In Polen gibt es 5000 Kilometer Pilgerwege. Immer öfter erklingt in Polen auf den Jakobswegen Polens immer häufiger der internationale Pilgergruß „Buen Camino“. Emil Mendyk ist Vorsitzender des Vereins der Freunde des Jakobswegs in Polen, der sich dort um rund die Hälfte des Netzes von Jakobswegen kümmert. Andere Teile werden von lokalen und regionalen Initiativen betreut. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer sorgen dafür, dass die Wege gepflegt werden. Mit Hilfe von regionalen Fördermitteln konnte allein im vergangenen Jahr auf rund 600 Kilometer Länge die Beschilderung erneuert werden.
Jakobswege sind digital erfasst
Außerdem hat der Verein die Wege digital erfasst und ins Internet gestellt. So können Interessierte auf zwei mehrsprachigen Websites den Verlauf der Strecke anschauen und finden dort Informationen über die Streckenbeschaffenheit, Sehenswürdigkeiten oder Unterkünfte. E-Books mit detaillierten Beschreibungen gibt es bisher nur in polnischer Sprache. Das gesamte Netz der Jakobswege in Polen umfasst Strecken von mehr als 5.000 Kilometer, meist führen sie über Feld- und Waldwege, seltener über wenig befahrene Nebenstraßen. Drei große Hauptwege durchqueren Polen. Ganz im Norden verläuft der Pommersche Jakobsweg vom russischen Kaliningrad (Königsberg) kommend über Gdańsk (Danzig) entlang der Ostsee und über das Seebad Świnoujście (Swinemünde) oder die Hafenstadt Szczecin (Stettin) weiter nach Mecklenburg-Vorpommern.
Eine zweite Hauptroute verläuft von Litauen kommend durch Masuren, über die Städte Toruń (Thorn) und Poznań (Posen) und weiter durch die Woiwodschaft Niederschlesien nach Görlitz. Diese Route vereint sich wenige Kilometer von Görlitz mit dem Pilgerpfad entlang der historischen „Via Regia”. Der kommt aus Richtung L’viv (Lemberg) in der Ukraine und führt über Kraków (Krakau) und Wrocław (Breslau) Richtung Westen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Zubringer. Letztlich haben alle Wege die Kathedrale im nordspanischen Santiago de Compostela zum Ziel, wo sich in einem Schrein die Gebeine des Apostels Jakobus befinden sollen.
Auch Deutsche pilgern in Polen
Gelegentlich begleitet Emil Mendyk, der hauptberuflich als Reiseführer in seiner Heimat Niederschlesien arbeitet, auch kleinere Gruppen auf Abschnitten des Jakobswegs, meist sind es aber individuelle Pilger, die sich auf den Weg machen, sich von dem Symbol der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund leiten lassen, die innere Einkehr oder auch eine persönliche Herausforderung suchen. Unterwegs können sie in Jugendherbergen, auf Ferienbauernhöfen oder in kleinen Pensionen übernachten. Übernachtungsmöglichkeiten in Klöstern oder in Pfarrgemeinden gebe es in Polen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch wenig, meint Emil Mendyk. „Dort ist man bisher eher auf größere Wallfahrten eingestellt.“ Individuelle Pilgertouren seien eher selten, würden aber seit einigen Jahren immer populärer. Auch von deutschen Gästen erhält Mendyk immer mehr Anfragen.
Am 7. Mai 1946 verfügten die Behörden eine Umbenennung der alten ostpreußischen Stadt in Kętrzyn, wobei der polnische Historiker Wojciech Kętrzyński als Namenspate diente. Heute leben hier nach der Flucht oder Vertreibung der deutschen Bevölkerung um die 28.000 Bürger der Dritten Polnischen Republik.
Wer auf einem Teil des großen Netzes an Jakobswegen in Polen pilgern möchte, hat die Qual der Wahl. Die Routen entlang der Ostseeküste und durch Masuren zeichneten sich durch die Schönheit und den Abwechslungsreichtum der Landschaft aus. Auf der Via regia von Krakau nach Görlitz gelange man zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten und habe ein dichtes Netz an Übernachtungsplätzen.
Mendyk empfiehlt Interessierten, sich auf der Website seines Vereins vor der Reise anzumelden und sich einen Pilgerpass zu besorgen. Dort können nicht nur die Stationen der Reise dokumentiert werden, der Pass bietet auch Einlass in manche kirchliche Einrichtungen und gibt den Pilgern zudem ein Stück Sicherheit auf der Reise. So erinnert er sich an einen Pilger, der unterwegs seinen Fotoapparat vergessen hatte. Durch die aufgenommen Fotos und mit Hilfe der Anmeldung konnte der Besitzer ermittelt werden.
Infos zum Pilgern in Polen:
Ein Pilgerpass kann zum Preis von umgerechnet etwa vier Euro über die Website des Verbands www.camino.net.pl bestellt werden. Auf der Seite gibt es auch interaktive Karten der einzelnen Routen sowie zahlreiche weitere Informationen in deutscher Sprache. Detaillierte Karten und Routenbeschreibungen in deutscher Sprache gibt es auch auf der Seite www.camino-europe.eu, die die Jakobswege in Polen und mehreren anderen europäischen Ländern präsentiert.
Allgemeine Informationen über Reisen nach Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel
Was wir auf einer Schiff-Radreise (mit DNV-Tours) in den Masuren erlebt und wo wir Stationen des Jakobsweges erlebt haben, lest ihr hier.
Hier ein Beitrag über Sehenswürdigkeiten in Stettin und die Wojewodschaft Pommern.
Hinterlasse einen Kommentar