Wolsztyn rüstet zur traditionellen Lokparade am kommen Samstag (4. Mai). Da ist in Polen Nationalfeiertag und auch wir werden dort sein. Wolsztyn (deutsch Wollstein) im Powiat Wolsztyński der Woiwodschaft Großpolen, rund 70 Kilometer von Poznan (deutsch: Posen) entfernt, gilt nicht nur in Polen als Mekka betriebsbereiter und täglich im Regelzugdienst fahrender Dampfloks. Verkehrten vor Jahren von dort täglich noch mehrere mit Dampfloks bespannte Regelzüge (Normalspur), so ist es heute noch täglich ein Personenzug, der beispielsweise vom Wolsztyner Bahnhof nach Poznan oder nach Zbąszynek (Neu Bentschen) fährt.

Gefertigt wurden in den Jahren 1947 bis 1951 insgesamt 180 Lokomotiven. Fablok in Chrzanów

„Petucha“ fährt in den Bahnhof Tuchorza ein.

Dampflok-Parade in Wolsztyn

Der historische Lokschuppen des Bahnbetriebswerks (Parowozownia Wolsztyn) stammt aus dem Jahr 1907. Zu den Besonderheiten der Dampflokwerkstatt gehört eine Drehscheibe, auf denen schwere Dampfloks elektrisch oder per Handkurbel um die eigene Achse gedreht werden. Mehrere historische Dampfloks werden im öffentlich zugänglichen  Depot auf dem Gelände des  Parowozownia Wolsztyn ausgestellt. Besonderer Stolz ist die 1937 in Schlesien gebaute Schnellzuglokomotive PM36-2, Insidern auch als „Die schöne Helena“ bekannt. Mit ihrer stromlinienförmigen Umhüllung schaffte sie einst Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometer. Derzeit ist sie nicht im Einsatz, der essel benötigt eine grundlegende Überholung. Dafür steht die 1949 im polnischen Lokomotivwerk Chrzanow  gebaute  Schnellzuglokomotive Pt47-65 (2000 PS Leistung), liebevoll  „Petucha“ genannt, unter Dampf, wie ich auf der Homepage von Wojciej Lis lese.

28. Dampflokparade

An diesem Wochenende sind Gastlokomotiven aus Luxemburg, Belgien und Tschechien dabei. Aus Deutschland trifft Samstagmittag ein Zug, gezogen von der legendären Dampflok „Wojtek“ des Lausitzer Dampflokklubs, der in der Früh in Dresden startet und seinen Lauf über Cottbus bis nach Wolsztyn nimmt, ein. Die legendäre 52 8079 fährt als Vorspann, die 41 er am Ende. Auch der Spezialreiseveranstalter Schade-Tours bringt Gäste zum Lokevent nach Wolsztyn.

Mit dem Namen Wojtek oder Wociej hat es noch eine besondere Bewandnis. Der langjährige Bürgermeister der Stadt Wolsztyn heißt Wojiech Lis und gilt nach Ansicht von Eisenbahnfreunden in aller Welt  als Spiritus Rector der Wolsztyner Dampflokszene.

Zumindest wenn man seine tagesaktuelle Internetseite sowie seine Posts auf Facebook, Instagramm oder Tiktok anschaut. Seit 1993, als er Student war, beschäftigt sich der Hobbyeisenbahner und Fotograf mit den in seiner Heimatstadt beheimateten Dampfloks. Er erlebte viele Höhen und Tiefen der Bahnwerkstatt. Es gab schon Zeiten, da fuhren keine Dampfloks ab Wolsztyn. Anfang 2024 gelang es Stadt, Eisenbahngesellschaft, Wojewodschaft und anderen Institutionen die Zukunft des Dampflokwerkes auf feste Beine zu stellen.

Es ist nicht verwunderlich, dass Sachbuchautoren wie Bastian Königsmann, Verfasser des Klassikers „Die polnischen Dampflokomotiven“ schreibt: „Die Wolsztyner Eisenbahner haben es tatsächlich geschafft. Auch wenn von Einigen als Spielerei belächelt, halten sie die Fahne von König Dampf hoch! …  In der Zukunft kann tatsächlich ein touristischer Hotspot aus dem beschaulichen Wolsztyn werden. Und vor allem Dank der hervorragenden Marketingarbeit des Bürgermeisters Wojtek Lis kann sich die ganze Welt an den Wolsztyner Dampfrössern erfreuen.“ Hier lest erfahrt ihr viel Detailwissen über die Geschichte des Dampflokwerkes Wolsztyn:

Bastian Königsmann, pomnik parowoz, Die polnischen Denkmaldampflokomotiven. BoD Norderstedt 2020. ISBN 978-3-750-412019.

Eine Reise nach Wolsztyn in großpolen, rund 70 Kilometer von Poznan entfernt,  lohnt nicht nur wegen der dort noch täglich verkehrenden Dampfloks. In der Stadt und Umgebung gibt es viel Sehenswertes. Beispielsweise ein Museum zu Ehren des Nobelpreisträgers Robert Koch (der Mediziner war Kreisphysikus im damaligen Kreis Bomst mit Praxis in Wollstein). Eir werden es besuchen.

Pelna Para Wolsztyn

Ebenso kann man am Wochenende ein Museum, das an den im KZ Auschwitz umgebrachten Bildhauers Marcin Rozek erinnert, und ein Freilichtmuseum mit wiederaufgebauten Bauernhäusern, einer Bockwindmühle und landwirtschaftlichen Gerätschaften, gelegen an einem der zwei die Stadt umgebenden Seen, kennenlernen. Ich bin gespannt auf Wolsztyn. Es wird also ein recht lebendiges Wochenende für Eisenbahnfans. Also mit Volldampf nach Wolsztyn – Pelna Para.

Und auf Poznan , die Stadt mit mit ihren Verbindungen zu Potsdam  (Kaiser Wilhelm II. und Architekt Franz Schwechten) und einer von drei in Polen fahrenden Parkeisenbahnen. Nicht weit von Posen befindet sich zudem ein weitere Sehenswürdigkeit für Eisenbahnfans : die von einem Verein betriebene Schrodaer Kreisbahn.

Hier weitere Informationen zum Dampfloktreffen in Wolsztyn

13:45-15:10 Parade der Dampflokomotiven 18:00-21:00 Technische Pause

21:00-22:30 Spektakel „Licht – Dampf – Klang“.  22:30-24:00 Lokschuppen bei Nacht – farbenfrohe Beleuchtung des Lokschuppenbereichs

Mehr Info gibt es auf der Internetseite des Bahnbetriebswerkes:  https://www.parowozowniawolsztyn.pl/aktualnosc,86.html

Foto: PAROWOZY Z WOLSZTYNA

oder

Auf der täglich aktualisierten Homepage von Wojciej Lis. 

vielen Dank an Wojciej Lis und poland travel.

Fotos: poland travel, Wojcej Lis, Kärstin Weirauch

Noch ein Tipp: Wojciej Lis gibt, nicht nur für Eisenbahnfans, Tipps, wie man mit wenigen Worten und Redewendungen polnisch bei seinem Gegenüber ein Lächeln erzeugt. Schaut hier.