Um die halbe Insel Potsdam fuhr ich heute. Mit dem schmucken Flusskreuzer MS Sans Souci. Das Schiff, beheimatet in Peissen (Bernburg), kam von Berlin-Spandau und machte auf der Fahrt nach Kiel Station in Potsdam. Bereits Anfang März hatte ich über eine Mitfahrt auf MS Sans Souci berichtet. Damals war Kapitän Peter Grunewald von Alsleben-Mukrena (Sachsen-Anhalt) über Saale und Elbe auf Überführungsfahrt nach Berlin. Sein Schiff dient Gästen während der ITB als Hotel. Danach war die erste Reise über die Oder Richtung Breslau (Wroclaw) geplant. Corona stoppte die Tour, die ITB fiel aus und MS Sans Souci lag dann fast drei Monate in Magdeburg vor Anker. Er ist froh, dass es endlich wieder losgeht mit Fahrten, wenn auch mit weniger Gästen (48 statt 82) und mehr Besatzung (25 Frauen und Männer). Denn strenge Hygieneregeln sind an Bord festgelegt: Mundmasken eigentlich überall. Vor Betreten des Schiffes wurden Gesundheitsfragebögen ausgefüllt und Fieber gemessen. Schon seit Jahren steht dieaus Stralsund stammende Cathrin Fuhrmann dem Kapitän auch auf dieser Fahrt zur Seite.
Gestern also die erste Reise unter Corona-Bedingungen. MS Sans souci ist das erste Flusskreuzfahrtschiff, das im Norden Deutschlands wieder auf Fahrt geht. Das Schiff des Privatreeders Peter Grunewald ist von plantours gechartert worden.
Eigentlich nur um die halbe Insel
Die Insel Potsdam lässt sich am besten per Schiff umrunden. Touristen aus aller Welt sind begeistert von den Schönheiten der Stadt Potsdam, von ihren Schlössern und Gärten und den berühmten Bauwerken verschiedener Epochen. Dass Potsdam aber auch eine riesige Insel und nur über wenige Brücken mit Berlin sowie dem Umland verbunden ist, wissen die wenigsten. Abfahrt und Ziel solcher Touren ist meist das Anlegebecken an der Langen Brücke unterhalb des Hotels Mercure. Für Kapitän Grunewald ist die Potsdamer Seenlandschaft mit der Havel eines der schönsten Reviere, die er bisher gefahren ist. Und so staunen die auf dem Oberdeck sitzenden Passagiere was es links und rechts der Havel zu sehen gibt.
Von Schloss zu Schloss
Es geht rasant los. Links die Speicherstadt mit den früheren Potsdamer Mühlenwerken. Einige Gebäude stammen noch von Preußens Stararchitekten Karl Friedrich Schinkel und dem nicht minder berühmten Ludwig Persius. In den letzten Jahren wurde auf dem Areal kräftig gebaut – mittlerweile ist die sogenannte Speicherstadt von Potsdam ein beliebtes und auch recht teures Wohnviertel.
Sehenswert: linkerhand Hermannswerder
Medaillenschmiede für Schwimmer und Ruderer
Nach der Fähre kommt rechts der alte Potsdamer Stadthafen in Sicht: heute ein Hotel sowie die von Walter Momper (dem früheren Regierenden Berliner Bürgermeister) errichteten Wohnanlagen. Dann kommt schon das Gelände des einstigen Luftschiffhafens in Sicht, heute ein beliebtes Sportzentrum. Zahlreiche Olympiasieger hatten hier ihre Wurzeln. Das angrenzende Kongresshotel erinnert mit einer kleinen Ausstellung an die Zeit, als auf dem Areal Luftschiffe hergestellt wurden. Auch Graf Zeppelin ist von dort aus gestartet. Sodann fahren wir in den fünfeinhalb Kilometer langen und rund 1,3 Kilometer breiten Templiner See ein.
Schloss für eine Kurfürstin in Caputh
Auf der linken Seite taucht dann Caputh auf. Schon von weitem ist das Schloss Caputh zu sehen. 1998 nach umfangreicher Restaurierung wiedereröffnet, strahlt die Fassade in Ocker den Passagieren entgegen.
Unsere Schifffahrt verläuft weiter durch das Caputher Gemünde.
Beliebtes Fotomotiv ist die Seilfähre mit dem originellen Namen „Tussy“. Nach dem Passieren des Caputher Gemündes breitet sich der 5,5 Kilometer lange und zwei Kilometer breite Schwielowsee aus.
Idyllisch gelegen: Fährhaus Caputh
Havelländische Malerkolonie
Am südlichen Ende des Schwielowsees liegt Ferch. Bereits um die Jahrhundertwende war es ein beliebter Erholungsort für Künstler. Die dortigen Ausflugslokale sind im Sommer allein schon wegen der herrlichen Blicke über den Schwielowsee touristische Attraktionen. Der märkische Wanderer und Schriftsteller Theodor Fontane rühmte die Schönheit dieses Platzes und nannte ihn eine Brühlsche Terrasse am Schwielowsee. In Geltow befindet sich die sehenswerte Museumsweberei „Henni Jensch-Zeymer“.
Inselstadt Werder
Das Schiff fährt weiter nach Werder, die Inselstadt ist vor allem während der Baumblüte ein viel besuchtes Ausflugsziel.
Wenn wir in Werder ausgestiegen wären, dann lohnt der Besuch der pittoresken Inselstadt an. Dort gibt es mit dem Dolci e gelati eine der wohl besten Eiscafes im Umland von Berlin.
Unter der Eisenbahnbrücke hindurch gelangt man auf den Großen Zernsee. Mit rund 250 Hektar ist er einer der größten Seen in der wasserreichen Landschaft um Potsdam. Am linken Havelufer liegt der beschauliche Ort Phöben. Im Göttinsee beginnt der 1874 bis 1878 gebaute Sacrow-Paretzer Kanal. Doch die Fahrt geht weiter Richtung Phöben und Ketzin. Ziel ist heute ja Brandenburg, die alte Bistumsstadt an der Havel.
Am Sacrow-Paretzer -Kanal, Nähe Ketzin verabschieden wir uns von der Insel Potsdam und die MS Sans Souci fährt weiter gen Brandenburg/Havel.
Was wir verpasst hätten, wenn wir die Insel Potsdam weiter umrundet hätten ? Hier im Schnelldurchgang einige Stationen:
Schloss Paretz – Rückzugsort für eine Königin
Linkerhand liegt Paretz. Der spätere König Friedrich Wilhelm III. erwarb 1795 das Gut und ließ sich hier von David Gilly in den Jahren 1796/97 ein Schloss errichten – „Schloss-Still-im-Land“. Mit diesem Ort verbindet sich vor allem die Erinnerung an die populäre Königin Luise, die hier auf dem Land das Glück fand, das sie in den großen Residenzen von Berlin und Potsdam so sehr vermisste.
Rosenkreuzer in Marquardt – Fontane schwärmte
Während der Fahrt über den Schlänitzsee kommt Schloss Marquardt in Sicht. Es gilt als das geheimnisvollste Schloss im Havelland. Heute ein Ortsteil von Potsdam, erinnert man sich dort an die Zeiten, als Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. hier in einer geheimnisvollen blauen Grotte spiritistische Sitzungen mit dem Geheimbund der Rosenkreuzer abgehalten haben soll.
Das Schloss Marquardt gehört heute einem Münchner Investor, es wird vorrangig für Filmaufnahmen und Hochzeiten vermietet. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es ein beliebtes Ausflugshotel des Hotelkonzerns Kempinski.
Gepflegte Biere in der Meierei
Nach dem Sacrow-Paretzer Kanal und dem Weissen See kommen wir zum Jungfernsee. Auf der rechten Seite an der Bertinistraße ist die weiß leuchtende Villa Jacobs wie Phönix aus der Asche vom Berliner Architektenehepaar Ludes komplett neu erbaut worden.
Dahinter reihen sich auf der Insel Potsdam Landhäuser, die eher an kleine Schlösser erinnern: beispielsweise die Villa Gutmann, sie gehört der Familie der Schauspielerin Nadja Uhl oder die Villen Kensington, Ulmenhof oder Mendelssohn-Bartholdy. Schon sind wir am
Cecilienhof und Glienicker Brücke
Nach der Meierei kommt der Neue Garten mit Schloss Cecilienhof ins Bild. Um die im Vordergrund sichtbare marode Muschelgrotte kümmert sich ein Verein. Die einstige sogenannte Borkenküche und die mit Borken verkleidete Eremitage wurden nach 2000 von den beiden Potsdamer Rotary Klubs wieder aufgebaut.
Im Vordergrund leuchten nun das Schloss von Klein-Glienicke sowie das Casino. Linkerhand die Heilandskirche von Sacrow, etwas weiter entfernt die Pfaueninsel. Dann wären wir bald wieder in Spandau
Auf der Havel weiter Richtung Brandenburg
In Brandenburg endet meine kurze Fahrt mit der MS Sans souci. Wir gehen wenige Schritte zur Dominsel, die Gäste von MS Sans souci schauen sich die Dominsel an.
Am nächsten Morgen dann steht Peter Grunewald bereits 7 Uhr am Steuer, über die Brandenburger Vorstadtschleuse und den Plauer See führt der Weg zur Schleuse Wusterwitz und dann zum Wasserstraßenkreuz Magdeburg. Über die Schleuse Rothensee dann in den Mittellandkanal. Freitagabend ist dann Wolfsburg erreicht.
Dr. Peer Schmidt-Walter schickte Fotos von der weiteren Fahrt über Wolfsburg und den Elbe-Seiten-Kanal Richtung Hamburg. Danke dafür.
Anleger in der Autostadt Wolfsburg
VW-Werk im Blick; Foto: Dr. Peer Schmidt-Walter
Informationen zu MS Sans Souci und Buchungsmöglichkeiten
MS SANS SOUCI: Baujahr 2000 in Nijmwegen/Niederlande; 2007/08 modernisiert; Länge: 82 m; Breite: 9,50 m; Tiefgang: 1,30 m; Vermessung: 1000 Tonnen; Antrieb: 2 x 600 PS; 41 Kabinen (davon 24 mit franz. Balkon); Passagiere (max.): 80; Crew: 24; Lift zwischen Haupt- und Panoramadeck; 1 Restaurant (1 Essenszeit); 1 großes Sonnendeck; Salon, Bar, Bibliothek, Boutique; Heimathafen: Peissen/Saale; Flagge: deutsch.
Hier weitere Infos: www.ms-sanssouci.de; www.plantours-partner.de
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