Wieder einmal nach Stettin (poln. Szczecin) fahren. Von Berlin bis in die Stadt an der Oder sind es knapp 140 Kilometer. Von Stettin aus bis zur Ostsee sind es dann noch einmal rund 60 Kilometer. Stettin bietet Programm für mindestens ein langes Wochenende. Mehr als die Hälfte der Stadtfläche besteht aus Wasser und Grünanlagen. Das viele Grün fällt auf. Stettin ist ein perfekter Ort für verschiedene Freizeitaktivitäten. Die einst flächenmäßig die drittgrößte Stadt Deutschlands präsentiert sich heute recht gastfreundlich. Sämtliche Prospekte sind auch in deutscher Sprache erhältlich, ebenso sind die Sehenswürdigkeiten perfekt ausgeschildert. Entlang der roten oder goldenen Route kann man die fächerförmig angelegte Stadt erkunden. Aber nicht nur die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten lohnt für mehr als zwei Tage zu besuchen.
Tipps für einen Wochenendausflug nach Stettin.
Auf der Oder, die sich hier verzweigt und zum Dammscher See (Jezioro Dąbie) weitet, bevor sie ins Stettiner Haff mündet, ist Sightseeing im Kajak oder mit Ausflugsbooten möglich. Stettin ist eine junge lebendige Stadt. Zur lockeren Atmosphäre im Stadtbild tragen auch die rund 50.000 Studenten bei. Das Stettiner Nachtleben, die Jazzklubs und Craftbierpubs, wie Cesky film, sind berühmt. Wirtschaftlich geht es aufwärts in der Euroregion. Der Seehafen ist nach dem in Danzig (Gdansk) der zweitgrößte Polens und nach wie vor ein Impulsgeber für die Wirtschaft im deutsch-polnischen Grenzgebiet. Mit dem ambitionierten Projekt „Szczecin floating Garden 2050“ will die über 400.000 Einwohner zählende Stadt künftig in neue Perspektiven vorstoßen.
Touristenmeile auf dem roten Pfad
Am besten besichtigt man Stettin zu Fuß. Die meisten historischen Gebäude und Sehenswürdigkeiten befinden sich im Zentrum, westlich der Oder. Die Sehenswürdigkeiten außerhalb der Innenstadt sind leicht mit dem Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln (Tram-Ticket gibt es in der Tram bzw. über App) oder mit dem Auto zu erreichen. Zwei Wege erleichtern die Besichtigung: die sogenannte rote städtische Touristenroute (Miejski Szlak Turystycny) sowie die Goldene Route für Fahrräder und Fußgänger.
Was man in Stettin/Szczecin sehen sollte
Die städtische Touristenroute ist sieben Kilometer lang, zählt 42 Stationen und führt zu den wichtigsten historischen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten. Sie ist leicht zu finden, denn eine rot gestrichelte Linie auf dem Gehweg (daher auch der Name „Roter Weg) kennzeichnet sie. Zusätzlich ist sie durch Kreise mit Nummern gekennzeichnet, die sich auf einzelne Stationen des Rundgangs beziehen. Bei jeder Nummer gibt es auch eine Infotafel mit Daten über die jeweilige Sehenswürdigkeit (die Infotafeln sind entweder direkt am Gebäude angebracht oder stehen frei in der Nähe). An den Infostellen der Touristeninformation und der Polnischen Gesellschaft für Touristik und Heimatkunde (PTTK) sowie in Buchläden ist ein Taschenführer mit dem Routenplan in verschiedenen Sprachen erhältlich. Die Route beginnt und endet vor dem Stettiner Hauptbahnhof.
Sehenswürdigkeiten Stettin
Die Goldene Route führt vom Schloss der Pommerschen Herzöge über den Plac Żołnierza Polskiego, die Aleja Papieża Jana Pawła II. und den Plac Grunwaldzski, durch die Grünanlage Jasne Błonia und den Park Kasprowicza, vorbei am Rusałka-See durch den Las Arkoński (Eckerberger Wald) bis zum Głębokie-See (Glambeck-See) am nordwestlichen Stadtrand. Auf der gesamten Strecke gibt es bequeme Radwege und Fahrradabstellplätze. Die Goldene Route ist mit Tafeln, die mit dem Stadtwappen gekennzeichnet sind, ausgestattet.
❏ Schloss der Pommerschen Herzöge
Vom Hafen bzw. der Hakenterrasse ist es nicht weit bis zum Schloss der Herzöge von Pommern. Der Renaissancebau dominiert die Stadtsilhouette. Im Zamek Książąt Pomorskich gibt es ein sehenswertes Schlossmuseum , dass sich dem Herzoggeschlecht der Greifen widmet. Für den Rundgang sollte man zwei Stunden einplanen. Eine Attraktion ist die Uhr, die der Stadt 1693 von Schweden geschenkt wurde. Dieses technisches Wunderwerk hat sieben Anzeigen, u.a. Mond, Stunde, Viertelstunde, zwei Zifferblätter u.a.). Das Wappentier der Herzöge, der Greif mit Löwenkopf und Adlerflügeln, findet sich nicht nur hier, sondern an vielen Häusern in Stettin.
Auf den Turm des Schlosses kann man steigen (204 Stufen). Der Blick über die Stadt und die Hafenanlagen ist lohnenswert. Der arkadengesäumte Innenhof wird u.a. für Konzerte, Mittsommerspektakel, Greifen-Festspiele und Weihnachtsmarkt genutzt. Auch gibt es im Schloss eine Oper mit beachtenswerten Aufführungen.
Stettin – Geburtsort von Katharina der Grossen
Geboren wurde sie als Prinzessin Sophie Auguste Friederike am 02.05.1729 im damals preußischen Stettin als erste Tochter des Fürsten Christian August von Anhalt-Zerbst und dessen Gattin Johanna Elisabeth, geborene Prinzessin von Holstein-Gottorp. Ihr Vater war preußischer General und Gouverneur von Stettin. Ihr Geburtshaus steht am Marienplatz in der Farna-Strasse. Auf der linken Seite das vorletzte Haus. Im Jahr 1742 zog die Fürstenfamilie von Stettin in das Schloss von Zerbst im damaligen Fürstentum Anhalt-Zerbst. Im Januar 1744 reiste sie mit ihrer Mutter auf Einladung der russischen Zarin Elisabeth Petrowna an den Zarenhof . Die Prinzessin von Anhalt-Zerbst war als Braut für den Thronfolger Russlands, für den Großfürsten Peter Fjodorowitsch, favorisiert worden.
In Russland erlernte Katharina die russische Sprache und konvertierte zum russisch-orthodoxen Glauben. Aus der Prinzessin von Anhalt-Zerbst-Dornburg wurde Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Katharina Alexejewna von Russland. 1754 gebar sie einen Sohn, den Großfürsten Paul Petrowitsch. 1762 verstarb die Zarin Elisabeth Petrowna und der Großfürst Peter Fjodorowitsch bestieg als Zar Peter III. den russischen Thron. Peter III. regierte nur sechs Monate, da seine Amtshandlungen, z. B. Friedensverträge mit Preußen und Säkularisierung der Güter der russischen Kirche sowie Bevorzugung deutscher Militärs in der russischen Armee, nicht von allen führenden Staatsmännern Russlands gebilligt wurden. Im Juni 1762 stürzte Katharina mit Hilfe der Gebrüder Orlow und anderer russischer Staatsmänner ihren Gatten und ließ sich als Zarin Katharina II. von Russland krönen. An ihrem Geburtshaus in Stettin erinnert heute eine Gedenktafel. Soweit die Geschichte.
Tipp: Speisen und Trinken im Schlossrestaurant
Gut Essen und Trinken kann man im Schlossrestaurant. Der Besitzer Bolek Sobolewski begrüßt uns und zeigt uns die historisch gestylten Räume. Die antiken Tapeten sind übersät mit Autogrammen von Stars der internationalen und polnischen Musikszene. Denn es ist die Stammkneipe des Stettiner Opernensembles.
Leider schloss das beliebte Restaurant im Sommer 2023.
Interessant und einladend sind die Gerichte der polnischen Küche sowie der originale Stettiner Kaffee. Erhältlich auch das von ihm verfasste History- und Kochbuch „Die Küche der Greifen“ mit vielen Geschichten über Stettin und das Greifengeschlecht, natürlich garniert mit vielen Rezepten. Bolek Sobolewski kann perfekt deutsch und erzählt gern aus seinem Leben, gibt ‚Tipps für den Besuch im liebenswerten Stettin.
❏ Tunnel unter dem Schloss von Szczecin
Wissenschaftler und Ingenieure entdeckten im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Terrassengärten am Nordhang des Schlosses der Pommerschen Herzöge in Szczecin (Stettin) ein bis dato unbekanntes Tunnelsystem. Diese sollen künftig touristisch genutzt werden. Nachdem 2020 zunächst eine bis dahin unbekannte Stahlbetonkonstruktion aus dem frühen 20. Jahrhundert unter dem Schloss gefunden wurde, entdeckten Archäologen einen aus Ziegeln gemauerten Gang. Dessen Entstehungszeit konnte nach ersten Untersuchungen des verwendeten Materials grob in das Hochmittelalter datiert werden. Bisher wurden insgesamt 270 Meter Tunnelbauten in rund 16 Metern Tiefe gefunden. Unter dem Nordflügel verlaufen 65 Meter, 25 davon machen mittelalterliche Ziegeltunnel aus. Die Höhe der Bauten liegt um die zwei, ihre Breite zwischen gut einem und zweieinhalb Metern. Künftig soll das unterirdische System für den Besucherverkehr freigegeben werden. An der Nordterrasse des Schlosses wird zurzeit der Hang aus natürlichem Gestein und Schutt von Wildwuchs befreit. Künftig soll eine neue Treppe zum Schloss durch zwei neu angelegte Gärten im Stil der Renaissance führen. www.zamek.szczecin.pl
❏ Altes Rathaus am Heumarkt
Nächste Station unseres Rundganges ist das im 15. Jahrhundert erbaute Alte Rathaus (Stary Ratusz) mit einem gotischen Ziergiebel an der Nordseite und einem Barockgiebel an der Südseite. Wer sich für Stadtgeschichte und Stettins Rolle in der Hanse interessiert, für den ist ein Besuch im Museum der Stettiner Stadtgeschichte (Muzeum Historii Szczecina) ein Muss. Die Sammlung dokumentiert die bewegte Geschichte der Stadt unter Schweden, Dänen, Franzosen, Preußen und Polen.
Rund um den Altmarkt Rynek Sienny erstreckt sich die Altstadt, die in den vergangenen Jahren in einer Mischung aus alten und modernen Formen wieder aufgebaut wurde. Dort gibt es zahlreiche Cafés und Restaurants. Wir waren beispielsweise in einem brasilianischen Restaurant, es ist wohl das einzige in Polen. Die Küche und der Service waren phänomenal. Empfehlenswert auch Gaststätten mit polnischen Gerichten, u.a. Bigos, Piroggen und der polnischen Sauermehlsuppe Zurek. Sie schmeckt so, als wenn Oma die Kartoffelsuppe das dritte Mal aufwärmt: lecker.
Im Ratskeller lohnt auch die Gasthausbrauerei Wyszak einen Besuch..
Weitere Sehenswürdigkeiten
❏ Die Kathedrale von Stettin
Die Jakobskathedrale (Katedra św. Jakuba) wurde im Stil der Backsteingotik im 13. bis 15. Jahrhundert errichtet, später mehrfach zerstört und 1971 umfangreich wiederaufgebaut. Man fährt bis auf 60 Meter zur Aussichtsplattform auf den mit 100 Meter zweithöchsten Kirchturm Polens. Auf halber Höhe wechselt man den Aufzug. Die Kirche war von der Reformation bis 1946 evangelisch. Heute ist der Dom eine Basilika minor. Der Blick über Stettin und das Stettiner Haff ist einzigartig. Hier einige Impressionen.
In der im 2. Weltkrieg zerstörten und in den 60er Jahren wiederaufgebauten Kirche begeistert nicht nur das Innere mit Altar und vielen Kunstwerken.
Herz des Komponisten Carl Loewe
Er hatte in seiner Zeit einen guten Ruf als Dirigent, Pianist und auch als Konzertsänger. Loewe war 46 Jahre Kantor und Organist an der Jakobskathedrale. Sein Grabmal befindet sich auf dem Parkfriedhof Eichhof bei Kiel. Sein Herz ist auf Loewes Wunsch wieder nach Stettin gekommen, in einem gemauerten Pfeiler, links von der Orgel.
Hier weitere Informationen zu Carl Loewe, der aus Löbejün bei Halle/Saale stammt.
Zwei berühmte Orgelbauer
Die Kathedrale St. Jakob, eine gotische Hallenkirche, ist eine der größten Kirchen Pommerns und entstand ab dem 14. Jahrhundert an der Stelle eines 1187 gegründeten Vorgängerbaus. Ältester Baauteil ist der Chor, um 1375 entstanden; das Langhaus wurde um 1400 errichtet und der Turm im Jahr 1504 vollendet. Die Orgel stammt vom Dresdner Orgelbauer Matthias Schuler, nach dessen Tod 1697 Art Schnitger die Arbeit fortsetzte. Eines der Kirchenfenster ehrt die in Ausschwitz ermordete Edith Stein.
Heiliger Otto Bischof von Bamberg, Glaubensbote in Pommern, Fest (30. September)
Der hl. Otto von Bamberg stammte aus schwäbischem Adel, war zuerst am Hof des Polenherzogs Wladislaw, trat in den Dienst Kaiser Heinrichs IV., wurde 1101 Kanzler des Reiches und 1102 Bischof von Bamberg. Er wirkte eifrig für den Frieden zwischen Kaiser und Papst, gründete und reformierte zahlreiche Klöster und missionierte seit 1124 in Pommern. Er starb am 30. Juni 1139 zu Bamberg und wurde in der Benediktinerabtei Michelsberg beigesetzt. In der Diözese Bamberg wird sein Fest am 30. September begangen.
Besucher sollten wissen: Stettin bietet nach den verheerenden Bombenangriffen und den den Plattenbauten aus der sozialistischen Ära keine geschlossene Altstadt mehr, beeindruckt aber mit einigen historischen Backsteinbauten, dem Schloss der Pommerschen Herzöge und der imposanten Hakenterrasse. Rund um den Heumarkt mit dem Alten Rathaus entstanden zwei Häuserzeilen neu.
Hier ein weiterer Bericht auf einfachraus.eu über Stettin.
Blick vom Turm der Kathedrale auf die Altstadt von Stettin mit altem Rathaus, der Westoder und Heumarkt mit den Hansegiebeln
❏ Peter- und-Paul-Kirche
Die Peter-und-Paul-Kirche (Kościoł śsw. Piotra i Pawła), älteste Kirche Stettins, ist auffällig verziert mit rotem und schwarzem Ziegelwerk und Terrakottaköpfen. Im gotisch-barocken Innenraum begeistert das bemalte Holzgewölbe aus Schiffsplanken.
❏ Mieczysław-Karłowicz-Philharmonie: preisgekrönt
Ein Highlight zeitgenössischer Baukunst ist die von dem spanisch-italienischen Architektenteam Veiga und Barozzi geplante Philharmonie (Filharmonia Mieczysława Karłowicza), eröffnet im Jahr 2014. Die weißen Fassaden mit ihren scharfen Kanten und hohen Spitzdächern wirken leicht wie Satinvorhänge oder aus Papier gefaltete Flugzeuge. Jeder Betrachter hat so seine eigenen Beschreibungen. Im selben Jahr mit dem Eurobuild Award als schönstes Kulturgebäude Europas, dem renommierten van der Rohe Award, es ist der renommierteste europäische Architekturpreis. Abends kann das Gebäude stimmungsvoll in verschiedenen Farben von innen heraus beleuchtet werden. Das klare, helle Foyer bildet den Auftakt für die beiden Konzertsäle, die in Gold und Schwarz gehalten sind. Architektur und Orchester garantieren höchsten Genuss für Augen und Ohren.
❏ Dialogzentrum Umbrüche in Stettin/Szcecin
Dependance des Nationalmuseums Stettin ist das der Philharmonie benachbarte Dialogzentrum Umbrüche (Centrum Dialogu Przełomy). In dem 2016 als World Building of he Year prämierten Museum dokumentiert eine multimediale Ausstellung die jüngere Geschichte Pommerns und Stettins mit Schwerpunkten auf die Umbrüche der Jahre 1970 bis 1989.
Das Dialogzentrum, das sich als Außenstelle des Stettiner Nationalmuseums der jüngeren Geschichte der Stadt widmet, entstand am zentralen plac Solidarności. Sanft steigt dort der granitene Boden des Platzes an, um schließlich auf der anderen Seite die Eingangsfront des größtenteils unterirdisch gelegenen Museums freizugeben. Das Anfang 2016 eröffnete Zentrum ist in fünf Teilen gegliedert. „Genese – Der Fremde unter seinesgleichen“ ist der erste Teil der Ausstellung überschrieben, der sich mit der Zeit nach 1945 befasst. Themen sind der fast vollständige Bevölkerungsaustausch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Situation der Neuankömmlinge an der neuen deutsch-polnischen Grenze und die erste Zeit der Volksrepublik mit der Entwicklung der Stadt zum bedeutenden Werftstandort und der Propaganda der damaligen Zeit. „Dezember 1970/Januar 1971 – Die ungehörige Stadt“ ist der zweite Ausstellungsteil überschrieben, der sich den Streiks und politischen Protesten der damaligen Zeit widmet. „August 1980/Dezember 1981 – Der Weg in die Freiheit“ lautet das dritte Kapitel, das sich den Streiks der damaligen Zeit widmet, die zum Erstarken der Gewerkschaft Solidarność und zur Verhängung des Kriegsrechts führten. „August 1988/Juni 1989 – Anfang und Ende“ beleuchtet den Prozess der politischen Wende in Polen, an dessen Ende der Zusammenbruch des gesamten Systems der Warschauer Blockstaaten stand. Der fünfte Teil bietet Platz für wechselnde Ausstellungen. Als Gebäude und Platz zugleich ist die Anlage auch eine Synthese der Geschichte des Ortes.
❏ Hakenterrassen und Oderpromenade
Die 500 Meter lange Hakenterrassen (Wały Chrobrego), eines der Wahrzeichen Stettins, ließ der damalige Oberbürgermeister Hermann Haken ab 1902 als Prachtboulevard und Aussichtsterrasse hoch über dem Oderufer anlegen. Wuchtige repräsentative Bauten, heute Sitz von Seefahrtsschule, Teil des Nationalmuseum (mit maritimer Sammlung) und Wojewodschaftsamt, bilden eine eindrucksvolle Kulisse. Einst stand dort das Fort Leopold und bewachte die Schiffseinfahrt in den Stettiner Hafen. Unterhalb der Hakenterrassen liegen zu den alle zwei Jahre veranstalteten Tall Ship Races die aus vielen Ländern kommenden Großsegler und mehr als 100 weitere Segelschiffe.
Zwei Pavillons flankieren die breite Treppe zwischen den Terrassen, die über eine rundgeschwungene Plattform und um ein großes Wasserbecken mit Springbrunnen herum zum Fluss hinunterführt. Vom dortigen Anleger starten die Ausflugsschiffe zur Hafenrundfahrt. Auch vereinzelt Stettin anlaufende Flusskreuzer, wie das von Peter Grunewald gesteuerte MS Sans souci oder die „Katharina von Bora“ von nicko cruises, legen hier an.
The Tall Ships Races
Krzysztof Soska, Stellvertreter des Stadtpräsidenten von Stettin, sagt, dass Stettin aus der früheren Randlage immer mehr in das Zentrum Europas rückt. In die Euroregion werde auch Vorpommern mit einbezogen. Sein Wunsch sei es auch, dass die deutsche Sprache verstärkt vermittelt werden soll. Schon jetzt boomt die Wirtschaft rund um Szczecin (Stettin). Es gibt florierende Unternehmen in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur, Transport und Logistik sowie Tourismus. Die Stadt verfüge über zahlreiche moderne Hotels, wie auch individuelle Appartements.
Hier einige Tipps für ein KulturWochenende in Stettin.
Stettin/Szczecin: Weitere Sehenswürdigkeiten
❏ Das wohl älteste Kino der Welt
Das offizielle Eröffnungsdatum des Kinos an diesem Ort war der 26. September 1909. Andere Quellen sprechen von 1907. Sein Name wurde mehrmals geändert, auf seinen Spielplänen standen im Laufe der Jahre Stummfilme, deutsche Propagandafilme und schließlich moderne Produktionen. Es ist das älteste, bis auf Kriegszeiten ohne Unterbrechung funktionierende Kino der Welt. Zumindest laut Eintrag im Guiness Buch der Rekorde.
Nach seinem Umbau 2002 trägt es den Namen „Pionier 1907“. Heute finden in zwei Sälen Vorführungen statt, im historischen Hauptsaal und im „Kiniarnia“. Hier kann der Gast während der Filmvorführung einen Kaffee genießen.
❏ Klappbrücke über die Westoder
Die Brücke wurde 1933 bis 1935 gebaut und nach 1945 wieder aufgebaut. Die Brücke ist rund 260 Meter lang, der bewegliche Bogen auf der Stettiner Seite ist 17,35 Meter lang, fünf Meter breit und 163 Tonnen schwer.
Denkmal der Ingenieurbaukunst
Das Öffnen und Schließen dauert 120 bis 240 Sekunden. Alles wird mit einem Induktionsmotor aus dem Jahr 1935 mit einer Leistung von nur 27 Kilowatt betrieben. Das Gewicht des Bogens wird durch ein Gegengewicht von 93 Tonnen ausgeglichen – ein Patent des amerikanischen Ingenieurs William Scherzer. Ein wahrhaft toll funktionierendes technisches Denkmal. Nach der Elektrifizierung der Bahnlinie wurde die Infrastruktur nur durch feste Teile der Brücke geführt, während der bewegliche Teil bis heute ohne sie auskommt – der Zug rollt nur dank seines Schwunges weiter. Das Bauwerk ist in dem Film „Brücke“ verewigt, der 2004 eine Oscar-Nominierung für den besten Kurzfilm erhielt. Wie kommt man hin zur Brücke ? Ich bin auf der Oder von Schwedt mit MS „Sans Souci“ nach Stettin gekommen und wir haben die Brücke passiert. Es war ein Schauspiel, wie das Video hier zeigt. Ansonsten hier die Anfahrtsbeschreibung: Die Brücke ist über die Florian-Krygier-Straße zu erreichen, Haltestelle Autostrada Poznanska, Szczecin Podjuchy, Szklana Straße. Es ist auch möglich, die Brücke mit dem Zug zu überqueren – alle Verbindungen der Route Szczecin-Podjuchy.
❏ Kunsthaus Trafostacja
Neben der Philharmonie sowie dem benahcbarten unterirdischen Museum “Centrum Dialogu Przełomy” gehört das Kunsthaus Trafo mit seinen spektakulären Ausstellungen zu den neuen Sehenswürdigkeiten von Stettin. Demnächst zählt auch das Maritime Bildungszentrum Morski Centrum nauki dazu.
❏ Museum für Technik und Kommunikation
Da wir schon bei historischer Technik sind, empfehle ich euch unbedingt noch einen Besuch des Museums für Technik und Kommunikation von Stettin. Das tolle Museum befindet sich im Gebäude des ehemaligen Straßenbahndepots, erbaut im Jahr 1907. Die Station ist ein Kopfbahnhof, das heißt, die Gleise enden in den Hallen. Es ist eines der interessantesten Einrichtungen dieses Typs in Stettin. Ihr attraktives Aussehen wird durch das schräge Dach und ein verglastes Tympanon mit einer Uhr in der Mitte betont.
Die Dauerausstellung des Museums präsentiert die Geschichte der Autoindustrie in Stettin: zum Beispiel die der Automarke Stoewer, die einst weltberühmt war und heute kaum noch bekannt ist. Man kann der Stadtverwaltung von Stettin nicht genug danken, dass sie 2019 durch einen beherzten Ankauf die Sammlung von Manfried Bauer nach Stettin zurückbrachte. Denn dort entstanden die Stoewer-Limousinen bis 1945. Mehr über Stoewer, seine Autos, Fahrräder und Nähmaschinen findest Du im folgenden Beitrag auf einfachraus.eu
Für den Besuch des Museums sollte man zwei Stunden einplanen. Denn man kann alle wichtigen Fahrzeuge aus polnischer Produktion sehen. So die Motorräder „Junak“ aus der Stettiner Motorradfabrik und „Smyk“, den Prototyp eines Kleinwagens. Besonders interessant ist der Prototyp von „Wszędołaz“, der eine Mischung aus dem Kleinwagen „Maluch“ und einem Kettenfahrzeug ist. Außerdem gibt es Straßenbahnen, Busse und Feuerwehrfahrzeuge zu sehen sowie den letzten in Polen hergestellten Gokart.
Wir waren im Technikmuseum, lest unsere Eindrücke über den Besuch.
Mehr über die Stoewer Fahrräder und Schreibmaschinen: hier
Einige Tipps für Essen und Trinken in Stettin/Szczecin
Schlossrestaurant im Schloss
Eine Spezialität des Restaurants sind eingelegte Heringe sowie typische Speisen aus der polnischen Küche. Eine Vorbestellung ist empfehlenswert. Das Restaurant wurde mehrfach im Michelin und im Feinschmecker erwähnt. Der Chef ist ein Unikum und erzählt gern über polnische Speisen und Tischgewohnheiten.
Adresse: N`a Kuncu Korytarza Restaurant Korsarzy 34, Stettin 70-540, Tel.: +48 601 732 300, Mehr im Internet hier.
Brasilianisches Restaurant
Brasileirinho Brazilian Cuisine & Bar, Sienna 10, Stettin 70-542, +48 91 432 92 53, es gibt eine deutsche Speisekarte. Hier die Homepage: Brasileirinho Brazilian Cuisine & Bar
Neue Brauerei: Nowy Brewery
- rustikales Ambiente und typisch polnische Gerichte, aber auch Pizza aus dem Steinofen und Salate, dazu gibt es frisch gebrautes Bier. Mehr im Internet hier http://nowybrowar.pl
Partyzantów 2, 70-222 Szczecin,Tel. +48 91 433 54 84,
Stettin hat 5 Gasthausbrauereinen, demnächst erfahrt ihr hier mehr darüber.
Touristinformation u.a. im Bahnhof sowie im Schloss
Hier die Internetseite https://visitszczecin.eu
Höhepunkte im Stettiner Kultursommer
- im Juni „Tage des Meeres“ und Sonnwendfeier
- im Juli „Festival des Straßentheaters“
- im August internationales Feuerwerksfestival „Pyromagic“ und die viertägigen „Tall Ship Races“, Treffen der schönsten Großsegler der Welt
❏ Übernachtungstipps für Stettin
RADISSON blu
- zentral gelegen im Pazim Businesscenter mit schönen Superior-Zimmern und gutem Frühstücksbuffet
- mit großem Spa Baltica,
- mit Feinschmeckerlokal „Renaissance“, Nightclub „Coperniklus“ und benachbartes höchstgelegenes Café der Stadt, „Cafe 22“. Weitere Infos unter www.radissonblu.com
Was man sich in Stettin/Szczecin noch anschauen sollte:
❏ Bunker unter dem Hauptbahnhof von Stettin (Touren zu Kalter Krieg und 2. Weltkrieg)
❏ Zentralfriedhof im Südwesten von Szczecin
ist mit 170 Hektar Fläche der drittgrößte Stadtfriedhof in Europa nach Wien, Hamburg und dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof. Auf dem Friedhof steht die Skulptur ‚“Mutter Erde“ von Ernst Barlach. Im Lapidarium befindet der Grabstein des Ehepaares Haken. Einfachraus besuchte den Stettiner Friedhof.
Übrigens folgt unser Lieblingsfriedhof, der Stahnsdorfer Südwestkirchhof bei Berlin, auf Platz 4. Dort wurde Ludwig Manzel begraben. Manzel gilt als der Schöpfer des Manzelbrunnens an der Hakenterrasse in Stettin. So schließt sich der Kreis.
❏ Villa Lentze (Willa Lentza)
Nach umfangreicher Restaurierung ist sie ein neuer kultureller Treffpunkt in Stettin. Nach Anmeldung (über Internet) kann sie besichtigt werden. Temporäre Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen finden hier statt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Lentz-Villa (Willa Lentz)
al. Wojska Polskiego 84, 70-482 Szczecin
Mehr im Internet unter www.willa-lentza.pl
Der Bismarckturm
auf den Oderhängen am Rand von Stettin, mehr dazu hier
Weitere Informationen zu Stettin findet ihr unter:
Hier geht es zum wunderbaren Stettin-Panorama
Hier geht es zur Buchungsseite der Deutschen Bahn
Demnächst gibt es hier weitere Ausflugstipps/Sehenswürdigkeiten in und um von Stettin:
Weingut Kojder
Kamien` Pomorski mit den Orgelfestspielen
Wikingerdorf Wollin/Jombsorg (experimentelle Archäologie)
Groß Born/Borne Sulinowo (150 km von Stettin entfernt) mit Teilen des Ostwalls)
Mehr über Reiseziele in Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt: www.polen.travel
Polen-Info:| Polnisches Fremdenverkehrsamt, Hohenzollerndamm 151
14199 Berlin, Telefon: 030 / 210 09 20, Öffnungszeiten: Mo-Fr., 9.00-16.00 Uhr
Alle Fotos: Dieter Weirauch
Informative und auch vergnügliche Stadtführungen in Stettin macht Hannes Sturm von Kultoursturm.de
Der Stettinfan spricht fließend polnisch, er schreibt auf seiner Homepage u.a. „Stadttouren nach Stettin: „Als Pensionär im „Unruhestand“ möchte ich Menschen, die offen für Neues sind, auf meine fröhliche Art beim „mutigen“ Schritt in Richtung Osten unterstützen. Für fast alle Altersklassen biete ich interessante Schnupperbesuche nach Stettin, der Hauptstadt der Wojewodschaft Westpommern mit ihren tollen Kultur- und Freizeitangeboten an. Ich spreche fließend Polnisch. Nach mehr als 20 Sprachkursen in Krakau und zahlreichen Besuchen anderer Orte Polens kann ich viel über Land und Leute berichten. Ein gelungener Ausflug ist garantiert, wenn Sie selbst eine Gruppe aus fröhlichen Leuten zusammenstellen. Nach Stettin und zurück fahren fünf Personen per Bahn mit dem BB-Ticket schon für rund sechs Euro pro Person. Weitere Infos über individuelle Programmwüsche und Kosten gern in persönlichem Gespräch. “ Infos und individuelle Buchung unter: E-Mail info@kultoursturm.de Homepage von Hannes Sturm
Hier erlebten wir ein Wochenende in Stettin, lasst euch inspirieren.
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