fazit
Fisch liegt voll im Trend. Er zählt zu den gesündesten Lebensmitteln überhaupt. Immer mehr Menschen fangen sich ihren Fisch selbst mit der Angelrute. Doch diese Ressourcen sind begrenzt. Die vorliegende Publikation beschreibt nachhaltiges Handeln bei Fang und Verwertung. Es schränkt dabei die Freude am Angeln und Kochen nicht ein, sondern inspiriert mit leckeren Rezepten und vielseitigen Praxistipps, die das Angeln für Fisch & Fänger ein Stück besser machen.

Ein Traum ist die Fischsuppe bei Ruby Zybowicz in Kamien Pomorski nahe Stettin
Infos zum Buch
Martin Liebetanz-Vahldiek, Hannes Dänekas: Hook & cook. Nachhaltig angeln, kochen & genießen. Mit 25 leckeren Fisch-Rezepten aus der Sterneküche von Simon Stirnal. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart 2022. ISBN 978-3-275-02262-5. 34,90 Euro Mehr im Internet unter: www.mueller-rueschlikon-verlag.de
Hier eine Auswahl von Angelliteratur aus dem Verlagsprogramm.
Cover Müller Rüschlikon Verlag
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