Sehenswürdigkeiten in Schlesien: von Pałac Pakoszów Wernersdorf über Schweidnitz zum Pałac Gruszów Birkholz

Schlösser erkunden am Riesengebirge

Auf Schlössertour in das Hirschberger Tal, rund eine Stunde von Görlitz (und vier Stunden von Berlin) entfernt. Ende Mai 2022 besuchten wir einige der schönsten Schlosshotels und Herrenhäuser in Niederschlesien. Im 18. und 19. Jahrhundert, als dort preußische Könige und viele Berühmtheiten sich dort erholten, wurde die Gegend um Jelena Gora (Hirschberg) auch das  „Schlesische Elysium“ genannt. Keine Landschaft in Europa zählt auf so engen Raum mehr Schlösser und Burgen.  Preußens Starachitekt Karl Friedrich Schinkel, sein Schüler Friedrich August Stüler und der Gartenkünstler Peter Josef Lennè hinterließen ihre Spuren.Doch es blieb nicht bei unserem Schlösser-Gucken, wir trafen auch auf charmante Städte (Schweidnitz und Jauer mit ihren zum UNESCO-Welterbe gehörenden Friedenskirchen), sowie auf das größte Schloss Schlesiens: den Fürstenstein/Kiasz. Immer im Blick hatten wir die 1600 Meter hohe Schneekoppe, den berühmtesten Gipfel des Riesengebirges. Bevor wir nach Breslau/Wroclaw fuhren, machten wir zwei Tage bei Kinga und Tomasz Kwaterski auf Schloss Birkholz/Pałac Gruszów Station. Das kleine Dorf Gruszów ist 8 Kilometer von Schweidnitz/Świdnica entfernt und eignet sich für Ausflüge in eine reizvolle Umgebung, so in das benachbarte Kreisau mit dem Gut und Ausstellungen zum Kreisauer Kreis.

❏  Lomnica (Lomnitz) – das Wunder von Lomnitz

Die erste Schlossanlage mit einer wunderschönen Parkanlage erlebten wir in Łomnica (Lomnitz). Über Generationen lebte hier das schlesische Adelsgeschlecht von Zedlitz. 1835 erwarb der preußische Gesandte am sizilianischen Hof Carl-Gustav von Küster das Rittergut und ließ das Große Schloss durch den Architekten A. Tollberg im  biedermeierlichen Stil umbauen. Es verfiel ab Ende der 70er Jahre, auch der Park, die Hofanlagen und das Witwenschloss befanden sich zur Wendezeit in  einem denkbar schlechten Zustand. 1992 erwarb der Enkel der letzten Besitzerfamilie Ulrich von Küster mit seiner Frau Elisabeth, geb. von Ebner-Eschenbach, die Schlossruine und begann gemeinsam mit dem deutsch-polnischen „Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur e.V.“ schrittweise den Wiederaufbau.

Partie am Schloss Lomnitz im Hirschberger

Fabelhaft restauriert: Schloss Lomnitz im Hirschberger

Lomnitz Hirschberger Tal Polen

Im Witwenschloss Lomnitz logiert es sich gut

Bei unserem ersten Besuch um 2003 konnten wir schon die ersten Baumaßnahmen am Witwenschloss erleben. Bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse vor dem kleinen Schloss blickten wir damals schon in den schönen Park und bewunderten die Kraft und Ausdauer, mit der die junge Familie ihre Pläne Schritt für Schritt verwirklichten. Bei unserem jetzigen Besuch saßen wir im ehemaligen Gutshof zur Mittagspause. Sahen dem Treiben auf dem Hof zu und freuten uns auf Zurek, eine herzhafte polnische Sauerteigsuppe (vergorenes Roggenschrot, Wasser, Zwiebeln, Knoblauch, Kartoffel, polnische Wurst und Ei), früher ein Armenessen, für uns eine Delikatesse. Im Anschluss schauten wir noch in den Laden, in dem Leinenprodukte verkauft werden. Eine Erinnerung an den einst einflussreichsten Hirschberger Leinenhändler Christian Mentzel, in dessen Besitz sich das Gut seit 1738 befand. Eine Ausstellung informiert im Schloss Lomnitz (teilweise diogital) über die Schlösser und Gutshöfe im Hirschberger Tal.

Die Seite von talderschloesser.de fasst das „Wunder von Lomnitz“ treffend zusammen: „Schritt für Schritt wurde das gesamte Anwesen wiederbelebt. Im Schlosspark am Ufer des Bóbr (Bober) kann man jetzt wieder die Handschrift des genialen Gartenbaumeisters Peter Joseph Lenné erkennen, im Hauptschloss wurden barocke Wandmalereien rekonstruiert, die Räume mit antikem Mobiliar ausgestattet. Das Schloss dient heute als Museum, in dem man die Atmosphäre in einem schlesischen Adelsschloss des frühen 19. Jahrhunderts spüren kann. Zuletzt entlockte man dem Keller seine Geheimnisse, legte alte Fußböden und einen Brunnen frei und ermöglicht Besuchern auch einen Blick in die alte Schlossküche.

Blick in den Leinenladen auf dem Gutshof von Lomnitz

Blick in den Leinenladen auf dem Gutshof von Lomnitz

Zuletzt wurde der Gutshof neu belebt und damit die alte Verbindung von Schloss und Gut wiederhergestellt. Viel erleben können dort große und kleine Gäste. Ein Hofladen für regionale Produkte und Designer-Mode aus Leinen, ein Stall für Reitpferde, Schafe und Schweine, Bäckerei und Schmiede, eine Gutsküche sowie ein Restaurant mit ländlichen Gerichten und Spielecke für Kinder haben dort Platz gefunden.Beliebt bei Gästen und Bewohnern der Umgebung sind die zweimonatig stattfindenden Märkte mi regionalen Erzeugnissen.

Durch den Aufschwung der Schlossanlage scheint auch der Ort aus seinem Dornröschenschlaf gerissen, überall sieht man frisch gestrichene Fassaden, mit Gästezimmern, kleinen Geschäften oder Gaststätten möchten die Menschen am touristischen Aufschwung teilhaben.“

 

Hier auf der Homepage geht es zu Schloss Lomnitz

❏  Schloss Schildau / Pałac Wojanowie

Auch mit einem von Lenne´ gestalteten Park und von Schinkel gebauten Schloss zieht uns Schildau in seinen Bann. Das heutige Hotel befindet sich quasi vis a vis von Lomnitz.

Schloss Schildau im Hirschberger Tal

Schloss Schildau im Hirschberger Tal,

Schildau gehört ebenso wie Lomnitz zur Kulturlandschaft des Hirschberger Tals und hat eine Historie,  die bis ins Jahr 1281 zurückreicht. Nikolaus von Zedlitz auf Nimmersath baute 1603 ein neues Renaissanceschloss, das während des Dreißigjährigen Krieges um das Jahr 1642 von den Schweden niedergebrannt wurde. Der Wiederaufbau begann 1667 unter dem Besitzer Christoph von Zedlitz. Unter einem neuen Besitzer wurde es ab 1723 zu einen barocken Palast umgebaut. 1832 wurde es erneut vollständig umgebaut. Der Umbau erfolgte im Stil der Neogotik, die Handschrift der Schinkel-Schule ist unverkennbar. 1839 kaufte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen das Landgut und schenkte es seiner Tochter Luise von Preußen und ihrem Mann, einem niederländischen Prinzen. Der König selbst hatte seinen Sommersitz im benachbarten Schloss Erdmannsdorf, sein Bruder Prinz Wilhelm im benachbarten Schloss Fischbach/Karpnicki.

Blick auf Schildau

Blick auf Schildau

Das Schloss Schildau (polnisch Pałac w Wojanowie) liegt im Dorf Schildau (Wojanów) in der Gemeinde Mysłakowice (Zillerthal-Erdmannsdorf)

Letzer Besitzer bis 1945 war Konsul Kurt Effenberg. Im Zweiten Weltkrieg diente das Anwesen als Arbeitslager für Kriegsgefangene. Das Schloss überstand den Zweiten Weltkrieg unzerstört, wurde aber im Jahr 1945 geplündert und ausgeraubt. Nach dem Krieg fiel das Anwesen an den polnischen Staat. Es wurde als Verwaltungsgebäude eines staatlichen Landwirtschaftsbetriebes und als Ferienheim genutzt. In den 1990er Jahren stand es leer und sein Bauzustand verschlechterte sich, bis es zur Ruine verfiel. 1995 begann die Renovierung, aber im 2002 brannte das Schloss aus. Seit 2004 erfolgte eine gründliche Renovierung von Schloss und Park. Seit 2007 wird es als Hotel, Restaurant und Konferenzzentrum genutzt.

Hier die Internetseite von Schildau

❏ Jelena Góra Jagniątków (Agnetendorf) – Hauptmanns Feriendomizil

Gerhhart Hauptmann Haus in Agnetendorf Foto: Weirauch

Gerhart Hauptmann Haus in Agnetendorf Foto: Weirauch

Auf unserer Reise durch das Tal der Schlösser begegnen wir in Agnendorf dem Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger (1912) Gerhart Hauptmann (1862-1946). In der Schule lasen wir „Die Weber“ (1892), das wohl wichtigste und bekannteste Theaterstück, das die Weberaufstände aus der Umgebung von Bielau (Bielawa) im Jahr 1844 thematisierte. Jetzt sind wir in der Region, deren Menschen Hauptmann mit seinem literarischen Werk ein Denkmal setzte. Eine der touristischen Attraktionen des Ortes ist die Villa, die Anfang des 20. Jahrhunderts für Gerhard Hauptmann errichtet wurde und in der er bis zu seinem Tod im Juni 1946 wohnte. Die Villa mit ihrer schlossartigen Architektur beherbergt heute ein dem Schriftsteller gewidmetes Museum. Sie wurde 1900-1901 nach Plänen des Berliner Architekten Hans Grisebach erbaut. Der auf einem Granitfels errichtete Wohnsitz, „Wiesenstein“ genannt, fügt sich sehr gut in die Riesengebirgs-Landschaft ein. Zu sehen ist u.a. „100 Jahre Haus Wiesenstein“, in der verschiedene Aspekte des Lebens von Gerhart Hauptmann, der sehr stark mit der Region Niederschlesien verbunden war, beleuchtet werden. Ebenso wird auf die Geschichte der Villa Wiesenstein eingegangen. Im ehemaligen Speisesaal befindet sich die Multimedia-Show „Im Wirbel der Geschichte“. Dazu können sich die Besucher auch einige kürzere Dokumentarfilmausschnitte ansehen und Gerhart Hauptmann hören, der eigene Texte liest. Die Lieblingsmusik Gerhart Hauptmanns begleitet die Besucher durch die Ausstellungsräume.
Im ehemaligen Musiksalon bzw. im Kaminzimmer präsentiert das Museum seine Sonderausstellungen, die thematisch mit der Darstellung Gerhart Hauptmanns oder mit der Geschichte der Region verbunden sind.

Ab 1901 wohnte Hauptmann in Agnetendorf, Berlin und auf der Insel Hiddensee, wo er auf dem idyllischen Friedhof in Vitte beigesetzt wurde.  Übrigens wurde Gerhart Hauptmann in Bad Salzbrunn (heute Waldenburg/Walbrzych) geboren, dorthin kamen wir dieses Mal aber nicht direkt hin.

Haus von Gerhart Hauptmann hier die Webseite

❏  Pałac Mysłakowice (Schloss Erdmannsdorf)

Mysłakowice ist ein großes Dorf, das im Tal des Flusses Lomnitz gelegen ist. Vom 14. bis Anfang des 19. Jahrhunderts sind das Schloss und die Güter durch viele Besitzerfamilien umgebaut und verändert worden. 1816 kaufte Graf August Neidhardt von Gneisenau, Heeresreformer und Feldmarschall der Napoleonischen Kriege, Erdmannsdorf, das er ins Juwel von Schlesien verwandelte. Unter seiner Regierung gedieh das Gut, durch den Baumeister Karl Joseph Raabe ließ er das Schloss umbauen und vergrößern. 

Das Schloss von Erdmannsdorf war von 1832 bis 1909 eine Sommerresidenz der Hohenzollern

Das Schloss von Erdmannsdorf war von 1832 bis 1909 eine Sommerresidenz der Hohenzollern

1831, nach dem Tod des Grafen, erwarb König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) den Besitz, um dort eine Sommerresidenz zu errichten. Erneut wurde umgebaut. Die Pläne erarbeitete Karl Friedrich  Schinkel in Zusammenarbeit mit seinem Schüler Friedrich August Stüler. Das Schloss wurde verüutzt, die Fassaden farblich verändert. Die Wände in den Räumen wurden mit Tapeten verkleidet, die in jener Zeit sehr modern wurden. Aber auch die angrenzende Parkanlage wurde verschönert. Unter Aufsicht von Karl Friedrich Schinkel und Peter Joseph Lenné wurde Hofgärtner Bruno Teichler 1833 mit der Umgestaltung des 13 Hektar großen Parks zu einer weitläufigen romantischen Anlage beauftragt. Die mit Bäumen bepflanzten Alleen verbanden die Parkanlage mit den benachbarten Residenzen in Fischbach, Buchwald und Schildau. Später wurden Denkmäler aufgestellt. U. a. zu Ehren von Theodor Donat, dem Mitbegründer des Riesengebirgsvereins. 

Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) als nächster Besitzer des Schlosses ließ es durch Friedrich August Stüler in neogotischem Stil umbauen. Man errichtete damals auch einen 30 Meter hohen oktogonalen Turm. An der Südwestseite baute man einen eingeschossigen Ballsaal an, der von zwei großen Schornsteinen flankiert wurde, einer von ihnen dient heute einem Storchenpaar als Nest. Von außen sollte das Bauwerk an ein Dampfschiff auf dem Mississippi erinnern: Die gewaltigen Schornsteine vorn, das flache Dach über dem Saal, die Seitentüren als Räder und die Balkone über der Terrasse als Kommandobrücke  mit ein bisschen Fantasie kann man sich auf ein Dampfschiff träumen … 

 

Hirschberger Tal Polen Erdmannsdorf Ziller..

Schloss Erdmannsdorf

Zwei preußische Könige, drei deutsche Kaiser und viele bedeutende Persönlichkeiten waren hier zu Gast. Die Nähe der königlichen Residenzen und die Landsitze der Vertreter der preußischen Aristokratie führte dazu, dass im 19. Jahrhundert die Dörfer des Hirschberger Tals zur renommierten Sommerfrische kamen. Der Adel kam, das reiche Bürgertum, und auch Künstler und intellektuelle Elite aus ganz Deutschland. Heute residiert im Schloss eine Grundschule. Von außen kann man das Gebäude besichtigen. Bis heute kann man bei diesem Schloss eins der interessantesten schlesischen Bauwerke im neugotischen Stil bewundern.

Fontane reist ins Riesengebirge

Übrigens war auch Theodor Fontane in der Gegend auf seinen Reisen in den Kurort Bad Warmbrunn. Das erste Mal war er 1868 in dieser Gegend, das letzte Mal 1892. Dazwischen, so hat Bernd W. Seiler recherchiert, war er achtmal im Riesengebirge. Der erste Aufenthalt war allerdings noch keine Sommerfrische, sondern hatte mit Recherchen für das zweite Kriegsbuch zu tun, einem wiederholten Besuch der Gefechtsfelder von 1866 in Mähren. Edmannsdorf, wo er sich zunächst einquartierte, lag auf dem Wege dahin, leuchtete als Station jedoch nicht unbedingt ein. Dennoch wollte Fontane unbedingt im Hirschberger Tal dort bleiben. Als er im dortigen Schweizerhaus kein Zimmer bekam, einem bekannten Gasthof neben dem Erdmannsdorfer Schloss, bemühte er sich um eine andere Unterkunft und fand sie im Haus des Ortsgendarmen Brey. Von dort ging er aber, so schreibt er, jeden Tag „zu Siecke ins Schweizerhaus“ essen.

Blick auf die Schneekoppe

Blick auf die Schneekoppe

Buchautor Seiler: „Was ihn eigentlich interessierte, war jedoch das Schloss, das seit bald vierzig Jahren den Hohenzollern und zu dieser Zeit der einzigen Tochter Wilhelm I., Prinzessin Luise von Preussen, gehörte. Mit dieser dreißigjährigen Frau in Kontakt zu kommen, hätte für Fontane eine Annäherung an das preußische Königshaus bedeutet, und darauf hatte es Fontane abgesehen.“

Die katholische Pfarrkirche Herz Jesu (Kościół pw. Najświętszego Serca Pana Jezusa, auch Kościół Królów Pruskich = „Kirche der preußischen Könige“ genannt) am Rande des Schlossgartens, entworfen von Karl Friedrich Schinkel als Schlosskirche, dann 1836 bis 1838 auch als evangelische Gemeindekirche für die Zillertaler Glaubensflüchtlinge erbaut.

Die katholische Pfarrkirche Herz Jesu (Kościół pw. Najświętszego Serca Pana Jezusa, auch Kościół Królów Pruskich = „Kirche der preußischen Könige“ genannt) am Rande des Schlossgartens

Am Rande des Parks steht die Herz-Jesu-Kirche (bis 1946 war sie evangelisch). Friedrich Wilhelm III. ließ sie durch Karl Friedrich Schinkel zwischen 1836-1838 errichten. Vor der Kirche steht auf einem Sockel eine nach der Vorlage des dänischen Künstlers Bertel Thorvaldson gefertigte Christusskulptur. 1858 ließ Friedrich Wilhelm IV. den Kirchturm mit einem neugotischen Spitzhelm decken. 

Glaubensflüchtlinge aus dem Zillertal

Ein wichtiges Ereignis im Dorfleben war die Ankunft im Herbst 1837 der protestantischen Glaubensflüchtlinge aus dem Zillertal, das im österreichischen Tirol gelegen ist. Im katholischen Österreich durften sie weder Gottesdienste abhalten noch Gotteshäuser erbauen. Nach der Vermittlung seiner Freundin Gräfin von Reden erlaubte der preußische König Friedrich Wilhelm III. den Tirolern sich in Erdmannsdorf niederzulassen. Es kamen 416 Personen mit Fuhrwerk oder zu Fuß, in 21 Tagen legten sie 700 Kilometer zurück. Ihr Anführer war der Schuhmacher Johann Fleidl (sein Denkmal steht am Eingang zum Schloss in Erdmannsdorf). Er war später der erste Bürgermeister der Gemeinde Zillertal-Erdmannsdorf. Bis 1875 entstanden 65 Häuser, die sich von der Bauweise der Region sehr unterschieden. Die Tiroler Häuser sind zweigeschossig, haben Wohnbereich, Stall und Scheune unter einem Dach. Der das Wohnteil umlaufende üppig geschnitzte hölzerne Balkon ist kennzeichnendes Merkmal dieser Bauweise. Jedes Haus hat seine eigene Verzierung, meistens aus pflanzlichen Motiven: die Form eines Blütenkelches einer Tulpe oder Lilie. Die Nachfahren der Tiroler wohnten in Eerdmannsdorf bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, dann wurden sie, wie die übrige Bevölkerung vertrieben.

Erdmannsdorf

In Polen einmaliges Ensemble

Viele der Zillertaler Häuser, die im Laufe der Zeit oft umgebaut wurden, blieben bis heute erhalten. Sie bilden ein in Polen einmaliges Ensemble. Das an der Straße gelegene restaurierte Gebäude beherbergt ein Restaurant „Tirolerhaus“ und eine kleine Ausstellung über die Geschichte von den Glaubensflüchtlingen. Vereinzelte Tiroler Häuser kann man im Südteil des Dorfes, in der Wojska Polskiego Straße 16 und 18 als auch in der Szkolna Straße sehen. Weitere Zillertaler Häuser haben sich auch in der Daszyńskiego Straße erhalten. 

Tirolerhaus mit Inschrift: "Gott segne den König Friedrich Wilhelm IV"

Tirolerhaus mit Inschrift: „Gott segne den König Friedrich Wilhelm III.“

❏ Schloss Karpniki (Fischbach)

Fischbach.Karpnicki.Polen.HirschbergerTal

Aufwändig saniert präsentiert sich 2022 auch Fischbach (Karpnicki) im Hirschberger Tal

Nach Karpnicki gelangt man am besten von Lomnitz (Łomnica) aus über eine Straße, die am Fuße der Fischbacher Anhöhe (Wzgórza Karpnickie) entlangführt. Die Geschichte des Fischbacher Schlosses reicht bis ins späte Mittelalter zurück. Im Laufe der Jahrhunderte war das Gut im Besitz verschiedener schlesischer Adelsfamilien. Das Schloss kaufte 1822 Prinz Wilhelm, der Bruder des Preußen-Königs Friedrich Wilhelm III.. Im 19. Jahrhundert  wurde die Schlossanlage zu einer Residenz im Stil der Neugotik umgebaut. Nach Jahren des Leerstandes fanden sich Investoren und das Wasserschloss wird seit 2014 als Hotel und Restaurant genutzt.  Anschauen kann man es sich nur von außen, es sei denn man bucht ein Zimmer. 

❏ Staniszów (Stohnsdorf) – von hier kommt wieder Stonsdorfer

Die nächste Station unserer Schlösser-Rundreise ist Stonsdorf. Davon haben wir schon viel gehört. Das Schloss Stonsdorf  (nicht verwechseln mit dem anderen Schloss im Ort „zu den Teichen“) war ursprünglich ein Renaissance-Gutshaus aus dem 16. Jahrhundert. 1787 wurde es grundlegend umgebaut und 1878 um einen Ostflügel erweitert. So schreibt Wikipedia. Über dem Steinportal befindet sich eine Kartusche mit dem Wappen der langjährigen Besitzerfamilie der Fürsten Reuß. Schloss.Stonsdorf.HirschbergerTal.PolenIn den Innenräumen hat sich ein reiches Schnitzdekor erhalten. Im kleinen Gartensalon befinden sich florale Wandmalereien aus dem Jahr 1934. 1816 besuchte die Philanthropin Izabella Czartoryska das Schloss. Nach Vertreibung und Enteignung der Prinzen Reuß diente das Schloss ab 1947 als Erholungsheim für Kinder und später als Fortbildungsstätte der Feuerwehr. 2001 erwarb der polnische Hotelier Waclaw Dzida, das leer stehende Schloss und baute es zu einem Luxushotel um.

Hier kommt als der Echte Stonsdorfer her. Kam, so muß man heute sagen. Die „Stonsdorferei“ in dem malerisch im Vorland des Riesengebirges gelegenen kleinen Ortes Stonsdorf (Staniszów) ist seit 1945 verwaist. Der legendäre Kräuterlikör wird seitdem in Norddeutschland hergestellt. Kredenzt wird der Echte Stonsdorfer Likör, hergestellt von der Firma Berentzen, aber längst wieder im schmuck restaurierten Schloss Stonsdorf im Hirschberger Tal. Dank Waclaw Dzida, der aus dem einst den Grafen Reuß gehörenden Schloss nach Jahren des Leerstandes ein Schlosshotel machte. Gastfreundlich geht es zu in dem von Waclaw Dzida und seiner Familie betriebenen Schlosshotel. Der Hotelier gehörte mit der Familie von Küster aus dem nahen Lomnitz zu den ersten erfolgreichen Hoteliers im Hirschberger Tal nach 1990. Bei der Restaurierung wurde viel originales Interieur verwendet. Wie in Lomnitz sind die Zimmer mit historischen Möbeln ausgestattet. Nach Ansicht von Schlösserexperte und Denkmalpfleger Arne Franke wirkt Schloss Stonsdorf recht authentisch. Bemerkenswert sind neben den barocken Stuckdecken auch die teilweise mit Intarsien versehenen Parkettböden, die unter weitgehender Wahrung der originalen Beläge erhalten wurden.

Eingang Schloss Stohnsdorf Foto: Weirauch

Eingang Schloss Stonsdorf Foto: Weirauch

Ein Erlebnis ist auch der gut gepflegte 3,5 Hektar großen Park, den man durch ein klassizistisches Portal erreicht. Mehrere Terrassen im Park laden zum Verweilen ein, Liegestühle stehen für den Erholungssuchenden bereit. Und von überall her hat man einen bezaubernden Ausblick auf den nahen Prudelberg.

Teile des Parks sind als französischer Garten angelegt. Lohnenswert ist auch der Besuch des in Wirtschaftsgebäude gegenüber eingerichteten Wellnessbereiches mit Schwimmbad und Fitnessgeräten. Für einen Ausflug ins Riesengebirgsvorland stehen Mountainbikes mit E-Motor bereit. Und wer Kunst kaufen will, dem sei die im einstigen Pferdestall eingerichtete Galerie mit internationaler Kunst empfohlen. Übrigens hat der Hotelier Waclaw Dzida für die Restaurierung einen polnischen Denkmalschutzpreis erhalten.

Neben Ausflügen nach Lomnitz sollte man auch das nur wenige Kilometer entferntes Schloss Wernersdorf (Pakoszów) besuchen, ebenfalls ein kleines Luxushotel. Besitzer ist ein saarländisches Ärztepaar, der Mann entstammt der Familie, die das Objekt vor 1945 besaß.

Hier unser Bericht zu Wernersdorf.

Schloss Stonsdorf – Infos Internet: www.palacstaniszow.pl

Weiter geht die Fahrt zum Ortsausgang. Dort treffen wir auf ein weiteres, ebenfalls einst den Fürsten Reuß gehörendes Schloss: Niederstonsdorf. Auch hier kann man wohnen. wie wir von Gästen erfahren sind die Zimmer nicht so edel ausgestattet wie in den anderen Schössern des Hirschberger Tales. Jeder, wie er mag.  In dem kleinen Palais auf dem Wasser (Pałac na wodzie) entstanden zunächst 12 Gästezimmer und ein Restaurant. Später wurde die Anlage um weitere Gästezimmer und einen Wellnessbereich erweitert. Für 10 Zloty bekamen wir im Foyer Kaffee gereicht und konnten uns den gepflegten Park anschauen.

 Herrenhaus von Nieder-Stonsdorf, auch ein Hotel

Hier die Homepage von palacnawodzie

❏  Fürstenstein/Książ  – Residenz der Superlative

Am Rand von Wałbrzych/Waldenburg thront Książ (Fürstenstein), das drittgrößte Schloss in Polen. Es verfügt über 400 Räume und ist von einem fast 300 Hektar großen Park umgeben, Es gilt als das spektakulärste, größte und repräsentativste Schloss in Schlesien. Überregional bekannt wurde das geheimnisumwitterte Areal vor einigen Jahren, als in den unterirdischen Stollensystemen nach dem legendären Goldzug (vielleicht auch dem Bernsteinzimmer!) gesucht wurde.

Fürstenein.Polen.Kiasz Schlesien

Imposant: Schloss und Parkanlagen von Fürstenstein gelten auch als „barocke Perle Schlesiens“

Denn der Prachtbau blieb von der Bauwut der Nazis nicht verschont und wurde mit einem rund einen Kilometer langen Stollensystem „unterkellert“.Schloss Fürstenstein war als Führerhauptquartier vorgesehen. Unter dem Schloss wurden durch die Gefangenen des Arbeitslagers Groß Rosen auf zwei Niveaus (15 und 50 Meter) riesige Tunnel gebohrt. Es war ein Teil des im Eulen-Gebirge gebauten Komplexes Riese. Die Zweckbestimmung dieser Tunnel ist bis heute in Schleier des Geheimnisvollen gehüllt. Man vermutet, dass hier Waffenfabriken oder chemische Labors entstehen sollten, und Ksiaz selbst wurde als eines der Führer-Hauptquartiere vorbereitet. Die unterirdischen Gänge und Tunnel wurden teilweise in den letzten Kriegsmonaten durch die Nazis getarnt. Einige Räume kann man, wie auch das unterirdische Stollensystem, im Rahmen von speziellen Führungen erleben.

Hier geht es zur Seite von polentravel  mit weiteren Informationen

Die Historie davor ist schnell erzählt. Schloss Fürstenstein, auch „Tor nach Schlesien“ genannt, hatte eine große strategische Bedeutung, weil es die Handelswege von Schlesien nach Tschechien absicherte. Anfangs wechselten die Eigentümer des Schlosses oft. Erst im Jahre 1509 wurden das Schloss und die umliegenden Güter als Pfand an Konrad von Hochberg übergeben. Nachdem die Hochbergs das Schloss 1605 zu Eigentum erhalten hatten, blieb es für die nächsten drei Jahrhunderte in ihren Händen. In dieser Zeit entwickelten sich die Hochbergs zu einem der einflussreichsten und reichsten preußischen Geschlechter. Im m19. Jh. wurden sie in den Fürstenstand erhoben. Der zweite Umbau von Ksiaz fällt auf die Jahre 1909-1923. Der damalige Besitzer des Schlosses, Hans Heinrich XV, hatte die Absicht, die Ksiaz in eine prachtvolle Magnaten-Residenz umzubauen. Damals vergrößerte er das Schloss um den nördlichen und westlichen Flügel, zu dem man zwei Türme anbaute. Unter der berühmten Daisy von Pless, Tante des späteren Ministerpräsidenten Winston Churchill, wurde Schloss Fürstenstein vor dem 1. Weltkrieg zu einem Treffpunkt des europäischen Hochadels.

Im Mai 1945 wurde das Schloss von der Rote Armee besetzt, die es teilweise verwüstete. Später restaurierten polnische Denkmalpfleger Schloss und Park. Unterhalb des Schlosses befindet sich das staatliche Hengstgestüt von Książ. Seit 1844 werden dort Pferde gezüchtet. Neben Gastronomie gibt es auch ein Hotel mit preiswerten Zimmern.

Perfekte Ausschilderung auf dem Schlossareal von Fürstenstein

Perfekte Ausschilderung auf dem Schlossareal von Fürstenstein

Informationen zu Fürstenstein erhaltet ihr hier Schloss Ksiaz

❏ Kreisau – Wo der Kreisauer Kreis tagte

Ausstellung Kreisau Polen

Das Moltke-Schloss im Ortszentrum dient seit 1998 als Internationale Jugendbegegnungsstätte Kreisau, die von der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung betrieben wird.

Schloss Kreisau wurde um 1720 im Auftrag von Sigismund von Zedlitz und Leipe erbaut, möglicherweise nach Entwurf des Schweidnitzer Baumeisters Felix Anton Hammerschmidt. Bekannt wurde Kreisau vor allem durch die Familie von Moltke. Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke, Generalstabschef im Deutsch-Dänischen Krieg 1864, im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, erwarb das Gut am 1. August 1867 als Alterssitz.[4]

Sein Urgroßneffe Helmuth James von Moltke war einer der führenden Köpfe der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. 1942 und 1943 fanden im Berghaus, das als Wohnhaus der Familie zum Gutshof gehörte, drei geheime Treffen dieser Gruppe statt. Hier wurde eine mögliche Nachkriegsordnung ohne Adolf Hitler diskutiert. Kreisau ist ein berühmter  Ort für den deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Hier setzten Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft ein Zeichen für einen Neubeginn in den Beziehungen zwischen den Menschen und Völkern Europas.

 

Nach dem 2. Weltkrieg kam mit der Provinz Schlesien auch Kreisau unter polnische Verwaltung und wurde in Krzyżowa umbenannt. Die deutschen Einwohner wurden vertrieben und durch Polen ersetzt. Daran erinnert eindrucksvoll eine, wie ich meine, sehr aussagekräftige Freiluftausstellung.  Aus dem Bedürfnis, die Erinnerung an den Kreisauer Kreis wachzuhalten, entstand in den Jahren 1989/1990 als Teil der europäischen Bürgerbewegung die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, in der sich Polen und Deutsche, aber auch Menschen aus anderen europäischen Ländern und den USA engagierten. Auf dem Gutshof von Krzyżowa fand am 12. November 1989 eine deutsch-polnische Versöhnungs-Messe statt, an der der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der damalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki teilnahmen. Helmut Kohl besuchte den Ort 1998 wieder, als die Internationale Jugendbegegnungsstätte Kreisau eröffnet wurde. Der Verein Kreisau-Initiative schafft einen Lern- und Begegnungsraum, damit besonders junge Menschen die Fähigkeiten erwerben, eine demokratische und solidarische Gesellschaft in Europa im Einklang mit der Natur zu gestalten. Zeitgeschichte und Menschenrechte , Inklusion und sozial-ökologische Transformation sind die thematischen Schwerpunkte der Bildungsarbeit der Kreisau-Initiative.

Neben Jugendtreffen, die von der Stiftung Kreisau mehrmals im Jahr veranstaltet werden, gibt es auch ein Kammermusik-Festival. Hoffen wir, dass es auch 2022 wieder veranstaltet wird.

 Abstecher nach Muhrau

Pferdeliebhaber kennen Schloss Muhrau (polnisch Pałac w Morawie) in Morawa (deutsch Muhrau) in der Nähe von Schweidnitz. Ein großer Reitplatz begrüsst uns, als wir uns der neoklassizistischen Schlossanlage nähern. Wikkpedia klärt uns auf, denn von dem imposanten Schloss hatten wir vorher nie etwas gehört. “ Bis zur Säkularisation des Ordens bewirtschafteten  Benediktinerinnen das Vierhufen-Vorwerk. Sie erbauten eine Ölmühle und pflanzten Maulbeerbäume. Danach erwarb es 1864 Eduard Theodor von Kramsta. Er veranlasste an der Stelle der Propsteigebäude einen Herrenhaus-Neubau in einer Stilmischung aus klassizistischen und neorenaissancezeitlichen Elementen. Bemerkenswert sind das Sockelgeschoss aus Granitquadern, der quadratische Turm, das Belvedere und der repräsentative Portikus.

Schloss Muhrau (polnisch Pałac w Morawie) in Morawa (deutsch Muhrau) in der Nähe von Schweidnitz.

Schloss Muhrau (polnisch Pałac w Morawie) in Morawa (deutsch Muhrau) in der Nähe von Schweidnitz.

Ab 1875 war das Schloss in Besitz von Marie von Kramsta. 1916 vererbte sie es ihrem Großneffen Hans Christoph von Wietersheim-Kramsta (1899–1978). Er bewirtschaftete die Anlage bis 1945. Das Rentamt und die Orangerie wurden 1945 zerstört, das Gärtnerhaus 1950 und die Kapelle 1975. Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Schloss Beutekunst u. a. aus dem Warschauer Königsschloss und dem Krakauer Wawel gelagert.  Nach dem Übergang an Polen 1945 diente das Schloss als Schulungszentrum der Zivilwehr, das Dominium wurde von der volkseigenen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft verwaltet. 1991 wurde der gemeinnützige karitative Verein „Kindergarten und Bildungsstätte Hedwig e.V.“ mit Sitz in Baden-Baden gegründet. Im Jahr 1992 kehrte Melitta Sallai, die Tochter des letzten Gutsbesitzers, zurück und ließ das Schloss durch die Hedwig-Stiftung restaurieren. Die Stiftung betreibt einen Kindergarten und eine Bildungsstätte, die Akademie Hedwig. Die 1995 gegründete polnische Stiftung der Hl. Hedwig „Fundacja sw. Jadwigi“ wurde 1999 Eigentümer des Schlosses und des 12,3 Hektar großen Parks.

Nach rund 20 Minuten Fahrzeit kamen wir in Schweidnitz an, suchten lange nach einem Parkplatz in der Nähe der Friedenskirchen und waren begeistert von der Pracht dieser größten Fachwerkkirche, die wir jemals gesehen hatten.

❏ Friedenskirchen von Schweidnitz und Jauer

Die evangelische Friedenskirche „Zum Heiligen Geist“ (polnisch Kościół Pokoju pw. Świętego Ducha) in Jawor (Jauer) gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten in Schlesien. Sie befindet sich gemeinsam mit der Friedenskirche in Schweidnitz seit dem Jahr 2001 unter dem Titel Friedenskirchen in Jawor und Świdnica auf der Welterbe-Liste der UNESCO. Die beiden im Fachwerkstil erbauten Friedenskirchen in Świdnica (Schweidnitz) und Jawor (Jauer) wirken von außen schlicht, überraschen aber durch eine üppige barocke Ausstattung im Inneren. Beide Gotteshäuser gehören seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Friedenskirche Schweidnitz

Friedenskirche Schweidnitz

Die beiden in der Woiwodschaft Dolny Śląsk (Niederschlesien) gelegenen Kirchen waren in direkter Folge des Westfälischen Friedens von 1648 entstanden, mit dem der 30-jährige Krieg beendet wurde. Eine dritte Kirche dieser Art in Głogów (Glogau) existiert heute nicht mehr. Die UNESCO würdigte die beiden Kirchen mit der Ernennung zum Weltkulturerbe als „herausragende Zeugnisse eines außergewöhnlichen Aktes der Toleranz seitens der katholischen Habsburger Kaiser im protestantischen Schlesien.“ Zugleich wurden die baulichen und architektonischen Lösungen hervorgehoben, die in vergleichbarer Form niemals vorher oder nachher in der Holzarchitektur zu finden seien.

Friedenskirche Schweidnitz

Der Habsburger Kaiser Ferdinand III. hatte den Protestanten in den drei niederschlesischen Fürstentümern Glogau, Jauer und Schweidnitz das Recht zugestanden, ein eigenes Gotteshaus zu bauen. Er machte dafür allerdings strenge Auflagen. So durften nur Holz, Stroh und Lehm als Baumaterialien genutzt werden. Die Friedenskirchen mussten außerhalb des Stadtzentrums entstehen. Glockentürme durften erst nach der Altranstädter Konvention von 1707 errichtet werden.

Für den Bau der Kościół Pokoju (Friedenskirche) in Świdnica wurde am 23. August 1656 der Grundstein gelegt. Bereits zehn Monate später fand dort der erste Gottesdienst statt. Während das Bauwerk von außen schlicht wirkt, ist es im Inneren umso prunkvoller ausgestattet. Zwei- und dreigeschossige Emporen umgeben den gesamten Innenraum. Insgesamt 7.500 Menschen finden in dem Gotteshaus Platz. Die auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes errichtete Kirche gilt damit als größter sakraler Fachwerkbau in Europa. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts wurde die ursprünglich recht einfach gehaltene Kirche immer mehr ausgeschmückt. In dieser Zeit entstanden auch die wertvollen Deckenmalereien. Sie stammen von den einheimischen Künstlern Christoph Kalicki und Christian Süßenbach und zeigen unter anderem den Fall Babylons und das Jüngste Gericht. Der barocke Hochaltar von August Gottfried Hoffmann wurde im Jahre 1752 eingeweiht. Er zeigt die Taufe Jesu’. Sechs Marmorsäulen tragen einen Baldachin. Über dem Hochaltar befindet sich die 1695 gefertigte kleine Orgel. Die 1666 bis 1669 von dem Brieger Meister Gottfried Klose gebaute große Barockorgel nimmt die gegenüberliegende Stirnseite ein. Die prachtvollste Loge entstand 1695 für die Familie von Hochberg, die Besitzer des nahe gelegenen Schlosses von Książ (Fürstenstein). Auf dem Friedhof vor der Kirche befindet sich ein Gemeinschaftsgrab für elf während der Märzrevolution von 1848 getötete Schweidnitzer Bürger.

Ein kultureller Höhepunkt ist das Internationale Bachfestival, das jedes Jahr zwischen Juni und September in der Kirche veranstaltet wird. (www.bach.pl)

Schweidnitz als Stadt

lohnt sehr. Mein Tipp: Fahrt mit dem Fahrstuhl auf den Rathaus turm und ihr erlebt tolle ausblicke hinüber zum zobten und über das Vorland Richtung Breslau.

 

Historische Altstadt mit der katholischen Pfarrkirche (Mitte)

Die Friedenskirche in Jawor

Die Friedenskirche in Jawor wurde bereits 1654 bis 1655 nach einem Entwurf des Breslauer Architekten Albrecht von Saebisch erbaut. Sie besteht aus einer Basilika mit zwei niedrigeren Seitenschiffen und fasst bis zu 6.000 Menschen. Damit die große Zahl von Gottesdienstbesuchern Platz fand, wurden insgesamt vier durchgehende Emporen gebaut. Zwei entstanden bereits beim Bau des Gotteshauses, zwei weitere wurden Anfang des 18. Jahrhunderts hinzugefügt. Besonders sehenswert sind die an den Emporen angeordneten rund 150 Gemälde. Sie sind auf Holz oder Flachsleinen aufgetragenen und stellen vorwiegend Szenen aus dem alten und neuen Testament dar. Die Gemälde stammen von dem Schmiedeberger Maler Georg Flegel. Ein weiterer Blickfang ist die vollständig im schlesischen Volksstil ausgemalte Kassettendecke. Die Familie von Hochberg stiftete 1672 den barocken Hochaltar. Das zentrale Altargemälde wurde zum 200. Jahrestag der Kirche eingefügt und stellt „Jesus in Getsemane“ dar. Zu beiden Seiten des Altars befinden sich die prächtigen Logen der Familie von Schweinitz und der Grafen von Hochberg. Die Kirche erhielt 1856 eine neue Orgel aus der Werkstatt von Adolf Alexander Lummert aus Breslau.

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PalacGruszow.

Palac Gruszow/Birkholz

weiterer Reisetipp, in das 40 Kilometer entfernte Breslau/Wroclaw

 

2023-01-30T10:56:53+01:004. April 2022|Kategorien: Hotels, Polen, Schlösser und Burgen|Tags: , , |0 Kommentare

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