In der Prignitz wird wieder gekniepert! In der Prignitz ist Kohl nicht einfach nur Kohl: Hier kommt ab November der „Knieperkohl“ auf die Teller. Diese herzhafte, schmackhafte und zugleich gesunde regionale Spezialität hat eine lange Historie und gilt als Prignitzer „Nationalgericht“.
Das Sauergemüse Knieperkohl, auch bekannt als „Knieper“ oder „Sur’n Hansen“, wird aus verschiedenen Kohlsorten hergestellt und meist mit Eisbein, Kassler, Lungenwurst (Kohlwurst) oder Knacker sowie Kartoffeln serviert. „Der Knieperkohl entstand im Dreißigjährigen Krieg. Durch Plünderungen und Seuchen lebte in der Prignitz nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Bevölkerung. Im Winter aßen die Menschen sonst Sauerkraut, doch in dem verwüsteten Landstrich gab es wenig zu essen, Weißkohl war nicht mehr vorhanden. So entschlossen sich die Prignitzer in der Not, blauen Stangenkohl zu säuern, der eigentlich als Futtermittel eingesetzt wurde“, erläutert Mike Laskewitz, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Prignitz e.V.
Als bessere Zutaten verfügbar waren, ergänzte und verfeinerte man die Rezeptur. Heute besteht Knieperkohl meist aus 60 bis 70 Prozent Weißkohl, 25 bis 35 Prozent Grünkohl und drei bis fünf Prozent blauem Markstammkohl, der beim Kochen braun wird und deshalb auch Braunkohl genannt wird. „Der Kohl wird kleingeschnitten, in Wasser aufgekocht, anschließend ausgedrückt, eingesalzen, schichtweise mit Wein- und Kirschblättern in Steintöpfe gepresst und obendrauf mit einem Teller, auf dem ein Stein liegt, beschwert, so dass die Blätter unter der sich bildenden Flüssigkeit verbleiben und für vier bis zehn Wochen milchsauer vergären“, so der Tourismuschef.
Doch nicht nur zum offiziellen Saisonauftakt gibt es Knieperkohl in der Prignitz. Die Spezialität wird bis zum Abschluss der Knieperkohl-Saison mit dem Sur’n Hansen-Markt in Perleberg im März 2020 auf vielen Speisekarten der Prignitzer Restaurants und Gaststätten serviert,
beispielsweise beim Knieperfuchs im „Deutschen Haus“ in Pritzwalk, Havelberger Straße 15, (hier ist auch Onlinebestellung möglich)
im Landhotel Dahses Gasthaus in Glövzin,
im Hotel & Brauhaus Alte Ölmühle in Wittenberge sowie
Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Januar wird der Knieperkohl ebenso präsentiert. Von traditionell deftig über ländlich experimentell bis hin zu süßen Varianten setzen die Prignitzer Gastronomen dem Kohlgericht dabei keine Grenzen.
Wer den Knieper lieber in den eigenen vier Wänden genießen möchte, kann die Spezialität nicht nur zur Saisoneröffnung und zur Grünen Woche im Glas kaufen, sondern auch darüber hinaus beim Knieperproduzenten, der Neudorfer Fleischerei, online unter www.dieneudorfer.de sowie in den Filialen des Unternehmens.
Ein besonderer Höhepunkt sind die Knieperfahrten mit dem Pollo. „Pollo ist die Bezeichnung für die einzige schmalspurige Kleinbahn Brandenburgs. Anfang Februar 2020 organisiert der Prignitzer Kleinbahnmuseum e.V. Fahrten mit der Bahn zum Knieperessen“, so Laskewitz.
Hier Impressionen unseres Besuches bei Pollo, leider war gerade kein Betrieb dort.
Weitere Infos gibt es beim Tourismusverband Prignitz e.V.
Großer Markt 4, 19348 Perleberg
Tel.:03876 -30 74 19 20; Fax:03876 -30 74 19 29;
Mail: info@dieprignitz.de,
Hier weitere Beiträge über die Prignitz.
Knieperkohl ist ein dem Sauerkraut ähnliches Gemüse. Er besteht aus 60 % Weißkohl, 30 % blauem Markstammkohl und 10 % Grünkohl. Verarbeitet wird nur frischer Kohl von einheimischen Prignitzer Böden. Nach dem ersten Frost geerntet entsteht in den Blättern eine feine natürliche Süße. Nach dem Schneiden und Aufkochen wird der Kohl ausgedrückt und schichtweise mit Salz, Weinreben und Kirschblättern vergärt. In Fässern muß er abgedeckt 6-8 Wochen reifen, bevor er auf den Tisch kommt.
Besonders in der kalten Jahreszeit steigert Knieperkohl die Abwehrkräfte und beugt so Erkältungskrankheiten vor. Durch seine vitalisierenden Eigenschaften hebt er die Stimmung und steigert das Wohlbefinden. Die Cholesterin- und Fettkonzentration im Blut wird gesenkt. Die Körperzellen werden vor freien Radikalen geschützt. Er wirkt entgiftend, beseitigt Verstopfungen und kräftigt die Schleimhäute. Der heilkräftige Saft enthält Vitamin C und schützt vor Magen- und Darmleiden. Da Knieperkohl kein Milcheiweiß enthält, ist er auch bei Milchunverträglichkeit.
Hier besuchte einfachraus.de archäologische Stätten in der Prignitz.
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